Eine Homage an den großen Förderer der Couch Potatoes...
Bild© FOXMATGROENING Artikel Fernbedienungshalterung
Das Ableben von Robert Adler im Februar 2007 bietet an, das wir uns als Technikhistoriker ein wenig mit seiner Person sowie den ihm zugeschriebenen Erfindungen und Entwicklungen befassen.
Vornehmlich wird der Name des gebürtigen Österreichers Dr. Robert Adler im Zusammenhang der (Mit-)Erfindung und Entwicklung der Fernsehfernbedienung genannt.
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Bild © Wikipedia, by User Theo's Little Bot, 2017
Noch im Österreich der Habsburgermonarchie 1913 in Wien geboren und späterer Student der Physik an der Universität Wien, zwangen ihn die politischen Ereignisse ab dem Jahr 1933/38 in der Folge 1940 zur Emigration in die USA.
Dort trat er 1941 in das Forschungslaboratorium der Zenith Radio Corporation in Chicago ein, wo er unter anderem als Erfinder der TV Fernbedienung genannt wird.
Weitere Tätigkeiten innerhalb seiner beruflichen Laufbahn bei Zenith betrafen die Verbesserung der Synchronisierungsschaltungen "Fringelock" genannt, im Fernsehgerät sowie militärische Entwicklungen die er als Vizepräsident des Forschungslabors beendete.
Zum Anhören gibt es auch diese MP3 Kurzdokumentation mit einem Beitrag des Autors zum Downloaden! (In Schweizerdeutsch gehalten)
Audio Dokumentation MP3 ~4,7MB
1913 als Sohn des austromarxistischen Theoretikers Max Adler (1873-1937), und Jenny Herzmark Adler, einer Physikerin, 1927 erfolgte sein Austritt aus der Israelitischen Kultusgemeinde,
Studium der Physik, Promotion 1937 mit der Dissertation mit dem Titel „Über ein hochempfindliches Differenzialmanometer“, Arbeit bei einem Patentanwalt. In Wien wohnhaft im Bezirk Josefstadt.
Flucht 1939 über Belgien nach Großbritannien, von dort im Juni 1940 in die USA, gemäß [DÖW Archiv].
Dr. Robert Adler ist einer der Vertreter derer, die das Glück hatten,
einmal ein Fachgebiet auf Höhe seiner Zeit erfolgreich mit einem Abschluß fertig studieren zu können
für uns später bereits in der damaligen Fachwelt Artikel und Zeugnis ihres Könnens abzulegen,
flüchten zu können und den Holocaust zu überleben,
jung genug für einen Karrierestart im Ausland zu sein,
klug genug und auch vernetzt um mit bahnbrechenden Erfindungen und Entwicklungen zur rechten Zeit, in diesme Fall als es mit dem Fernsehen so richtig los ging dabei zu sein.
Dies angeführt, da es zweifellos tausende Techniker und Fachleute gab, deren Lebensstationen wir nicht in dieser Art nachvollziehen können, da es eben kein Schriftgut ihres Wirkens (mehr) gibt.
Er, stellvertretend für all die die nicht mehr sprechen konnten, führt einmal mehr den Abgang der hier fachlichen Intelligenz aus Österreich ab 1938 an. Ein Land, dessen Kompetenz in Sachen Radiobau einst führend war. Dazu passt auch der in einem anderen Artikel zu würdigenden Wiener Landsmann, Herrn Paul Eisler, ebenso geflüchtet, und als Erfinder der Leiterplatte - Prontplatte bekannt. Eine für die Branche letztlich ebenso epochale Erfindung.
Ob Robert Adler ebenso auch ein aktiver Funkamateur war ist noch zu prüfen. Nachstehende Artikel deuten dies jedoch an.
So finden wir in Wien seine mit dem Titel Dr. versehenen über normale Reparaturthemen hinausgehende, fachlich tiefgehende Abhandlungen in
Noch ohne Doktortitel angeführt:
Österreichische Radiowelt, Nr. 22 1925: Als einer vieler Gewinner eines Preisrätsels angeführt.
Österreichische Radiowelt, Nr. 17 1930: Die Tastung von Amateursendern
Österreichische Radiowelt, Februar 1931: Die Strahlung von geschlossenen Schwingungskreisen; Vortrag im Österreichischen Versuchssendeverband. Für diese Arbeit erhielt er im Dezember 1930 den 1. Preis.
Österreichischer Radioamateur, Juni 1936: Theoretische Aussichten der
Frequenzmodulation
Österreichischer Radioamateur, Februar 1937: Gleichstromnetzgerät für Braunsche Röhren
Österreichischer Radioamateur, Juni 1937: Die Widerstandsverhältnisse bei Empfangsantennen
Mit Doktortitel angeführt:
Österreichischer Radioamateur, Jänner 1938: Über Schwebungssummer
Österreichischer Radioamateur, März 1938: Meßfehler beim Diodenvoltmeter
So schreibt er gemäß der Website des DÖW Archivs:
"Ich war politisch ganz naiv, der typische Naturwissenschaftler und der typische Josefstädter auch. Ich meine, es war doch ein so ruhiger Bezirk. Nichts ist dort vorgekommen. Es war sehr schwer, sich vorzustellen, daß sich das je ändern würde. Im März 1938 habe ich mich natürlich, wie alle anderen, die in der gleichen Lage und jüdischer Abstammung waren, fragen müssen: Was machst du jetzt? Ich bin mit vielen anderen beim amerikanischen Konsulat Schlange gestanden, um eine Quotennummer zu bekommen. Ein Jahr später bin ich emigriert. Ich war noch ein ganzes Jahr in Wien. Ich habe sogar noch während des Jahres ein bisserl Geld verdient. Ich war Lehrer für Radioreparaturen in Umschulungskursen für Auswanderer."
Interessanterweise gelang es ihm in der unmittelbaren Radiobranche in Wien kurzzeitig Fuß zu fassen wie er ausführt:
"Das war eine Schule von einem Herrn Ingenieur Vogel. Ich habe keine Ahnung, was sein persönlicher Hintergrund war, aber er hatte eine Fachschule für technische Berufe, ich glaube, in der Neubaugasse. Plötzlich, nach dem "Anschluß", hat Vogel Leute gesucht, die praktische Kurse für Auswanderer lehren konnten. Ich wußte genug von Radios, und jemand hat mich als Lehrer vorgeschlagen für Radioreparatur. Ich habe das natürlich gemacht, das war ganz interessant für mich. In diesen Kursen waren eher junge Leute, so in den Zwanzigerjahren. Viele haben gar nicht gewußt, wohin. Ich meine, die Leute wollten raus. Welches Land auch immer möglich war, dort sind sie hingegangen. Aber sie wollten etwas Praktisches lernen. Ob es ihnen wirklich geholfen hat, das ist schwer zu sagen." Anmerkung: Ein weiteres Thema zum Nachforschen!
"Ich hatte zu der Zeit ein kleines Zimmerchen gemietet, in der Josefstädterstraße. Einmal sind zwei junge Burschen gekommen. Ich habe die Tür aufgemacht, und sie haben mich gefragt: "Sind Sie Jude?" Ich habe natürlich sagen müssen: "Ja." Da haben die gesagt: "Aufwaschen!" Wir sind also zu irgendeinem Lokal in der Josefstädterstraße gegangen, das sie beschlagnahmt hatten. Da waren schon andere junge Leute. Es war aber sehr zivilisiert, wie alles in der Josefstadt, scheinbar. Die haben uns gesagt: "Ihr müßt's das putzen!" Sie haben sogar Kübel und Fetzen gehabt. Dann sind die zwei verschwunden, vielleicht, um noch andere Leute abzuholen. Das Komische war, daß die anderen jungen Leute geglaubt haben, ich bin einer von den Nazis, weil ich blondes Haar gehabt habe. Sie haben mich um Instruktionen gefragt, und ich habe ihnen gesagt: "Ich bin doch kein Nazi! Ich bin doch a Jud'!" Sie haben mir nicht vertraut, sondern geglaubt, ich schwindle und will sie bespitzeln. Das war eine verrückte Geschichte. Wir haben dann ein paar Stunden lang dort geputzt, und dann haben sie uns gehen lassen, alle."
Dann, etwa zu Weihnachten 1939, habe ich einen Posten gekriegt in London bei einer kleinen Firma, die jemanden gebraucht hat, der elektronische Messinstrumente entwerfen kann. Da habe ich wieder reines Glück gehabt. Die haben mir gesagtt: "Das Gesetz erfordert, dass wir die Labour Exchange" also die Behörde "informieren, dass wir keinen Engländer finden können, der das macht." Die haben mir erklärt, das ist nur eine Formalität, denn solche Fachkräfte sind sehr schwer zu finden. Für mich war es eine sehr interessante Arbeit. Das war das erste Mal in meinem Leben, dass ich einen Vollzeit-Posten gehabt habe. Es war wirklich eine neue Erfahrung, jeden Morgen mit der Untergrundbahn zur Arbeit zu fahren, und ich habe mich wirklich schon wie ein Londoner gefühlt. Dann, drei Wochen nachdem ich den Posten gekriegt habe, ist der Brief vom amerikanischen Konsulat gekommen. Ich habe das Konsulat angerufen und mich krank gemeldet. Ich habe gesagt: "Ich habe einen schrecklichen Schnupfen, ich kann jetzt nicht kommen." Ich wollte mir das überlegen. Ich habe einen interessanten Posten gehabt, ich habe mich den ganzen Tag im Laboratorium herumgespielt und dafür sogar Geld bekommen. Ich meine, schöner kann es doch nicht sein! Ich habe angefangen, ein paar englische Freunde zu haben. Ich habe noch in einem großen Zimmer in Nordwest-London gewohnt, zusammen mit zwei anderen Wiener Burschen. Die waren auch in derselben Lage. [...] Alle meine Freunde haben mir gesagt: "Du bist ja verrückt, wenn du nicht nach Amerika gehst! Du bist doch ein Techniker. Das ist doch das gelobte Land der Techniker. Wer weiß, was aus England wird. Der Krieg! Es wird ja nicht so ruhig bleiben. Eines schönen Tages wird er ausbrechen. Wer weiß? Die Engländer sind nicht gut vorbereitet. Wer weiß, vielleicht kommen die Nazis herüber. Was machst du dann? Sei doch nicht blöd, geh' nach Amerika!"
So bin ich schweren Herzens zum Konsulat gegangen, habe das Visum abgeholt und bin buchstäblich im letzten Moment, im Juni 1940 - das Visum war nur vier Monate gültig , nach Amerika gefahren. [...] Wir sind - es war ja schon Krieg - mit dem Konvoi herübergefahren, auf einem Passagierschiff, das von anderen verschiedenen Schiffen und ein oder zwei kleinen Kriegsschiffen begleitet wurde. Es hat neun Tage gedauert, und ich war schrecklich seekrank. Es war ein großes Geheimnis, wo wir landen werden, alles wegen der U-Boote. Wir sind dann in Montreal angekommen. Es waren sechs von uns, die nach New York fahren wollten. Da haben sie uns Karten gegeben für den Zug von Montreal nach New York. [...] So sind wir in New York angekommen.
Ich hab' dann durch irgendwelche Freunde oder Bekannte einen Patentanwalt kennengelernt. Der hat mit Interesse gehört, dass ich in Wien für einen Patentanwalt gearbeitet habe, und mich gefragt: "Wollen Sie vielleicht, solange Sie nichts anderes haben, für mich ein bisserl arbeiten?" Ich war natürlich sehr glücklich darüber und fragte ihn, worum es sich handeln würde. Sagte er: "Ich habe hier eine Beschreibung einer Erfindung. Die hat jemand geschrieben, der wirklich nicht schreiben kann. Es ist furchtbar verwirrend, und es würde furchtbar viel Zeit in Anspruch nehmen, da etwas Klares daraus zu machen. Außerdem hat er noch eine Zeichnung beigelegt, die mit fünf verschiedenen Farbstiften gemacht ist, und unser amerikanisches Patentamt erlaubt nur schwarz und weiß. Also bitte nehmen Sie das und versuchen Sie, etwas daraus zu machen, was Hand und Fuß hat. Und wenn Sie erfolgreich sind, bitte bringen Sie es mir." Schön! Und ich habe nichts anders zu tun gehabt. Da bin ich also in diesem ganz kleinen Zimmerchen, das ich gemietet hatte mit dem Geld meines entfernten Verwandten, gesessen, und Gott sei Dank hatte ich die berühmte Schreibmaschine, von der ich schon erzählt habe, und habe also versucht, diese Erfindung zu verstehen. Und nachdem ich glaubte, ich hätte sie verstanden, habe ich sie in meinem besten Englisch - das war gar nicht so schlecht, das geschriebene Englisch - beschrieben und auch eine neue Zeichnung gemacht und habe ihm das Resultat gebracht. Er hat gesagt, er will es sich zuerst anschauen. Dann hat er mich am nächsten Tag angerufen und mich gefragt: "Sagen Sie, wollen Sie bitte für mich arbeiten?" Ich war ganz erstaunt. Sagt er: "Was Sie da gemacht haben, ist sehr gut. Nicht nur kann ich es verstehen, sondern ich muss wirklich nicht viel ändern. Man muss natürlich Änderungen machen, um den formalen Anforderungen des amerikanischen Patentamtes gerecht zu werden. Aber es ist wirklich gar nicht mehr viel Arbeit. Sie haben mir viel Mühe erspart. Also kommen Sie her und holen Sie sich Ihren Scheck ab, und dann reden wir noch ein bisserl." Ich hatte ein bisserl Zeit, darüber nachzudenken. Da habe ich etwas gemacht, was ich nicht bereut habe. Aber damals ist es mir ein bisserl schwummerlich vorgekommen. Ich habe ihm gesagt: "Nein, schauen Sie, es ist sehr interessant, und ich möchte das gerne machen. Aber ich kenne mich selber gut genug. Wenn ich drei Monate für Sie arbeite, und dann finde ich einen Posten in einem Laboratorium, wo ich ein paar Knöpfe drehen kann, gehe ich doch von Ihnen weg. Ich will doch nicht nur Papierarbeit machen. Ich möchte doch in einem Laboratorium arbeiten. Früher oder später würde ich doch wieder von Ihnen weggehen, und dann sitzen Sie wieder da. Also wenn Sie jemanden brauchen, wäre das ganz ungerecht, das anzunehmen." So habe ich diesen Posten nicht gekriegt. Ich habe dann später durch einen Freund wieder eine Chance erhalten. Der hat einen Posten in Chicago verlassen und mich rekommandiert.
Es war nichts Besonderes, aber es war eine gute Einführung: Ein Ingenieurposten, sehr primitiv. Ich habe sorgfältig mein Doktorat verschwiegen, denn sonst hätte ich den Posten nicht gekriegt, weil ich überqualifiziert gewesen wäre. Aber für mich war es viel wichtiger, einen Posten zu bekommen, und außerdem hatte ich viel an praktischen Dingen zu lernen. Amerikanische Bestandteile habe ich gar nicht gekannt und Fachausdrücke nicht sehr gut. Ich habe ein paar in England gelernt, aber nicht genug. Das Wichtigste an der Arbeit war, dass ich gelernt habe, mit anderen Leuten zusammenzuarbeiten, besonders mit weniger geschulten. Damals - ich glaube, heute ist es in Österreich auch so - musste man in Amerika unbedingt lernen, einander bei der Arbeit zu "häkln" [Wienerischer Ausdruck für "einander spaßhalber zu ärgern"]. Man durfte dabei aber nicht böse werden - steifer Kragen, das ging nicht! Ich erinnere mich noch, wie ich zitternd und bebend das erste Mal versucht hab', einen meiner jüngeren Kollegen aufzuziehen. Das war erfolgreich, Gott sei Dank, sonst hätte ich es vielleicht nie gelernt. Den Posten habe ich dann anderthalb Jahre gehabt, danach einen interessanteren. Amerika hat sich - für mich wenigstens - als das gelobte Land der Techniker herausgestellt.
Ein erhaltener Brief vom 26. Mai 1941, die ihn als am 3246 Fulton Boulevard, Chicago, Illinous wohnhaft macht, beschreibt die Anstrengungen seine Mutter Jenny (Herzman) Adler ebenso nachzuholen.
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Und so sah die Evolution der Fernsehfernbedienung beim damalig in den 1950er Jahren namhaften Hersteller und Entwickler von Fernsehgeräten neben unter anderem der RCA oder Philco aus:
Es begann, wie man es auch anderenorts bereits seit den späten 1930er Jahren für Rundfunkgeräte kannte mit dem Einsatz einer kabelgebundenen Steuerung. Nur der Vollständigkeit halber erwähnen wir hier auch die RCA Armchair fernbedienung der 1930er Jahre für ein bestimmtes RADIOmodell.
Diese kam 1950 auf dem Markt und nannte sich „Lazy Bones“, auf gut Deutsch also "fauler Knochen".
Technisch gesehen wurde mittels Knopfdruck ein Motor im Fernsehempfänger in Betrieb genommen der den üblichen 12 Kanal Abstimmtrommelrevolver des VHF Empfangsteils weiterschalten konnte.
Etwas seltsam mutet uns aus heutiger Sicht das Design dieser frühen Zenith Geräte selbst an. Dies waren allesamt Geräte mit rundem Bildröhrenausschnitt, auch als Porthole, oder wie wir sagen würden als Bullaugen Fernseher bekannt.
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Bild: 1950er Zenith Modell als Beispiel jener Zeit; Type G2441R
Dadurch konnte man die tatsächlich erreichbare Bildgröße höher angeben als dies bei einem rechteckigen Bildschirm der Fall gewesen wäre.
Das stolpern über quer im Wohnzimmer gespannte Anschlussleitungen führte dann zum nächsten wichtigen Schritt:
Weg vom Kabel - hin zur drahtlosen Steuerung.
Dabei war natürlich zu beachten, dass die Steuerung nur das Gerät des jeweiligen Besitzers beeinflussen sollte. Aus diesem Grund musste daher eine Funkfernsteuerung wie sie bereits vom Modellflug und anderen Einrichtungen bekannt war bis auf weiteres ausscheiden. Dazu kam noch, dass die erforderlichen Batterien oder Akkus für eine noch mit Röhren betriebene Fernsteuerung keine befriedigende Betriebseigenschaften gebracht hätten.
Die Lösung zeichnete Dr. Robert Adler mit einer auf Fotozellen basierenden Lichtsteuerung vor:
Bild: Die Fernbedienung alias "Gun" "Flash-Matic" von Zenith, zum "Wettschießen" mit John Wayne im Wohnzimmer. Rechts zu sehen die "Schießscharten" bzw. Trefferflächen für die Signalschüsse am Beispiel des Zenith Chassis Royal X
Das Modell nannte sich jetzt „Flash-Matic“ - "Blitz-Matik"" und vermochte vier Funktionen bei der Lautstärke und Programmwahl auszulösen. Dazu leuchtete man mit einer stärker fokusierenden Taschenlampe, jetzt als Fernbedienung bezeichnet, je eine der vier Fotozellen die in den Ecken des Bildschirms angebracht waren an.
Leider brachte stärker einstrahlendes Sonnenlicht bisweilen zuerst das Fernsehgerät zum unkontrollierten Umschalten und in Folge sicher auch den Zuseher vor dem Apparat zum Rotieren.
Die Lösung der Stunde bot jetzt um 1955 der „Space Command“ an.
Bild: Die Weiterentwicklung der Fernbedienung: Der Zenith "Space Command" am Beispiel der späteren Space-Command 600
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Wir dürfen uns dabei durchaus die Namensgebung der Geräte ein wenig auf der Zunge zergehen lassen und finden uns dann im Zeitgeist des Nachkriegsamerika mit einem Flash Gordon auf dem Bildschirm wieder. Oder es spiegelt sich mit dem "Space Command" das aufkeimende Raumfahrtzeitalter bei der Namensgebung wieder, was im Sinne eines guten Marketings Modernität und Aktualität in der Entwicklung der jeweiligen Erzeugnisse andeuten soll.
Funktioniert hat der „Space Command“ ohne Batterien oder Elektronik einfach dadurch, dass im Ultraschall Bereich also über den für Menschen hörbaren Frequenzen ab etwa 20.000 Hertz, kleine Metallplättchen per Knopfdruck kurzzeitig zum Schwingen gebracht wurden.
Bild: Zenith "Space Command: Das Chassis in Form von Röhrchen die jedes auf einer Resonanzfrequenz im für Menschen unhörbaren Frequenzbereich schwingen konnten. (Spätere Generation Typ S-98663)
Diese Schwingungen sind von einem im Fernsehgerät eingebauten Mikrofon verstärkt und über Filter zur Steuerung der gewünschten Funktionen weitergeleitet worden.
Was die Verlässlichkeit dieses Aufbaues angeht dürfen Zweifel an der Betriebssicherheit angemeldet werden wenn man es mit auf ähnlicher Funktionsbasis arbeitenden Spielzeugfernlenkungen wie sie bis in die 1970er Jahre gebräuchlich waren vergleicht..
Beim Fernsehgerät kommt noch dazu, dass der Apparat selbst abhängig von der ausgestrahlten Fernsehnorm und der örtlichen Netzfrequenz Störfrequenzen emittiert die die Möglichkeiten des Systems zusätzlich einengen.
Auch das Betätigen der Tasten selbst erforderte das notwenige Fingerspitzengefühl um den richtigen "Ton" zu treffen bzw. schwingen zu lassen der vom Fernseher gut verstanden werden konnte.
Mit dem Aufkommen des Transistors in den 1950er Jahren war es nun auch möglich geworden kleinste batteriebetriebe elektronische Schwingkreise in eine Fernbedienung zu stecken. Damit wurden dann ab den 1960er Jahren ebensfalls bei auf ultraschallbasis arbeitenden Fernbedienungen eine wesentlich höhere Betriebssicherheit und eine größere Anzahl an übertragbaren Steuerbefehlen erreicht. war es nun auch möglich geworden kleinste batteriebetriebe elektronische Schwingkreise in eine Fernbedienung zu stecken. Damit wurden dann ab den 1960er Jahren ebensfalls bei auf ultraschallbasis arbeitenden Fernbedienungen eine wesentlich höhere Betriebssicherheit und eine größere Anzahl an übertragbaren Steuerbefehlen erreicht.
Natürlich übernahmen auch die meisten anderen Hersteller zuerst in den USA und in der Folge im Rest der Welt diese oder ähnliche Lösungen zur Fernsteuerung ihrer Geräte.
Vorläufiger Höhepunkt der Entwicklung war die um die Mitte der 1970er Jahre aufkommende Infrarot Fernbedienung. Für Spezialzwecke wo bewußt von einem Zimmer sozusagen durch die Wand zu einem in einem anderen Raum stehenden Gerät gefunkt werden soll, sind ab den 1980er Jahren auch individuell adressierbare Funkfernsteuerungen (zB. für den SAT Receiver Chapperal Monterey mit multiroom remote Commander) dazugekommen.
Allgemein gilt, dass es in den USA von Beginn an die große Auswahl an Programmanbietern es zumindest in den Großstädten notwendig machte ein Umschalten auf eine andere Station vorzusehen. Auch das Zappen bei Unterbrecherwerbung - denn nur so finanzierte sich anfänglich das kommerzielle US-Fernsehengab es ja dort schon seit den 1940er Jahren.gab es ja dort schon seit den 1940er Jahren.
In Europa war eine intensive Programmwahl, von Grenzregionen oder Mehrvölkerstaaten abgesehen, eher erst ab Mitte der 1980er Jahre ein Thema, als das Kabelfernsehen breiten Fuß fasste.
Umgekehrt gehört bis in die späten 1980er Jahre zum US Fernseher der 12 Kanal Trommeltuner sowie das UHF Abstimmrad wie das Amen zum Gebet – während in Europa elektronische Abstimmhilfen, Monomat - Einknopfprogrammwähleinrichtungenn oder auch nur Kurzhubtasten für 4 bis 8 Programme Standard wurden..
Die deutsche Zeitschrift Funkschau (Ende 1960er Jahre) begründet dies damit, dass es sonst in den USA Geräte mit 10 und mehr Programmtasten zumindest in Großstädten geben müsste was von der Bedienfreundlichkeit und Übersichtlichkeit ebenfalls nicht optimal gewesen wäre..
In der Praxis zappt man seit den frühen 1980er Jahren in den USA über die Cable-Decoder Set Top Box mit der annähernd 160 Fernsehkanäle gewählt werden können.
1.. Kabelgebundene Fernbedienungen 1: Diese wurden in die Tonstufe seriell oder parallel eingeschliffen und ermöglichten zumindest in einem bestimmten Umfang eine Regelung der Lautstärke, der Tonhöhe oder der Helligkeit.
2. Kabelgebundene Fernbedienungen: Diese können zusätzlich zur Tonregelung Motoren und/oder Elektromagnete zwecks Senderabstimmung aktivieren.: Diese können zusätzlich zur Tonregelung Motoren und/oder Elektromagnete zwecks Senderabstimmung aktivieren.
3. Verkleinerte Steuergeräte: Das sind vvom Gerät (Audio und/oder Video Monitor) örtlich getrennte Tuner/ZF/(NF) Einheiten die zwecks direkter Beeinflussung im unmittelbaren Umfeld des Bedieners betrieben werden können.. -
Bild: Als Stellvertreter dieser Gattung kann der Conrac Conrac
Fleetwood 600 genannt werden mit seinem abgesetzten Empfangsteil, während z.B. die Bildröhre samt Chassis in der Schlafzimmerwand eingebaut war.
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Eine Sonderlösung stellt hingegen der Regency RT-700 dar.
BILD: US Regency Television Remote Control RT-700
Es handelt sich dabei um einen beim Zuseher aufgestellten Empfänger mit Programmwahlschalter (VHF-Trommeltuner) dessen stets gleiche Ausgangsfrequenz von jedem herkömmlichen Fernseher über das kabelgebundene Antennensignal wieder empfangen werden konnte. (Ähnlich den heute gebräuchlichen DVB-T/C/S Set-Top Boxen mit Modulator)
4. Lichtgesteuerte Fernbedienungen mit Fotozellen – wie etwa bei der Zenith "Flash-Matic" siehe Beitrag
5. Funkfernbedienungen (möglicherweise gebräuchlich in den USA – in Europa aufgrund allgemeiner postalischer Beschränkungen bis ~1990 nicht einsetzbar) wegen des großen Volumens der Batterien sowie einer ungewollten Beeinflussung von Geräten in der Nachbarschaft anfangs ohnehin nicht einsetzbar.
6. Ultraschall Fernbedienung mit mechanischer Schwingungserzeugung – (habe pers. auch bei ähnlich aufgebautenauch bei ähnlich aufgebauten Spielzeugsteuerungen kaum eine mit brauchbarer/verlässlicher Funktion gesehen)verlässlicher Funktion gesehen)
7. Ultraschall Fernbedienung mit elektronischer Schwingungserzeugung wie sie für viele Jahre Standard wurde. (Als ein Flaggschiff dieser Gattung am europäischen Markt nenne ich stellvertretend die NORDMENDE Fernbedienungen mit Sensortasten und mech. einstellbaren Abschalttimer)
Bild: NORDMENDE Telecontrol IV Ultraschallfernbedienung mit eingebautem Abschaltimer © Nordmende Katalog
8. Infrarot Fernbedienung; diese mit den unterschiedlichsten Bit codierungen je nach Generation
Als ein Stellvertreter der Ultraschallfernbedienungen mit elektronischer Schwingungserzeugung darf uns der deutsche SABA Telecommander aus den späten 1960er Jahren dienen.
Gepackt in ein als handlich zu bezeichnendes Gehäuse vermag er fünf Funktionen zu steuern.
Lautstärke minus
LS - plus,
Farbsättigung minus
FS - plus
sowie eine Programmweiterschaltung in Schleifenform. Das war bei vielleicht 6 - 8 Programmspeichern die ja auch bei nur 2-3 Sendern mehrfach programmiert werden konnten eine damals elegante und durchaus sinnvolle Lösung.
Bild: Gespeist wird die Fernbedienung über eine einfache 1,5 Volt Batterie.
Bild: Oszillatortransistor mit Induktivität und Trimmerkondensator
Hochwertige kapazitätsstabile Kondensatoren; zu sehen auch die Mikrofon Sendekapsel. Ins Auge fällt weiters der stabile mechanische Aufbau des Tastenaggregats mit dem die jeweilige Hubbewegung in eine Schiebebewegung umgewandelt wird. Frequenzmäßig liegt das Signal bei etwa 38 kHz. Also weit über der Zeilenfrequenz von 15.625 Hz und der 1. Oberwelle auf 31.250 Hz, aber auch unterhalb der 2. Oberwelle auf 62.500 Hz.
Wie bereits erwähnt und nicht nur bei ZENITH in den USA sondern auch u.a. bei GRUNDIG in Deutschland angewandt erfolgte die Weiterschaltung des (US-VHF) Trommeltuners oder in Europa die als VHF/UHF Preomaten - Monomaten bezeichneten Programmwähler mittels Elektromotoren. Möglicherweise wird es auch Einzelgeräte mit elektromagnetischer Weiterschaltung gegeben haben, zumindest liegt diese Lösung nahe.
(Der Technikinteressierte sei in diesem Zusammenhang an das PANASONIC Transistorportable RADIO Radar Matic RF-2000 mit der kombinierten elektro-/handaufzugsmechanischen Sendersuche verwiesen.)
Bei einigen SABA Modellen ist die Lautstärke wie auch die Farbwahl mit Motorspindelpotentiometer vom Bauteilelieferanten PREH geregelt worden. Leider ist diesen Potentiometern bei nicht 100%ig richtiger manueller Betätigung am Gerät selbst (wegdrücken von der Gewindespindel) oder durch das Weiterdrehen an den jeweiligen Endanschlägen eine kurze Einsatzdauer beschieden gewesen..
Bei GRUNDIG wurde es daher noch interessanter. Ab der ersten Super Color Volltransistor Geräteserie um 1973 ist der Regelwert vom Ultraschallempfänger über die obligatorischen Filter an einen FET Speicherbaustein gelangt.
Das heißt ein Kondensator ist auf den gewünschten Wert geladen worden und hielt diese Speicherladung. Der Wert selbst wurde über einen mit hochohmigen Eingang versehenen Feldeffekttransistor abgenommen und schaltungstechnisch, im Fall von GRUNDIG, nur mehr elektronisch weiterverarbeitet. In diesen Bereichen kam auch schon recht früh die Digitaltechnik zum Einsatz.
Als Anzeige fungierten Glimmlämpchen am Tastenfeld des Fernsehers oder gar eine heute zudem nostalgisch beliebte Nixieröhre.
Der Fernsehzuseher ist bei GRUNDIG kurzerhand zuerst zum "Dirigenten" und später gar gleich zum "Piloten" befördert worden, wie die Bezeichnungen nahe legen:
Quelle: Grundig Jahrbuch 1991
Die Schnittstelle Mensch/Maschine, alias eines "Human Interface", war dann eben der Tele-Dirigent, später auch der Tele-Pilot 7 oder 12. Letztere Nummer gab die Zahl der Programmspeicher wieder.
Die Basisarbeit für diese Lösung muß es auch bereits beim Color 2000 um 1970 gegeben haben.
Heute im Jahr 2007 ist es keine primäre Frage der Technik wie eine Fernbedienung zu konstruieren sei. Vielmehr ist es eine Art logistische Herausforderung geworden, möglichst ergonomisch und übersichtlich die vielen Funktionen, teilweise mit einer Doppel- oder noch höherer mehrfach Belegung einer Taste in den Griff zu bekommen. Ob beispielsweise eine Spracherkennung, oder Menuführung von Befehlen der richtige Lösungsansatz ist wird wie so oft letztendlich der Markt über die Käuferakzeptanz bestimmen. Ebenso sind Smartphone Apps mittlerweile (2025) ein häufig gebrauchter Ansatz.
Wieweit die Inanspruchnahme des Wahlrechts vom bequemen Fernsehsessel aus seinen Beitrag zu einer möglichen Beeinträchtigung der körperlichen Bewegungsfreiheit der letzten Generationen geführt haben mag sei in diesem Beitrag dahingestellt und darf von Personen anderer Profession einer Bewertung unterzogen werden.
Fest steht aber, dass die Fernbedienung eine logische Konsequenz in der fortschreitenden Entwicklung und Verbesserung der Fernsehgerätetechnik darstellt.
Herr Robert Adler war daher stellvertretend für das Engagement des Unternehmens Zenith am Puls der Zeit um Bedürfnisse des Marktes mit den jeweiligen technischen Möglichkeiten entsprechend zu befriedigen.
Die zuerst kurzlebigen und im nachhinein als unausgegoren zu betrachtenden Ideen in den 1950er Jahren mündeten letztenendlich in die seit mehr als 25 Jahren gebräuchliche Infrarotfernbedienung was uns zeigt das Konsequenz und Beharrlichkeit in laufender fruchtbarer Konfrontation mit dem jeweils machbaren letztenendes zum Ziel führt.
Grundig Technisches Jahrbuch 1991; Archiv Scheida
http:// www.tvhistory . tv/1952-Fleetwood-Remote-ALL.JPG
tvhistory . tv/1952-Fleetwood-Remote-ALL.JPG; Abgerufen 3.4.2022
Prospekt & Katalogeinsichten auf Hifi-Archiv.info; Abgerufen 3.4.2022
https://www.doew.at/erinnern/biographien/erzaehlte-geschichte/anschluss-maerz-april-1938/robert-adler-der-typische-josefstaedter; abgerufen am 23.2.2025
Betreffend Ihrer Vorschläge für die weitere Nennung von „Vätern“ der „Ersten“ TV Fernbedienung oder besonderen Bauarten bitte ich um sachliche Ergänzungen. Kontakt siehe Hauptseite.
© 2/ 2007; 4/2022 - by W. Scheida zu www.scheida.at/scheida/televisionen.htm gehörend
Updated: 23.02.25