Der russisch-sowjetische s/w Fernsehempfänger „START 3“ mit integriertem UKW Radio aus den 1960 Jahren. Gelingt dem START 3 ein Neustart?

 UdSSR Fernseher Moskauer Radiowerke START-3 

Bild: Der erhaltene Fernsehapparat in seinem Lagerort wartend auf den alles entscheidenden Tag X seiner Wiederbelebung

Ein im 1950er Retrodesign wie auch Schaltungskonzept gehaltener Fernseher der aus 1966 stammt im Versuch einer Wiederbelebung 2025. 

Exkurs (HIER Überspringen um zur Einleitung zu gelangen):

Den Auftakt dazu machte das Online Auktionsangebot eines bundesweiten gewerblichen Anbieters betreffend der Auflösung der sogenannten "Sammlung Kratky", einer in vergangenen Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts entsprechende Größe in der Wiener Radio- und Fernsehfachhändlerszene mit Industriebezugsmengen vom zehnfachen des üblichen Wettbewerbs [], ehe die neuen Player wie Mediamarkt und Co. langsam den Markt neu aufmischten.

Das Ganze spielte sich in der unsäglichen "Corona" Zeit ab, als ich wie sicher auch so manch anderer Sammler dachte das man nun endlich ausreichend Zeit für sein Hobby und der Bearbeitung diverser Neuanschaffungen hatte.

Wie sich letztlich für die meisten herausstellte war dies eine Fehlannahme. Was blieb, das waren seinerzeit beschaffte jedoch bisher unbearbeitete Geräte wie dieses, die bis dato Unnütz herumstanden.

Es entstand dabei gar der Plan in Sachen Retroreparaturen Youtube Videos zu erstellen was ich aber dann aus Zeitgründen sein ließ.

Umgangssprachlich sowie Firmierend war er eigentlich als „Fernseh Kratky“ Handelsges. m. b. H. & Co. KG, Wien alias FERNSEHKRATKY bekannt, und lag mit einer der Filialen im 12. Wiener Gemeindebezirk Meidling direkt Vis a Vis vom "Wollers Komet" einer ähnlichen Branchengröße. 

 

Firmenzweck und Gesellschafter: Handelsgewerbe 3, beschränkt auf den Kleinhandel mit Elektrowaren, Elektrogeräten, Radioapparaten, Fernsehgeräten, Tonaufnahme- und Tonwiedergabegeräten, Musikinstrumenten, Bestandteilen und Zubehör zu vorangeführten Artikeln sowie mit Schallplatten Seit 18.02.1976 gültig für den Standort 1120 Wien, Schönbrunner Straße 273 2.Stock (kann vom Gründungsdatum abweichen) Geschäftsführer gewerberechtlich: Herbert Ernst Kratky

Dazu kam, das Fernsehkratky das österreichische Unternehmen "RADIONE" bzw. deren Restbestände übernommen und später weiterverkauft hat.

Fernsehkratky Wien - Saintsummers

Bild: Fernseh Kratky Werbeschaltung 1984; Mit Dank an unseren österreichischen Sammlerkollegen Herrn Summers mit seiner ebenso sehr interessanten Website zu unserem Hobby

Konkurrenz belebt das Geschäft mag im damaligen Umfeld gegolten haben ehe beide Geschäfte etwa nach den 2000er Jahren so langsam verschwanden.

Der Zufall will es, das Herr Kommerzialrat Woller hinsichtlich seines privaten Bedarfes später zu meinem Kunden wurde was eine eigene Geschichte wäre.

Anekdote 1: Mein einstiger Lehrherr berichtete davon, wonach er sich seinen ersten zudem defekten PHILIPS Gebrauchtfernseher um öS 500,- bei Kratky folglich noch in den 1960er Jahren als TGM Schüler gekauft und wieder instandgesetzt hat. Nicht alles blieb ihm dabei in angenehmer Erinnerung. Siehe meine Abhandlung hiezu hier.

Anekdote 2: Für GRUNDIG tätig wurde ich gebeten bei Woller's Komet in Sachen von anstehenden Problemen mit der richtigen Funktion der damals neuen PREMIERE Pay-TV Dekoder nach dem Rechten zu sehen. In Erinnerung blieb der nette Dialog mit Herrn Marjanovic, alias "Tito" von deren Werkstattleitung.

Anekdote 3: Eine weitere später im Management der Weiß- und Braunware tätigen hier ungenannt bleibenden Person war einst bei KRATKY als Verkäufer tätig.

Im Rahmen einer Aktion, so schilderte er mir einmal, bekam er für jeden verkauften KÖRTING Farbfernseher öS 1.000,- als Prämie. Das war damals noch richtiges Geld. Dementsprechend groß war das Engagement des Verkäufers die Lieferung und Aufstellung des Geräts mit dem eigenen PKW nach Feierabend für den Kunden kostenlos zu bewerkstelligen, was naturgemäß das schwere Schleppen der Kübel, oftmals noch in Häusern ohne Aufzug einschloß. 

Anekdote 4: Im ersten Berufschuljahr wollte es der Zufall, das es einen Kollegen namens Kratky, ein allgemein gebräuchlicher Familienname und nicht ungewöhnlich für Wien da aus dem Böhmisch-Tschechischen stammend gab. Von anderen Kollegen wurde er sogleich wohl durchaus respektvoll schmeichelnd zum "Fernsehkratky" passend zur Art der Ausbildung getauft.

Einleitung:

Zurück zur Auktion und dem Grund hierfür:

In jedem Fall kam beim Anbieter so wohl aktiv wie passiv aus Sammelbegeisterung das eine oder andere im Laufe der Zeit zusammen. Vieles davon gar in Mehrfachexemplaren wie auszugsweise erwähnt die RADIONE Skop Portable Fernseher der 1950er Jahre. Zumindest bezogen auf das was man ab 1958 unter Portable verstand.

Als eines der ersten aufgerufenen Artikel der Auktion stand da ein von der Optik her etwas "putzig" aussehender kleiner Röhrenfernseher. Vom Design her war er den 1950er Jahren zuzuschreiben.

UdSSR Fernseher Moskauer Radiowerke START-3

Als gefällig erscheint mir dabei das Gehäuse gefertigt aus gebogenem Sperrholz und mit einer dunklen schön gestalteten Edelholzoberfläche versehen. Für die frontseitige Dekoration wird Kunststoff verwendet.

Erst der zweite Blick ließ ihn aufgrund der in kyrillisch gehaltenen Namensgebung als russischen Fernseher Modell „Start 3“ erkennen was mein Interesse erweckte solch einen Exoten, und zudem hinsichtlich der Größe auch für Sammlerhaushalte freundlichen Apparat zu besitzen und sich damit zu beschäftigen.

(Anmerkung: Ebenso in kyrillisch beschriftete bulgarische oder serbische TV's haben andere Modellnamen!. TV Modelle Namens "START" gab es zudem mehrfach in der DDR.)

Das Foto sah ich mir wohl zu ungenau an, denn mit der eigentlich vorhandenen Fachkenntnis wäre erkennbar gewesen, dass die Bildröhre bereits Luft gezogen und sich die Phosphorschicht großflächig abgelöst hatte.

Ich tat dies als Lichtspiegelung bzw. Verschmutzung hinter dem Glas des Implussionsschutzes ab.

 

Bild: Frontseite mit erkennbarem "Bildröhrenproblem"

Groß die Enttäuschung nachdem ich diesen TV nebst, da es praktischerweise gleich in einem war, ich so mehrere Artikel zum günstigen Preis erstanden hatte und der hart abgeschlagene Bildröhrenhals samt fehlenden Schutztubus obiges bestätigte.

Auf den Fernseher jedoch "spitzten" mehrere Mitbieter was den Preis ein wenig wenn auch im Rahmen bleibend hochgehen ließ.

Bild: Die Fernsehbildröhre hat sich buchstäblich den Hals gebrochen

So fing es folglich an sich mit einer möglichen Zukunft des Geräts zu beschäftigen.

Anmerkung: Wie immer, sind meine Beiträge keiner national-politischen Orientierung, sondern stets immer nur der neutralen Begeisterung und dem Interesse an der Technik orientiert!

Inhaltsübersicht:

  1. Einleitung
  2. Die Erstanalyse
  3. Das damalige Umfeld
  4. Die russischsprachige Fachliteratur
  5. Der Hersteller
  6. Die Technik
  7. Die Röhrenbestückung und Schaltungsstufen
  8.  
  9. Die Bedienung
  10.  
  11. Die Reparaturen und nötige Instandsetzungen
  12. Quellen und Literatur
  13. Weitere Lesetipps des Autors

Die Erstanalyse 

Im Normalfall wären defekte Bildröhren aber auch defekt erkannte Zeilentransformatoren als oft typenspezifische bzw. nur teuer und schwer erhältliche Ersatzteile das Todesurteil für ein solches Gerät.

Hier aber fand sich mit mir ein neuer Besitzer der es einmal noch so richtig wissen wollte und daher passend zur Geräteherkunft die üblichen marktwirtschaftlichen Maßstäbe für den Instandsetzungsaufwand bei einem zudem obsolet gewordenen Gebrauchtgerät über Bord warf und das Bewahren dieses Vertreters einer vergangenen Welt "hinter dem Minenfeld" in den Vordergrund stellt.

Ich gewissermaßen "planwirtschaftlich" mich der Sache anzunehmen gedachte.

Das wir dies als Sammler und Bewahrer nostalgischer Technik ohnehin sehr häufig tun, und dabei zumeist deutlich über die einst üblichen "Fünf Jahrespläne" agieren steht auf einem anderen Blatt.

 

Rasch stellte sich heraus, das diese TV Type in unseren Breiten, und das schloß z.B. die ehemalige DDR als Ostblockexportland ein, (Fachlich: Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW) ebebenso kaum erreichte.

Bevor ich nun begann mich mit Details zu beschäftigen, suchte ich erst einmal nach einer Bildröhre mit dem Typ 35LK2B, einer 90° Dickhalsröhre, da es ohne Bildröhre sinnlos war eine ernsthafte Wiederinbetriebnahme zu versuchen.

Gedanken, hier eine auch in unseren Sammlerhänden schon längst selten gewordene "westliche" AW36-80 oder ähnlich einzubauen hatte ich keine sofern dies überhaupt mechanisch wie elektrisch passen würde.

Es fand sich ein Online Angebot jedoch in zweifelhaften Zustand was ich daher bleiben ließ.

Interessanter war es die Spur zu verfolgen ddie ein Radiomuseum Sammlerkollege gelegt hat der auf einer Baltikumreise so eine Bildröhre in höchstwahrscheinlich noch brauchbaren, da gemessenem Zustand erhielt und nun schon viele Jahre im Keller lagerte.

Rasch war der Kontakt hergestellt, ein fairer Preis für die Röhre wie auch Verpackung und Transport vereinbart und die Röhre hat mich bald erreicht wo sie nun schon seit Jahren ihrer Bestimmung harrt.

Der offenkundige Gerätezustand am vorliegenden Modell Start-3, Serien Nummer 606881366, aus geschätzt Juni 1966*

 

  • **Im Internet ist ein gestempelter Passport mit der Seriennummer 604853748 und Ausstellungsdatum 26. April 1966 bekannt.
  • Die Bildröhre ist mechanisch zerstört
  • Der Bildröhrentubus fehlt
  • Nicht originaler Drehreglerknopf an der linken Vorderfront
  • Die Radio Koaxialantennenbuchse wurde einmal gegen eine symmetrische 240 Ohm Version ausgetauscht
  • IInwieweit die als Spiraldraht angebrachte eingebaute Dipolantenne, wahrscheinlich für den signalmäßig gutmütigeren UKW Empfang serienmäßig oder nachgerüstet ist entzieht sich meiner aktuellen Kenntnis.
  • Es wirkt weitgehend alles weitere Original und nicht verbastelt.
    • Die sowjetischen Endstufenröhren wurden gegen je eeine polnische TELAM EL84 getauscht

 

Das damalige Umfeld im sowjetischen Herkunftsland:

 

Nach der auch schon sehr früh in der damals 1923 neu gegründeten UdSSR mit der Einführung des Radios für die Tonübertragung, ggalt es dort nun nach dem "Vaterländischen Krieg" darum die Bevölkerung auch mit Bildern informativ, unterhaltend aber auch mit der entsprechenden politischen Agitation zu erreichen.

Fernsehstudios entstanden in Folge nach und nach in den Hauptstädten der sozialistischen Republiken wie eben Moskau, Leningrad, Kiev sowie dem Baltikum etc.

Die Studios Shabolovka (modifizierte US-RCA Lieferungen) und das /span> Moskauer (Groß-)Studio Ostankino waren dabei nebst den Aktivitäten in Leningrad Vorreiter. Siehe dazu auch meine Beiträge zum UdSSR Fernsehen.  

Gemäß WRTHB 1961 besaßen 1960 von 205 Millionen Sowjetbürgern vier Millionen ein TV Gerät bei etwas mehr als doppelt so vielen Rundfunkempfängern was auch die dort gebräuchlichen Lautsprechersysteme mitzählen läßt. Daraus läßt sich eine Abdeckung von gut 50 Personen auf EIN Fernsehgerät schließen.

 

Auf die Größe kommt es an 

Während „wir im Westen“ ab den frühen 1950er Jahren, im Fall von Österreich ab 1955 mit dem Fernsehen konfrontiert waren und da zumeist gleich mit der 43cm Bildschirmgröße angefangen haben die sehr bald dort wo es finanziell möglich war auf 53 cm Geräte aufgestockt wurde, so blieb es „im Osten“ der ebenso ab Anfang der 1950er Jahre sein Fernsehen startete bei in der Summe eher kleineren Bildschirmdiagonalen.

Als Referenz seien der sowjetische Massenfernsehempfänger Typ KBN 49 mit nur 18 cm Bildröhrendiagonale oder der auch in der DDR bekanntere Leningrad T2 genannt.

Es folgen viele 25 bis 30 cm Geräte was den Markt in der DDR wie auch etwa die Tschechoslowakei jeweils mit einer eigenen Fernsehgeräteindustrie mit einschließt.

Als Besonderheit gab es für verschiedene Modelle die spätere Option die Bildröhre samt angepasster Maske auf eine jeweils eine Nummer größer umzubauen.

Als diesbezüglicher Stellvertreter sei hier das 1957er DDR TV Modell "Weissensee FS01" mit der 30cm Bildröhre, "upgradebar" auf 43cm angeführt. Was in der Praxis die Gebrauchstauglichkeit eines Gerätes durchaus um noch viele Jahre verlängern konnte, während anderswo eine verbrauchte Bildröhre mitunter das aussondern des Geräts bedeutet hätte.

Bei westlichen Modellen ist diese Vorgangsweise der Gerätemodernisierung dem Autor bisher nicht bekannt geworden.

 

Einmal, und das Thema war „bei uns“ damals noch nicht so viel anders, gab es beengte Platzverhältnisse in den eher kleinen Wohnungen, zudem der Wohnungsbau hüben wie drüben durch die damals erst jüngst vergangenen Kriegsauswirkungen noch deutlichen Nachholbedarf hatte.

Im Fall der UdSSR gab es zudem die Gemeinschaftswohnungen, Kommunalkas genannt, wo mehrere Familien sich die vorhandenen Zimmer in einer Wohnung aufteilen mussten, bzw. zugeteilt bekamen bei gemeinschaftlich genutzten Küchen und Sanitärräumen etc.

Das da ein Zimmer für zudem mehrere Personen schon eng wird und ein 53cm TV mit entsprechendem Tiefgang Probleme bereitet hätte ist nachvollziehbar.

Beim Modell "Start" betragen die kompakten Maße jedoch nur 400x423x460 mm bei 22kg Gewicht.

Der START nur ein Klon westlicher Vorbilder?

Wie vieles in der UdSSR, wie etwa PKW's oder Fotokameras scheint auch der START ein westliches Designvorbild in Form des britischen GEC 1155 und ähnlicher Modelltypen aus etwa Mitte der 1950er Jahre gehabt haben.

Nicht 1:1 ident, aber verschiedene später Übernommene Designansätze aber auch Technikdetails lassen sich herauslesen.

GEC zudem ebenso gerne UKW Tuner für den Radioempfang gleich miteingebaut hat.

Darüber, inwieweit Londoner Wohnverhältnisse mit einem Markt für hier ebenso nur 36 cm Bildröhren dazu passend waren oder nicht darf getrennt analysiert werden. 

In jedem Fall hat das Design einen nachhaltigen Eindruck in der Retroszene ehemaliger Sowjetrepubliken erhalten.

Hier ein Auszug von Erinnerungsstimmen, vorgefunden in entsprechenden Youtube Beiträgen und frei übersetzt aus dem russischen:

Bild: Heimelig sowjetische Wohnzimmeratmosphäre am Beispiel des 1954er Modell Ekran Kombi UKW Radio-/Fernsehempfängers mit nur 31 cm Bildröhre.  

Rund um den Globus gab es gelangweilte Zuseher die sich dem Fernsehgerät mit dem Testbild so lange abwandten bis endlich das eigentliche Programm begann wie uns hier ein osteuropäischer Fernsehteilnehmer an seinem sowjetischen Ekran Fernsehgerät (Экран) aus den Moskauer Fernsehwerken demonstriert und stattdessen das Blättern in einem Magazin wieder neu erfunden hat.

 

Wesentlich dürfte aber das anfängliche wirtschaftlich-industrielle Unvermögen gewesen sein Bildröhren mit 43 cm bzw. gar 53 cm Diagonale in der geforderten Menge fertigen zu können.

Das bedeutet natürlich nicht, dass es keine Geräte mit größeren Bildröhren bis hin zu luxuriösen Kombitruhen gegeben hätte!

Hier passt als Vergleich dazu, wonach 1958 das österreichische Unternehmen EUMIG das mit einem 36cm TV dem EUMIG TV-310 in das neue vielversprechende TV Geschäft einstieg selbst mit einer sehr attraktiven Preisgestaltung kommerziell Schiffbruch erlitt, da eben schon damals nach größeren Bildschirmen bei den damaligen Erstausstattungen gefragt wurde.

Der kleinere Zweit- oder gar Drittfernseher in einem Haushalt war da noch Zukunftsmusik.

Und so wird der „Start 3“, die Nummer verät es bereits, zu einem Dauerläufer als "der Starter" oder die Erstausstattung von so manchem Sowjethaushalt mit dem Fernsehen und sicher auch vielfach mit dem UKW Radioempfang im Gegensatz zum LW und MW Radioempfang oder auch nur des weitverbreiteten NF-Rundspruchs jener Zeit dargestellt haben.

Neben der Erstversion „Start“, gab es folglich den „Start 2“, den „Start 3“ und „Start 4  die sich nur wenig in Details unterscheiden was sich auch in Sachen Reparaturen, Lagerhaltung und zugehöriger Ausbildung sicher positiv niedergeschlagen hat abgesehen von den sprichwörtlichen Versorgungsproblemen im realen Sozialismus.

Eine solch lange Produktlaufzeit ist bei einem der technischen Weiterentwicklung unterzogenen wie auch dem modischen Zeitgeist entsprechenden Produkt wohl nur in einem planwirtschaftlichen Umfeld möglich.

Gleichzeitig handelte es sich um ein grundsätzlich schaltungstechnisch ausgereiftes Gerätekonzept was zur Abdeckung der eigentlich geforderten Kernfunktionen selbst keine zwangsweise Neukonstruktion erforderte.

Der vorgegebene "kartellierte" Preis in Rubel war auf der Rückseite aufgedruckt.

Erstaunlicherweise fand sich eine vergleichbare Kaufpreisangabe sogar noch in den 1980er Jahren auf japanischen Geräten für den japanischen Inlandsmarkt. Dort natürlich in der Währung Yen.

Ohne hier in alle Details eingehen zu wollen, auch der Bezug von Fernsehgeräten unterschied sich in der UdSSR je nach Zeitepoche bisweilen von der westlichen Art in einem Geschäft bar oder per Ratenzahlung ein Gerät anzuschaffen.

Vielfach war es nur möglich über Kontingente die zum Beispiel bestimmten Betrieben zugeteilt wurden an damalige Luxusgüter wwie es eben auch ein Fernsehgerät war zu gelangen.  

Nachstehendes Bild zeigt die Ausnahme von der Regel: Ein gut sortiertes Fachkontor mit ebenso engagierten Verkaufs-Beratungspersonal. Der Start Radio-Fernsehkombiempfänger vorne rechts.

Darüber inwieweit diese Konsumgüterfülle für die Masse der Werktätigen tatsächlich real greifbar war darf sich jeder Leser selbst Gedanken machen.

Radio und Fernsehgeräte wurden dabei in Klassen unterteilt:

Der Start 3 war der Klasse 3 entsprechend und erreichte in vielerlei Hinsicht den sowjetischen GOST Standard für Modelle der (besseren) Klasse 2.

 

Hier ist eine Übersicht über die bekannten Modelllaufzeiten:

 

Bildfolge: Der START in all seinen Baunummern "1"-2-3-4

In der Abfolge werden in der jeweils sehr umfangreichen Bedienungsanleitung auf dem Umschlagseiten auf periphäre Themen verwiesen: Dies sind beim START die Anwendung der im UdSSR TV gebräuchlichen "ТИТ-0249б" Testbildvorlage die im Vergleich zu dem "bei uns" verwendeten Testbild etwas förmlicher und zugleich umfangreicher in den zu testenden Aspekten wirkt.

Der START 2 gibt im Bild einen Blick auf die vielfach eingesetzten Typ Schukow Antennenturm frei. Ein mit wenig Stahlaufwand errichtbares Monument jener Zeit.

Der START 3 (hier nicht sichtbar) wie auch der START 4 nehmen bereits Bezug auf den OSTANKINO Sendeturm in Moskau. Den damals neuen zwischen 1963 und 1967 erbauten weltweit höchsten Sendeturm, den optisch markanten Ostankino Fernsehturm mit über 500m Höhe auf dem Gerätepass. 

Die unterschiedlichen Modelle:  

Bezeichnung

Jahre

Besonderheiten

/Unterschiede

Orig. Kaufpreis

Kaufpreis in Euro ohne Inflations-anpassung

Leistungs-aufnahme

Ge-wicht

Start (Start 1) "Старт"

 

1956-

Nur Hilfstrafo, Keine Netztrennung. OIRT 5 Kanal VHF Band I Tuner. Radiotuner mit Drehko Abstimmung.

226 Rubel

 

150/80 W

21 kg

Start 2 "Старт-2"

 

2. Quartal 1958

 

230 Rubel

 

130 W/60 W

21 kg

Start 3 "Старт-3"

 

-1966 bis Anfang 1967 auch Export

12 Kanal VHF Tuner,  Bildröhre: 35LK2B (35ЛК2Б). Phasenvergleich f. Hor. Oszillator. UKW Tuner mit induktiver Abstimmung

234 Rubel

Im Jahr 1964 wurde das äußere Design leicht verändert und der Fernseher wurde in ''Start-3M'' umbenannt.

 

22kg 

Start 4 "Старт-4"

 

Ab 1967

12 Kanal VHF Tuner Typ: PTK-5S (ПТК-5С)

Aluminisierte Bildröhre: 35LK6B (35ЛК6Б) mit kürzerer Bauart und ohne Ionenfalle. Geänderte (höhere) ZF Frequenzen 38,0 & 31,5 MHz. Netzteil mit getrennter Sekundärwicklung und Brückengleichrichtung f. Radio und TV.

239 Rubel

 

140/50 W

22 kg

Für 1956, dem Auftakte der START Modellreihe war die Technik noch weitgehend auf der Höhe der Zeit.

Für das Baujahr 1966, beim START 3, selbst für das Debutjahr 1963 war diese Technik im Vergleich zu Westgeräten mehrfach obsolet, wenngleich noch nicht ganz aus der Welt.

Besagte größere zudem 110° Bildröhren mit deutlich geringerer Gehäusebautiefe waren "bei uns üblich".

Zudem ab eben 1963 fast obligatorisch die Aufrüstung und Ausstattung mit einem häufig schon transistorisierten UHF Tuner für das jeweils Zweite oder gar Dritte Programm.

Wie bereits ausgeführt gab es dieses Bedarf in der UdSSR in dieser Form nicht, da man in diesem Flächenland auch mehrere Programme in den 12 VHF Kanälen, ähnlich wie in den USA untergebracht hatte, was es im dicht bevölkerten Mitteleuropa so nicht geben konnte.

Lediglich in Großstädten kamen die mit dem Suffix "D" versehenen Fernseher auf den Markt, bzw. wurden dort Nachgerüstet als die UHF Sender, dort Dezimetersender aufgeschaltet wurden.

UdSSR Fernseher Moskauer Radiowerke START-3

Bild 12 VHF Kanäle abstimmbar. JA, in der OIRT Norm gab es den Kanal 1 im Gegensatz zu "unserer" CCIR Norm wirklich!

1963 bis hinein in die frühen 1970er Jahre waren auch im Westen insbesonders noch länger als die Farbfernsehgeräte Röhrenbestückt. Wenngleich es sich dort um zumeist eher "modernere" bzw. weiterentwickelte Röhrenbautypen der P-Serie handelte. 

Als wiederum ideal mag man hier die volle Netztrennung per Netztrafo werten wollen, während im Westen zumeist Allstrom Schaltungen mit "heißem" Chassis an der Netzphase üblich waren.

  

Das Gerät:

"Gebaut wie ein Panzer" um die allgemeinen Attitüden zu sowjetischer Technik nicht als Klischee sondern hier tatsächlich real am "bald lebenden" Objekt zu erfahren.

Da, wie erwähnt diese Type nie unsere Breiten erreichte ist folglich zumindest in der deutschsprachigen Literatur nichts darüber zu finden. Im wesentlichen sind es daher Übersetzungen sowie ein vereinzelt erforderliches „Interpolieren“ von Daten die auf russischsprachigen Webseiten sowie bereits digitalisierter online Originalliteratur verfügbar sind.

Die russischsprachige Fachliteratur:

Hier darf generell Radiobibliothekeine Lanze für die meist gute Dokumentation von osteuropäischer Technik im Generellen gebrochen werden.

Die im Verhältnis zur „westlichen Konsumwelt“ stehende eher kleinere Modellpalette war dann mit im Verhältnis tiefgängigerer Dokumentation und Beschreibungen z.B. in den damaligen einschlägigen Büchern und Fachmagazinen über viele Jahre versehen.

Auch die einstige Sekundärliteratur sowie ab etwa 2000 die Auseinandersetzung der dortigen Sammlergemeinschaft im Internet folgt diesem Prinzip.

Deren museal gestalteten Websiten zudem in Sachen des grafischen Auftritts vielfach ein höheres Niveau der Gestaltung aufweisen.

 

Zeugnis gibt uns da schon die Bedienungsanleitung des Geräts, der "Geräte Passport" der nebst allen technischen Daten und Frequenzangaben sogar soweit geht, die Selbstbauanleitung für den Bau einer Antenne mit einfachen Mitteln zu beschreiben.

Auch die Ersatzteilliste ist darin abgedruckt.

Das kennen wir auch noch aus "alten Tagen" wo getrennt, z.B. bei NordMende, in eigenen Kuverts verpackt die technische Beschreibung zusätzlich zur Kundenbedienungsanleitung beilag.

Ebenso werden die erforderlichen 75 Ohm Koaxialkabeltypen RK-1, RK-31, RK-49 sowie RK-3 angeführt.

Für Zimmerantennenempfehlungen wofür die "Hasenohren" - also zwei Teleskopstangen Modelle stehen, führt das Buch [] nachstehende jeweils weitgehend bauähnlich aussehende Modelle an:

UdSSR Zimmerantenne

Bild: Sowjetische Zimmerantennen für Großstädte mit guter Empfangsfeldstärke.

KTTA, KTTA-1, KTTA-2, KTTA-12, ATK, letztere mit einem eingebauten Abstimmkreis.

Für Techniker sind jedoch ein Schaltbild sowie andere technische Angaben auch so klar erkennbar und verwertbar weshalb wir dies eher als Herausforderung denn als Hindernis sehen wollen. Bestimmte Details können dabei natürlich verloren gehen.

Der Hersteller:

Hergestellt wurde das Gerät in den Moskauer Radiowerken. Das Unternehmen entstand wie dort so manch anderes aus einem zuvor militärischen Kontext.

Seit 1954 stellt das Unternehmen u.a. die Modelle Zenit, Luch, Start, Yunost und weitere Fernsehgeräte her.

Im Jahr 1963 wurde das Werk in Kunzevsky Mechanische Werke (KMZ) umbenannt.

Mit dem 25. Februar 1971 wurde das Werk in Moskauer Rundfunkwerk umbenannt [].

 

Der TV ist ein Vertreter der Radio-TV Kombigeräte, also VHF Fernsehempfang zuzüglich dem UKW Radioeempfang. Das Ganze natürlich alles im OIRT Frequenzband welches sich von unserem CCIR Band entsprechend unterscheidet.

Damit ist er jedoch etwas einfacher gehalten denn Kombigeräte mit zusätzlichen AM Rundfunkbändern wie MW, LW und KW wären damals schaltungstechnisch noch ein anderer Aufwand gewesen.

Vergleiche mit dem DDR Sachsenwerk Leningrad T-2 der nebst TV und UKW ebenso all dies beinhaltet bei jedoch 32 Röhren!

 

Man beachte, das im Unterschied zum CCIR Kanalraster es im OIRT Raster tatsächlich den VHF Kanal 1 als aktiv benutzten Kanal gab! An diesem Kanalwählerdetail lassen sich eben auch diese Geräte von "westlichen" als optisches Indiz unterscheiden.

Das OIRT Kanalraster im Vergleich:

 Band

OIRT

OIRT Kanäle

CCIR

CCIR Kanäle

TV Band I

48,5- 84,0 MHz

1-3

47-52 MHz

2-4

UKW Radio Band

64,5 – 73,0 MHz

Das Band liegt zwischen TV Kanal 2 & 3!

(8,5 MHz Band)

87,5 – 100 (später 104/108) MHz

(12,5/20,5 MHz Band)

TV Band II

84-100 MHz

4 & 5

-

-

TV Band III

174,0- 182 MHz

6-12

174-222 MHz

5-12

Bild/Tonträgerabstand

6,5 MHz

 

5,5 MHz

 

Bild ZF bei Start 1-3 (Start 4)

34,25 MHz (38 MHz)

 

38,9 MHz

 

Ton ZF bei Start 1-3 (Start 4)

27,75 MHz (31,5 MHz)

 

33,4 MHz

 

Lesen Sie hier wer uns im Westen den Fernsehkanal 1 "gestohlen" hat.

Wie bereits in meinem früheren Artikel zum UdSSR TV beschrieben, halte ich die Annahme, das solche Kombigeräte hinsichtlich der Verkündigung von Produktionszahlen für die Planer „vorteilhaft“ waren da damit die Fertigung von einem Radio und TV Gerät gleichzeitig gezählt werden konnte. Nachweisen kann ich dies allerdings noch nicht!

Insbesondere in den sowjetischen Großstädten, allen voran der russischen Hauptstadt Moskau gab es da tatsächlich schon die „Wahlberechtigung“ über mehr als zwei Fernsehprogramme nebst UKW Radiosendern.

Für 1960 sendeten lt. WRTHB [Buch] in Moskau zwei TV Programme auf den Kanälen 1 mit 40 kW Sendeleistung & Kanal 2 mit 7,5 kW Sendeleistung im VHF Band I, sowie zwei UKW Radiosender auf 67,4 sowie 70,3 MHz.

Diese "Nachbarkanaltauglichkeit" war im 8 MHz OIRT Raster wohl einfacher zu realisieren denn im westeuropäischen 7 MHz CCIR Kanalraster.

 

Kommunistenwitz

Einem in jenen Tagen erzählten, zugegebenermaßen schlechten "Kommunistenwitz" entsprechend soll ein Zuseher der es wagte vom Kanal 1 und damit zugleich Programm 1 auf den Kanal 2 und somit Programm 2 umzuschalten weil ihm das Programm zuvor nicht gefiel dort von einem vor der Kamera stehenden KGB Mitarbeiter mit vorgehaltener Kalaschnikow Maschinenpistole zum Zurückschalten auf Programm 1 aufgefordert worden sein.

Soviel zum erwählten Witz [] der wie das Gerät selbst ebenso ein Zeitzeugnis jener Epoche darstellt.

Schon kurz danach dürften weitere TV Sender im VHF Band III Bereich dazugekommen sein.

Als Beispiel dazu dient der Auszug aus einem Moskauer Antennenbaubuch aus 1963 []. Angeführt werden fleißige Brigadearbeiter beim Aufbau der Antennenanlagen sowie die Koaxkabelzuführungen bei Gemeinschaftsanlagen in besagten "Kommunalkas". 

 

 

Bild: Gemeinschaftsantennenanlagenverkabelung in einer, wir wollen es annehmen sogenannten " Chruschtschoba", einem der Massenweise in der Ära Chruschtschows entstandenenn ersten Plattenbauten zur Linderung der Wohnungsnot.

 

Die Situation im dort ländlichen Bereich mit vergleichsweise deutlich schlechterer Versorgung wollen wir hier nicht erörtern.

 

Für den westeuropäischen Sammler der 2000er Jahre:

Es wird daher bei Inbetriebnahme selbst nur des UKW Radioteils eines entsprechenden CCIR UKW Vorsatzumsetzers bedürfen um einen Ton herauszubekommen. Die Möglichkeit modulierbarer HF Testsignalgeneratoren lassen wir hier einmal außen vor.

Für den Fernsehbetrieb gilt ebensolches wie auch bei unseren CCIR Geräten, nur mit etwas Zusatzaufwand auf experimenteller Basis um einen UHF auf VHF Konverter zu finden der mit 6,5 MHz Bild/Tonträgerabstand "umgehen" kann.

In meinem Beispiel verwende ich einen programmierbaren semiprofessionellen analog TV Kanalumsetzer WISI OV 10 aus etwa 2000 in dem ich direkt von z.B. dem SAT Receiver mit UHF Signalausgang Kanal 36 im OIRT Standard auf VHF Band I Kanal 2 Umsetzen kann.

Wie so oft bei alten TV's nagelt der Intercarrierton so stark das ich gleich die Cinch auf Bananenbuchsenadapterkabel für den parallelen NF Eingang verwendet habe.

 

Die Technik des START 3:

Die Eckdaten:

Steckbrief der Kerndaten des START Radio-Fernsehkombiapparats
Bildröhre 35LK2B mit Ionenfalle, 
Bildgröße 35 cm Diagonale, 70° Ablenkung 220 x 290 mm
Auflösung 450-500 Linien
Netzspannung Trafogerät 127/220V 50 Hz
Leistungsaufnahme  
Radio 50W
TV 140W
Audio 1 Watt; 100 bis 7.000 Hz, Ovallautsprecher
Tuner TV 12 OIRT VHF Kanäle 49,75 - 230 MHz
Empfindlichkeit 200µV
Tuner Radio OIRT UKW 64,5 -73 MHz
Rückwand 150µV
Gehäuse 40 x 42 x 40 cm; 22 kg Gewicht
  Kunststofffront
  Gehäuse aus gebogenem Sperrholz
Rückwand Presskarton
Maske  
   
Baujahre  
Start 1956 - 
Start 2  
Start 3 1963-
Start 4 bis 1967
   

 

Allgemein zur Erklärung:

Auch während der Serienfertigung einer Version sind z.B. Dioden Halbleitertypen gewechselt worden.

Die beiden Tuner sind getrennte Baugruppen und zumindest der VHF Tuner servicefreundlich per Steckverbindung zu trennen.

Die Type PTK (ПТК) stellt die anfängliche 12 Kanal VHF TV Tuner Version dar.

Wie bei UdSSR Geräten üblich war auch dieser Tuner bereits bei anderen Modellen wie dem 1960er TV Modell Rubin-102 (Рубин 102) eingesetzt.

In der Variante >Start 4< "Старт-4" kam ein neuer bzw. modifizierter Tunertyp PTK-5S (ПТК-5С) zum Einsatz.  

Gleichrichterdioden als Brückengleichrichter bilden die Spannungsversorgung mit einer entsprechenden Umschaltmatrix für TV oder Radiobetrieb wo bei letzterem die reinen TV Funktionsstufen weggeschaltet sind.

Halbleitergleichrichterdioden die damals noch nicht ausreichend spannungsfest waren und so in Serie geschaltet wurden.

Von der TV Schaltung selbst haben wir hier im Wesentlichen uns bekannte 1950er Jahre Technik, beginnend mit dem Trommelkanaltuner, den ZF Stufen und eben einer getrennten jedoch einfach gehaltenen UKW Radio span>Induktionskern-Abstimmung.

Im 19 Röhrengerät verbaut sind klarerweise sowjetische Röhrentypen, als Äquivalenztypen zu so manch uns bekannter Type eingesetzt.

Die Röhren werden hier stets als "Lampe" bezeichnet.

Viele Röhren sind jedoch nicht 1:1 mit Westtypen austauschbar. Vielfach sind andere Sockelbeschaltungen bzw. Anpassungen im Einzelfall von Nöten.

Das Netzteil:

Da gibt es einmal das Transformatornetzteil, da in der UdSSR nebst den 220V auch noch 127V Netze ausgeführt waren, wo mit einem Trafo die Schaltung wohl stabiler zu bedienen ist als dies etwa Verdopplerschaltungen (Französischer Philips XY) können.

Hier ist mittig unter dem Bildröhrenhals das Elektrolytkondensator Ensemble angebracht.

Halbleiterdioden, davon gleich je zwei in Serie da die erforderliche Spannungsfestigkeit wohl nicht gegeben war sind im Netzteil verbaut.

Ebenso gibt es diverse Halbleiterdioden in den Signalwegen.

Abgesichert ist das ganze Gerät mit je einer Primär- sowie einer 1A Sekundärsicherung im Anodenspannungsnetzteil.

Die Empfindlichkeit des UKW Radiotuners wird mit 150µV (43,5dB/µV) angegeben. Für TV Empfang sollen es 200µV (46 dB/µV) sein.

Beide, im Fernsehbetrieb dann kaskadierte Audio ZF Verstärkerketten benutzen ökonomisch die gleiche 6,5 MHz ZF Frequenz. Vergleich dies mit dem österreichischen WSW Radio-Kurier mit ebensolchem Konzept!

Der Audiofrequenzgang wird mit 100 Hz bis 7.000 Hz angeführt was somit die auch in der OIRT Norm mögliche 15 kHz Audiobandbreite nicht auskostet.

Ein Watt beträgt die angegebene Tonendstufenleistung über die eher bescheiden wirkende Lautsprechergröße.

Als Leistungsaufnahme werden 50 Watt im UKW Radiobetrieb sowie 140 W im TV Betrieb genannt was als allgemein typisch für diese Gerätegenerationen gilt.

 

Die Röhrenbestückung und Schaltungsstufen:

Hier ist eine Röhren-Bestückungstabelle die einen Vergleich der einzelnen >Start< Varianten ermöglicht und zudem die Schaltungsstufen im Gerät beschreiben:

Die Betriebs- und Versorgungsspannungen mit auszugsweise den 6,3 Volt für die Heizung oder der 11-14kV Hochspannung für die Bildröhre entsprechen auch hier dem uns bekannten Größen.

Tabelle: Röhrenbestückung und westliche Äquivalenztypen 

Röhre

Funktion

Type im Start (1)

Type im Start 2

Type im Start 3

Type im Start 4

 

1-2

UKW Tuner Baustein

6Н3П = 5670

 

6Н3П = 5670

 

LX: 6Н3П = 5670 (US Type)

L1 UKW/ 2-1: 6Н3П = 5670

 

 

1-3

VHF Tuner Block PTK

 

 

L1 VHF: 6Н14П = ECC84

 

 

 

VHF Tuner Block PTK

 

 

L2: 6Ф1П = 6BL8 = ECF80

 

 

1

1. & 2. Radio ZF

 

 

L6a/b: 6Ф1П = 6BL8 = ECF80

L6a/b: 6Ф1П = 6BL8 = ECF80

 

2

1. Bild ZF Verst.

 

 

6Ж1П = 6AK5 = EF95

L1: 6Ж1П = 6AK5 = EF95

 

 

2. Bild ZF Verst.

 

 

 

L2: 6Ж1П = 6AK5 = EF95

 

 

3. Bild ZF Verst.

 

 

L3a: 6Ф1П = 6BL8 = ECF80

L3a: 6Ф1П = 6BL8 = ECF80

 

 

Getastete Regelung

 

 

L3b: 6Ф1П = 6BL8 = ECF80

L3b: 6Ф1П = 6BL8 = ECF80

 

4

4. Bild ZF Verstärker

6Ж1П = 6AK5 = EF95

6Ж1П = 6AK5 = EF95

L4: 6Ж5П = 6AH6

L4: 6Ж5П = 6AH6

 

3

3. & letzte Audio ZF

 

 

L7a: 6Ф1П = 6BL8 = ECF80

L7a: 6Ф1П = 6BL8 = ECF80

 

 

 

 

 

 

 

 

5

 

6Ж1П = 6AK5 = EF95

6Ж1П = 6AK5 = EF95

 

 

 

6

Videoverstärker

6Ж1П = 6AK5 = EF95

6Ж1П = 6AK5 = EF95

L5: 6П15П

 

 

7

Videoendstufe

6П9 = 6AG7

6П9 = 6AG7

6Ф1П = 6BL8 = ECF80

L5: 6П15П

 

8

Vertikal-Impulsstufe/Verstärker

6Ж1П = 6AK5 = EF95

6Ж1П = 6AK5 = EF95

6П14П = EL84 = 6BQ5

L8: 6Ж1П = 6AK5 = EF95

 

9

 

6Ж1П = 6AK5 = EF95

6Ж1П = 6AK5 = EF95

6Ж1П = 6AK5 = EF95

 

 

10

 

6Ж1П = 6AK5 = EF95

6Ж1П = 6AK5 = EF95

6Н1П

6Н1П

 

11

Tonvorstufe

6Ж1П = 6AK5 = EF95

6Ж1П = 6AK5 = EF95

L7a/b: 6Ф1П = 6BL8 = ECF80

L7a/b: 6Ф1П = 6BL8 = ECF80

 

12

Tonendstufe

6П1П ~EL90

6П1П ~EL90

L8: 6П14П = EL84 = 6BQ5

L8: 6П14П = EL84 = 6BQ5

 

13

Vertikalablenkgenerator

6Н3П = 5670

 

 

6П13С

6П1П ~EL90

 

14

Vertikalendstufe

6П1П ~EL90

 

1Ц11П

L11: 6П14П = EL84 = 6BQ5

 

15

Horizontalansteuerung

6Н1П

6Н3П = 5670

 

L12: 6Н1П

L12: 6Н1П

 

16

Zeilenendpentode

6П13С ~EL36

6П13С ~EL36

L13: 6П13С ~EL36

L13: 6П13С ~EL36

 

17

Anodenspannungsgleichrichter

1Ц11П

1Ц11П

L14: 1Ц11П

L14: 1Ц11П

 

18

Boosterdiode

6Ц10П

6Ц10П

L15: 6Ц10П ~EY83

L15: 6Ц10П

 

19

Bildröhre

35ЛК2Б

35ЛК2Б

35ЛК2Б

35ЛК6Б

 

 

 

 

Д2Г = D2G

ДГ-Ц21 = DG-Z21

 

 

 

Ratiodetektor

ДГ-Ц13 = DG-Z13

 

Д1Г = D1G

Д2Г = D2G

 

 

Phasenergleich-Horizontaloszill.l

 

 

Д2Ж = D2JA

 

Д2Ж = D2JA

 

 

 

Videodemodulator

 

 

 

Д7Ж = D7JA

 

 

 

Netzdioden

ДГ-Ц24 = DG-Z24 (12x)

 

ДГ-Ц26 = DG-Z26

Д7Ж  = D7JA; Д7Б = D7B

 

 

 

 

ДГ-Ц12 = DG-Z12

Д2Б = D2B

 

 

 

 

Was auffällt, das ist die durchaus hochwertige Verarbeitung wie an den Keramikkondensatoren stellvertretend ausgemacht werden kann.

Weiters der großzügige Platz für alle Bauteile die bei zeitgleich entsprechender Printplattenbeschriftung gut zugänglich sind. Zwar keine Module, aber in fünf Baugruppen zusammengefasste Schaltungen je Printplatte am Chassis.

Eher dürftig fällt dagegen der eingesetzte Kunststoff aus, der noch rascher als westliches Material die Weichmacher verflüchtigen lässt und brüchig wird.

Als Antennenbuchse haben wir hier von anbeginn Koaxialbuchsen entgegen den uns bekannten symmetrischen 240/300 Ohm Eingängen.

 

Die Bedienung:

Die Front ist recht übersichtlich gestaltet. An meinem Gerät ist leider der rechte Knopf durch eine nicht originale Type ersetzt worden. Defakto wird es der linke Knopf vom schwergängigen Trommeltuner sein der mit dme rechten getauscht wurde um das Drehmoment übertragen zu können.

Das sind:o:p>

 

Links:

  1. Der TV Kanalwähler
  2. Die Tonblende
  3. Lautstärkeregler

 

Rechts:

  1. Der Außenring dient zur OIRT-UKW Sendereinstellung mit einem bei Radiobetrieb hinterleuchteten Anzeigefenster mit Symbolzahlen von "1-10" oberhalb.
  2.  

 UdSSR Fernseher Moskauer Radiowerke START-3 UdSSR Fernseher Moskauer Radiowerke START-3

Bilder: Die seitlich angeordneten Bedienelemente innen wie auch außen. Vorteil: Man muß nur die Maske abnehmen. Die Regler können dranbleiben.

Weitere Bedienelemente finden sich rechts an der Seite.

Von oben nach unten:

  1. Unter einer schwarzen Abdeckkappe gelangt man an einen versteckten Trimmer
  2. ЯРКОСТЬ
  3. Kontrast
  4.  ЧАСТОТА КАДРОВ - Bildfrequenz
  5. ВЕРТИК РАЗМЕР - Bildgröße ?
  6. Umschalter für UKW Radio Lautsprecher oder Kopfhörerbetrieb
  7. Bildhöhe
  8. Bildlinearität
  9. Bildfang

 

Selten benötigte Einstellorgane sind obligatorisch an der Rückseite angebracht.

  • Hinten außen unten rechts der Tonhöhenregler

  • Der Umstecksockel für die Bildbreite

  • Die Ionenfalle am Bildröhrenhals

  • Der Ablenkmagnet für die Bildhöhe am Bildröhrenhals vor der Ablenkeinheit

  • Bildlinearitätsregler beim AT

 

  1. Ebenso befindet sich dort der Spannungswahlschalter, p>
  2. sowsowie die beiden Koaxialantenneneingangsbuchsen für je einmal Radiotuner und Fernsehtuner.
  3. Für die Wiedergabe eines Schallplattenspielers/Grammophons/Magnetophons ist eine Bananensteckerbuchse angebracht. Im Fall des Ansteckens wird ein eher grober Federkontakt geöffnet.
  4. Für den Anschluß eines Zweitlautsprechers bzw. Kopfhörers befindet sich ebenso ein Bananensteckeranschlußfeldp>
  5.  

 

Die Reparaturen und nötige Instandsetzungen:

Mein Exemplar stammt gemäß den inneren Bauteilaufdrucken aus etwa Mai/Juni 1966. Das Modell START 3 selbst aber wurde bereits in der sowjetischen Fachzeitschrift "RADIO" Heft No. 6 aus 1963 im Detail, natürlich in russischer Sprache vorgestellt.

Zu den möglichen Modifikationen oder schon zuvor durchgeführten Reparaturen kann ich nur Mutmaßungen anstellen:

  • Zur Erinnerung: Warum auch immer wurde die Bildröhre mechanisch von Vorbesitzern zerstört. Ebenso fehlt der Schutztubus für den Bildröhrenhals.

  • Ein Absaugen und Ausblasen des jahrelangen Staubansatzes war von nöten.

  • Übersichtlich und empirisch haptisch ging es an das mechanische Trennen des Gehäuses was ein mechanisch sehr stabiles Chassis mit Druckgußrahmen für die Bildröhre zum Vorschein brachte.

  • Sowohl die NF Endstufe wie auch die Vertikalendstufe sind mit einer "westlichen" Äquivalenztype aus dem Hause TELAM, einer polnischen Marke ersetzt worden. Die anderen Röhren wirken original. Beide EL84 boten aber noch gute Werte. Also warum tauschen?

  • Die defekte Primärsicherung wurde mit 3A lt. Aufkleber ersetzt.

  • Es folgte mein Versuch zuerst die Elkos per Regeltrenntrafo formieren zu wollen, was wie sich herausstellte nicht erforderlich war da sich die Spannungen ohne Überstrom bald einstellten.

  • Das Ganze aber mit einem weißen Rauch aus der Gegend des VHF Tuners aufsteigend den ich vorerst abgesteckt habe.

  • Es folgten "Orientierungsarbeiten" um einmal alles nicht immer gleich richtig an den entsprechenden Stellen zu finden. Z.B. ein Verwechseln der Vertikalendstufe mit der versteckten NF Endstufe.

  • Instandsetzung des UKW Radioteils

  • Da die Bildröhre ja noch defekt ist, wollte ich den Radioteil zuerst instand setzen. Die Endstufe brummt bzw. rauscht leise. Etwas zu leise für meinen Geschmack. Ob schwache Röhren oder niedrige Betriebsspannungen wird sich noch zeigen. OIRT UKW Tuner

  • Bild: Der OIRT UKW Tuner hier geöffnet mit interessant gelöster Abstimmung sowie mit induktiver dreifach (!) Abstimmung.

  • Eingespeiste OIRT Radiofrequenzen bzw. 6,5 MHz ZF Signale brachten zuerst einmal nichts, bis ich herausfand, das das Gerät seltsamerweise auf die CCIR 5,5 MHz aufgenscheinlich umgebaut oder abgeglichen wurde.

  • Vorerst bleibt die fiktive Annahme, dass das Gerät den Weg über Polen in die CSSR an die österreichische Grenzregion geschafft hat wo jemand damit das österreichisches Fernsehen auch tonmäßig empfangen wollte.

  • Ob Irrtum und eine zufällige Abstimmung auf 5,5 MHz vorliegt? Die anderen Abstimmkerne sind fest in den Abgleichröhren der Filter was ein Risiko darstellt so wie im Ratiofilter herumzudrehen.

  • Nur ein AM Signal(!) konnte relativ brauchbar gehört werden. FM brachte absolut keinen Ton. Es fanden sich im FM Detektor ungleiche Diodenwerte mit bis zu 1,5 V Durchlassspannung, ein Ratioelko mit 11µF anstelle der üblichen 5µF. Sowie ein deutlich größerer Kondensatorwert mit 1,7 nF anstelle der 470 pF. Das Oszillogramm zeigte jedoch auch bei AM Verzerrungen.

Bild: Die Ratio-NF Schaltung. Die grün gekennzeichnten Teile waren defekt bzw. Leistungsschwach. Rechts oben der rückseitig angebrachte Tonblendenregler. Rechts unten die optional umschaltbare Stellung bei Kopfhörerbetrieb um die Zimmermitbewohner in den kleinen "Kommunalkas" nicht zu stören.

  • Ob dies eine Verstimmung um rund 1 MHz ausmachte? Ob es dies gewesen ist wird sich zeigen.

  • Es gilt erst einmal Ersatzdioden, ich denke da anstelle der verwendeten Д2Б (D2B) an die noch leicht erhältliche 1N34A Germaniumdiode zu beschaffen.

UKW Tuner

Bild: Der OIRT UKW Tuner mit induktiver Dreifachabstimmung

  • Gesagt getan, der Tausch sowie der Tausch des Wertmäßig überhöhten 1,7 nF auf 470 pF brachte den Erfolg.

  • Nun hörte ich nach einer Nachstimmung am Raio nur mehr FM und kein AM mehr. Eingespeist direkt mit 6,5 MHz gab der ZF Verstärker "alles" her. Relativ taub und verrauscht blieb er am UKW Tuner Eingang bei rund 70 MHz HF Eingang.

  • Es folgte das Testen der Röhren mit meinem ROETEST das weitestgehend alle Röhren als gut, zum Teil über 100 % (UKW Tuner Röhre die ich als Taub dachte) und nur in wenigen Fällen als Grenzwertig um die 70% Aufwies. Lediglich die FM Begrenzerröhre, ein ECL80 Äquivalent war am Ende und wurde von mir mit einem PHILIPS Lagerstand getauscht.

  • Was folgte war wieder nur mehr AM Empfang und kein FM mehr. Die Suche geht also weiter. An den G2 sowie den Anoden finden wir rund 30 V.

Der Bildröhrentausch:

Es war viel einfacher als gedacht. Zuletzt übte ich mich in dieser Disziplin knapp 35 Jahre früher bei den GRUNDIG CUC 3400er Chassis und die waren schon einfach ohne Konvergieren etc. zu bewerkstelligen.

Hier aber galt es empirisch leicht die wenigen nötigen Schrauben des Chassis vom Maskenrahmen zu lösen. Zuvor wäre noch der Bildröhrenhals vom Joch, dem Ionenfalle und Ablenkmagneten zu befreien.

Letzerer etwas streng, was mir etwas bange vor dem Aufbringen an die Ersatzbildröhre werden ließ.

Leicht läßt sich nun die Bildröhre aus der Maskenhalterung per lösen der vier rostigen Spannfedern entfernen.

Nun können alle Einzelteile der Maske und des Rahmens weiter zerlegt werden und einer vorsichtigen Reinigung unterzogen werden.

Die dabei zum Vorschein gelangenden Kunststoff bzw. Gummiteile sind entgegen der Erwartung und sonstigen Erfahrungen mit Sowjettechnik hier in zum Teil noch recht weichem, also verwendungsfähigen Zustand verbleibend.

 

UdSSR Fernseher Moskauer Radiowerke START-3

Bild: Nur für Systemtechniker: Das Elektrodensystem der gebrochenen Röhre. Alles sehr groß dimensioniert und ideal für das Studieren der Funktion, einschließlich der schräg liegenden Kathode die dann einer Ionenfalle bedurfte da man scheinbar in der Fertigung die Vakuumtechnik nicht so beherrschte um den Ausschuß gering halten zu können. Für 1966 war die Baugröße wie auch die Notwendigkeit der Ionenfalle mehr als veraltet.

 

Implusionsgeschützt durch eine Front Glasscheibe

Eine solche Sicherheitsglasscheibe war in den 1950er Jahren auch bei uns obligatorisch, ehe die ersten Sealed Bond Bildröhren vom US Hersteller Sylvania auf den Markt mit u.a. im MINERVA Superb kamen.

Zuvor aber war es wirklich eine Sicherheitsglasscheibe mit eben einer Folie innen drinnen die eine Splitterneigung verhindern konnte.

Nicht so hier in der "russischen" Variante, wo es nur ein zudem erkennbar schlampig zugeschnittenes etwas stärkeres Fensterglas mit scharfen Kanten ist. Ich nahm klarerweise alles auseinander um Glas, Maske und Zierteile zu reinigen.

UdSSR Fernseher Moskauer Radiowerke START-3 

Bild: Demaskierung der einfachen Schutzglasscheibe anstelle eines Sicherheitsglases.

Der Ausbau erfolgte empirisch und einfach nachvollziehbar. Der Zusammenbau sollte in Details etwas aufwendiger werden.

Ich nehme an das in der besten Zeit die sowjetischen Fernsehtechniker den reinen Bildröhrentausch mitunter sogar beim Kunden vor-Ort in einer Stunde geschafft haben könnten. Entsprechender Bakschisch als Motivationsbeschleuniger vorausgesetzt.

Anekdote:

Dazu passend die, wie mir der GRUNDIG Werkstättenleiter der Fernsehabteilung aus seiner MINERVA Zeit berichtete sie, er als Außendiensttechniker mit den Kollegen bis Mittags im für Wien typischen Kaffeehaus "abhingen" ehe sie erst dann eilends zur "Vormittagstour" mit ihren PUCH 500, einem FIAT 500 Klon Dienstkleinwagen mit unsynchronisiertem Getriebe innerstädtisch aufbrachen.

Als Wette galt unter ihnen zudem in welcher Mindestzeit sie in der Lage waren die massenhaft defekten Zeilentrafos per auslöten und neu einbauen tauschen zu können.

Inbetriebnahme nach dem Bildröhrentausch:

Zuerst tat sich außer einem leichten Brummen nichts. Die ähnlich der "EL36" wirkende Zeilenendstufenröhre heizte erkennbar nicht.

Eine Kontaktreinigung brachte in Folge tatsächlich ein erstes noch wirres Raster auf dem Bildschirm.

Vertikalrasterfehler

Was er nicht verträgt, das ist ein Drehen an den Zeilen bzw. Bildfrequenzreglern die die Schaltung mit "grausigem Ton" goutiert.

Bild: Das Raster war gleich wieder vorhanden aber noch nicht voll ausschreibend. Also Glück gehabt, da der Zeilentrafo samt Endstufe arbeitet!

Bei herausgenommener Bildröhre ist im inneren ein Blick auf die Netzteilverschaltung möglich. Ein mechanisch loser Netzelko konnte wieder verschraubt werden.

Alle Drehknöpfe, wie beschrieben alle noch mit gutem zum Teil gar noch weichem Kunststoff wurden gereinigt. Die an einer Stelle, wohl einmal durch hartes Aufsetzen gebrochene Frontblendenverschraubung. Zum Glück an einer nicht sichtbaren Stelle und mit einem losen Teil weider verklebbar.

Vertikalablenkstufe

Es zeigte sich ein sehr bescheidener Rasteraufbau insbesondere im Vertikalteil.

Wir kennen sowas ja ebenso von älteren Westprodukten und dort zumeist sind es defekte kapazitätsarme Kondensatoren.

Vertikalstufe

Bild: Schaltungsauszug START 3 Vertikalbaugruppe

Ich lötetet folglich einseitig alle auf und messte sie durch mit dem Ergebnsi, das die drei russiche Äquivalenz zu den SIKAPROP Kondensatoren hier ebenso einwandfreie Werte um 50 nF/400V aufwiesen.

Wie Fotos anderer START Chassis zeigten gab es auch "billigere" Fertigungen die normale Papierkondensatoren hier werkseitig verbauen ließen. Die anderen Ko's wiesen annähernde Idealwerte auf, bzw. im Bereich wo es reine Abblockkondensatoren gegen Masse waren ließ ich auch "5 Gerade sein".

Womöglich ein Fehler, da zwar die Kapazitätswerte weitgehend passen, nicht jedoch die sehr niedrigen Isolationswerte.START3 Geometrie

So blieb ein Rückkoppelko übrig der mit XX nF vom Idealwert abwich und ersetzt wurde.

Siehe da, das Raster konnte nun voll ausgeschrieben werden. Ob er auch synchronisiert und in der Linearität einwandfrei einstellbar wird wird sich zeigen.

 

Weiterer Fehler - Bild wird schwarz

Nicht ganz nachvollziehbar bzw. vertiefende Messsungen erfordert, wonach unterschiedlich in der Laufzeit das Bild vollständig dunkel wird. Die Röhren und Ablenkung jedoch weiter arbeiten.

So werde ich doch einmal auch die Röhren der hor. Ablenkung messen sowie, eine Hochspannungszange die ich erst jümgst erwerben konnte einmal Dienstverpflichten.

 

 

Weiterentwicklung mit dem START 3M

Nicht "Scotch 3M", sondern START 3M wird eine weiterentwickelte Version des START3 bezeichnet wenngleich ich sie am Chassis als angeführte Bezeichnung nicht wahrnehmen konnte.

Sehr wohl jedoch in den Schaltungsdetails wo mein STRAT 3 Plan entsprechend abweicht und Bauteile dort fehlen die aber am START 4 Plan wiederum zu finden sind, wie eben:

  1. Netzschalter

  2. Bildröhrensystem Ansteuerung bzw. Regelung

Netzschalter:

Anders als die Schaltung suggeriert gibt es nicht einen einpoligen, sondern doppelpolig abschaltbaren Netzschalter mit dem LS Pot wie üblich kombiniert. Die Ausschaltfunktion jedoch ist wohl aufgrund eines defekten Schalters nicht gegeben und müsste das Pot vollständig auseinandergenommen werden. Fortspringende Federn eingeschlossen als Risikopotential.

Ob für meine Art der späteren fallweisen Verwendung nicht das An- und Ausstecken besser wäre?

Antennenbuchsen:

Bei "Ostgeräten" findet sich etwas früher die ausschließliche Verwendung von Koaxialsteckerbuchsen für die Tuner anstelle der uns bekannten symmetrischen Bananenbuchsen oder DIN Eingängen.

Seltsam mutet nur an, dass der UKW Tuner per symmetrischem Kabel an die Symmetrierwandler 240 Ohm/75 Ohm geführt wird.

Der VHF Tuner jedoch als Koaxkabel.

START 3 Antennenbuchsen

Bild: Unten erkennbar die isoliert angebrachte Buchse da die Signalzuführung symmetrisch erfolgt. In meinem Gerät ist die obige TV Tuner Buchse einmal gegen eine symmetrische "West" Buchse getauscht worden.

 

Heimlich rauchender VHF Trommeltuner

Der Tradition der zeitgleich stattfindenden Papst Konklave im Vatikan schloß sich interessanterweise auch der aus dem eher atheistischen Umfeld stammende START3 ebenso an. Zumindest was das Abgeben von Rauchzeichen als Form der Kommunikation der Befindlichkeiten nach außen betrifft.

Zweimal nach dem Einschalten begann es aus dem Bereich des elektrisch steckbar verbundenen VHF Tunerblock herauszurauchen. Die Ursache blieb vorerst unbekannt.

Die Röhren selbst sind getestet, u.a. ein ECC84 Äquivalent und brachte gute Werte.

Bild: Schaltung des PTK 12 Kanal VHF Tuners. Neben Heizung, Masse und +Ub gibt es noch die Regelspannungszuführung.

Es muß folglich ein Ausbau und Öffnen des Tuners erfolgen um die wenn auch wenigen Bauteile zu untersuchen.

Hätte ich dies nur schon im Zustand der noch herausgenommenen Bildröhre gemacht. Es wäre etwas leichter gewesen.

Der PTK 12 Kanal VHF Kanalwähler ist dabei in elektrisch bequemer Steckverbindung und koaxialer Antennensignalanbindung integriert.

Die mechanische Befestigung ist mit Gummihülsen leicht schwingungsentdämpft montiert. Diese Gummis jedoch sind in den Jahrzehnten wie zu erwarten war etwas poröse geworden.

In jedem Fall ist dieser Kanalwähler ein vielfach in der UdSSR verbautes Universalteil das auch zur Nachrüstung der ersten Generationen die zuvor mit nur EINEM Empfangskanal (Modell Avantgarde 1955) bzw. nur den Kanälen 1 und 2 bzw. 1 bis 4, den OIRT Band I Kanälen ausgestattet waren.

Vielfach zur "Lebenszeit" der Modelle gab es in den insbesondere ländlichen Regionen wie etwa in Kasachstan auch tatsächlich nur zwei im VHF Band I arbeitende Fernsehsender.

An Leerlaufspannungen liegen die erwartbaren ca. =240 V, ~6,8 V sowie -3,8 V Regelspannung nebst Masse an.

An Widerstand bieten von der Heizung abgesehen der Punkt 6 & 7, 5 kOhm sowie 1,5 kOhm an.

Der Ausbau und die mechanische Öffnung ließ sich empirisch gut bewerkstelligen.

12 Kanal PTK VHF Tuner

Ein Blick in den bisher gar mit rotem Siegelwachs vergossenen Schrauben gab den Blick auf ein abgebrochenes lose im Inneren liegendes Metallteil des Abdeckdeckels zum Vorschein.

Dieses wird mitunter Kurzschlüsse je nach Gerätelage verursacht haben bis in Folge ein 3,9 kOhm 2 Watt Widerstand verkohlt ist.

12 Kanal PTK VHF Tuner

 Feintuning

 

Trommeltuner mit 2 x 12 auswechselbaren Segmenten.

Die starke Verschmutzung konnte wie auch die Zungenfedern mit Äthylalkohol einfach gereinigt werden. TUNER 600 Spray gab das Finish.

Die Art der Doppelnummernvergabe der Kanalsegmente zeigt auf scheinbar schon in der Fertigung nötiges Improvisieren womöglich wegen Materialmangel?

 

Pertinaxscheibe zur Kapazitätsänderung für die Feinabstimmung in der dem Autor auch vom Wiener TV Gerätehersteller MINERVA bzw. PHILIPS bekannt.

Zum Stand der Heimelektronik-Sowjettechnik diene dem Leser ein Vergleich mit dem Westprodukt VALVO NT 5703/Körting 3-2627 CCIR Standard VHF Tuner aus etwa 1964 (Dies auch in Erinnerung an Frau Lotte Kratochvil und ihren Renault R4 die als eine der ersten Frauen in Österreich Radio- und Fernsehmechanikerin u.a. bei Siemens und Kapsch war und mir um günstigstes Geld diesen zudem noch nie verbauten Tuner beim Radioflohmarkt überließ).

© Museumsbote 2003 119-120 Lotte KratochvilFrau Kratochvil 2003 zu ihrem 80er mit unserem einstigen Radiobote Redakteur Fritz Capek im damals noch existierenden Radiomuseum Wien. Beide leider bereits verstorbene Mitglieder unserer Sammlerszene in Ostösterreich. Bild © Radiobote Redaktion 2003.

Lediglich die Frage ob man den kleineren Tuner so eben auch reparieren könnte lasse ich unbeantwortet.

 

 

 

Nie versprochen aber dennoch gebrochen:

Ich hatte es wohl verschrien. Einmal am Tuner gedreht und schon hatte ich die auseinandergebrochenen Teile wie auch in anderen Foren erwähnt in der Hand. Das hohe Umschaltdrehmoment mit dem gealterten Kunststoff ließ den schön gestalteten Knopf bersten.

Funktionaler Ersatz mag sich bald finden, nicht jedoch das idente Design. 

 

 

 

 

Videoendstufenreparatur-Bildröhrenansteuerung

Dem Tip eines Sammlerfreundes folgend, speiste ich anstelle von HF Signalen erst einmal an dem Videoendstufeneingang eben ein Videosignal aus einem alten TOPFIELD Festplatten-SAT Receiver direkt ein.

Dort hatte ich wohlweislich für solche Anwendungen Jahre zuvor von einem Satelliten Feed ein spanisches PHILIPS Testbild aufgezeichnet. Wohlwissend, das man dies mittlerweile auch wesentlich einfacher und baulich kleiner realisieren könnte.

Es stellte sich ein brauchbares wenngleich etwas dunkel und konrastarmes Bild ein das nach wenigen Mituten in der Dunkelheit verschwand.

Endlich war auch eine genaue Zuordnung all der Regler möglich:

 

 

Bild:

Verschiedene Papierröllchenkondensatoren denen man es schon ansehen konnte" habe ich im nötigen Maß getauscht. Wenngleich Kapazitätswerte wenngleich außerhalnb der Tolleranz noch messbar waren, so wiesen sie allesamt unbrauchbare Leckströme, gemessen mit dem XXXXX aus.

0,1 bzw. 0,047 µF/=400V Kondensatoren.

Zum Glück, wennglich nicht Original passend, auch nicht aus liokaler Fertigung fanden sich nach und nach in meinem Fundus passende Kondensatoren zum Tausch. Das Bild wurde subjektiv besser, verschwand aber dennoch wie zuvor.

Nun hieß es messen:

 

Die Horizontalendstufe

Diese funktioniert grundsätzlich, sonst wäre ja kein Bild vorhanden. Die Messung der Röhren brachte eine brauchbare 6Н1П also ECF80 sowie eine 60%ige EY83 die schon mit ausgeglühten Blechen als Westäquivalent der 6C10P bzw. 6Ц10П im Gerät Dienst schob.  

Die Messung etwas anpassen musste ich aber bei der Zeilenendstufenpentode 6П13С alias einer EL36.

 

Was aber relevant erscheint, das sind die erwartbaren ebenso hohen Leckströme in den Boosterkondensator sowie weiteren Papierrollenkondensatoren die aber hier etwas schwer zugänglich im Hochspannungskäfig eingelötet sind.

 

Die Messung der Anodenspannung ergab XXX V.

Die Schirmgitterspannung betrug rund 600 V.

 

 

 

Der START Fernsehapparat in anderen Webbeiträgen präsentiert

Naturgemäß mache ich mich auch zumeist auf die Suche nach bereits in der Sache tätigen Sammlern und Technikfreunden. In deutsch- und englischsprachigen Seiten gibt es dazu naturgemäß kaum lesbares.

Zumindest wenig was ich nicht schon kannte oder gar dort selbst einst plaziert hatte.

Anders ist dies bei den naheliegenderweise in Ostsprachen wie in polnisch gestalteten Webseiten und umso mehr der gesamte Nostalgiegerätemarkt den es auch in Rußland bzw. den ex Sowjetrepubliken gibt.

Da gibt es einmal, und es wird sicher nicht der einzige einst zeitgenössische Film sein, in den der START, hier als Version 3 bzw. 4 in einem sowjetischen Spielfilm im Szenenbild plaziert ist.

(C)Mosfilm 1968 Der Brilliantenarm

Bild: Aus dem 1968er Sowjetspielfilm "Der Brilliantenarm" ("Бриллиантовая рука"). Zu sehen nebst dem START Fernseher ist links auch der steckbare Lautsprecher für das NF Radioservice das ebenso in der UdSSR weit verbreitet war. (C) Mosfilm, präsentiert auf Youtube @MosfilmRuOfficial

 

Besonders hervorzuheben ist hierzu die Website die auch sehr gute wenn auch im bei uns wenig gebräuchlichen djvu Datenformat Scans bereitstellt:

Sowie, und hier wurde meines erachtens ein neues Niveau erreicht, das ist die Website mit einem wie ich denke sehr gut gemachten RETRO NACHBAU eines START3 mit einem LCD Panel. Dann zwar nicht mehr Original, aber in respektvoller Remineszenz an das Original somit absolut Alltagstauglich.

Die hohe Verbreitung dieser Gerätefamilie in Verbindung mit seiner langen Laufzeit von über 10 Jahren hat sein übriges dazu beigetragen den START als DEN Einstieg vieler Sowjetbürger in das damals auch dort neue Medium Fernsehen zu ermöglichen.

 

Empfangsteil- und Bildgeometrieeinstellung

0249 Testbild

 

 

Kontinuität meiner Auseinandersetzung mit einst "osteuropäischen" Erzeugnissen: 

Obiger Beitrag schließt sich elegant an die bereits in der Vergangenheit vom Autor erforschten ehemaligen Sowjettechnik, aus deren diversen Republiken stammend, an:

  • WOLGA GAZ M21 Oldtimerlimousine aus 1960

  • mit Gedanken zum ukrainischen ELIETTE

  • Der VEF XXXX aus dem Baltikum

  • der VEF XXX

  • der VEF Baltika

  • der KVN49 "Volksfernseher"

  • der weißrussische SELENA WEGA Weltempfänger

 

Auszug aus Literatur und Quellen:
  1. WaWartung

  2. Digitalarchiv Scheida

  3.  

  4. Diverse Einträge auf Radiomuseum.org

 


Suchbegriffe: START3,


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Letzte Überarbeitung: 30.05.25