Bitcoin – eine neue elektronische Währung als Alternative zu Dollar und Euro? - Wird Bitcoin eine ernsthafte Alternative zu Dollar und Euro?

 

Einleitung: 

Das erneute starke Wanken der Börsen, speziell im Monat August 2011, aber auch die Schuldenkrisen, die gar Währungen wie den Euro unter Druck setzen lassen einem bisweilen nach möglichen Alternativen Ausschau halten.

Dem bisher zumindest formal staatlichen, oder von Seiten der Staaten als befugt ernannte Institutionen soll so ein Gegenpart gestellt werden, mit der Option letztlich als Hauptzahlungsmittel einsetzbar zu sein.

Wer schon von Bitcoin gehört oder gelesen hat der weiß, das es sich um elektronisches Geld handelt deren technische Funktionen und Parameter bereits ausführlich u.a. auf Wikipedia [2] zu finden sind.

Mehr soll uns hier interessieren welche Eigenschaften dem System selbst immanent sind, wer die Profiteure sein könnten und ob dieses Zahlungsmittel tatsächlich eine bessere Alternative zu bestehenden gesetzlichen Zahlungsmitteln für den NORMALVERBRAUCHER alias Bürger ist, dessen Leben nicht nur aus virtuellen Internettransaktionen besteht.

 

Abgrenzung:

Auf die Technik wird wie erwähnt nicht im Detail eingegangen. Die mögliche Verwendung als noch besser geeignetes Mittel zur Geldwäsche sowie als Zahlungsmittel für illegale Geschäfte wird hier ebenso ausgelassen. Ebenso die andere Art der Geldnutzung im Vergleich zum Bargeld oder herkömmlichen Konten.

 

Wer schöpft, oder erzeugt das Geld und bringt es in den Verkehr?

Was bei Dollar und Euro den Staatsbanken sowie in Form des Buchgeldes den Geschäftsbanken vorbehalten ist, das wird bei Bitcoin denen überlassen die sich selbst dazu befugen und die Mittel aufbringen können um eine Rechnerapparatur zu installieren und zu betreiben die imstande ist den mathematischen Code für ein neues Bitcoin zu errechnen. Dabei spielt der Faktor Zeit wie auch der dafür nötige Energieeinsatz in Form von Strom eine nicht unerhebliche Rolle, um die Häufigkeit und Menge der errechneten Coins nicht inflationär aufkommen zu lassen.

Hinzu kommt eine Bremse, die daraus besteht, dass der Rechenaufwand für ein weiteres Bitcoin zunehmend ansteigt.

 

Deflationsgefahr kontra Inflation:

Was in den bisherigen Währungen mit der Inflation passieren kann, die wiederum darauf fußt das Unmengen an neuem Geld vereinfacht gesagt gedruckt und in Verkehr gebracht wird dies scheint gegenproportional bei Bitcoin als Gefahrpotential auf:

Was das bedeutet kann man sich ausdenken, wenn nach alter Redensart Inflation die Pest, die Deflation jedoch die Cholera darstellen soll.

Eine Währung, die Systembedingt lediglich 21 Millionen Bitcoin Einheiten als Gesamtmenge aufweisen wird können. Eine Zahl die um 2030 erwartet wird.

Grafik: Wikipedia.de – 21 Millionen Bitcoins wird das maximale Umlaufvermögen betragen können. Eine Limitierung die bereits heute die Grenzen des Systems beschreibt. 

Dies bedeutet, je mehr Anwender sich dieses Zahlungsmittels bedienen, desto höher wird der Einsatz, in Form von Dienstleistungen oder Einheiten von Parallelwährungen sein müssen um eine Einheit oder auch nur einen Teil von Bitcoin erwerben zu können.

Der Logik folgend, ist jemand gut daran bedient sich jetzt Bitcoins zuzulegen, zu horten und, sagen wir in 5 oder 15 Jahren erst wieder in reale Dienstleistungen, Waren oder auch Parallelwährungen umzutauschen.

An selbigen Punkt wären wir bei einer Naturalwährung wie dem Gold. Da Gold nicht beliebig vermehrbar ist wären bei steigender Bevölkerungszahl und Nutzern die Engpässe programmiert. Daran kann auch der derzeitige Hype als sichere Anlage für einige Wohlstandskreise nichts ändern.

Der fallweise geäußerte Vorwurf, Bitcoin sei ein Schneeballsystem kann so nicht ganz von der Hand gewiesen werden. Während die ersten (gegenwärtigen) User noch relativ leicht und billig an die neue Währung kommen können, so wird dann wenn die Währung tatsächlich ein „Renner“ wird der Bezug für die letzten in der Kette immer teurer.

Noch mehr als jetzt würde Bitcoin die Knappheit des Geldes inne haben, also den Druck auf den „kleinen Mann“ erneut auf ein höheres Niveau heben als dies schon jetzt der Fall ist. Und dies ist bereits technisch Systemimmanent, während "Normalwährungen" hier zumindest theoretisch regulativ eingreifen könnten.

Umgekehrt ist erkennbar, das es sich ideal für die Spekulation und weitere künstliche Verknappung durch horten etc. eignen dürfte.

Das diese Eigenschaften Bitcoin als bessere Währung identifiziert, nur weil sie an staatlichen bzw. öffentlich befugten Institutionen vorbei agiert, und dabei als Bonus auch private Banken als Zwischenprofiteure außen vor lässt darf bezweifelt werden.

Was möglicherweise in der Gegenwart durch exponentiell steigenden Zins und Zinseszins an Schaden angerichtet wird, das ist durch eine ebensolche Verknappung der Geldmenge pro User, die letztlich ebenso bei steigender Akzeptant und erschwerter aufwendigerer Neuerrechnung von Bitcoins gar schlechter in der Auswirkung.

Wenngleich die Kosten pro Geldtransaktion im Vergleich zu bekannten Kreditkarten oder Paypal geringer ausfallen, so bleibt die Frage wer diese Kosten letztlich definieren wird und ob sie auf dem aktuellen niedrigen Niveau bleiben würden.

Geld und seine geforderten Eigenschaften:

Nachvollziehbar sind die gegenwärtigen Hüter unserer Währungen wahrlich keine Musterkaben und nötigen allemal nach alternativen Austauschmittel für Waren und Dienstleistungen zu suchen.

Das was zwischenzeitlich, nach den wirtschaftsliberalen Ländern wie den USA, aber auch England an Prozessen abgelaufen ist, das schwappt durch den Liberalismus nun auch auf die sogenannten früher marktwirtschaftlich-sozialistisch orientierten Länder über, zu denen wir etwa Österreich und Deutschland zählen wollen.

Die Geldpolitik wurde zunehmend den Zügeln der Lokalpolitiker entrissen, bzw. haben sich diese bereitwillig diese aus der Hand nehmen lassen im irrwitzigen Glauben ein freier Markt wurde die Sache schon besser regeln und weniger Verantwortung abverlangen.

Der Irrglaube war vornehmlich entstanden als man mit dem Fall des Kommunismus dachte nun automatisch auf das richtige weil einzig verbleibende Pferd des Kapitalismus gesetzt zu haben.

Jetzt gut 20 Jahre später muss man schmerzlich erkennen, dass der Staat, ja selbst die lokalen Gemeinden und Städte zunehmend an Handlungsspielraum verloren haben. Ein Spielraum der in Form von stetig steigenden Schuldendiensten zunehmend noch kleiner ausfällt, während die Einnahmen aus Steuern bei sinkender Kaufkraft, bedingt durch sinkende Löhne aufgrund der globalisierten Wirtschaft weiter einbrechen.

Die Aufgabe wäre also, Geld als Regulativkraft wieder der Gemeinschaft zurückzuführen um damit lokal vor Ort die anstehenden Aufgaben anzugehen.

Als Voraussetzung hiezu bedarf es befähigter Politiker in der Verwaltung und Gestaltung sowie eine nicht korrupte Administration. 

Eine Währung wie Bitcoin, die an allen sozial gesellschaftlichen Verantwortungen vorbei agiert wird letztlich ungeachtet der bereits angeführten Gründe schwerlich eine Währung zu Diensten der Menschheit sein können.

Daran ändert sich auch nichts wenn man vielleicht mit leichter Schadenfreude sehen mag das etablierte Banken durch ein solch leicht anarchistisches Geldsystem und Währung ihre Felle davonschwimmen sehen.

Zum Bitcoin sei noch zugute gehalten, dass die Nutzungsqualität nicht alleine durch die Menge der Einheiten definiert wird. Sondern wie Beispiele zeigen der stetige Fluß des Geldes - die Zirkulation - im Gegensatz zur Stauung oder auch Hortung ein wichtiger Indikator sei.

Die Beschaffenheit des Bitcoin System selbst sagt konkret über die Motivation nach der der Geldfluss am Laufen gehalten wird nichts aus. Und die angeführten Überlegungen deuten eher auf den Vorteil von Besitzen und Spekulieren denn dem Ausgeben hin. Die Einheit würde bei steigenden Nutzern und gleichbleibender Einheitenmenge zwangsläufig immer kleiner werden. Wenn also ein Stück Brot heute einen Bitcoin wert wäre ([1] Februar 2011: 1 US$ = 1 Bitcoin), so kann 2030 kaum der gleiche Preis dafür gelten, sondern es müsste lediglich ein Bruchteil davon sein geht man von einer Breitennutzung aus. Jemand der also jetzt zu einem Bitcoin kommt, könnte der Theorie nach ein Vielfaches an Gegenwerten in X Jahren erhalten.

 

Verbesserungen:

Liese sich Bitcoin unter anderen Parametern als ideale Währung ausmachen?

Zum Beispiel, wenn die Menge der Einheiten nicht oder ungleich großzügiger denn jetzt verfügbar sein würden?

Wohl nur wenn man ungebremsten Wirtschaftsliberalismus annimmt, und jedes Individuum erneut nur als Teil eines Wirtschaftssystems sehen will und soziale Aspekte außen vorlässt. Andernfalls wären wir auch mit dieser Währung wieder dort wo wir schon waren bzw. immer noch sind.

Ist es denn vorstellbar, dass die üblichen Monatsausgaben und Anschaffungen von Otto Normalverbraucher mit Hilfe dieser Währung so sehr sinken würden sodaß er insgesamt eine höhere Lebensqualität und Wohlstand oder einen geringeren Arbeitseinsatz sich leisten könnte? Könnte er dann seine Miete ohne der üblichen Mehrwertsteuer bezahlen? Oder die Milch „schwarz“ im Supermarkt einkaufen? Oder sein Auto Mehrwertsteuerfrei elektrisch Aufladen oder gar Mehrwertsteuer und Mineralölsteuerbefreit Verbrennungskraftstoffe an der Tankstelle kaufen?  

Spätestens wenn man eine Massenverbreitung des Systems annimmt ist es nicht denkbar das Behörden welcher Art auch immer einem solchen Treiben tatenlos zusehen würden.

 

Verweise & Quellen:

1.      http://go-bitcoin.com/2011-02-08-bitcoin-preis-n%C3%A4hert-sich-1-us-dollar

2.      http://de.wikipedia.org/wiki/Bitcoin

Eine Abhandlung von W. Scheida Wien 8/2011