Wie das Fernsehen nach Deutschland kam:

Letzte Überarbeitung: 20 Januar 2024

Televisionen - Die Entwicklung und Einführung des (elektronischen) Fernsehens in Deutschland: 

Inhaltsverzeichnis:

  1. Vorwort

  2. Die Entwicklungen in der Vorkriegszeit 1930 - 1939

  3. Die am Fernsehen beteiligten Firmen und Institutionen

  4. Die Mitarbeiter und deren Fachgebiete

  5. Das Fernsehen in der Wahrnehmung der deutschen Öffentlichkeit

  6. Die Ausstellungen, Exportleistungsschauen und Exporte der Deutschen Fernsehindustrie

  7. Das Deutsche Fernsehtelefonnetz

  8. Die Deutsche Fernsehstudiotechnik mit Abtaster

  9. Die Fernsehsender

  10. Das geplante Fernsehsendernetz

  11. Das errichtete Fernsehsendernetz

  12. Die Deutsche Vorkriegs und Kriegsfernsehkameratechnik

  13. "75 Jahre Fernsehen in Deutschland"* 22. März 1935 - 22. März 2010

  14. Liste aller bekannten Fernsehempfänger und Monitortypen bis 1945

  15. Die Kriegsjahre 1939 - 1945

  16. Das Fernsehinstitut Arnstadt

  17. Literatur & Quellen, Gegenwartsliteratur zum Deutschen Fernsehen bis 1945 und Weblinks

  18. Verzeichnis "überlebender" Geräte aus der Zeit bis 1945

  19. Fernsehgerätesammler und Museen  

Vorwort:

Gut 50 Jahre nachdem Gerhart Goebel sein Werk "Das Fernsehen in Deutschland bis 1945" vorgestellt hat, haben sich das Umfeld des einstigen Publikums verändert.

War Goebel selbst noch einer, der gewissermaßen aus persönlicher Erfahrung aus dem Nähkästchen plaudern konnte, und auch seine Zuhörer und Leserschaft zumeist noch die Zeit "Vor dem Fernsehen" kannten, so ist dies im Jahr 2010 naturgemäß kaum mehr der Fall.

Der im deutschsprachigen Raum fast vollständig vollzogene Umstieg von der terrestrischen Analogfernsehbildübertragung, hin zu digitalen Verbreitungsformen, und davon sichtbar der Übergang von Fernsehgeräten mit Bildröhre hin zu LCD oder Plasmadisplays die nun endgültig auch das 3D Zeitalter beim Heimkino einläuten sollen, bietet Platz für eine Retrospektive auf die Zeit als Fernsehen noch lange nicht als das Wahrgenommen wurde was es einst einmal sein wird.

Dieses Online-Buch möchte das Fernsehen bezogen auf die technische Entwicklung, das politische Umfeld wie auch seiner gesellschaftlichen Akzeptanz bestmöglich darstellen.

Neue Erkenntnisse und eine bisher nicht bekannte Fülle an Informationen, wie die umfangreichen Hausmitteilungen der Fernseh AG aber auch anderer Zeitschriften, ließen es sinnvoll werden eine Zusammenstellung aller gegenwärtig erhältlichen Fakten neu gesammelt aufzulegen.

Ein Vergleich des Leistungsstandes der deutschen Industrie mit jener der englischen, der amerikanischen und französischen und deren gegenseitige Beeinflussung wird damit ermöglicht.

Technische Details werden nur dort in der Tiefe beschrieben wo die Besonderheit eines Entwicklungsschrittes dies sinnvoll erscheinen läßt.

Dem Erzählstil des Autors entspricht es, die Fakten und Begleitinformationen gemischt zwischen chronologischer wie auch Themen und Firmenzugehörigkeit anzuführen.

Ein umfangreiches Verzeichnis nach Namen, und Querverweisen das zu zwecken der Forschung zudem auch im Internet aktuell gehalten wird gehören hinzu und lassen an eine Fortsetzung denken.

 

Die Entwicklungen in der Vorkriegszeit 1930 - 1939/45        

1.) Vorkriegszeit 1930 - 1939

Vieles versucht - wenig vielversprechendes in Hinsicht auf eine breit angelegten Publikumsbetrieb realisiert.

Das war in Europa die Ausgangsbasis für das Fernsehen vor dem zweiten Weltkrieg.

Die Armut ausgelöst durch die Weltwirtschaftskrise, im besonderen in Deutschland, ermöglichte auch nicht so schnell an einen Start denken zu können.

Sehr wohl aber ermittelte unermüdlich die deutsche Reichspost und privat organisierte Forschungseinrichtungen und Erfinder, welche Verfahren und welche Technik als das Ideal für einen möglichen Start eines Fernsehrundfunks angesehen werden konnte:

Keine Angst, es folgt keine philosophische Betrachtung, sondern nur der Verweis auf die "Wirklichkeit" des Fernsehstarts der schon vollmundig für 1929 angekündigt wurde.

Das zwischen Wunsch und Wirklichkeit im Sinne von Realität eine breite Kluft, zumindest für Deutschland noch bis 1952 groß klaffte, sei nur so am Rande erwähnt.

Bild: Funkschau Mai 1929 mit der "etwas verfrühten" Ankündigung, der Fernseher sei "wirklich fertig". Die Rede ist hier natürlich noch vom mechanischen Fernsehen.

1931 mit 48 Zeilen auf Kurzwelle lt. Funkschau.

Telehor AG ohne Mihaly

© Funkschau; Aktuelle Ausgaben siehe Funkschau.de

 

Manfred von Ardenne zeigte sein vollelektronisches Fernsehen auf der Berliner Messe 1931 vor und war damit dem britischen Baird Entwicklungsstand das noch mechanisch arbeitete voraus. Basis für ihn war die Braunsche Röhre als Bildwiedergabeeinheit, sowie eine lichtempfindlichen Aufnahmeröhre deren Entwicklung die Hauptschwierigkeit in jenen Tagen darstellte.

Das es von der schon altbekannten Braunschen Röhre als Basiserfindung noch ein weiter Weg zur Bildröhre war zeigt diese Rückblende aus einem Band "Annalen der Physik und Chemie" ins Jahr 1897 [ ].

Einen Teil davon betraf die Erforschung der am besten geeigneten Leuchtsubstanzen, den Phosphors die Kurt Brückersteinkuhl für die Fernseh AG 1939 ausführt [ ].   

Ardenne_193X_Oszillographenaufbau

Bild: Beispiel eines Oszilloskops - Oszillographen um 1930, mit dem elektrische Impulse sichtbar gemacht werden können. 

Eine entscheidende entwicklungstechnische Basis für das Fernsehen war die Kathodenstrahlröhre. Dies gilt für die Wiedergabeseite ebenso wie für die Bildaufnahmetechnik.

Eben diese, seine aus der Oszilloskoptechnik entnommenen Komponenten soll er in einer Spontanaktion zum "ersten" vollelektronisch arbeitenden Fernsehsystem zusammengestellt haben. 

Der Begriff Fernsehsystem ist hier als Kurzschlußverfahren zu verstehen. Also ohne einer Hochfrequenz Ausstrahlung! 

 

In der Funkschau Mai Ausgabe von 1931 - also 2 Jahre nach dem "wirklich fertigen Fernseher" gibt man sich redaktionell schon bescheidener und spricht von einer "langsamen praktischen Verwirklichung des Fernsehrundfunks", was der Sache und damit auch einer "Wirklichkeit" schon wesentlich näher kam.  1931 Funkschau Manfred Ardenne Vorfuehrungen

1931 Manfred Ardenne 100 Zeilenbild

Bild: Die damit realisierbare Bildqualität lässt mich bisweilen Erinnerungen mit den ersten Web Videos um ~1997 aufkommen ;-) Nur farbig waren sie da doch schon!

© Funkschau; Aktuelle Ausgaben siehe Funkschau.de

 

Bild:  Die Funkschau berichtet von Vorführungen Ardennes am 25. April 1931 mit einer Auflösung von 10.000 Bildpunkten bei 22 Bildern/Sekunde. Das wären bei einer quadratischen Bildpunktannahme 100 Zeilen

Wieder zurück in die Weihnachtstage von 1930 springend führt die Funkschau Nr. 24 vom 24. Mai 1931 die Probleme der Zeit wie auch interessante Begleiterscheinungen hinsichtlich der Entwicklung an:

Gelungene Versuche im Dezember 1930 hat man mit einigen Monaten Verzögerung in der Funkschau Mai 1931 vermeldet....

Manfred von Ardenne Versuchsaufbau

Bild: Ardennescher Bildpunkteabtaster, alias Flying Spot Scanner

Bild: So nebenbei im Text wollte man dann auch einmal wissen wer die beiden Mädchen im Badekostüm waren, die für die Testvorlagen in Film wie auch Standbild dienten ....  © Funkschau; Aktuelle Ausgaben siehe Funkschau.de

Doch hören Sie den Altmeister Von Ardenne anlässlich einer Sendung im DDR Fernsehen von 1980 selbst, wo er die Idee samt Umsetzung am 14. Dezember 1930 beschreibt: 

Youtube Link leider 2022 nicht mehr verfügbar.

 

 

 

 

 

 

 

 

  

Das Baron von Ardenne Zeit seines Lebens auch ein begnadeter Künstler der Selbstdarstellung war möge der Zuseher in die Bewertung des Beitrages jedoch mit einfließen lassen!

Denn der angeführte Flying Spot Scanner hat bei all der seinerzeitigen Innovationstärke, mit der im Interview angeführten Ikonoskop- oder auch Bildsondenkameraröhre nur am Rande eine Gemeinsamkeit. Das Verfahren konnte daher auch "nur" zur Filmabtastung und z.B. beim Zwischenfilmverfahren der RRG eingesetzt werden. Für Sonderanwendungen wie das Weltraumfernsehen griff man aber auch in der 2. Hälfte des 20. Jahrhundert auf diese Technik zurück...... 

In einem ähnlich gearteten Interview um ~1996? äußert er sich wie folgt zum Vergleich wobei er erneut seinen Anteil am elektronischen Fernsehen unterstrich und ab 1932 alle anderen indirekt als "Trittbrettfahrer" beschreibt.

Zudem kommt es hier nach meiner Ansicht zur Vermischung zweierlei Erfindungen bzw. Anwendungen der Kathodenstrahl(Bild)Röhre:

1) Die (elektronische) Kathodenstrahlröhre als Bildwiedergabemedium

2) Die Kathodenstrahlröhre zur visuellen Rasterdarstellung 

DETAIL: Wie ein solcher Scanner etwa in den späten 1960er Jahren als Servicetestbildgenerator aussah sehen Sie sehr gut erkennbar hier. 

 US_Dynascan BK_196X_1077B scanner

Rechts die Kathodenstrahlröhre die das Raster abbildet, links die Photozelle die die Videosignalspannung proportional zum Testbildmotiv liefert

 

......Eine eigenständige Aufnahmekamera ist es nicht, und auch kein Bestandteil davon, was hier im Beitrag verschwiegen wurde und Deutschland im Technologiewettkampf auf den Bezug von USA Kameratechnik zum Nachbauen verwies.

Im Beitrag erwähnt Von Ardenne dann noch Großbildprojektionen die er als unbefriedigend ansieht, und dennoch wurde in allen Ländern seit den 180 Zeilen Standards (So auch zu Olympia 1936) bis zum Ende der Analogfernsehzeit damit gearbeitet.

Der beliebte Kommentar "man müsse die Qualität erhöhen und die Zeilenzahl verdoppeln", was letztlich dem HDTV entspricht kann ohne dahinter stehender Umsetzungsbeitragsarbeit nicht mehr als ein weiser Rat gewesen sein, den schon damals auch viele andere vor ihm hatten und konkret die Franzosen mit 819 Zeilen auch für einige Zeit praktisch umgesetzt haben.

Sonst kennen wir noch seine Arbeit zur Liniensteuerung beim Fernsehen, die vereinfacht gesagt den Elektronenstrahl nicht in seiner Helligkeit moduliert, sondern die Grautöne durch die Veränderung der Ablenkzeiten des Rasters erzeugt werden, was den Strahl unterschiedlich lange und damit für das Auge heller oder dunkler wahrnehmen läßt. Nicht zuletzt aufgrund der Systembeschränkung auf trägheitslos anzusteuernde Oszillografenröhren anstatt später üblichen magnetisch abgelenkten und damit kürzeren Bildröhren war diesem Verfahren kein Erfolg beschieden. [Z2]

Ab da an (~August 1933) wurde es still um Baron von Ardennes Arbeiten zur Fernsehtechnik, und seine Leistung zum Flying Spot Scanner wurde lediglich immer und immer wieder frisch aufgewärmt, was nach dem Krieg dann auch der DDR "Ihren" eigenen Erfinder des Fernsehens beschieden hat. 

Walter Bruch beschreibt seine Erfahrung mit Von Ardenne eingegrenzt auf obiges [4/S171] wie folgt frei zitiert: 

"Ende 1932/ Anfang 1933 waren die Forschungsarbeiten Ardennes zum Thema Fernsehen bereits zu ihrem Ende gekommen die mit der 10. Funkausstellung vom 18. - 27. August 1933 ihren öffentlichen Ausklang fanden.  

Die Auswirkungen der systembedingten aber natürlich auch der Kinderkrankheiten bekam ausgerechnet Hitler, im Gefolge von Eugen Hadamovsky und Dr. Goebbels bei seinem Messerundgang auf der Berliner Funkausstellung im Jahre 1933 in Form der Wiedergabe eines abgetasteten Dias von Dr. Joseph Goebbels zu Gesicht was er "leicht schmunzelnd" [  /S50] zur Kenntnis genommen haben soll da dieses geometrisch stark verzerrt war." 

So wurde unbeabsichtigt(?) durch den dem politischen System fern stehenden Von Ardenne aus dem designierten "Bock von Babelsberg" auch noch eine "hässliche Fratze".

Nach der Meinung Bruch`s, hat Hitler jedoch an technischen Innovationen nichtmilitärischer Bedeutung wenig Interesse gezeigt.[4/S... & Messebuch../S52]

Die Nichtnutzung eines Fernsehgerätes aufgestellt in der Reichskanzlei bzw. auch die nicht Inbetriebnahme des Fernsehkabels auf den Obersalzberg unterstreicht zumindest diese Aussage. 

Goebbels hingegen soll nach dem Messebesuch in Ergänzung zu den Möglichkeiten des Rundfunks mit dem eben vorgestellten "Volksempfänger" in seinen Tagebüchern, auch das Fernsehen als nur mehr eine Frage von Monaten notiert haben. [Doku/Videokommentar] 

Exkurs: Nur wenige Wochen sollte ja auch der zukünftige Krieg dauern, was einmal mehr zeigt, das zumindest zu Beginn die NSDAP auf vielfache Vorleistungen die während der Weimarer Republik getätigt wurden zurückgreifen konnte und man damit letztlich die selbst initiierte Innovationskraft falsch einschätzte (Stichwort: "Wunderwaffen"). 

Darüber, in welcher Tragweite Dr. Goebbels das Fernsehen bereits als Massenmedium erkannt hat liegen keine genaueren Erkenntnisse vor.

Bei dieser Funkausstellung 1933 wurde nebenbei bemerkt auch noch eine Bildröhre mit Knickhals von seinem tschechischen Erfinder dem Dipl. Ing. Hudec nicht ganz ohne Konsequenzen vorgeführt, wobei zumindest ein Teilprinzip der späteren japanischen Sony Watchman s/w Bildröhre der 1980er Jahre vorweggenommen wurde. 

Weiter ging es damit, das auf Basis eines 180 Zeilen Fernsehens bei 25 Vollbildern /Sekunde und zudem auf Berlin begrenzt Forschungen und Entwicklungen seitens der Reichspost erfolgten.

Bald war auch einmal mehr gleich die Rede von einem Volksfernseher für den erst einmal der >Loewe FE A< herhalten wollte. Dies nachdem ab 1933 der politisch gewollte Erfolg mit dem Volksempfängermodellen für den Rundfunk begonnen hat. 

  Der Loewe FE A "Volksfernseher"

Bild: Der Loewe FE A "Volksfernseher"

Aufgrund der rationellen Fertigungsweise die auf deren Erfahrung mit der ersten integrierten Schaltung - der Loewe Mehrfachröhre basierte, fühlte sich das Unternehmen dazu berufen.

Doch auch das war bei dem technischen wie auch ökonomischen Stand in Deutschland (wie auch anderswo) vorerst lediglich nur Wunschdenken.

So forschte man einmal munter weiter, immer noch ohne dem eigentlichen Kernstück das unmittelbares - heute würden wir sagen Live Fernsehen eigentlich ausmacht, nämlich einer elektronischen Kamera.

So behalf man sich mit Lösungen die aus einerseits "Schattenspielen und Wadenzwicken" bestand - im Klartext einem Dunkelstudio das auf mechanischer Abtastung beruhte und anderen im Kern mechanische Abtaster Nipkowscheiben und Linsenkranzabtaster zum Teil in Kombination betrieben die mehr einer Maschinenbaulichen Großleistung denn der uns bekannten Elektronischen Signalaufnahme entspricht und mitunter befremdlich wirken kann.

Bild:  IN ARBEIT 

 

Als praktische Anwendung für das Fernsehen ersah man seitens der Reichspost das Videotelefon alias Bildtelefon für das zuerst innerhalb Berlins und dann in Ausbaustufen auch Städte wie München, Hamburg und Nürnberg mit einem Breitbandkabel verbunden wurden. Breitband versteht sich hier mit ~2 MHz auf Videosignal Niveau mit dem erstmals Erfahrungen mit Breitbandverstärkern in einer Streckenkaskade gesammelt wurden.

Bild: Buch Siemens... IN ARBEIT 

Von Messen abgesehen, wie im Besonderen die Berliner Funkausstellung war das Forschen und das Fernsehen einem kleinen Kreis von Fachleuten vorbehalten. Dies waren:

Tätig im Bereich Fernsehen waren auszugsweise die Firmen bzw. Institutionen 

Reichspost RPZ 

Reichspostzentralamt

RRG  Fernseh GmbH ab 1929

mit Blaupunkt

Loewe Baird & Zeiss

Lorenz  Telefunken
Postrat Dr. Fritz Banneitz Mai 1931 [FS 21 / 24. Mai 1931] & [TFT Mai 1938 Heft 5]

Forschungsanstalt der Deutschen Reichspost

Dr. Georg Weiss (Leiter [10/S117]

  Siehe Firmenbeschreibung und Mitarbeiter

Dr. Rolf Möller  [10/S118]

   11.10.1973  http:// www.gerdflaig .de/ AEG_Geschichte/AEG1973.htm (T). Im 87. Lebensjahr ist in Ulm Prof.Dr.phil.Dr.-Ing.E.h. Fritz Schröter, einer der bekanntesten deutschen Fernsehpioniere, gestorben, der jahrzehntelang als Forscher bei der früheren Telefunken-GeselIschaft tätig war. Zu seinen größten Leistungen gehörte die bahnbrechende Erfindung des flimmerfreien Fernsehbildes durch das von ihm entwickelte Zeilensprungverfahren. Die Zahl der Patente, die Schröters Namen als Erfinder oder Miterfinder tragen, überstieg 150.
         

  

Erst im März 1935 bekam die Angelegenheit "Dampf" von offizieller Seite, als es galt Deutschland zur ersten Nation mit einem regelmäßigen Fernsehprogrammdienst zu machen, um den Briten die selbiges geplant hatten um das gewisse Etwas voran zu sein und damit die Schau und Reputation zu stehlen.

Siehe auch den Artikel des Autors zu  "75 Jahre Fernsehen in Deutschland"* 22. März 1935 - 22. März 2010 

* Der geneigte Leser ist eingeladen sich mit der Thematik "Was man damals unter Fernsehen und >Debüt< verstand" auseinanderzusetzen und nicht unreflektiert Schlagworte zu übernehmen!  

Den Anlass für nachstehenden Aufsatz stellte ein Radiointerview über "das Debüt des Fernsehens" und was man darunter in der jeweiligen Zeitepoche verstanden hat für das "Soldatenradio" dem NATO-Radiosender Sada-e Azadi in Afghanistan zum Anlass 75 Jahre "Deutsche Fernseheinführung" zum 22. März 1935. 

Den vollständigen Kontext zum Interview finden Sie hier: 

Im vorliegenden Auszug beschränken wir uns auf die chronologische Fortführung des gegenwärtigen Themas zum Deutschen Vorkriegs Fernsehen:

Davon, den 22. März 1935 als 75 jähriges Jubiläumsdatum (2020 waren es dann 85 Jahre) mit der Eröffnung des Deutschen Fernsehsenders, zu Ehren des Erfinders "Paul Nipkow" getauft, als den Beginn des Fernsehens in Deutschland schlechthin zu bezeichnen möchte ich bewusst abstand nehmen.

Bild: Stationsdia mit der Senderkennung benannt nach Paul Nipkow

 

Ich zitiere daher einen Zeitzeugen - den späteren Entwickler des PAL Farbfernsehsystems Ing. Walter Bruch der sich zusammengefasst wie folgt äußerte: [33a/Sxxx)]

"Es handelte sich zusammengefasst ein Propagandaereignis, das initiiert wurde um den Briten mit der BBC die im Herbst starten würden technisch voraus zu sein.

Es standen bestenfalls 20 Fernsehgeräte von drei Herstellern zur Verfügung und es konnten nur Filme vorgeführt werden. Das Fernsehen war zudem für die Öffentlichkeit lediglich gemeinschaftlich in sogenannten Fernsehstuben möglich." Freies Zitat Ende.

Die Bildqualität war selbst für damalige Verhältnisse mit nur 180 Zeilen und einem starken 25 Hertz Flackern als eher mäßig zu nennen was in der Folge eine Sichtung und Vorbearbeitung des Materials auf das Wegschneiden von Detailszenenbildern erforderte da lediglich Großaufnahmen brauchbar zu erkennen waren. Wenn wir daher nach dem Datum der Einführung des ersten öffentlichen Publikumsfernsehbetrieb mit Heimfernsehgeräten ähnlich wie wir es heute kennen fragen dann war dies die britische BBC mit ihrem Sender in London am 2.11.1936.  

Deshalb sagte selbst der Reichssendeleiter Hadamovsky: "Die Engländer sind im Fernsehen mit deutscher Gründlichkeit vorgegangen, die Deutschen haben die englische Gabe der Improvisation entfaltet". [33a/Sxxx)]

Sendenorm der Deutschen Reichspost waren 180 Zeilen bei 25 Vollbildern pro Sekunde ausgestrahlt über den Berliner Funkturm am Messegelände.

Zweiseitenband Bildträger auf 6,77 m (44,313 MHz) und Tonträger auf 7,06 m (42,493 MHz)  = Bild-Tonträgerabstand 1,82 MHz  

Die Erfindung des Deutschen Paul Nipkow - die mechanisch arbeitende Nipkowscheibe begleitete das elektronische Deutsche Vorkriegsfernsehen auch bei den ersten mechanisch/elektronisch arbeitenden Hybridsystemen. Wenn es um die politisch motivierte Propagandaschlacht ging durfte Paul Nipkow zudem erneut als Namenspatron, heute würden wir sagen, als Testimonial für den Fernsehsender aber auch als technisch nationale Identifikationsfigur herhalten.

 

Bild: Am 29. Mai 1935 verlieh man Paul Nipkow die Ehrenpräsidentschaft der Fernsehgemeinschaft in der Reichsrundfunkkammer-Reichsrundfunkgesellschaft
Zum Anlaß des 75. Geburtstages von Paul Nipkow, dem Erfinder der gleichnamigen Nipkow(Abtast)Scheibe 1935 schenkte die Firma Telefunken ihm einen FE III bei der Funkausstellung in Berlin.

Weiteres erhielt er eine Zahlung von 2.000 RM von der Post, sowie eine lebenslangen Sold von 400 RM im Monat. Er starb 1940. 

Der Telefunken FE III (FE 3) Bild: Der Telefunken FE III (FE 3) 

Von den damaligen Machthabern bekam Fernsehen einen (ausschließlich) deutschen Ursprung, und so wurde der Berliner Fernsehsender Witzleben in Fernsehsender Paul Nipkow umgetauft. Ebenso erhielt Nipkow den Titel eines Ehrendoktors verliehen.    

Soweit es die studierte Literatur zulässt war Nipkow bereits im hohen Alter und nur mehr getrieben von den steuernden Gremien die seine Leistung für die Überlegenheit Deutschlands ausschlachten wollten.

In einer Rede zum Todestag von Paul Nipkow 1940 äußerte sich der Reichssendeleiter Eugen Hadamovsky in dem heroischen Propagandastil die wir heute mit geübtem Ohr anders zu deuten wissen wie folgt:  

 

Direkter Youtubelink 2022 leider nicht mehr verfügbar 

Zurück zum Jahr 1935:

Deutschland hatte also seinen Fernsehprogrammdienst der weitgehend unter Ausschluss einer breiteren Öffentlichkeit operierte.

Zu sehen gab es zusammen geschnittene Filme wie auch Programmbeiträge die eigens für das Fernsehen gestaltet wurden.

Um in Interaktion mit dem spärlichen Publikum der Berliner Fernsehstuben treten zu können wurde in Ermangelung einer Fernsehkamera erneut die mechanische Abtasteinrichtung von Telefunken nach Emil Mechau bzw. eine Abstastentwicklung der Fernseh GmbH verwendet.

Das Verfahren bedingte die Einschränkung auf ein sehr enges Bühnenbild, das zudem starkes Licht benötigte und damit enorme Hitze erzeugte was den ersten Fernsehansagerinnen einiges abverlangte. (Auf die nicht minder interessanten dramaturgischen Aspekte wird auf diesen Seiten bewusst nicht weiter im Detail eingegangen.)

Bild: Motorisierter Meßzug der Deutschen Reichspost zur Senderstandort & Reichweitenbestimmung am Beispiel des Inselsberges in Thüringen. Notwendig für den geplanten "Roll-out Plan".

Langsam erweiterte sich das Portefeuille des Geräteparks und rechtzeitig zum medialen Großereignis 1936 das für die ein diktatorisches Regime wie das in Deutschland unter den Nazis wie geschaffen war standen nun auch tageslichttaugliche Kameras zur Verfügung:

Olympia Stadion 1936 Die Olympiade in Berlin 1936 wurde daher auch gleich für einen propagandistischen Testlauf für das Fernsehen genützt:
   

Nebenstehendes Bild zeigt den deutschen Fernsehpionier Walter Bruch an der von Telefunkenmitarbeiter Emil Mechau konstruierten "Fernsehkanone" bei der Eröffnung der Olympischen Spiele 1936 in Berlin. 

 

...und rechts der nunmehrige Rentner Walter Bruch im Einsatz "hart am Rohr" und seine Retrospektive an die Jahre seiner Jugend aus den 1980er Jahren.

Bild folgt 

 

Das Besondere war die Möglichkeit, erstmals außerhalb der Studiobeleuchtung - nur mit Tageslicht versehen Live Fernsehaufnahmen durchführen zu können.

Und so präsentiert sich das Deutsche Fernsehen vom 1. bis zum 16. August 1936 bezogen auf die Ausrüstung:

Oben abgebildet die "berühmte Fernsehkanone" als Stellvertreter für das Medium bei der Olympiade und aufgrund ihres stattlichen voluminösen Auftretens auch unübersehbar als etwas "Besonderes" selbst für Laien erkennbar.

Dennoch musste auch diese Kamera sich erst einmal ihren Platz am Rande des Olympiafeldes erkämpfen wie die Retrospektive mit Walter Bruch belegt.

Doch war diese Kamera, die auf Fotos und Filmaufnahmen zudem unterschiedlich aussieht, da je nach benötigter Optik das "kleinere" Weitwinkel oder aber die gigantische zentnerschwere durch zwei Mann zu stemmende Teleoptik aufgesetzt wurde.

Eingebaut war eine Art Ikonoskop Lizenznachbau, weiterentwickelt und gebaut auf Basis der Daten die Telefunken vom Patentabkommenspartner RCA aus den USA erhalten hat und dort wiederum der Russlandemigrant Vladimir Zworykin technisch unter der kaufmännischen Leitung von David Sarnoff federführend war.

Genaugenommen war es ein Superikonoskop was eine nochmalig gesteigerte Lichtempfindlichkeit aufwies. Nun darf man sich diese Röhren nicht mit einer Standfestigkeit sprich Brenndauer moderner Kathodenstrahlröhren vorstellen, sondern noch während der Olympiade wurde sowohl das Ikonoskop weiter verbessert als auch die Kameraelektronik einem laufenden Nachabgleich unterworfen sodass die damit aufgenommenen Bilder gegen Ende der Olympiade besser waren als zu beginn.  

Telefunken war aber nicht alleine als Zulieferer von Bildmaterial vor Ort.

Ebenso standen die FESE - Fernseh GmbH mit einer nach dem US Erfinder Philo Farnsworth entwickelten Sondenröhrenkamera im Bereich des Schwimmstadions

Zu sehen ist die Kamera in zwei Sequenzen Und hier in Großaufnahme
Bild folgt  

 

 

Bild folgt  Die Reichsrundfunkgesellschaft selbst war mit der für Außenaufnahmen am Erprobtesten Technik parat und bediente sich des Zwischenfilmverfahrens mit einem lichtempfindlichen Schnellentwickler Film der noch im Aufnahmewagen letztlich von einem mechanischen Bildabtaster zu einem Fernsehsignal transformiert wurde. Die XX Sekunden [] Zeitdifferenz musste vom Reporter des Tonkanals natürlich berücksichtigt werden.

Dazu passend sei festgehalten, das aus jenen Tagen um etwas mehr als 200 Programmbeitrage [ ] überlebt haben. Allesamt jedoch als originäres Filmmaterial, was uns eine Beurteilung der tatsächlich möglichen Fernsehbildqualität - weder von der Aufnahme, noch von der Wiedergabeseite in Ermangelung kaum spielbereiter 180 Zeilen Fernsehgeräte NICHT erlaubt. 

 

  Wiedergabeseitig gibt es ein Beispiel was aber erneut die Aufnahme mit der Filmkamera vom Bildschirm, der letztendlichen Digitalisierung und Datenreduktion für Youtube nur rudimentär abbildet.

Die Aufnahme soll von Horst Hewel, einer Koryphäe in Sachen Fernsehen gemacht worden sein. Vermutlich um 1935-37? 

Die Zuseher - es sollen in Summe X [ ] gewesen sein waren allesamt auf den Raum Berlin mit seinen 22 Fernsehstuben aufgeteilt. Diese waren zumeist mit zwei oder mehr Fernsehempfängern bestückt die von entsprechendem Personal am Laufen gehalten werden mussten was einen Vergleich mit der Betriebsstabilität neuzeitlicher Technik untersagt.

FOLGT 

Bild: Fernsehstube der Deutschen Reichspost  

Da die kleinen 20 - 35 cm großen Bildröhren naturgemäß nur einen kleinen Zuseherkreis bedienen konnte gab es auch schon damals Großbildprojektionen mit den Vorläufern der heutigen Videobeamer, die schon damals als Folge immer weiter hinsichtlich der möglichen Lichtausbeute gesteigert wurden und um 1940 ein vorläufiger Höhepunkt des damals machbaren erreicht wurde.

Bild: Bild folgt

Nach der Olympiade folgte wieder die Funkausstellung, und mit 1937 die Weltausstellung in Paris.

375 Zeilen Geräte und anschließend 441 Zeilen Geräte dokumentieren die konservativ-zaghafte technische Evolution der Deutschen Reichspost über die Jahre.

Der Juli 1937 [  /S1] wird als Einführungszeitraum der 441 Zeilen Norm genannt. (W. Ohnesorge,  Völkischer Beobachter 15. Juli 1937). Die Normungsunterlagen für das geeignete Synchronisierverfahren wurden jedoch erst im Winter 1937/38 durch die Forschungsanstalt der Deutschen Reichspost als Resultat einer Reihe von Vergleichsversuchen verschiedener Verfahren erstellt. 

Der Umfangreiche Beitrag mit den Details wird hier abgebildet.

Folgende Eckdaten sollen dennoch hervorgehoben werden.

Es galt eine Einkanalsynchronisierung im Fernsehen zu finden. Das ein Einkanal im Gegensatz zu einem Mehrkanalsystem bedingt die Übertragung der Gleichlaufsignale zeitlich sequentiell zum Bildinhalt angeordnet.

 Anmerkung: Mehrkanalsysteme fanden sich später beispielsweise in Pay-TV Systemen, wo über das Telefon oder über einen weiteren Kabelkanal lediglich die Synchronimpulse übertragen wurden und der abgesetzt übertragende Videokanal mit Dekodern wieder zu einem Normvideobild zusammengefügt haben.

Als Verfasser werden Dietrich von Oettingen, Rudolf Urtel und Georg Weiß angeführt.

Anführen werden wir hier die 

 

Siehe auch den Link: Italien Exporte mit Fernsehvorführungen der Deutschen Industrie 1939

Weitere Zjemen die eine Detailbeschreibung verdienen sind u.a. die Meßmittel zum E1 Einheitsfernseher, die erste Rechteckbildröhre sowie die Zeitverzögerungsschaltung.

 

Der eigentliche Beginn des Deutschen Vorkriegsfernsehens mit einer annähernd guten Fernsehnorm mit einer uns heute bekannten Bildqualität, war mit damals 441 Zeilen und weitgehend flimmerfreiem Zeilensprungverfahren realisiert worden.

Jetzt, zudem auch als einen Dienst für den individuellen Heimzuseher gedacht war zur 16. Funkausstellung 1939, am Vorabend des Ausbruchs des 2. Weltkrieges auch der sogenannte Volksfernseher E1 einem Gemeinschaftsprodukt ähnlich dem bekannten Volksempfänger für das Radio vorgestellt worden der allerdings nicht mehr in die Großserie überführt werden konnte. 

Kriegsbedingt stellte man in allen Ländern die zuvor gestarteten Fernsehdienste ein und mit der Zivilnutzung des Fernsehens war erst einmal Schluss.

In Europa gab es lediglich in Deutschland sowie im besetzten Paris selbst während des Krieges einen Fernsehdienst der für Lazarett und Kriegsverwundetenversorgung bis 1944 aufrecht erhalten werden konnte. 

Unter dem Titel:  "Wir senden Frohsinn und spenden Freude" galt es die Heimatfront zu stärken.

 

Der Versuchssender Berlin-Witzleben / Paul Nipkow strahlte daher auch schon regelmäßige Versuchssendungen aus vom "Langen Lulatsch" dem Funkturm in Berlin ab.

Eine Sondereinrichtung stellte die Fernsehsprechstelle der deutschen Post dar:

Zwischen Berlin und Nürnberg wurde ein 2 MHz taugliches Koaxialkabel verlegt um damit die NS Reichsparteitage übertragen zu können. 

Was uns heute als Videotelephonie bekannt ist gab es tatsächlich auch damals schon! -

Und die passende Anwendung gezeigt in einem Werbefilm zur Verbrechensbekämpfung durch rasche Täterprofilübertragung also "Aktenzeichen XY gelöst" gleich dazu.

Auch dem "Führer" stellte man ein Gerät in die Reichskanzlei was ihm jedoch nie interessiert haben soll da er lediglich an Massenpropaganda wie dem Rundfunk glaubte. 

Ähnlich Dr. Goebbels welcher die seiner Meinung nach unausgereifte Fernsehtechnik (Experimente mit Stand 1933) ins Labor verbannt sehen wollte.

 

   

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Telefunken FE6 FEVI Fernsehempfänger

 

Nur sehr wenige hatten ein solches Gerät zu Hause stehen:

Oben ein aufklappbarer Spiegel, der notwendig war, da die ersten Bildröhren noch eine sehr lange Baulänge notwendig machten, und daher stehend eingebaut wurden

Bild: Der Telefunken FE VI

Die meisten dieser Geräte standen jedoch in für die Öffentlichkeit zugänglichen Berliner Fernsehstuben, in denen die Olympiade auf ein bis zwei aufgestellten TV Geräten, oder gar auf einer Leinwand Projektion mitverfolgt werden konnten.

Norm in Deutschland wurde dann 441 Zeilen bei 25 Bildern in der Sekunde - ähnlich zur USA mit 441 Zeilen jedoch 30 Bildern in Abhängigkeit zur jeweiligen Netzfrequenz.

Zuvor war man noch mit 180 Zeilen beschäftigt, während England nachdem es sich zum elektronischen Fernsehen von EMI entschied bereits hochauflösendes Fernsehen mit 405 Zeilen vorführte.

1938/39 wäre dann der Fernseheinheitsempfänger um 850 RM fertig für die Serienreife gewesen. 

1939 E1 Einheitsfernsehempfänger

1939 eben noch "brave Deutsche" vor dem ersten Heim Fernsehempfänger E1 - bald aber an der Heimat- oder der Ostfront anderweitig beschäftigt.....

Wie weit dieses Gerät bereits ausgereift war und selbst Jahrzehnte nach dem Krieg noch wegweisende Details wie etwa die Rechteckbildröhre beinhaltete zeigt diese Seite  http:// bs.cyty. com/ menschen/ e-etzold/archiv/TV/telefunken/ einheitsempfaenger.htm

Über die beiden richtungweisenden Spezialröhren ES111 in den Ablenkschaltungen hat Röhrensammlerspezialist Herr Schmidt eine Webseite aus "Fortschritte der Funktechnik, Band 5, 1940, Ing. Heinz Richter" aufgearbeitet .

Eine Originalabhandlung von R. Urtel zum Vergleich gibt es hier http :// www.cdvandt . org/ES111-Ablenkroehre.pdf

 

Der Kriegsausbruch 1938/39 stoppte jedoch die Fertigung und Verkauf von Fernsehgeräten für die Zivilbevölkerung, sodass das Fernsehen eingestellt wurde. Alles nichtmilitärische legte man auf Eis. So auch den KdF Volkswagen, den E1 Einheits-Fernsehempfänger, die Volkswohnheime, die Volkskühlschränke usw....

Videotelefonieren 1939 zur 16. Internationalen Funkausstellung in Berlin 

Bild: Videotelefonieren zum Sonderpreis gab es 1939 noch auf der 16. Internationalen Funkausstellung in Berlin.

Ebenso wurden die für das Fernsehen benutzte Sendergerätetechnik (Breitbandtechnik) wie auch die Frequenzen (~ 40 - 100 MHz) für die Wehrmacht dienbar gemacht.

Deutsche Vorkriegs Fernseh-Testbilder 

Stationskennung 180 Zeilen/25p bis ca. Ende 1935 Ab ~1938  Stationsdias   

 

 

 

* Die Verwendung und Darstellung von Symbolen, Texten und Bilder der Zeit aus 1933/45 dienen ausschließlich historischem Charakter und sind nicht als Verherrlichung zu verstehen!   

Alle bekannten deutschen Vorkriegs KATHODENSTRAHLRÖHREN Fernsehgeräte. (Keine mechanischen TVs)  - 

Bild  Int. Jahr Hersteller Type - Bezeichnung Standard Besonderheit Weiterführende Links und Bilder 
             
1 1931/32 Loewe AG Ardennescher Empfänger 90/25p Erster elektronischer Fernseherapparat  

(Monitor ohne Empfänger)

http://www.radiomuseum.org/r/loewe_kathodenstrahlfernseher.html

2 1932/33 TELEFUNKEN FE I 90/25p  2 unterschiedliche Versionen bekannt

Direktbetrachtung

 

 

http://www.radiomuseum.org/r/telefunken_fe1fe_tf1.html
3 1933/34 TELEFUNKEN FE II 180/25p Direktbetrachtung   http://www.radiomuseum.org/r/telefunken_fe_ii.html

4 1933/34 Loewe AG FE A - "Volksfernseher" 180/25p 2 Versionen bekannt

Direktbetrachtung

http://www.radiomuseum.org/r/loewe_opta_volksfernseher_fe_a.html
Ab 22. März 1935 zur offiziellen Eröffnung des deutschen Fernseh-Rundfunks standen diese weiterentwickelten Geräte bereit:

Sendenorm der Deutschen Reichspost waren 180 Zeilen bei 25 Vollbildern pro Sekunde ausgestrahlt über den Berliner Funkturm am Messegelände.

Zweiseitenband Bildträger auf 6,77 m (44,313 MHz) und Tonträger auf 7,06 m (42,493 MHz)  = Bild-Tonträgerabstand 1,82 MHz  

4a 1934/35 DRP 

Deutsche Reichspost

Regie /Technik Bild Kontrollempfänger

eingesetzt im DRP Studio Rognitzstraße Berlin 

180/25p Direktbetrachtung   
 

Bild: Goebel S 341 Bild 99

 

5 1934/35 TELEFUNKEN FE III 180/25p Direktbetrachtung  http://www.radiomuseum.org/r/telefunken_fe_iii.html
6 1934/35 Fernseh AG Tischempfänger 180/25p Direktbetrachtung

23 x 19 cm 

 
http://www.radiomuseum.org/r/fernseh_tischempfaenger.html
7 1935 Valvo Müller - Vertr. D.Philips Standgerät 

Type ??

180/25p Direktbetrachtung  http://www.radiomuseum.org/dsp_modell.cfm?model_id=95477
8 1935/36 TELEFUNKEN FE IV 180/25p Direktbetrachtung  http://www.radiomuseum.org/r/telefunken_fernseh_empf_fe_iv.html
9 1935/36 Lorenz Modell 35 180/25p Direktbetrachtung http://www.radiomuseum.org/r/lorenz_fernseh_empf.html
10 1935/36 Loewe AG FE B 180/25 - 240/50i Direktbetrachtung  http://www.radiomuseum.org/r/loewe_opta_fernseh_empf.html
10a 1936 Fernseh AG Großprojektorgerät 180/25p   http://www.radiomuseum.org/r/fernseh_grossprojektionsgeraet.html

 

11 1936 Deutsche Philips GmbH ?? 375/50 mit Radio

 Direktbetrachtung

 

http://www.radiomuseum.org/dsp_modell.cfm?model_id=95478
12 1936/37 TELEFUNKEN FE V 375/50 Umlenkspiegel http://www.radiomuseum.org/r/telefunken_fe_v.html
13 1936/37 Loewe AG FE Standgerät ? Direktbetrachtung http://www.radiomuseum.org/r/loewe_opta_standgeraet_fe.html
14 1936/37 Loewe AG FE C ? Projektionsempfänger

 

http://www.radiomuseum.org/r/loewe_opta_projektions_fernsehempfa.html
15 1936/37 Fernseh AG Standgerät 180/25 - 375/50 Direktbetrachtung http://www.radiomuseum.org/r/fernseh_heimfernseher.html
16 1936/37 Lorenz Modell 36 180/25 Nur mehr halb so groß wie Modell 35  http://www.radiomuseum.org/r/lorenz_fernseh_empf_3637.html
17 1936/37 Fernseh AG Standgerät 180/25 Umlenkspiegel - Olympiaeinsatz http://www.radiomuseum.org/r/fernseh_standgeraet.html
19 1937 Lorenz Modell 37 Heimprojektions FSE Umlenkspiegel 

 

 
http://www.radiomuseum.org/r/lorenz_heimprojektions_fernsehe.html
20 1937/38 TELEFUNKEN FE VI 441/50 Umlenkspiegel http://www.radiomuseum.org/r/telefunken_fe_vi.html
20b 1937 Loewe AG FE D 441/50 Tischgerät frühe Version http://www.radiomuseum.org/r/loewe_opta_fernseh_tischgeraet_fe_d.html
21 1937/38 Loewe AG FE D 441/50 Tischgerät http://www.radiomuseum.org/r/loewe_opta_fe_d_fernseh_tischgeraet.html
21a 1937/38 Loewe AG FE D 441/50 Kombi Truhengerät breit/ niedrig

 

 

http://www.radiomuseum.org/r/loewe_opta_fe_d_kombinations_truhe_n.html
21b 1937/38 Loewe AG FE D 441/50 Kombi Truhengerät hoch

 

http://www.radiomuseum.org/r/loewe_opta_fe_d_kombinations_truhe.html
22 1937/38 Fernseh AG Standgerät 375/50 Umlenkspiegel http://www.radiomuseum.org/r/fernseh_standgeraet_2.html
22a 1937/38 Fernseh AG Drahtloser Großprojektionsempfänger 441/50 ~ 150 x 150 cm 
22b 1937/38 Fernseh AG (Der große Fernsehempfänger) 

Standgerät

441/50 40cm / Umlenkspiegel

 

Kein Bild bekannt 22c 1937/38 Fernseh AG TV - Radio - Phono Kombitruhe  441/50

Kein Bild bekannt

22d 1937/38 Fernseh AG Tragbarer Fernsehempfänger 441/50 Umlenkspiegel

 

23 1937/38 Lorenz Kraftwagen FSE 441/50 Kraftwagen Betrieb

 

http://www.radiomuseum.org/r/lorenz_kraftwagen_fernsehempfae.html
23a 1937/38 Lorenz Großprojektionsempfänger 441/50
23b 1937/38 TEKADE Fernsehempfänger mit Braunscher Röhre 441/50 Direktbetrachtung
24 1938 TELEFUNKEN Heimprojektions-

empfänger

441/50   http://www.radiomuseum.org/r/telefunken_heimprojektionsempfaenge.html
25 1938 TELEFUNKEN Blockfernseher 441/50 Nur ZF Eingang/ Umlenkspiegel http://www.radiomuseum.org/r/telefunken_blockfernseher.html
26 1938 TELEFUNKEN TF 1 441/50 zusätzlicher Tonempfänger erforderlich http://www.radiomuseum.org/r/telefunken_tischenmpfaenger_tf_1tf.html
27 1938 TELEFUNKEN Projektionsgroß-

empfänger

441/50? für Kinos etc. http://www.radiomuseum.org/r/telefunken_fernseh_projektionsempfa.html
28 1938 TEKADE FS 38 441/50 Umlenkspiegel http://www.radiomuseum.org/r/tekade_fs38fs_3.html
29 1938 Lorenz Projektionsempfänger 441/50? Projektionskanone für Kinos etc. auf Stativ http://www.radiomuseum.org/r/lorenz_fernseh_projektionsempfa.html
30 1938 Fernseh AG Heimprojektions - FSE 37 441/50   http://www.radiomuseum.org/r/fernseh_heimprojektionsempfaenge_2.html
31 1938 Fernseh AG Standempfänger DE6 441/50 Umlenkspiegel http://www.radiomuseum.org/r/fernseh_de6de.html

32 1938 Fernseh AG Großbildprojektions-

empfänger

441/50 für Kinos etc.2 Varianten bekannt

~ 4 x 3 m 

Unten Version Turmstrasse 

http://www.radiomuseum.org/r/fernseh_grossbildprojektionsempf.html
33 1938/39 Lorenz Modell 38 - 

H.E. 4

441/50   http://www.radiomuseum.org/r/lorenz_fernseh_empf_38.html
34 1938/39 Lorenz Truhe 38 HS1 441/50 mit LMK Radio/ Umlenkspiegel http://www.radiomuseum.org/r/lorenz_fernseh_rundfunkempfaeng.html
35 1938/39 Fernseh AG Fernseh Kleinempfänger 

DE 7 R

441/50   http://www.radiomuseum.org/r/fernseh_de7rde_7.html
35a 1938/39 Lorenz DE 7 441/50 Baugleich Fernseh AG DE7 http://www.radiomuseum.org/r/lorenz_de7de.html
36 1939 Gemeinschaftserzeugnis

Fernseh AG/ Loewe/ Loren./Tekade/ Telefunken

E 1 - Einheitsfernseher

(Telefunken FE7 ?) 

441/50  

 

http://www.radiomuseum.org/r/telefunken_fernseh_empfaenger_fe7_fe.html
37 1939 Fernseh AG Tischempfänger 

DE 8 R

441/50 mit LMK Radio http://www.radiomuseum.org/r/fernseh_de8rde_8.html
38 1939/40 Lorenz Radio-FS Kombination 441/50 mit Radio /Umlenkspiegel http://www.radiomuseum.org/r/lorenz_radio_fernseh_kombinatio.html
39 1939/40 Fernseh AG Heimprojektions-

empfänger 

HPE 5R

441/50 Linsenrasterschirm im Deckel http://www.radiomuseum.org/r/fernseh_heimprojektionsempfaenge.html
40 1939/40 Fernseh AG Bildempfänger 

DE 9

441/50 zusätzlicher Tonempfänger erforderlich http://www.radiomuseum.org/r/fernseh_bildempfaenger_de_9de.html
40a 1942? Telefunken E 9 441/50 ?? Prinzip Blockempf. 41cm Rechteckröhre! http://www.radiomuseum.org/r/telefunken_e9e.html
Fernseh GmbH Fernsehempfänger Seedorf1   Seedorf 1 41 1943/44 Fernseh GmbH - RPF Seedorf 1 224/50 - 441/50 Zielweisungssichtgerät FB NFE/3 http://www.radiomuseum.org/r/fernseh_zielweisungssendegeraet_t.html

Bildquelle: Fachautor Herr W. Schroeer

 

Fernseh GmbH RPF Seedorf 3 Pressimist  Seedorf3 41a 1943/44 Fernseh GmbH - RPF Seedorf 3 / Pressimist 441/50 Bildempfänger höhen u. tropenfest http://www.radiomuseum.org/r/fernseh_seedorf_3_pressimist.html

Bildquelle: Fachautor Herr W. Schroeer

 

3.) Die Kriegsjahre 1939 - 1945

Das was von den Geräten und der geschaffenen Infrastruktur erhalten geblieben war erhielt schon bald die selbstgewählte propagandistische Aufgabe der früheren Verantwortlichen nun im Rahmen der ausdrücklich befürworteten Truppenbetreuung verwundete Soldaten in den Berliner Lazaretten mit "Wir senden Frohsinn und bringen Freude" aufzuheitern.

Dies mit dem Antrieb sich dadurch unabkömmlich und damit nicht einsetzbar für den Kriegsdienst zu machen. Der Produktionschef in Berlin und spätere Leiter des Fernsehsenders Paris Kurt Hinzman erläutert in [83] das selbst Goebbels Zerstreuung und nicht Propaganda wünschte. 

Aus dem Kuppelsaal am Berliner Olympiagelände wird am 12.12. 1940 die 50. Übertragung im Rahmen des Militärfernsehens - Lazarettfernsehens gemeldet [83]

 
Frohsinn und Wille meistern das Schicksal

Durchhalteprogramme für die versehrten Soldaten in einem Fernsehbeitrag

 
   Es ging aber auch unterhaltend zu, wie es das beschwingende Lied von Ilse Werner, "Ja, das ist meine Melodie" aus dem Berliner Kuppelsaal auf dem Reichssportgelände für die Kriegsverwundeten beweist. 

Im Bild: Die Kamera, verm. Fernseh GmbH Farnsworth Sonden Type. 

Letztlich bleibt die Frage ob die Veranstaltungen mehr Personen Vorort an den Veranstaltungsorten oder tatsächlich im Fernsehen gesehen haben.

Dies funktionierte bis Mitte 1944, danach war entweder alles zerbombt und ausgebrannt, oder musste als nebensächliche Begleiterscheinung der Invasion zumindest teilweise wieder "Heim ins Reich" geschafft werden. (Letzteres bezogen auf die in Paris eingesetzte Technik).

In der 2. Hälfte der 30er Jahre entledigte sich auch Großbritannien offiziell vom Fernsehen, um keine "Geheimnisse" an die Lizenzpartner von John Logie Baird, sprich der "Deutschen Fernseh AG" nachmals "Bosch Fernseh GmbH Darmstadt" weitergeben zu müssen.

Um es diplomatisch aussehen zu lassen, steckte man einfach das Sendegebäude in London in Brand.

" Leider wurde dabei alles vernichtet..." hieß es für die Ohren des Volkes....

Damalige Norm in GB: 405 Zeilen bei 25 Bildern / 50 Halbbildern und AM Ton- ein Standard, der auch nach dem Krieg bis 1985 in England für das erste BBC Programm (Parallel zur 625 Zeilen Ausstrahlung seit den 1960er Jahren) gültig geblieben ist.

Die Deutschen starteten zwischenzeitlich die Entwicklung des militärischen Fernsehens um Gleitbomben mittels TV Kamera zu einer Fernlenkwaffe aufzurüsten.

Auch in Peenemünde - dem ersten Entwicklungsort der V4 / A2 Rakete gab es Fernsehen zum Zweck der Beobachtung von Startversuchen. 

Als unabkömmlich mit dabei, der Fernsehpionier Walter Bruch bei der Wartung und Betreuung der Anlagen in Peenemünde.

Auflösungen bis über 1.000 Zeilen wurden getestet wobei die Übertragungstechnik zum damaligen Zeitpunkt diese Bandbreiten um etwa 14 MHz nicht real erscheinen lassen.

[10/S117] nennt die Fertigung von 300 Aufnahmeröhren pro Monat mit 200 funktionsfähigen in den Münchner Auslagerungsbetrieben nach Reichenberg ehem. Sudetenland der Firmen Fernseh GmbH /Blaupunkt. 

Man darf sagen, dass das zivile TV in Deutschland so für gut 13 Jahre 1939 -1952 dem Publikum vorenthalten wurde und etwa von 1939 - 1948 auch entwicklungsmäßig danieder lag.

[10/S116] nennt an Zahlen 

[83] nennt 400 "Tonne" = Sehende Bombe als Gesamt Stückzahl bei 30.000 RM/Stück zu Beginn und 1/2 Preis gegen Ende der Fertigung sowie 2/3 Empfänger hiezu. Wo diese Geräte verblieben sind ist fraglich! Eine mir nicht mehr bekannte Quelle erwähnte einmal Leningrad als Adressat.

Gedanke: Die Lebensdauer der Bildaufnahmeröhre - Ikonoskop des Gerätes Tonne wird seiner angedachten Nutzung entsprechend eher kurz bemessen gewesen sein, was einen hohen Verschleiß für die 441 & 625 Zeilen Testsendungen vor dem Einsatz eigener Fabrikate aus der UdSSR erklären könnte. 

Der Bericht [ https://www.xs4all.nl/~aobauer/ktb-chef-tlr.htm] aus dem Kriegstagebuch" und "Wochenbericht" vom Chef der TLR (Technische Luftrüstung)" nennt für die Woche 20. - 26. 12.1944  auszugsweise zum Thema:

"Nachtjagdbordsuchtechnik:

"Tonne" Trotz dringendster Anforderung 8-262 (=Me 262) bisher nicht erstellt, daher Einbau von Tonne für Mistel stark verzögert.

Amtsgruppe: Fl.B

Als allgemeine Erfahrung hat sich herausgestellt, dass die Fertigung, insbesondere die Überwindung von Produktionsengpässen, nur bei denjenigen Geräten vorwärts kommt, für die anstelle des normalen Geschäftsganges bzw. Einzelverhandlungen mit den eingespannten amtlichen und industriellen Stellen - eine Zusammenfassung in der Hand ausgewählter, bevollmächtigter und verantwortlicher Sonderbeauftragter, Kommissare o. dgl. erfolgt, unter Initiative und Leitung u.a. alle beteiligten Stellen und Werksorgane zu Arbeitsstabsitzungen zwecks sofortiger Entscheidungen Anordnungen und Maßnahmen periodisch an einem Tisch zusammen kommen. "

10 Mill. RM setzte die Fernseh GmbH mit der "Sehenden Bombe" um, nennt Herr Frithjof Rudert und Rolf Maly ehem. Ingenieure bei der Fernseh GmbH in [83].

Die Fernseh AG - Mitarbeiter und Geschichte 

 
Die Fernseh AG wurde am 11. Juni 1929 von den Firmen Robert Bosch AG Stuttgart, Radio AG D.S. Löwe Berlin, Zeiss Ikon AG Dresden & Baird Television Limited London gegründet. [68a] 

Mit 1939 waren lediglich die Firmen Robert Bosch AG Stuttgart, & die Zeiss Ikon AG Dresden Anteilseigner. 

Die Baird Gesellschaft schied aus Nationalistischen Gründen sowie dem Umstand das in Deutschland das Fernsehen dem Reichsluftfahrtministerium überantwortet wurde auch aus Geheimhaltungsgründen aus. Man kann letzteres aber auch Vice Versa aus Englischer Seite betrachten. Dies umso mehr wenn man Bairds Engagement in militärischem Gebiet jüngst besser erforscht hat.

Das Ausscheiden der Loewe AG war mit einem jüdischen Eigentümer ebenfalls den "Zeiterscheinungen" nach 1933 geschuldet.

Es wird eine sprunghafte Steigerung der Mitarbeiter seit 1933 (welch ein Zufall) mit 1 auf 180 Arbeiter und 3 auf 140 Angestellte verzeichnet.

 

 

Die Arbeiten wurden in drei kleinen Räumen im Goerzwerk der Zeiss Ikon AG in Berlin-Zehlendorf begonnen.

Im August 1929 konnte die aus nur drei Mitarbeitern bestehende Firma erste fernsehtechnische Produkte vorführen. (Große Deutsche Funkausstellung Berlin 1929 vom 30. August bis 8. September 1929)

1931 folgte ein Lichtstrahlabtaster nach Königswursterhausen für die Deutsche Reichspost. 

Der gleiche Autor schreibt aber in [67a/S111], das bereits 1930 selbiger geliefert wurde und in Berlin wie auch Königswusterhausen eingesetzt wurde!

Von Bedeutung bleibt noch zu erwähnen, das man die Netzfrequenz (50 Hz) zur Synchronisierung verwendete.

 

 

Für die Lieferung von Sende und Empfangsgeräten hat sich der Herr Reichspostminister besonders für die Entwicklung des Deutschen Fernsehens bemüht. Dies fand seinen Widerhall in den Lieferungen der Fernsehsende- & Empfangseinrichtungen für den Fernsehsprechdienst der Deutschen Reichspost.

Ebenfalls für 1931 werden erste größere Auslandslieferungen erwähnt. In [68a/S112] wird die EIAR in Rom als Empfänger der 60 Zeilen/20 Bilder Anlagen genannt was Rückschlüsse auf den späteren Auftrag an selbigen Adressaten mit der Elektronischen 441 Zeilen Ausrüstung erlaubt.

Was die Aktivitäten zum niedrig auflösenden mechanischen TV betrifft freut man sich in der Rückblende "nicht den Fehler begangen zu haben dem Publikum Fernsehempfänger anzubieten" was einmal mehr ein Licht auf die geringe Bedeutung des mechanischen Fernsehens in seiner Wirkung auf die Öffentlichkeit andeutet und nur "in geringem Umfang Teile für Bastler" angeboten wurden.

Bis Ende 1930 wurden mechanische Empfänger "perfektioniert".

1932 folgte der Übergang zur Braunschen Röhre als Bildwiedergabemedium nach dem Beispiel von Manfred von Ardenne.

Für Direktübertragungen die sich zudem nur auf Motive wie Köpfe eignete stand bis 1932 nur die Lichtstrahlabtastmethode mit bis zu 90 Zeilen/162/3 Bilder.

Daher erfolgte gegen Ende 1931 die Entwicklung des Zwischenfilmverfahrens das zumindest bis zur Olympiade 1936 eine breitere Anwendung fand und zur Funkausstellung 1932 als Laboratoriumsmuster vorgeführt wurde. (Große Deutsche Funk-Ausstellung in Berlin vom 19. - 28. August 1932)

Als Verzögerungszeit des Systems werden nur 15 Sekunden angegeben wobei die Bildqualität der des (16mm?) Films entsprach also als gut empfunden wurde. Die Abtastung war jedoch mit 10.800 Bildpunkten bei ca. 90 Zeilen/25 Bilder nach wie vor relativ bescheiden.

Diese Gerätschaft wurde im Deutschen Museum München letztlich deponiert.

Betrachtet wird auf diesen Webseiten die mechanische Abtastung nur im Zusammenhang als Komponente mit einer elektronischen Bildwiedergabe!

Mit 1933 stieg die abtastbare Zeilenzahl auf 180 Zeilen/25 Bilder bei 40.000 Bildpunkten.

Ebenso um diese Zeit wandte sich die Fernseh-AG anstelle der Gasfüllung von Bildröhren zum Betrieb mit Hochvakuum zu was ihr eine Erststellung [68a/S] auf diesem Gebiet gebracht haben soll, mit dem Vorteil die Lebensdauerfrage der Kathode wie auch Helligkeitsprobleme zufriedenstellend gelöst zu haben.

Als Bildgröße wurden 15 x 18 cm mit 31 cm Bildschirmdurchmesser erreicht.

  

Mitarbeiter:

Bosch Vorsitz 1939:

  1. Direktor Dr. E.C. Rassbach
  2. Direktor Karl Matell Wild

Zeiss Vorsitz 1939:

  1. Direktor Alexander Ernemann
  2. Direktor Alfred Simader
  1. Dr. Ing. Paul Goerz       Leitung
  2. Dr. Rolf Möller,            stellvertretendes Vorstandsmitglied,  (Verantwortlicher für Inhalt der Hausmitteilungen 1939) [68a] nicht zu verwechseln mit Prof. Dr. H.G. Möller vom Hamburger Institut!
  3. Dr. Ing. Georg Schubert,           stellvertretendes Vorstandsmitglied,  (Verantwortlicher für Inhalt der Hausmitteilungen 1939) [68a]
  4. Wolfgang Dillenburger  [68a/S122]
  5. Horst Zschau [68a/S122] siehe auch sein "Auslandsengagement in der UdSSR
  6. F. Legler          siehe wie oben
  7. Dipl. Ing. Herbert Bähring       [68a1/S3] Kippgeräte, mit Zeilentrafo Hochspannungserzeugung beim DE7 im Dez. 1938 // Ablenkjoch als Teil d. Bildkippgerätes lt. Baird Patent
  8. Fritz Below             [68a/S144] Breitbandverstärker 
  9. Werner Flechsig      [68a/S136] Speicherröhre 
  10. Dipl. Ing. Johann Günther     [68a1/S3] Kippgeräte, 
  11. Dr. Theodor Mulert [            68a1/S3] Kippgeräte, 
  12. Hans Werner Paehr              [68a/S126] Großbildröhren
  13. Frithjof Rudert
  14. E. Ruska Sondenröhre Verbesserungen         [68a/S131] 1935 - 1936
  15. B. von Borries
  16. Helmut Schmidt           [68a1/S12] Dezimetersender
  17. Johannes Schunack          Geräte der EIAR Rom 1939 [68a/S134]  
  18. Dr. Erich Schwartz               Bildröhre beim DE7 [68a1/S..]
  19. Dr. Heinrich Strübig              [68a/S126] Großbildröhren
  20. Kurt Thöm               68a/S133] Bildsondenröhre
  21. Dr. Ing. E. Hudec
  22. Dr. Curt Hagen
  23. Dipl. Ing. Walter Haß              [68a/S125] Kleinbildröhren
  24. Ing. Kurt Wellmann                [68a/S125] Kleinbildröhren
  25. Erwin Günzel             in Zusammenarbeit mit Fa. Schott Ing. Fritz Blumenstein [68a/S128] Projektionsröhre
  26. Dr. Werner Hartmann             [68a1/S6] Hochvakuumlaboratorium   [68a/S130] Bildsondenröhre mit Bezug auf 1925 R. Hell & M. Dieckmann sowie Philo T. Farnsworth
  27. H. Wulfheckel               [68a/S131] Sondenröhrenverbesserungen von 1937 - 1938
  28. E. Kosche                    [68a/S132] Prismensystem
  29. W. Bünger                     [68a/S132] Prismensystem
  30. R. Behne                          [68a/S134] Speicherröhre 
  31. Rolf Maly                           [68a/S138] Fernseh-Sprechtechnik 
  32. Dr. Kurt Brückersteinkuhl             [68a/S149] in Verbindung mit Breitbandverstärker 
  33. E. Kosche             [68a1/S7] Nipkowscheibendetails
  34. Sondermayer [68a1/S100]

 

Einen weiteren Forschungsschwerpunkt bietet das 

Fernsehinstitut Arnstadt  

Arnstadt - Eine Entwicklungsschmiede für das sowjetische Fernsehen.

Die Wirren gegen Ende des 2. Weltkriegs brachten Material und Fachwissen im Bereich der Fernsehtechnik in die nunmehr von den Sowjets besetzten Deutschen Zonen.
Arnstadt auf dem Gebiet der Ostzone war aus bestimmten Gründen auserkoren eine Entwicklungsarbeit für das beginnende sowjetische Fernsehen zu erbringen. 

Als Reparationsleistung für die Sowjetunion wurde diese Entwicklungsarbeit am Fernsehen in Arnstadt durchgeführt.
EFuT1 steht sinngemäß für "Entwicklung Fernsehen - Televisor 1",
Der Empfangsbereich der Geräte war im VHF Band 1 um die 50 MHz gelegen, bei einem um 7,5MHz höher gelegenen FM Tonträger.
Das Gerät selbst besteht aus 3 getrennten Chassis, wobei als Besonderheit die Kippröhren und Bildröhren Eigenentwicklungen waren.

Folgende Modelle sind bekannt: 

EFuT1a  Kippröhre ES111 (siehe auch E1 Fernseher von 1939)
EFuT1b  Kippröhre ES111
EFuT1c  Kippröhre ES111
EFuT1d  Kippröhre ES111
EFuT1e  Kippröhre RF 1
EFuT1f   Kippröhre RF 1
EFuT1g  Kippröhre RF 1
EFuT1h  Kippröhre RF 1

Die Rasternorm betrug typenabhängig 441 Zeilen nach der alten Deutschen Norm die auch zwischenzeitlich von den Sowjets übernommen wurde oder die neue wie von Walter Bruch beschriebene erarbeitete 625 Zeilennorm mit einer RB3 oder RB4 Bildröhre. Letztere mit Rechteckbildschirm, sowie unterschiedlichen Zeilentransformatoren.

Ich danke Herrn Norbert Sträßer für vertiefende Informationen und der Genehmigung vom 27.4.2006 zur Verwendung seiner Bilder und Texte. Der vollständige Beitrag war in der GFGF Funkgeschichte 117 aus 1998.

 

Quellen-Verweise:

Beitrag in laufender Ergänzung wenn weitere Quellen zugänglich werden.

©11/2009  - Text by Wolfgang Scheida zu www.scheida.at/scheida/televisionen.htm gehörend

Letzte Bearbeitung: 20 Januar 2024