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Der Minerva Color 707 (707/26) Farbfernseher aus 1970

Farbfernsehgeräte aus Wien – Eine Rückblende in eine Zeit als man unter "Röhrenfernseher" noch etwas anderes verstand…

Minerva Color 707-26 Farbfernseher aus 1970

Bild: Der Minerva Color 707/26; Quelle: Minerva Werbeblatt

Übersicht:

  1. Einleitung

  2. Zur Sache

  3. Gerätevorstellung Minerva Color 707/26

  4. Der Zustand meines Gerätes

  5. Der Aufbau

  6. Die Schaltungsbesonderheiten

  7. Das Farbdifferenzendstufenkonzept

  8. Das Gerät im Praxisbetrieb

  9. Quellen & Nachweise 

 

Einleitung:

"Röhrenkübel", das war zu „meiner Zeit“ in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre schlichtweg die abschätzige Bezeichnung für die im Vergleich zur jeweils aktuellen Fernsehgerätegeneration verwendete Kurzformel für noch röhrenbestückte Farbfernsehgeräte.

Gemeint sind damit natürlich Röhren die zuzüglich der damals obligatorischen Bildröhre, zumeist in Leistungs- und Impulsstufen (noch) ihre Verwendung fanden.

 

So macht es kaum Wunder, dass diese aussterbende Gerätegattung stillschweigend ins Ausgedinge der Technik übersiedelte.

 

Hat sich so ein Gerät im Rahmen des gewerblichen Fernsehheimservices oder des freiwillig ausgesuchten Werkstattaufenthalts einmal tatsächlich unter dem Lötkolben der Gesellen verirrt, so konnte man bei im harten Fernsehalltag in Verwendung stehenden Geräten berechtigt annehmen, und die Praxis bewies dies, dass kaum hatte man einen Fehler repariert, das gleiche Gerät in Bälde erneut an anderen „Wehwehchen“ litt, die erneut einer geschulten und geduldigen Hand bedurften.

 

Deshalb kann ich die Geräte dieser Klasse die mir bewusst begegneten, soweit es meine Erinnerung zulässt, an etwa einer Hand abzählen.

 

Das jemand, der „sein Herz“ an Röhrenradios verlor letztlich auch einmal wissen wollte wie es denn in Röhren(Farb)fernsehgeräten zuging war daher nur konsequent.

 

Und dennoch dauerte es noch Jahre bis aus den alten Kübeln deren Zeit gekommen war, auch technische Leckerbissen mit "Charakter" geworden sind.

 

Unsere Breiten gehören zu denen die einen Konsumgüterproduktionsüberschuß und damit eine Wegwerfmentalität die der Mode und dem Trend geschuldet ist unterliegt und selbst beim Versuch solch alten Kübeln ein zweites oder gar drittes Leben abringen zu wollen der Protagonist dabei leicht unter Rechtfertigungsnot geriet.

 

In der Ausbildung aber haben wir einen Minerva Color 680 tatsächlich noch in allen Baustufen und Schaltungsdetails eingehend studiert da man hier noch besser als bei den höher integrierten Grundig Super Color Geräten die Funktionsweise und das Prinzip ausmachen konnte.

 

Für die Aufarbeitung eines Hybridgeräts bei dem ich ungemein viel gelernt habe, die Type und selbst die Marke ist mir leider entfallen, wurde mir doch glatt nahegelegt „meinem Kunden“ die Strommehrkosten dieses Typs mit einem modernen, natürlich Grundig Gerät zugunsten einer Neuanschaffung vorzukalkulieren.

 

So richtig ist die Rechnung bei damals eher bescheidenen Stromtarifen für den Werkstattleiter letztlich nicht aufgegangen, die unterschwellige Andeutung sich nicht mehr mit solchem Schrott hier blicken zu lassen jedoch schon.

 

So blieb es bei Nachlötarbeiten an einem Philips mit einem K7’er Chassis der in mir die Erzählung eines Lehrmeisters ins Gedächtnis rief, als er in jungen Jahren bei der Reparatur eines ähnlichen Typs und bei geöffnetem Hochspannungskäfig im Bereich der Schulter einen Spannungsüberschlag der erst am Schuh unten wieder austrat abbekommen habe und das Hemd mit Brandloch er immer noch als mahnende Erinnerung daran aufbewahrt habe.

 

Etwas später wurde mir dann klar was im damals ungeordneten Haufen in der Röhrenecke die Röhre PD-500 mit der Warnung vor Röntgenstrahlung in der Praxis bedeuteten.

Über weitere Details dazu, Stichwort: hochohmige Hochspannungserzeugung & Ballasttriode, haben sich schon andere Autoren mit umfangreicherer Reparaturpraxis ausgelassen!

 

In der Grundig Servicewerkstatt jedoch, ich diente damals unter der Lötknechtnummer 29, verirrte sich eines Tages doch wirklich ein Minerva Color 707 mit einem beanstandeten Aussetzfehler auf den ich mich fast übermütig, man könnte sagen fast gierig gewissermaßen als Ausgleich zu den Standard Netzteil-, Tuner, ZF Reparieren an den Geräten der Gegenwart stürzte.

 

Was ich nicht erwartete, das war, dass der TV Abteilungsleiter auf mein Tun entgegen seiner sonstigen Art fast unwirsch reagierte.

Ich möchte dabei fast von Neid sprechen das ich ihm das Modell „aus seiner Zeit“ vor der Nase weggeschnappt hatte.

 

Dementsprechend ließ er es dann auch an Unterstützung ermangeln.

Und das Konklusio war, das nach weitgehend orientierungsloser Fehlersuche ein Drahtpotentiometer zumindest in den engen Fokus der verursachenden Quellen aufgenommen werden konnte.

 

Diese Feststellung gegenüber meinem Werkstattleiter, den ich gleichzeitig als mir in guter kollegialer Erinnerung verbleibend vermerken möchte, genügte in diesem Fall, und mit der leicht anklagenden Aussage „Na woher wolln’s denn so ein Teil jetzt nehmen“ und der Apparat musste ohne weiterer thematischer Auseinandersetzung als unreparabel mangels Ersatzteilbeschaffung wieder zurück an den Kunden gehen.

 

Man muß sich den Kontrast dieser sicher nicht nur in meinem Umfeld gelebten Praxis mit der keine 100 Kilometer entfernten Situation an der Ostgrenze Österreichs und dem Bemühen dort Notgedrungen alles bis zum „letzten Pfeifen“ am Leben zu halten vor Auge führen.

 

Zur Sache:

Lassen Sie uns nun nach langer Einleitung langsam in medias res gehen:

 

Die Jahre vergingen und heilten viele Vorurteile. Überlebende Fernsehgeräte der jeweils ersten Generationen, also s/w Geräte mit nur VHF Tuner, erste s/w Hybride, dann erste PAL Vollröhren und Hybridgeräte, ja selbst erste Volltransistorgeräte fingen an für geneigte Sammlerkreise interessant zu werden.

 

Interessieren tun sie mich auch, jedoch habe ich mich dazu entschlossen nach Möglichkeit „lediglich“ eine virtuelle also bildliche Sammlung sowie Datenmaterial und die Geschichte dieser und anderer Geräte zu sammeln, da ich dazu neigen würde im Zweifelsfall eher mehr denn zuwenig aufzubewahren mit den allseits bekannten folgen.

 

Das Radiomuseum.org kam mir da als Projektions- und Informationsumschlagplatz sehr gelegen wie sicher einige Leser bereits feststellen konnten.

 

So kam es wie es kommen musste, und unser geschätzter Sammlerkollege und selbst Autor radiotechnischer Artikel, Herr Heigl aus Niederösterreich lockte mit einem Inserat, das später mangels adäquater Resonanz zur „Drohung“ mit einer Sperrmüllentsorgung seines Minerva 707’ers mutierte.

 

Persönliche Gründe ließen eine Trennung vom Familienerbstück notwendig machen und so wurde über die Dauer eines Jahres ein Abholtermin vereinbart.

 

Meiner Illusion, das nun meine „ungeliebte“ P-Röhrensammlung endlich zum Einsatz kommen würde wurde gleich der Stoppel gezogen mit dem Hinweis, dass die Endstufenröhren von Herrn Heigl persönlich von Zeit zu Zeit und letztlich relativ kurz vor der Geräteausmusterung aus dem aktiven Dienst an der „Zeit-im-Bild Front*“ getauscht wurden. (*Die Sendung entspricht der Deutschen Tagesschau)

 Österreich Farbfernsehen 1969

Zur Erinnerung: PAL Farbfernsehen wurde in Österreich nach einer Versuchsphase offiziell mit dem Neujahrskonzert am 1.1.1969 eingeführt.

Bild: Bericht aus der österreichischen Arbeiterzeitung vom 31. Dezember 1968 & 1. Januar 1969 als es noch Arbeiter gab mit einem Artikel zum Farb-TV Start und den wenigen Stunden in Farbe die dann lediglich im 1. Programm folgten [4] (Das 2. auf UHF hatte noch „Defizite“ hinsichtlich seiner technischen Erreichbarkeit)

 

Und bis sich Farbfernsehen zum Massenmarkt entwickelte, so etwa ab Mitte der 1970er Jahre, zeitgleich mit dem Aufkommen der Volltransistor Fernsehchassis und der Inline Bildröhren ohne dem Erfordernis der Konvergenzabgleicharbeit, Stichwort Philips K9er & Grundig Thyristor Super Color Serie war „das Color“ im Bild ein eher exklusives Vergnügen, dass sich der Vater von Herrn Heigl als erfolgreicher Baumeister schon um 1970 leisten konnte und wollte.

Wohnwand 1970er Jahre Röhrenwfarbfernseher Minerva

 Bild: Als Symboleinrichtung jener Tage um 1970. Die Holzmaserung passt schon dazu!

Das Wiener Unternehmen Minerva, beheimatet in Wien VII hat schon mit Beginn des Fernsehzeitalters in Österreich mit dem FS43 & FS53 s/w Modelle gefertigt, und so war es eine logische Konsequenz den kommenden Markt auch mit Farbfernsehgeräten zu bedienen.

Den Anfang machte das Modell Minerva Color 680 (A) 1968, dem der Color 707, der Color 707/26 und dann der Color 717 ab 1971 folgte.

Bild: Modellpflege - hier der Color 707/26 nach dem internationalen PAL Farbsystems 

Die mir bekannten Eckdaten der Entwicklung sehen Sie in der nachstehender Tabelle:

Tabelle: Minerva Modellvergleich

Jahr Typ Röhren inkl. BR Tran-sistoren IC's Bildröhre Chassis Konzept: Gewicht Leistungs-aufnahme VK-Preis
          Alle Delta Loch-masken 90°   Alle: Farbdifferenz-endstufen      
1968/69 Color 680 (A) 16 30 nur Stabi A63-11X Dreiteilig Getrennte Zeilen- & Hochspannungsendstufe, V-Chromaleitung 43 kg 280 W  öS 19.950,-
~1969/70 Color 707 10 34 TAA 630 im Farbteil, TAA 640 in der ZF sowie Stabi  A63-200X oder A63-120X Single Getrennte Zeilen- & Hochspannungsendstufe, M-Chromaleitung 44 kg 300 W  öS 19.950,-
~1970/71 Color 707- Electronic 26" 10 34 3 A65-120X Single Getrennte Zeilen- & Hochspannungsendstufe, M-Chromal. 44 kg 300 W  ?
~1971 Color 717-Electronic 26" 5 37 3 A65-120X Single HS aus Zeilenendstufe, M-Chrom. 42 kg ?  öS 19.950,-

Nach meinem aktuellen Wissenstand (12/2011-2022) war der Color 680 noch eine autonome Wiener Entwicklung, während die Modelle ab Color 707 eine weitgehende Bauähnlichkeit mit den zeitgleichen Deutschen Grundig Typen wie dem T1110 Color aus Fürth aufweisen, was eine logische Konsequenz der Synergieeffekte aus dem Verkauf von Minerva an Grundig im Jahr 1968 darstellt.

 

Gerätevorstellung Minerva 707 Electronic 26“

Minerva 707/26 mit Testbildeinblendung

 

Bild: Minerva 707/26 mit Testbildeinblendung [1]

 

Ein großer klobiger Kasten mit Tiefgang und einem Gewicht als Beweis das man vor knapp 40 Jahren noch etwas für sein gutes Geld bekam.

 

An der Vorderseite macht sich die Durchsteckbildröhre Platz. Und für die Unwissenden deren Gegenwart vereinzelt bis in die 1980er Jahre reichte L, prangte das Zauberwort jener Tage, „Color 707“.

Ein Meilenstein der Technik der nach der Concorde und der Mondlandung nun auch im heimischen Wohnzimmer in Form eines farbigen Bildes als Indikator des Zeitgeistes elitärer Unterhaltung angekommen war. Und selbst im ausgeschalteten Zustand und während der Sendezeit, und sie war oft lang, in der noch s/w Programme liefen, das Gerät damit klar machen sollte woran man hier war oder zumindest theoretisch sein könnte.

 

Und als ob dem noch nicht genug wäre prangt auch noch der Schriftzug „Electronic“ als weiterer Code der Erhabenheit über das Banale und Ordinäre, so wie wir gegenwärtig den Begriff „Digital“ und das Apfelkürzel „i“ als die „allheilbringende Kunde unendlicher Lösungen“ für die Menschheit sehen dürfen.

 

Die Auswahl von gar sieben mit einer beleuchteten Nummer angezeigten Fernsehprogramme aus dem CCIR B/G VHF/UHF Band sind wohl auch im Westen Österreichs mit ARD, ZDF, Bayern 3 und der Schweizer Sendereinstrahlung zusätzlich zu unseren beiden Staatsfunkprogrammen zumeist als mehr als ausreichend angesehen worden bis sich dieser Umstand oft erst nach Ableben dieser Gerätegeneration auch hierzulande durch das Kabelfernsehen deutlich geändert hat.

 

Vier vertikal angeordnete Schieberegler (Korrekt: Steuerregler) ermöglichen die Bedienung der bekannten Parameter wie Helligkeit und Lautstärke. Hinzu gesellen sich der neue Farbkontrastregler und der Farbgeschmacksregler der den vom s/w Fernsehen gewohnten bläulichen oder chamois Farbton auf Wunsch des Gerätebesitzers nachbilden ließ oder man beim farblichen Wegdriften der Fernsehkameras ins rötliche während der Skiübertragung selbst Hand anlegen konnte.

 

Entgegen dem amerikanischen NTSC Verfahren, ist das PAL wie auch SECAM Verfahren auf dem Übertragungsweg selbst jedoch keinen sichtbar werdenden Farbverfälschungen unterzogen! Die angeführten Farbabweichungen beruhen wie bei allen Systemen dieser Zeit in Instabilitäten der Schaltungen in den Videostufen bzw. schon zuvor im ungenügenden oder driftenden Weißabgleich der Kameras. Vergleiche dazu auch die gegenwärtigen „Zeit-im-Bild“ LCD Hintergrundmonitore denen eine feste Abgleichhand bzw. ein auf 6500° Kelvin geeichtes Auge fehlt! (Ich durfte beim ORF tatsächlich noch einen solch fähigen Techniker, Herrn B. kennenlernen)

 

Sehr elegant im großen Einschaltknopf versteckt integriert, sind drei weitere Bedienelemente für die Kontrastregelung, ein Klarzeichnerschalter und Klang Hell-/Dunkelumschalter angeordnet die erst bei schön sattem Drücken selbigen Knopfes bedient werden können.

 

Das Gefühl und Geräusch des gediegen einschnappenden Schalters, hier sicher der technischen Notwendigkeit hinsichtlich einer Betriebsstabilität geschuldet, auch durch die Gestaltung des Schalters bewusst zu „tunen“ ist eine Wissenschaft für sich.

Exkurs:

Dazu fällt mir die Anekdote ein, wonach bei Grundig Fürth zur Planung der Einführung einer neuen Grundig Fine-Arts HiFi Serie ein Tablett mit diversen darauf montierten Schaltern in der Belegschaft die Runde machte und die Schaltercharakteristik die Subjektiv am ehesten an den selbst gestellten Anspruch von Fine-Arts herankam im Kollektiv ausgewählt worden ist.  

 

Gespeist wird das Antennensignal wie damals üblich mit den getrennten DIN VHF & UHF Flachsteckern die man über eine entsprechende Weiche an eine Koaxialleitung anschließen kann.

 

Wie auch bei vielen s/w Geräten der Zeit gibt es die Anschlußmöglichkeit einer optionalen Kabelfernbedienung die aber eine Programmumschaltung nicht inkludiert.

Diese wäre lt. Schaltplan dem mir noch unbekannten Minerva Color 969 mit Motorantrieb vorbehalten.

 

Der Zustand meines Geräts:

 

Mit dem Hinweis, das Gerät spiele, holte ich es aus Herzogenburg in Kombination eines netten Treffens mit Herrn Heigl samt einer Besichtigung seines auf Rundfunkgeräte spezialisierten Privatmuseums ab.

 

Etwa parallel dazu erwarb ich über Ebay eine Serviceanleitung der Grundtype Minerva Color 707 die wie sich dann herausstellte zwar nicht zu 100% aber zumindest weitgehend passte.

 Minerva Serviceanleitung Bild: Die Originalserviceanleitung mit leichten Detailunterschieden

Das Gerät war in einem optisch einwandfreiem Zustand, hatte eine nachvollziehbare Geschichte und war vollständig, was mich bewog meine virtuelle Sammlung um dieses reale Stück Technikgeschichte ausnahmsweise zu ergänzen.

 

Mit zusätzlicher Hilfe unter mitleidig dreinschauenden Augen von Passanten so als ob ich mir nichts besseres leisten könnte trug ich es in meine Wohnung wo sich einmal ans Netz gesteckt nichts tat!

Eine Erstuntersuchung zeigte eine defekte Netzteilsicherung die sich nach wiederholtem Austausch selbiger erneut verabschiedete.

Da der Gleichrichter und periphere Bauteile keine Fehler aufwiesen, begann ich die Lade und Siebelkos über eine sehr lange Zeit zu formieren was bis dato auch den Erfolg brachte.

 

Gut 30 Sekunden nach dem Einschalten kommt der Ton, etwa weitere 12 Sekunden später das Bild.

 

Da diese Art Fehler bei Sammlergeräten zum Standard gehören gehe ich hier im Detail nicht näher darauf ein.

So waren weitere Kondensatoren in der Vertikalendstufe für die Bildlinearität zu tauschen, der 30 V Abstimmspannungsstabi war defekt und auch defekte Trimmer in der Konvergenzbox suchten Aufmerksamkeit wobei diese mit Mittelanzapfung versehen heute nicht mehr allgegenwärtig als Ersatz erhältlich sind.

 

Nach der Einstellung der Bildgeometrie machte ich mich an die Konvergenz, wobei ich mir vorgenommen hatte aufgrund der legendären Missliebe der Techniker vor dieser Arbeit oder besser gesagt Spielerei es jetzt erst recht einmal wissen zu wollen und den Stier bei den Hörnern oder besser gesagt bei den Reglern zu packen mit einem sehenswerten Resultat mit dem ich zufrieden bin.

 

 

Minerva 707/26 Konvergenzeinstelleinheit  Minerva 707/26 Konvergenzeinstelleinheit

Bild: Rätselratespiel auch bekannt als Minerva 707/26 Konvergenzeinstelleinheit [1]

 

An eine gute Inline-Röhre, in meinem Fall zudem einer Sony Trinitron kommt sie aber nicht ganz heran.

So beschäftigte ich mich noch mit der Farbreinheit, den Schwarz & Weißwerteinstellungen, ja selbst den PAL Farbteil glich ich anhand der Anleitung ab.

 

Das Ergebnis sehen Sie anhand des gemachten Testbildes.

 

Der Aufbau:

 

Minerva 707/26 Chassis 

Bild: Minerva 707/26 Chassis eingeschoben & servicefreundlich hochgeklappt [1]

 

Im Inneren des Gerätes geht es übersichtlich und aufgeräumt zu.

Ein Chassis das auf einem Schlitten herausziehbar befestigt ist und dann seitlich zur Fehlersuche eingehängt werden kann.

Minerva 707/26 Chassis herausgezogen

Bild: Minerva 707/26 Chassis herausgezogen, links hinten das PAL Farbmodul und die PAL M Type Verzögerungsleitung [1]

 

Die Konvergenz ist unter Herausnahme des per Schnappverschluß gesicherten Frontlautsprechers von vorne bedienbar. Die meisten Einstellpotis sowie der Serviceschalter (zum „Strich“ schalten für den Schwarzwert) sind sehr servicefreundlich angeordnet.

Minerva 707/26 Auch bei geschlossenem Gerät

Bild: Minerva 707/26 Auch bei geschlossenem Gerät gab es damals noch so manches abzugleichen wie etwa den Schwarz & Weißwert [1]

 

Als Tüpfelchen auf dem „i“ wollte ich letztlich dann noch die immer nur halb verdeckt erscheinende Programmnummernanzeige reparieren und stieß berechtigterweise auf die Bestätigung unseres Berufstitels der da einst auch den Begriff >Mechaniker< in sich trug.

 

Mit gespannten, einer Drahtseilbahn alle Ehre machenden Nylonschnüren wurde jede der sieben Programmtasten mit der korrespondierenden Nummerndurchsichtscheibe am Bedienungseinheitsaggregat angesteuert. Durch Dehnung der Schnüre über die Jahre stimmte aber die Länge nicht mehr so ganz und einige der Nummern waren nur mehr mit halber Sache bei der Arbeit.








Minerva 707/26 Abstimmaggregat Minerva 707/26 Abstimmaggregat

Bild: Minerva 707/26 Abstimmaggregat mit Seilzugprogrammanzeigensteuerung [1]

 

Es gelang im Wesentlichen die Quetschösen zu öffnen und die Schnüre erneut im richtigen Abstand zur vollständigen Programmanzeige festzuklemmen.

 

Die Schaltungsbesonderheiten:

 

 

Das Farbdifferenzendstufenkonzept:

Ehe es gegen Ende der 1970er Jahre in Verbindung mit dem neu aufkommenden Teletext/Videotext, später dem BTX Bildschirmtext aber auch dem Scart Anschluß zu den obligatorischen RGB Bildröhrenansteuerungen kam gab es eine Vernunftslösung die hieß Farbdifferenzendstufe.

Wie der Name sagt, wird dabei nur eine Differenz des Farbartsignals verstärkt und nicht die gesamte Bandbreite für Rot, Grün und Blau.  

 

  

Das Gerät im Praxisbetrieb:

 

Kurze Zeit nach Besitznahme des Fernsehers war es noch möglich analoges Fernsehen einzuspeisen. Dann aber konnte ich aus bekannten Gründen der Digitalumstellung, Stichwort DVB-T, dies nur mehr über UHF und einem SAT Receiver durchführen.

 

Der eingesetzte SAT Receiver hatte zudem den Vorteil, dass die Teletext/Videotext und sonstigen Datenzeilen in der vertikalen Austastlücke unterdrückt sind, und somit auch kein durchhängender Rücklaufstreifen wie bei vielen Geräten dieser Zeitepoche (Ingelen etc.) störend sichtbar wird.

 

Von Zeit zu Zeit schalte ich das Gerät nach der Prämisse >der rastet - der rostet< ein, um schlimmeres zu verhindern. Bis auf einen zwischenzeitlich sehr stark in Erscheinung tretenden Fehler, vermutlich in der getasteten ZF Regelung, der sich mit starkem Bildrauschen bemerkbar macht ist meine Rechnung dahingehend auch aufgegangen.

 

Die starke Temperaturentwicklung, der doch nicht ökonomische Netzanschlusswert und ein zwar gutes aber eben doch auch der Differenzansteuerung und den Jahrzehnten der vorbehaltenen technischen Weiterentwicklung verlustiges Bild lässt einen sinnvollen Alltagsbetrieb in der Praxis nicht zu.

Vielleicht möchte zukünftig einmal ein anderer Sammler sich an diesem Tripple Hybrid Zeitzeugen messen und zeigen was er/sie kann?


Nachtrag 2023:

Es fand sich tatsächlich im persönlichen von mir betreuten Fotoarchiv von mittlerweile verstorbenen Verwandten, in diesem Fall von Frau Franziska Kittel, alias unserer "Tante Franzi" bei einem Besuch ebenso im erweiterten Verwandtschaftskreis ein Nachweis für dieses Gerät. In einem typisch jener Zeit eingerichteten Wohnzimmer (von Pensionisten) lief der Minerva Color 707 (oder 717) im Hintergrund. Es könnte das Nachmittagsprogramm gewesen sein, da die Rollos wie man sieht heruntergelassen waren. Die Aufnahme stammt etwa aus dem Juni 1979 datiert was auf damals rund 7-8 Jahre Gerätelebensdauer hindeutet.

  


Quellen & Nachweise:

 

  1. Gerätebilder: Archiv Scheida
  1. C 002/707 Serviceanleitung Minerva Color 707 ab Chassis Nr. 330 001 Ausgabe XII/69
  1. Karikatur
  1. Online Archiv www.arbeiter-zeitung.at Auszug aus 31.12.1968 & 1.1.1969; Mit Stand 16.6.2022 nicht mehr abrufbar
  1. Div. Gerätedaten & Schaltungen aus Radiomuseum.org
  1. Minerva Fernsehgeräte Prospekt 1971 & http://wegavision.pytalhost.com

  

Ausgewählte Lesetipps des Autors zum Thema

 

Gehört zu http://www.scheida.at/scheida/televisionen.htm    

Erstellt: 12/2011 by ©Wolfgang Scheida 

Updated: 29.05.23