Bild: Die Anfänge der Börsenticker - Links H. Zimmer, CC BY 3.0
Nur 15 Minuten in der Zukunft ehe sie Vergangenheit wurde
Als Kind sah ich im Fernsehen den 1940er s/w Spielfilm "Edison the Man" über den Erfinder Thomas Alva Edison, gespielt von Spencer Tracy mit der Szene wie er u.a. den Börsenticker als Synonym für die Informations Abhängigkeit der Wall Street erfand.
Jahrzehnte später gab es klarerweise längst schon die ungezählte moderne Version davon wie etwa die Börsenkurse über den Teletext/Videotext oder mit dem Privatfernsehen und den neuen “Business Kanälen” wie REUTERS TV, sowie auch Nachrichtensendern die zumeist unten im Bild den “Börsenticker” mit den hierzulande relevanten DAX, NASDAQ, oder NYSE Notierungen durchlaufen liesen.
Bild: Klassische Notierung eines Börsenwertes mit der Tendenz
Zumindest für diejenigen die über individuelle Kursentwicklungen informiert sein wollten war ein wenig mehr Aufwand von nöten, den man sich buchstäblich selbst in ein Heimbüro, angeschlossen an einen PC stellen konnte, um zumindest ausgewählte Börsenkurse live als Daytrader, Investor oder Broker/Wertpapiermakler mitverfolgen zu können.
Es waren letztlich zwei Anlagen, die ich für ein solches System errichtet habe und das sich ein wenig von der klassischen “ASTRA Fernsehsatellitenantennenanlage” jener Tage unterschied.
Insbesondere eine davon war für mich ein absolutes "Erstes Mal” mit einem Hauch von einem unternehmerischen Abenteuer.
Von einem Bekannten der ebenso aus dem Bereich des technischen Kundenservice in Sachen Bankmodems stammte und damals erst jüngst den Fuß in die Börsenmakler Branche gleich bei einem Wertpapierhaus an der Wiener Börse gesetzt hatte kam der Hinweis, wonach sein Chef eine SAT Anlage benötigen würde.
Ein Termin wurde vereinbart der in dessen nahe gelegener Altbauwohnung am elitären Rudolfsplatz in Wien 1 statt fand.
Etwas reserviert war da noch der Mann mit dem Argument sie hätten ohnehin bereits jemanden der sie bestens betreut ehe er über die Zeit zu einem meiner besten Kunden sowohl geschäftlich wie auch mit seinem privaten Bedarf werden sollte, der von aller Art Kommunikations- und Büroelektronik über die Kaffeemaschine bis zum Großraumkühlschrank, das ganze zudem zum Teil mehrfach ordern sollte ehe die am Horizont aufgestiegene Dot.com Blase die Weichen neu stellte.
Rasch stellte sich heraus, dass die Montage einer SAT Antenne zwar technisch möglich ist, aber an Einsprüchen bzw. Auflagen von der Bürokratie her eher aufwändig zu realisieren wäre.
Hinzu kam, dass eben im Wiener Börsengebäude, besser gesagt, auf deren Dach Ensemble damals, was sich später ändern sollte, keine SAT Antenne gestattet wurde.
Der Kunde, ein gebürtiger Brite mit sehr guten Deutsch Kenntnissen der zudem obligatorisch auch Rupert Murdoch's SKY Channel SAT Programme sehen wollte.
Der private Aspekt seiner Anforderungen löste sich schon bald durch seine Übersiedlung in die ebenso wenn auch vis a vis gelegene Maria-Theresienstraße wo es diesbezüglich entsprechende Aufträge an mich gab.
Relevant für diesen Beitrag aber war deren Anforderung, die Börsenkurse der internationalen Börsen in Echtzeit auf den Bildschirm zu bekommen, um eben deren Kerngeschäft, den Handel mit Wertpapieren optimiert und mit einem Informationsvorsprung nachkommen zu können.
Zwar gab es bereits ein augenscheinlich sehr komplexes REUTERS vielleicht auch BLOOMBERG Terminal das aber scheinbar nicht alle gewünschten Bereiche abdeckte bzw. die zusätzlichen Lizenzen für weitere Mitarbeiter (Multiuser) die folgende Alternative kostenmäßig deutlich unterboten hat.
Und so kam ein damalig neues Dienstleistungsprodukt der Firma Data Broadcasting Corporation (DBC)) aus Wyoming, USA, gegründet 1992 auf den Markt, wo auf einem Satellit der West Hemisphäre wie etwa womöglich* auf Intelsat 27,5° West die Börsenkurse als Datenübertragung empfangen und als serielles RS-232 Ausgangssignal in einen PC oder weiterer Computer basierenden Gerätschaft in das lokale LAN des Kunden eingespeist werden konnte.
*Womöglich deshalb, da ich den genauen Satelliten derzeit nicht mehr im Sinn habe.
Der übertragene Datenstrom selbst wird kodiert gewesen sein. Erst die entsprechende PC Software mit einem Schlüssel oder Zugangscode als Lizenz wird ihn lesbar gemacht haben.
Ich punktete damit, den ersten Wiener Gemeindebezirk bzw. deren Gebäudeverwaltungen mit allen seinen Restriktionen bzw. Genehmigungsaufwendungen die auch Unternehmen des Wettbewerbes irgendwie organisieren hätten können sogleich außen vor zu lassen.
Und bot an, den Satelliten mit einer Antenne bei mir am Wiener Stadtrand am Flachdach montiert zu empfangen, per Poststandleitung die Daten in das Börsegebäude zu senden, wo es vom Endstellen-Postmodem aus in deren Rechnerlandschaft übernommen werden könnte.
So So kam es dann auch und funktionierte von Anbeginn bis auf eine kurzzeit Störung die der Post oder dem Anbieter zuzuschreiben war stets einwandfrei.
Anders als in Europa gab es in den USA seit jeher einen freien kommerziell orientierten Zugang zur Frequenznutzung.
Als Beispiele sind die Musikkanäle für die Hintergrundmusik in Geschäften, die Aufzugsmusikkanäle, Informationen für Wettbüros und mehr genannt, die in einem UKW Radiokanal “versteckt” ähnlich dem Stereosignal oder später dem RDS Daten mitgesendet wurden und mit speziellen Empfängern von zahlenden Abonnenten dekodiert bzw. empfangen werden konnten.
So auch der FM Servicedienst “SIGNAL” bzw. der Vorgänger "QuoTrek" von DBC, der eben in den USA private und professionelle Börsen-Broker aber auch Sportwetteninteressierte per UKW Radiosignal bzw. alternativ über deren Verteilung in US Kabelnetze bediente.
Bild: Der tragbare QuoTrek Empfänger für Unterwegs in den USA
Für all die Länder und Regionen wo dies fernmelderechtlich oder wirtschaftlich nicht möglich oder nicht zulässig war wie eben auch in Österreich, wurde die SIGNAL Versorgung wie auch in den USA selbst per Satellit angeboten.
Gewählt war ein Transponder auf, es müsste Intelsat 601 (27.5°West) gewesen sein, wo mit etwa einer 100 cm SAT Antenne und einem C120 Flansch spezial LNB, spezial nur hinsichtlich der Oszillatorfrequenz von fix 10.0 GHz, die im Unterschied zu den in Europa längst üblichen 9,75 & 10,6 GHz Dual LNB’s lag und dem Paket des Unternehmens nebst diversen Unterlagen beilag.
Das Feedhorn selbst war vom Kunden bzw. Technikpartner in dem Fall mir zu stellen. Also ein eher exotischer Satellit, wo die Offset-Antenne in den Westhimmel fast senkrecht zum Horizont stehend montiert werden musste, und eine exotische ZF Frequenz die wohl auf einem Smallband Träger bzw. SCPC - Single Channel per Carrier lag.
Bild:
Darstellung der 800 möglichen Kanälen aus einem 36 MHz Transponder mit je 45 kHz Bandbreite im INTELSAT System. Es war einer der Kanäle die man als SAT TV Zuseher wenn überhaupt empfangbar spätestens mit den damals aufkommenden digitalen SAT Receivern stets nur als “Daten Kanal” oder “Data Transmission” aufgelistet sah, was einem in der Regel kaum interessierte.Ebenso dabei im Paket war ein spezieller SAT Receiver als eine Art vorkonfigurierte Black-Box an der auch keine Einstellungen für eine andere ZF möglich bzw. angedacht war. angedacht war.
Lediglich Strom und SAT-ZF in sowie RS-232 out waren die Anschlüsse.
Mein Ansatz war nun, das Signal bei mir zuhause, mein damalig eigentlicher Bürostandort war in Sachen SAT Empfang eher ungeeignet, eine solche SAT Antenne zu montieren, und per eigens beantragter und anzumietender Post Datenleitung für im nachhinein lächerliche 9.600 bps oder bestenfalls 14,4 kbps das Signal in das Wiener Börsengebäude zu übertragen.Noch war unklar ob und wie zuverlässig dies tatsächlich funktionieren würde und so sicherte ich mich ab, dass das Risiko der Postwegdatenübertragung der Kunde zu tragen hätte. u tragen hätte.
In die Wohnung musste erst eine weitere nun zudem geschirmte Postleitung gezogen werden die in mein Zimmer zu einer eigens montierten Wandkonsole mit der Postmodemanschlußdose, einer Netzsteckdose sowie dem SAT ZF Ausgang ging.
Das ganze mit dem posttypischen Anmeldeprozedere und deren vorgegebenen nicht günstigen aber für die Sache eben erforderlichen Tarifen.
Die Umsetzung durch deren Techniker kann man durchaus als weitgehend kundenfreundlich bezeichnen. Es war die Zeit als sich die Post oder zumindest Teilbereiche davon langsam in die Privatisierung aufmachen mussten.
Ehe jedoch dieses Thema ernsthaft einer Nachverhandlung bedurft hätte, war es auch schon sehr bald wieder vorbei damit.
Zuvor schrieb ich sogar das Unternehmen DBC an, und fragte interessiert weshalb sie denn diese Daten eigentlich nicht per Internet, ich selbst hatte da ja schon seit 1995 einen Einwähl Zugangsbereich mit dem 33,6 kbps US Robotics Modem (Upgradebar auf 56 kbps), realisieren würden.
Somit bekam ich indirekt die Antwort, als wenige Monate nach der Inbetriebnahme, der Kunde die Postleitung mangels weiteren Bedarfs aufgekündigt hatte und die Post nun auch ihr Mietmodem wieder von mir zurückfordern wollte, was nach Abklärung des Sachverhalts dann auch geschah.
In dieser recht kurzen Zeit war zumindest in Ostösterreich die verläßliche Datenrate von Internet Providern soweit angestiegen, das SIGNAL die schon längst ihren Dienst zusätzlich auch als Internet Dienst anboten was ich bis dahin noch nicht wusste auch als IP Zulieferung zuverläßig funktionierte.
Der Kunde bekam fortan naturgemäß die Daten per Internet, noch dazu über eine von mir vermittelte Glasfaseranbindung von NACAMAR.
Dazu erhielt er im Jahr 2000 seine büromäßige Netzwerkstruktur als einer der ersten Büros in Österreich als vollständigen KAT 7 Standard die ihm SIEMENS für gutes Geld das sich damals fast spielend an den Börsen noch vor der Dot.com Blase verdienen ließ realisierte.
Eine dort zuvor als Reinigungskraft tätige Dame stieg zudem noch höher gar ins Management und noch weiter auf.
Selbstredend wurden auch mir Mitarbeits- und Kooperationsmöglichkeiten angeboten die ich aber besser sein ließ. Es war mir all das Gehabe vom "vermeintlich schnellen Geld" doch etwas zu suspekt. etwas zu suspekt.
Was letztlich gut war.
Der Rest ist Geschichte.
Im 2013er Block Buster Film "The Wolf of Wall Street", mit Leonardo DiCaprio in der Hauptrolle glaubte ich später das eine oder andere Szenenbild in meiner Phantasie wiederzuerkennen....
Besagter Bekannter der bei obiger Börsen Broker Firma arbeitete und mich dort “hineinrekommandierte” gründete schon sehr bald darauf mit einer weiteren ehemaligen dort für den Chef vormals als Kindermädchen tätigen Kollegin zuerst eine eigene Firma im Bereich des Wertpapierhandels, und darauf folgend eine Familie mit ihr was dann eine andere Thematik wäre.
Ein Haus in dem es kaum gerade Wände und Böden gab, die aber nicht neuzeitlichem “Pfusch", sondern eben dem seinerzeitigen “Nestroy und Grillparzer” Alt-Wien geschuldet war wie ich es auch in Wien 1 einmal durchaus interessiert studieren und kennenlernen durfte.
Symbolbild des einstig vielfach anzutreffenden
Häuserstils in Wien-Penzing Haeferl, Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0 AT
Grundsätzlich war dies schon eher ein Auftrag “Business as usual", nur dass eben statt einem Video- und Audiosignal nun ein serielles RS-232 Datensignal an dem Spezialreceiver mit den Börsennotierungen herauskam.
Auch hier gab es eine ähnliche Entwicklung, wonach schon bald die direkte Signalversorgung über wohl einen UPC Telekabel Tripple Play Anschluß, also auch mit Internet versorgt wurde und das Satelliten SIGNAL System somit abgelöst wurde. it abgelöst wurde.
Bzw. auch, dass das für mögliche attraktive Kundenkreise eben etwas sehr entfernt gelegenen Büros schon bald eine Übersiedlung in die Stadtmitte von nöten machte.
Einmal mein “Reiten” entlang am Dachgiebel des alten nur einstöckigen (zwei Geschosse gesamt) Hauses, das ich meinen körperlich schwereren Mitarbeitern sowohl aus Sicherheitsgründen nicht zumuten konnte sowie eine Beschädigung der ohnehin schon dem Alter nach lädierten Dachziegel heraufbeschworen hätte.
Wenngleich ein kalkulierbares Risiko, mulmig war mir dennoch dabei.
Und das andere war die dort zufällige zeitgleiche Begegnung mit einem Branchenkollegen am Dach, der für einen gerade neu eingezogenen Mieter für die ASTRA Standardempfangsanlage den damals neuen schwarzen PHILIPS Quattro LNB verbaute, der noch serienmäßig eine beigepackte Vorschaltminispannungsreglereinheit für die 18V auf 12V herabsetzung benötigte um nicht “abzurauchen”.
Eine Type die es um 1997 für eine nur sehr kurze überschaubare Zeit gab, und ich in meiner eigenen aktiven Zeit selbst nie verbaut hatte und auch anderswo bei Anlagen insgesamt keine fünf mal je gesehen haben werde.
Siehe auch mein analoges SAT Museum - Rubrik LNB's dazu.
Alles in allem war dies eine letztlich kurze Episode in einem sehr kleinen Nischenbereich in der Welt des Satellitenempfangs über die sich sonst auch kaum etwas finden lässt.
Die Antenne bei mir selbst wurde wenig später im Zuge einer Dachsanierung bei der Wohnung dauerhaft entfernt da dafür kein weiterer Bedarf bestand.
Die Wandkonsole aber lebte in meinem späteren neuen Büro noch viele Jahre als Standplatz für den Blaupunkt Büro Fernseher als gelebtes Recycling weiter.
Später bekam der Kunde im Börsengebäude zudem die Erlaubnis eine SAT Antenne vor-Ort zu errichten was aber ebenso eine eigene Geschichte und einen anderen Hintergrund hatte.
https://www.incjournal.com/cik/8881/65/1997/6IH7cNI-N4hXxgN.shtml zu Signal 1997, abgerufen am 17.1.2025
Eigene Erinnerung des Autors
Suchbegriffe:
Signal, Börse Wien, DBC, Börsenkurse, analoge SAT Technik,©
Textzusammenstellung 1/2025; W. Scheida/Wien Medienhistoriker, zu www.scheida.at gehörendLetzte Überarbeitung: 20.01.25