Günther 'Howdy' Schifter verstorben 

- Ein Nachruf

 

Günther "Howdy" Schifter ist am 11. August 2008 in Salzburg verstorben - Eine österreichische Radiolegende der selbst auch ein Sammler war.

Auszug aus ORF.at:  "Günther Schifter wurde am 23. Dezember 1923 in Wien geboren. Mehr als 50 Jahre arbeitete er für das Radio.

Seinen Einstand in das Medium feierte er am 1. Jänner 1949 beim Sender Rot-Weiß-Rot (RWR - siehe Radioskalen aus Anfang der 1950er Jahre), wo er täglich eine halbe Stunde seine geliebten Schellacks auflegen durfte."

Sender in der Nachkriegszeit

Bild: Plakat zum beliebten Radiosender ROT-WEISS-ROT, als es vor 1955 so etwas wie Pluralismus in der Medienlandschaft gab.

Besonders in Erinnerung wird er als Moderator seiner eigenen Sendung: "Schellacks und Schellacks und Schellacks" bleiben, wo er sein Hobby und seinen Beruf wohl einmalig unter einen Hut bringen konnte und seine Passion für Swing und Jazz voll ausgelebt hat.

Dies bietet hier den passenden Anlaß und Ort um auch Ihre persönlichen Erinnerungen mit Günther Schifter festzuhalten.

Anmerkung: Sein Nachlass bestehend aus mehr als 24.000 Stück wird in der österreichischen Mediathek in Wien widmungsgemäß verwaltet.

In dem österreichischen Hörfunkprogramm Ö1 wurde am 16. August 2008 um 9:05 Uhr die Sendung "Günther Schifter und die goldenen Jahre des Swing - Eine Radiolegende erinnert sich als Feature von Günter Kaindlstorfer" ausgestrahlt. 

Ein unbeirrbarer auch im Dritten Reich:


Für uns Radiosammler bleibt er nicht zuletzt auch für seine geteilten Erinnerungen und Anekdoten für die Zeit des Dritten Reichs präsent.

In diesem Zusammenhang sei auch ein Teilauszug von Schellack- & Radiolegende Günther Schifter/Wien zitiert der sein Radio mit dem er tatsächlich auch seine beliebten ausländischen Jazzsendungen respektive nach damaliger Bezeichnung „entarteter Musik“ oder auch "Negermusik" genannt abhörte zur Polizei bzw. Gestapo abliefern musste und dort dieses "mechanisch" unbrauchbar gemacht wurde.

Anlass dazu war eine Denunziation durch seinen Englisch Lehrer der ein glühender Nazi gewesen war. [1]

Seine Unbelehrbarkeit in dieser Sache brachte ihm politische Haft im Polizeigefangenenhaus in der Rossauer Lände, Wien IX und im Arbeitserziehungslager Oberlanzendorf ein, da er später bei der Firma Schrack arbeitsverpflichtet im Dezember 1944 verhaftet wurde weil er während der Justierung der Radioempfänger "Feindsender" wie die BBC gehört hatte.

Privat war Schifter mit der ebenso beim ORF tätigen Ehefrau Martha Hauser bis zu ihrem Tod 2007 verheiratet, mit der er ein geerbtes Haus in Ternitz NÖ mitsamt seiner Sammlung bewohnte.

Im Buch "Vom Dritten Reich zum Dritten Mann" - Helmut Qualtingers Welt der vierziger Jahre von Wolfgang Kudrnofsky lässt sich dieser widerständische Zeitgeist so einiger uns in der Nachkriegszeit populär begegneten Protagonisten nachvollziehen.

Links & Quellen:

  1. Mitschrift aus TV Doku >Schlurf – Im Swing gegen den Gleichschritt< (mit einem Lokalaugenschein durch Günther Schifter an den Orten seiner Verfolgung; 2007, gesehen 9/2010 & 10/2011)
  2. Der praktische Zusammenhang seiner Erfahrungen ist unter anderem im Artikel des Autors "Olympia 405W - Ausländische Radios abhören im Dritten Reich" wiedergegeben
  3. Eine Parallelveröffentlichung des Artikels durch den Autor erfolgte ebenso 2008 leicht abgewandelt auf Radiomuseum.org
  4. Nachlassauktion im Wiener Dorotheum vom 4.6.2018
  5. NÖWI, Nr. 2 vom 21. Jänner 2011
  6. geschichtewiki.wien.gv.at zu Günther Schifter

 

Weitere Nachrufe des Autors zu Technikfreunden, Sammlerkollegen und Fachautoren

  1. Ein Wiener Freund der Familie, Erbauer eines Notradios und mehr
  2. Nachruf zu Wolf Harranth
  3. Nachruf zu OM Werner Balaty

 

 

 

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Updated: 11.11.24