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Der PHILIPS LC2000 LCD Großbildvideoprojektor und die Anfänge der Videoprojektionstechnik

 

Der LC2000 Grossbildprojektor von Philips

Bild: Der PHILIPS LC2000/40  LCD Grossbild Videoprojektor aus dem Jahr 1994/95 [© Philips 2]

Einleitung: 

 

Für mich jährt sich dieses Jahr 2023 mein Auftakt der Mitwirkung als frischgebackener Vertriebsingenieur bei PHILIPS Österreich 1993.

Und ganz ohne jede künstliche Beschönigung oder Verklärung habe ich den Eindruck tatsächlich in ein vergangenes Jahrtausend zurückzublicken.

Es war eine ganz andere Ruhe, eine andere Art des Auftretens und der Interaktion auch im Geschäftsleben. Und dennoch wehte auch damals schon der immer schärfere Wind des Wettbewerbs. Und die einmalige verlängerte “Schonfrist” für überkommene Strukturen die sich durch die Erweiterung der Märkte, Stichwort Osterweiterung ergeben hatte erodierte schön langsam.

"Flash, Flash, Urgent, Urgent", wollte man bei PHILIPS PTV in Dänemark Brøndby auf den damals gebräuchlichen Anfragefaxnachrichten nach Möglichkeit nicht lesen. Dies war eine damals zwar in skandinavischer Freundlichkeit aber zeitgleich unverholen an diesbezüglich etwas "dynamischer" agierende Niederlassungen gerichtet.

Als eine nicht unwesentliche Produktklasse galt es für unsere Abteilung Videoprojektoren, in erster Linie echte Großbildprojektoren zu veräußern, im Sonderfall auch zu vermieten aber auch zu servieren.

Noch aus den “guten alten Tagen” der Bosch Fernseh GmbH stammend, ursprünglich noch ein Wettbewerber von PHILIPS, gab es in der Abteilung die Vertretung für die Schweizer GRETAG mit dem Eidophor Prinzip sowie den GE General Electric Talaria Projektoren.

Aber auch der Hersteller BARCO war in dieser Reihe zu nennen. Hinzu kamen Systemlösungen die im Mindestfall aus einer ebenso professionellen nach besonderen Kriterien ausgewählten Projektionsleinwänden bestanden oder auch gleich Kundenlösungen mit einem funktionsbereiten Gesamtaufbau. 

Alles Geräte die noch mit vakuumröhrenbasierender Lichtventiltechnik arbeiteten, wenngleich sich das jeweils individuell angewandte Prinzip im Detail unterschied. Doch dazu noch später.

“Handlicher” ging es aber bei dem neuen Produkt zu das in unsere Abteilung, wohl, was ich damals noch nicht wusste, zur Marktsondierung über die Philips BTS (Broadcast Television Systems) in Darmstadt in unser professionelles Geräte Portefeuille überantwortet wurde.

Für mich eine durchaus willkommene Gerätschaft, hatte es doch weitgehend Eigenschaften aus der Consumer Elektronic was später eben aber auch das Verhängnis werden sollte.

Anfänglich dem noch sehr hohen Preis geschuldet eine Mischung aus professionellen wie auch semiprofessionellen Anwendern zukünftig der von mir zu bearbeitende Kundenkreis sein würde.

Die Markteinführung in Österreich wurde in Folge eine Mischung aus gezielten Marketingaktivitäten, aber auch, wie so oft im Leben spielte der glückliche Zufall eien Rolle der hier der Vermarktung einen positiven Anschub geben sollte.


Übersicht:

  1. Einleitung
  2. Die Preiskalkulation
  3. Der Beschleuniger-Der Ottakringer Amateur Filmklub
  4. Der Philips LC2000 Grossbildprojektor selbst
  5. Das Tagesgeschäft mit dem LC2000
  6. Andekdote: Der Wiener Filmmann
  7. Anekdote: "Blamage" vor dem Philips Generaldirektor
  8. Der LC2000 als Datenprojektor
  9. Anekdote: Reklamation wegen Pixelfehler
  10. Anekdote: Abgestürzt
  11. Anekdote: Ausgebotet
  12. Das Ende des LC2000 in unserer Abteilung
  13. Videoprojektoren - Die Anfänge
  14. Quellen & Literaturnachweise
  15. Lesetipps
  16. Offenlegung

 


Die Preiskalkulation:

Es gab, mit der Gerätevorstellung bzw. Lieferung seitens der BTS klarerweise auch einen Einkaufspreis der damals noch in DM, bei Niederlande Lieferung in Gulden fakturiert worden war.

Wie nun kam der für Östereich gültige Kaufpreis zu stande? Wie man es auch in der Unternehmerprüfung lernt, sind da einmal jede Menge Aufschläge zu addieren.

Transport, Währungstransaktionskosten, Reparatur-Garantieaufwandsrücklage, kalkulatorischer Gewinn etc.

Letztlich kamen zwei Preise heraus:

Der Abgabepreis für Wiederverkäufer der um die öS 70.000,- zuzüglich 20 % Mehrwertsteuer lag. Sowie der empfohlene Endkundenpreis der bei knapp öS 100.000,- zuzüglich 20 % Mehrwertsteuer lag. Unser Einkaufspreis wiederum müsste bei etwa netto ab Werk DM 7.000,- gelegen haben.

Zwei Preise auch deshalb, da ja wiederum unsere Wiederverkaufskunden u.U. bei den gleichen zumeist institutionalen Endkunden vorstellig wurden. Um Störungen des Geschäftsbetriebes zu vermeiden wurden die Wiederverkäufer entsprechend bevorzugt, bzw. bei Parallelangeboten von unserer Seite stets der Endkundentarif verlangt.

 


In Erinnerung: Der Ottakringer Amateur Filmklub

Keine bloße Anekdote, sondern ernsthaft anschiebender Bestandteil der Vermarktung war das glückliche Zusammentreffen mit engagierten Vertretern des Ottakringer Filmklubs. Für die Nichtwiener: Ottakring war ein etwas periphär außerhalb des Gürtels gelegener klassischer Arbeiterbezirk in Wien mit ebensolch vielen oft sehr einfachen Gründerzeithäusern. 

Ebenso zur Erinnerung: Noch gab es kein Internet und auch kein "Sozial Media" über dass das Einlangen eines zudem nicht für den Endkonsumenten gedachtes Gerät beworben hätte werden können.

Die Arbeit musste also "zu Fuß" von statten gehen.

In Zusammenarbeit von mir, dem Chef und der Sekretärin wurden wie auch bei anderen Produkten die man Wert empfand ein Werbeschreiben im A4 Format mit Preisangabe verfasst zu dem der BTS Werbefolder beigelegt wurde.

Versendet wurden diese mit der österreichischen Post an alle unsere in der Kartei befindlichen Kunden.

Ob es eine eigene englische Version für den von uns mitzubetreuenden Ungarischen Markt gab entsinne ich mich bei diesem Produkt nicht mehr. Aufgrund deren damals benutzter D/K Fernsehnorm denke ich eher nicht.

Mehr noch als diese Direktschreiben die naturgemäß nur unsere bereits bekannten Kunden erreichen konnten gab und gibt es das österreichische Fachmagazin "MEDIA BIZ" in dem Philips wie auch fast alle anderen Branchengrößen ein fester Bestandteil mit Werbeschaltungen aber auch artikelbasierenden Vorstellungen waren.

Ich denke, so ein Kurzzeiler mit Foto wird dort den Auftakt der ersten Vorstellung gemacht haben was eine Abgesandtschaft des angeführten Ottakringer Amateur Filmklubs bei mir vorstellig werden ließ.

Junggebliebene Pensionisten, ein früherer Philips Mitarbeiter aus der Tunerfertigung war u.a. auch dabei die sich der Filmerei verschrieben haben und sehr wortfüllig ihr Hobby insbesonders aber auch ihr Ansinnen das Gerät zudem kostenlos in ihrem Klubsaal einmal testen zu wollen vorgebracht hatten.

Anfangs war ich dazu skeptisch, doch der Chef willigte ein dies so zu machen. So führte mich die Vorführung in das "Alte TGM" in Wien 9 in den Innenhof wo es in die heiligen Gemäuer dieser altehrwürdigen österreichisch technischen Ausbildungsstätte ging. Zumindest in das was von dem einstigen Flair ehe die Schule nach Wien 20 übersiedelt war übrig geblieben ist.

 

Wikipedia © C.Stadler/Bwag; CC-BY-SA-4.0.

Bild: Das ehemalige TGM - Technologisches GewerbeMuseum in Wien 9. Eine Institution der österreichisch technisch elektronischen Ausbildungsstätten. [Wikipedia © C.Stadler/Bwag; CC-BY-SA-4.0.]

So "nebenbei" war dieser Standort, besser gesagt deren Antenne am Dach die Geburtsstunde des Österreichischen Rundfunks bereits 1923, ehe es ab 1924 in "geordnet bürokratisch korrekten Bahnen" mit der RAVAG seinen offiziellen Fortgang fand. All das war jedoch damals kein Thema, auch nicht in meinen Gedanken. 

Ob es dabei gar in den ehemaligen Exner Saal, gewidmed dem TGM Gründer ging weiß ich leider nicht mehr.

So baute ich mit entsprechender Erläuterung für die Klubvertreter die Gerätschaft auf und wir testeten ausgiebig die Möglichkeiten ehe der "Härtetest" ohne mein Mitwirken im Rahmen deren Klubveranstaltung über das Wochenende stattfinden sollte.

Die Rückgabe erfolgte wieder sehr rührig, wortreich und voll des lobes und ich dachte mir schon das war es nun.

War es aber nicht.

Was zeitnah folgte, das war ein sehr professionell geschriebener Gerätetest heute in neudeutsch als "Review" bekannt, bezogen auf die Videobildwiedergabe aus den Augen eben von Filmleuten betrachtet der seinen Weg auch in einschlägige Printmedien jener Tage fand und das Geschäft im Sinne von Anfragen möglicher Kunden wie auch Wiederverkäufern erst so richtig ins Laufen brachte.

Dafür gab es auch ein Lob vom Abteilungsleiter.

Das intensive Engagement mit Herzblut des Hauptprotagonisten des Filmclubs kam dabei am Besten mit dem von ihm geäußerten Satz zum Ausdruck der da sinngemäß lautete "Seine Frau rate ihm sich wieder einen Job zu suchen damit er endlich wieder einmal etwas mehr Zeit habe".

Ein für mich sehr positives Beispiel wie Personen ihre eigenen Interessen mit einem echten Zusatzwert für den anderen Teil verknüpfen können.

 


 

Zum Gerät, dem PHILIPS LC2000 selbst:

Heute mögen wir darüber lachen, damals war es doch ein Sprung hinsichtlich der Art und Qualität wie sich Heimkino und Medien-Präsentationstechnik weiter entwickeln würde und eben auch im Businessbereich entsprechende Seminare, Schulungen aber auch Videovorführungen und Präsentationen in Zukunft ablaufen würden.

Hier gab es keinerlei Röhrentechnik mehr, sieht man von der 200W Metall-Halid Lampe als Lichtquelle einmal ab, sondern TFT-LCD Panels, die zwar den ersten Kinderschuhen schon entwachsen waren, aber immer noch von Unzulänglichkeiten wie etwa störenden Pixelfehlern und mangelhafter Helligkeit und Kontrast sowie Auflösungsdefiziten betroffen waren.

Dies betraf grundsätzlich alle Hersteller, von denen die Einen es eben in bestimmten Eigenschaften besser beherrschen denn die Anderen, was in der westlichen Welt bekanntlich die Treiber von Wettbewerb und Innovation darstellen.

Drei, wie es hieß aus Japan zugekaufte LCD Panels, durchleuchtet mit besagter MHD200 Lampe und dem zugehörigen Prisma über eine Optik strahlten hin auf eine dazu geeignete Leinwand deren passende Auswahl für sich selbst wieder eine eigene kleine Wissenschaft dargestellt hat was wir hier aber nicht weiter betrachten wollen.

Philips LC2000 Frontseite 

Bild: Die Frontverkleidung abgenommen um den Lampentausch durchführen zu können [2]. RECHTS: Die MHD200 Lampe als Ersatzteil wie sie auch 2023 noch im Web angeboten wird. Als Spannung werden 63V bei 3,17 A angeführt. 

Als absolute Besonderheit hatte das Gerät dem Philips Konzern und seiner Präsenz am Consumerelectronikmarkt geschuldet einen vollwertigen elektronischen Tuner eingebaut, samt dazu passender IR Fernbedienbarkeit. Selbst eine Stereo-Endstufe mit Anschlußklemmen für externe Lautsprecher hiezu war integriert. Im Gerät selbst gab es nur einen Mono Lautsprecher (Siehe Bild oben).

Technische Daten zum Philips LC 2000/40 LCD Video Projektor (1994/95)

Pixelspiele:

Die drei 2,8" TFT Panele besaßen lt. BTS Beschreibung 653.835 Pixel, was bei deckungsgleicher Darstellung rechnerisch unter der VGA Auflösung lag, und was die nicht allzu optimalen Ergebnisse bei einer Datensatzdarstellung bestätigen würde.

Die damals übliche PAL Videoauflösung betrug 720 x 576 =414.720 Bildpunkte was in der Horizontalauflösung 360 Linien betragen hat. Angegeben werden für die TFT Panele jedoch 3 x je 217.945 Pixel. Wenn ich es richtig behalten habe, dann waren die TFT Panels auch von SHARP gefertigt worden. Der 1993er also ältere SHARP XG-3200S Videoprojektor für den US-NTSC Markt besaß mit 3 x TFT-LCD Panels zu je 217.945 Pixel somit augenscheinlich schon diese Bauart der Panele.

 

Bild: Der Sharp-Vision XG-3200S für den US Markt. Für den Europa Einsatz musste ebenso eine Videosignalkonverterbox vorgeschaltet werden [4].

Damit lagen die Panele mit rund 218.000 Pixel knapp über der Hälfte der möglichen PAL Auflösung, und bei rund 2/3 der VGA Auflösung.

Die VGA Auflösung von 640x480 Pixel würde vergleichsweise 307.200 Pixel gesamt entsprechen.

Damals war dies klarerweise alles noch im 4:3 Videoformat. 16:9 kam in jenen Tagen nicht zuletzt in Verbindung von EU-Fördertöpfen erst frisch aufs Tablett der Fernsehanstalten und der Geräteindustrie.

 

Der BTS Philips LC2000 Grossbild Videoprojektor Der BTS Philips LC2000 Grossbild Videoprojektor Der BTS Philips LC2000 Grossbild Videoprojektor Der BTS Philips LC2000 Grossbild Videoprojektor

Bilder: Das BTS Werbefaltblatt für den LC2000 zudem in deutscher Sprache [2]

 

Anmerkung: Natürlich habe ich damals all diese Details “draufgehabt” denn sie waren Bestandteil der fast täglichen zum Teil tiefgreifenden Argumentation mit Fachleuten der Branche.

Einzelheiten sind mir aber vielfach bereits entfallen weshalb ich mich ebenso nur mehr auf dokumentierte Daten berufen kann. Seitens des Services waren wir durchaus gut aufgestellt, da doch ein früherer Sharp Mitarbeiter (Herr P.) nun u.a. auch diese Technik mitbetreute.


Das Tagesgeschäft mit dem LC2000:

Man kam damals viel herum und lernte nicht zuletzt aus dem bereits bestehenden Kundennetzwerk die Marktverhältnisse in Österreich in diesem doch mengenmäßig begrenzten Branchenumfeld kennen.

Zur Erinnerung: Privatfernsehen gab es damals in Österreich aus gesetzlichen Gründen noch nicht. Somit waren es neben Filmstudios und den Postproduktionshäusern bestenfalls erst neue Start-Up's die in einer Art Grauzone das damals machbare ausloteten.

Das letztere wirtschaftlich nachvollziehbar in der Regel natürlich eher gerade noch leistbare hochwertige Consumerelektronik bestenfalls noch semiprofessionelle Technik kaufen würden und keine professionelle Studiotechnik durfte ich schneller als gewünscht kennenlernen. Wurden doch diese ersten Fernsehgehversuche zumeist aus eigener Tasche wie auch immer querfinanziert.


 

Nachstehend ein paar harmlose, zum größten Teil nette Erinnerungen an das damalige Klientel:


 

Anekdote 1: Der Wiener Filmmann

Ich denke, es gehört zu einer netten Erinnerung, die ich hier in meiner Rückblende an den bereits 2008 verstorbenen Herrn Dkfm. Herbert Apfelthaler ausnahmsweise mit vollem Namen nennen möchte.

Wie ich leider erst Jahre nach meiner Philips Tätigkeit im Rahmen meiner Recherchen zu EUMIG bewusst erfahren hatte, war Herr Apfelthaler wie schon sein Vater zuvor bereits viele Jahrzehnte in der Filmbranche tätig und hatte eben in seinem Haus in Wien 13 sein Filmstudio wohin ich in weitgehenster Unkenntnis seiner Vita zwecks einer Vorführung eingeladen wurde. Von der Nutzbarkeit und Technik her selbst konnte das Gerät, eben für die 625 Zeilen PAL Wiedergabe hervorragend brillieren.

Was jedoch eine nicht unwesentliche Kernfrage anging, das war, ob im Geschäft mitwirkende Partner das Gerät, zudem dann später angedacht noch mit einem stabilen Transportkoffer transportiert werden könne. Ich kannte da schon die Geschichte von Walter Bruch, dem späteren Erfinder des bekannten PAL Farbfernsehens und seiner Schilderung wie er um 1940 um damalige Behördenvertreter zu überzeugen überschwere Ausrüstung mit verspielter Leichtigkeit hantierte um eine Freigabe zu erhalten.

Spätestens aber als bei der Vorführung die Dame des Hauses selbst zum Gerät griff, war berechtigterweise "schluss mit lustig” da es zugegebenermaßen schlicht und einfach für deren mobile Anwendung zu schwer war.

Das Zusammentreffen blieb mir in netter fast mit einem Hauch familiären Umfeld in Erinnerung, wenngleich es zu keinem Kauf kam. Aus seinen Lebenserfahrungen von Herrn Apfelthaler bzw. der Erinnerung an seinen Vater u.a. als Kriegsberichterstatter wie auch der Wirtschaftswunderzeit hätte ich aber gerne die eine wie auch andere Schilderung gehört bzw. gesehen zudem es nicht zuletzt da ich ja dienstlich unterwegs war nicht gekommen war.

Das kann nun zum Teil in Archiven nachgeholt werden die sich des Nachlasses angenommen haben.


 

Anekdote 2: Eine vermeintliche “Blamage” vor dem neuen Philips Österreich Generaldirektor

 

Der Projektor war da natürlich auch schon innerhalb des österreichischen Philips Konzerns mit seinen Zweigbereichen bekannt geworden, wenngleich er noch nicht direkt in einem Katalog zu finden war.

Und so führte das "von ganz oben", also im Philips Hauptquartier in Eindhoven initiierte “Erneuerungsprogramm” für den Konzern, mit dem Schlagwort “Centurion” bezeichnet auch alle “Philips Höheren” also Direktoren der Zweigwerke etc. zu einem, heute würde ich sagen Workshop zusammen. In der Erinnerung gefühlt mögen es vielleicht 20 allesamt männliche Personen gewesen sein, die, und das war kein Zufall sich in einem entsprechend großzügigen Besprechungsraum im Wiener Elektronikwerk (nicht im Videowerk) in der Gutheil Schoderstraße Wien 23 zusammenfanden. Dort gebe es den besten Koch für das dem Workshop angeschlossene Essen, war der entscheidende Grund der Ortswahl wie man zu hören bekam.

Es dürfte eines der ersten Treffen dieser Art in dieser Besetzung gewesen sein, stellte sich der Direktor den Kollegen doch so vor das sie ihn mit Vornamen ansprechen möchten.

Wie man sich vorstellen kann, war der damalige aus den Niederlanden stammende Philips Kapitän Herr Wim Willens, in seiner Funktion wie auch Verantwortung bei ebensolchen Top Größen anderer Branchen bekannt und in entsprechendem allgemeinen Austausch untereinander. So muß es nach seiner Aussage nach, ich denke er sprach perfektes Deutsch, mit Vertretern der damaligen Wien-Energie bzw. Fernwärme-Wien gewesen sein. Die wiederum beschäftigten sich mit dem Thema wie denn der Servicegedanke in Sachen Stadt-Energie in Zukunft aussehen würde und hatten dies mit einem selbstgemachten Videofilm entsprechend interpretiert.

Verkürzt dargestellt, hatten deren Mitarbeiter einen klassischen VW-Bus Typ T3 bzw. Kastenwagen in einer den Filmen Ghostbusters bzw. Mad-Max geschuldeten Interpretation verkleidet und abgewandelt um eben zu zeigen wie sie im Jahr X in der fernen Zukunft für die Kunden unterwegs sein würden. Ich selbst fand diese Darstellung schon damals etwas lächerlich.

Was aber die Aussage sein sollte, das war das Engagement der Mitarbeiter für die Sache, hier eben für die Versorgungssicherheit einer Stadt was sich Wim Willens als Spirit eben auch für sein Management-Team wünschte. Um die Botschaft weiterzutragen, sollte der Film entsprechend für alle Teilnehmer und deren Abteilungen zum Vorzeigen kopiert werden. Ob dies wer übernehmen könnte?, richtete er sich fragend an die Runde. Es folgte eine Pause, ehe sich, bevor es peinlich wurde, jemand der Abteilungsverantwortlichen fand der sich dieser Tätigkeit angenommen hat.

Meine Aufgabe war es, in Verbindung mit der Philips PR Abteilung die wiederum einen originalverpackten Mono-VHS Videorecorder des Hauses beisteuern und selbst vorbei brachten, eben den Philips LC2000 Videoprojektor vor Ort zu bringen, zusammenzuschließen und spielbereit wohl noch am Vortag oder in der früh vorzubereiten.

Dies selbst war mir ohnehin in Fleisch und Blut übergegangen und eine Kleinigkeit für mich. Zu deren Besprechung selbst, ich wartete da draußen am Gang sollte ich in Folge dazugerufen werden um als “Filmvorführer” die Gerätschaft zu bedienen.

Das Videoband lief, der Projektor arbeitete, was aber zumindest abgedunkelt werden musste, das war das Licht im Raum. Was bei einem Konzern mit einer eigenen Licht Technikabteilung schon damals naturgemäß kein Standard Schalter mehr war sondern ein dimmbares zudem fernbedienbares womöglich auf DALI Technik basierendes Lichtsystem war.

So griff ich eben zur Licht Fernbedienung, die für einen ungeübten nur eine Summe an fremdlich wirkenden Symbolen mit nicht zuordenbaren Knöpfen hatte und wo man nur annehmen konnte, das links der Reihe die für "Licht aus" bzw. "dimmen" sein müssten.

Einen oder auch gleich anschließend den nächsten drückte ich, unwissend, das dieses System jeden Tastendruck nur nach einer entsprechenden Verzögerungszeit annahm bzw. wieder freigab. Es tat sich folglich nichts.

Da nahm mir Direktor Wim Willens die Fernbedienung aus der Hand und, scheinbar kannte er im Gegensatz zu mir das Produkt, drückte er, zudem nach Ablauf der Sperrzeit die richtige Taste und das Licht war aus. Was mir blieb, ist meine Aversion gegen alle Arten von "Spezial Schaltsystemen” für Licht und anderes, wo man erst eine Einschulung benötigt, um selbst als Techniker von Anbeginn an richtig unterwegs sein zu können.

DALI Licht und bestimmte Schalterarten von KNX Steuersystemen sprechen da eine Sprache für sich.


 

Anekdote 3: "Sie bringen mir was interessantes mit"

Eine Gerätevorführung, da schon in unserem innenliegenden Vorführraum an der Triesterstraße selbst betraf zwei Kunden, die sei es als Mietkunden die so “günstig” zum Testen oder als echte Kaufinteressenten gekommen waren, eine Videokassette, ob VHS oder gar Betacam ist mir entfallen mitgebracht hatten. Darauf zu sehen waren von ihnen privat organisierte (Mit-)Flüge mit der einst sowjetischen MIG-29 Kampfmaschine in allen erdenklichen Formationen und Herausforderungen in der Vielfalt dieses militärisch sowjetischen Fluggeräts angepasst in einem Land der ehemaligen Sowjetunion wo sich “Otto Normalverbraucher” bei damals desillusionierten Offizieren der Roten Armee gegen rund US$ 10.000,- so etwas kaufen konnten.


 

Der Philips LC2000 als Datenprojektor:

Für viele Anwendungen war die Wiedergabe und Projektion eines Videobildes bzw. Videofilmes, sei es als FBAS oder auch RGB Signal der LC2000 das ideales Gerät.

Mehr jedoch, bezogen auf diese Preisklasse und den dahinter stehenden Investitionsentscheidungen galt es einen Projektor in erster Linie für die Präsentationen von Budgets, Charts und anderes also klassischen EDV Darstellungen anzuschaffen und zu verwenden.

Üblich waren damals die VGA Auflösung 640 x 480, aufkommend langsam auch Super-VGA mit 800 x 600 Bildpunkten die hier zumeist von frühen Laptops, laut Kundenslang auch als "Schlepptops" bezeichnet an deren 15 poligen VGA Ausgang ausgegeben werden konnten.

Bild: An unserer alten Büroadresse, in unserem Vorführraum, einem sonst ungenutzten Bürozimmer im Ciba-Geigy Haus Wien 12 wurde diese Komposition erstellt: Der Philips LC2000 Projektor mit dem Datensignalkonverter der Firma Blackbox oben drauf. Das Ganze im Umfeld professioneller Ausrüstung wie der Philips BTS LDK90 Fernsehstudiokamera im Hintergrund.

Der 19" Philips Röhrenmonitor sollte das Gerät dazu im Vergleich kleiner und eleganter wirken lassen als er in Wirklichkeit war und nur einen 14" Monitor "vortäuschen".

Man beachte die noch mit Disketten gefütterte Windows 3.11 Version am Bildschirm was wieder eine eigene Geschichte aus dem Umfeld des sehr Computeraffinen Abteilungsleiters wäre [1]!

Mit VGA jedoch konnte der Philips LC2000 noch nichts anfangen, da er ja für reine analoge Videosignale konzipiert war.

Im Nachhinein betrachtet, kann genau das eine seitens des LCD Herstellers Sharp und dem Abnehmer Philips zugrundeliegende Vereinbarung gewesen sein um sich nicht gegenseitig ins Gehege zu kommen. Offen kommuniziert, meines Wissens nicht einmal unter der Hand wurde dies aber nei.

Das vielsagende Unternehmen “Black-Box” in Wien 10 an der Gudrunstraße vertrieb seinerzeit die für solcherlei Anwendungen benötigten Konverter, was hier zudem tatsächlich eine Blackbox, besser gesagt eine Whitebox war, in die eben VGA und SVGA, wahrscheinlich auch MAC Signale eingespielt werden konnten und am anderen Ende Video bzw. Komponenten- und Synchronsignale herauskamen.

Wie auch unser Projektor selbst war auch diese Blackbox in einer preislichen Liga mit netto deutlich über öS 20.000 Schilling angesiedelt, die mit unseren üblichen Aufschlägen versehen die Wirtschaftlichkeit bzw. Wettbewerbsfähigkeit zu z.B. Sharp Datenprojektoren schon einmal mehr ins Hintertreffen führte. Hinzu kam, dass die Zeichendarstellung ganz unumwunden ausgesprochen bei Datenprojektoren wie sie eben von Sharp wie auch Sony, Liesegang etc. angeboten wurden dort eben schärfer und kontrastreicher in der Darstellung waren.

Auch eine Trapezkorrektur ließ sich dort schöner, wenn überhaupt erst einstellen. Genau diesem Umstand geschuldet habe ich so manche Vorführung bzw. die damit verbundene Verkaufsbemühung letztlich an den Wettbewerb verloren. Das alleine war aber noch in der Rubrik “Business as usual” für einen Verkäufer, hier tätig als Philips Vertriebler zu verbuchen da in unserem sonstigen Profibereich ja selbiges bereits viele Kunden in Richtung Sony Professional abwandern ließ woran wir als Abteilung zu “kauen” hatten.

Da halfen auch Sonderangebote für mit >BTS< überklebte Sony Betacam Maschinen mit seriellem Digitalausgang nichts mehr und ließen mögliche Kunden lieber gleich zum Schmied und nicht mehr zum Schmiedl gehen wie mir die gemachten Erfahrungen im Zuge meiner Oberösterreich Tour belegten.

Der damals noch echte Wiener Würstelstand, ehe es anfing Wienweit nur mehr Kebabstand zu heißen, gelegen am Wienerberg an der Triesterstraße zwischen dem unterhalb des Philips Haupthauses gelegene Gelände und dem dortigen McDonalds “mache mehr Umsatz als wir”, so der eines Tages kritisch und nicht ganz von der Hand zu weisende allgemeine Vorwurf meines damaligen Kollegen von der Technik.

 

Philips-Haus (1962-70) von Karl Schwanzer, Triester Straße 64-66, Wien-Favoriten Wikipedia Karl Schwarzer Wikipedia Buchhändler

Bild: Die über Jahrzehnte markanteste Landmarke für aus dem Süden nach Wien heimkehrende Wochenendausflügler und Urlauber, ehe die ganze Gegend mit wesentlich größeren Hochhäusern zugepflastert wurde.

Allein wohl schon am Bauwerk und seiner Umgebung selbst kann man das Schicksal von PHILIPS von der Aufstiegsphase bis zum (vergleichsweisen) Niedergang der ganzen Branche ablesen. [Bildquelle Wikipedia: Autor Buchhändler]. Nicht im Bild ist das unterhalb des Philips Parkplatzes gelegene Gebäudeensemble, damals noch mit der riesen SAT Antenne von Philips Data darauf in dem später auch "wir, die Professionellen" beheimatet waren zu sehen.

Anekdote: Die Antenne hätte mir der Verantwortliche sogar geschenkt! Wenn ich sie denn auf meine Kosten demontiert und abtransportiert hätte was ein kleines Vermögen gewesen wäre. Im Einsatz für unsere Zwecke stand sie nur einmal: Als im TV Standard der D2MAC Übertragung eine Firmeninterne Schulung übertragen wurde. "Welche Sprache wählen wir denn ?" war die Frage, da D2MAC verschiedene Wahlmodis schon damals bot. Englisch wurde von der Mehrheit abgelehnt. Es blieb bodenständig bei Deutsch.

 

Letzterer Umstand mag für den Kollegen ein Grund gewesen sein, von sich aus einen nach damaliger Wahrnehmung deutlich attraktiveren Arbeitgeber zu suchen.

Und das obwohl Philips mit seinen Sozialleistungen und noch vorhandenem Renommee ohnehin bereits, bzw. immer noch weit oben im Ranking stand. Ein ihm nachfolgend gesucht und gefundener ehemaliger Schrack Techniker folgte ihm fast im Monatsabstand, da sich derjenige einer nochmals übergeordneten anderwertigen Mission verpflichtet fühlte.

Ein älterer, wohl teurerer Technik Kollege noch aus Bosch Zeiten war da schon zuvor, zudem sozialverträglich abgebaut worden und konnte bei einem unserer größeren Kunden seine Jahre bis zur Pensionierung bleiben. So war man dankbar, das wenngleich auf der Vertriebsebene im Investitionsgeschäft zumindest zeitweise weniger lief, ich in den Restwochen meines ebenfalls geplanten Abgangs Anlagenbau auf der technischen Ebene für bereits verkaufte Anlagen in Ermangelung eines regulären angestellten Technikers durchführte.

Ein Auftrag, der mich stellvertretend ins AKH Wien in die damals neu errichtete Geburtenklinik mit den Wasserbecken führte, was aber eine eigene Geschichte für sich wäre.

Verkaufserfolge mit dem LC2000 gab es vielfach in den Bereichen wo die Video Bildwiedergabe, sei es VHS, S-Video oder eben gar als RGB Signale im Mittelpunkt standen.

So führten mich die Touren der Vorführungen, ohne an dieser Stelle mögliche Käufe zu bestätigen oder zu dementieren, zum Teil selbst akquiriert, zum Teil aus dem Netzwerk des Abteilungsleiters aber auch mit noch zwischengeschalteten Großhändlern bzw. Systemhäusern zu Interessenten wie dem Österreichischen Bundesheer, Rehabilitationszentren, dem Künstlerhaus, der Uni Wien, Medientechnik-Verleihfirmen, Film-Produktions Häusern aber auch börsennotierten Konzernen und viele andere mehr.


 

Anekdote 4: Viel neues im Osten - Detailarbeit:

Ein Kunde, der aus Wien 1 agierend sich sowohl mit dem High-End HiFi Bereich beschäftigte, so wie er auch im Ost Export engagiert war orderte einen LC2000 für den Export nach Russland, wo er laut. Aussage in einem Gas- oder Ölfördergebiet für die Arbeiterunterkunft eingesetzt werden sollte.

Zwar konnte der Philips serienmäßig PAL/SECAM und NTSC, also die gebräuchlichen analogen Fernseh Farbnormen. Jedoch in der uns zugewiesenen Version eben nur in der CCIR B/G HF Antennen-Empfangs-Tonnorm.

Somit war klar, dass in Russland wo es die SECAM D/K Norm gab, das Gerät zwar farbig aber stumm bleiben würde. So preschte ich in leichter Unkenntnis der Detail Technik mit dem Vorschlag vor dort eben die schon damals seit gut über 25 Jahren bekannten Ost-Ton Plättchen in der Ton-Zwischenfrequenz nachzurüsten, um auch den dort üblichen 6,5 MHz Ostton wiedergeben zu können.

Das war leider schneller gesagt als getan, da das nunmehr von Philips verwendete Tuner/ZF Konzept diesen Eingriff zumindest mit überschaubarem Aufwand aufgrund der mechanischen Kapselung nicht mehr möglich machte.

Es folgte meinerseits eine Anfrage bei Philips Eindhoven in der Tunerfertigung, damals alles noch in Form von Faxnachrichten die hin- und her gesendet wurden und wo letztlich auf Basis von nachrüstbaren bzw. zu ändernden SMD Bauteilen der russische Endkunde zu dem das Gerät bereits unterwegs war das Gerät modifizieren konnte. Mein Kunde wiederum versicherte mir das deren Kunde auch dazu in der Lage sein würde.

Ende gut alles gut.

Ob Philips für den LC2000 auch andere Versionen, eben für den früheren "Ostblock", Frankreich oder gar eine Mehrnormenversion fertigen ließ, konnte ich zu meiner Zeit nicht mehr eruieren.


 

Vermietung: Nicht direkt vermarktet, aber unter dem Titel des Kennenlernens wurde das Gerät vereinzelt an Kunden vermietet.

Vermietet, da man ja wusste, sie bräuchten es für Präsentationen etc. wo man im Fall eines Kaufes die Mietkosten gutgeschrieben hätte. Groß war die Enttäuschung eines Kunden, dem ich im innenliegenden fensterlosen Vorführraum in allen Details das Zusammenschließen und Aufrufen des VGA Bildes seines Laptops erläuterte und der nach dem Wochenende zerknirscht “von weggeworfenen Nerven" berichtete als er kurz vor seinem Auftritt die Gerätschaft eben nicht mehr zum Spielen brachte. Noch größer war dann die Enttäuschung als es es unsererseits kein Entgegenkommen zu einer Gutschrift der Miete gab.


 

Anekdote 5: Schaumschläger und Hasardeure

Einer dieser letzten Auftritte an denen ich vor der Abteilungsübergabe des LC2000 mitwirkte war im Zusammensein mit der Philips PR Abteilung und dem Vertreter der Nachfolgeabteilung der diese Produktklasse weiterführen würde.

So kamen eben auch gesellschaftliche Trittbrettfahrer zu dem Presse-Event wie ein sich mehr als wichtig machender selbsternannter Journalist der meinen Vorgesetzten das Blaue vom Himmel ob all seiner guten Verbindungen und vor allen werbefördernden Fachberichte erzählte.

Er gewann. Der Chef ließ ihm für seinen Drittkunden, dessen Fitnesscenter, einen absoluten Sonderpreis gegen eine zugesicherte freie Berichterstattung über den Projektor zukommen. Der Apparat folgte alsbald. Was nie kam, das war ein Bericht, der wie der “Journalist” mir gegenüber nach Einfordern selbigen bestätigte er auch nie vor hatte zu schreiben sondern eben mit Bluffen und mit dem vorspielen aller möglichen Tatsachen es gewohnt sei grundsätzlich immer einen Sonderpreis für alles was er wolle zu erhalten.

Dazu sendete er eben noch nichtssagende "Besser-Wohnen" Magazine ohne eigene Artikel oder einer Autorennennung als “Referenz” mit.

Wie ich diese Kategorie Mensch einordne erspare ich dem Leser hier darzustellen da es nicht mehr ein Tricksen und wie wir in Wien sagen ein "Schmähführen" war, was zweifelsohne genug andere Kunden aber auch Verkäufer zu tun pflegen, sondern direkte dreiste und freche Lügen waren. Das der letztliche Kunde das Gerät zudem erst auch nach dem Zuspitzen des Mahnungslaufs zahlte passte ideal zu dem Bild.


 

Anekdote 6: Eine Reklamation zu Pixelfehlern

Vorab sei gesagt, das es bei damals gesamt verkauften Stückzahlen in einem zweistelligen Bereich in den ca, 1 1/2 Jahren meiner Betreuung mit Ausnahme nachstehend geschilderter Erfahrung zu keinen Reklamationen bzw. Servicefällen gekommen war. Im Business to Businessbereich, zudem noch vor dem EU Beitritt Österreichs berechtigte Gewährleistungen im Zeitraum der ersten 6 Monaten ohnehin sehr limitiert waren. Intensive gewerbliche Nutzung wofür die Geräte gekauft wurden diese wiederum erneut weiter beschränkte.

Die Lampe selbst, mit 2.000 Betriebsstunden war debei ohnehin ein Verschleißteil und konnte vom Kunden selbst ausgetauscht werden. Ich denke, dass diese hohe Betriebsstundenanzahl "zu meiner Zeit" noch kein Gerätebesitzer zusammengebracht hatte.

Die Ausnahme von der Regel:

Ein kleineres Wiener Videostudio kaufte den Projektor und es folgte gewissermaßen postwendend die Reklamation aufgrund von Pixelfehlern. Das heißt, auf den Panels waren von den 100.000en Pixel einzelne schadhaft die entweder gar nicht oder auch nur falsch den durchscheinenden Lichtstrom steuerten.

Dies machte sich eben beim Betrachten auf der Leinwand störend bemerkbar. Am meisten, die, die hell gar weiß leuchteten. Schwarze, also nicht angesteuerte Pixel waren dabei weniger störend.

Anfangs war dies für mich noch ein normaler Servicefall bei dem vermutlich ein oder mehrere Panele eben in Gewährleistung ausgetauscht hätten werden müssten.

Ich wurde, so wie der verärgerte Kunde ebenso bei diesem Vorfall eines besseren belehrt. War es doch damals systemtypisch, das mit einer bestimmten Zahl an Pixelfehlern, die zudem in der Anhäufung und lokalen Verteilung auf der Bildwiedergabefläche genau spezifiziert wurden als ein zu akzeptierender Kollateralschäden definiert.

Es folgten entsprechende Briefe und Stellungnahmen unserer Geschäftsführung auf Basis der Rücksprache mit dem Herstellerwerk bzw. der BTS in denen auch auf solche zu tolerierenden Fehler bei wesentlich höherpreisigen Geräten jener Zeit verwiesen wurde die der Kunde eben letztlich akzeptieren musste. Das ich dort nicht mehr vorzusprechen brauchte versteht sich von selbst.  

In meiner Erinnerung jedoch waren letztlich vorkommende Pixelfehler bei unserem Vorführgerät wie auch den mir bekannten Kundengeräten eher gar nicht bis nur sehr wenig vorhanden oder nachhaltig störend.


 

Anekdote 7: Abgestürzt

Die Story habe ich bereits in meinem Beitrag zum Thema "Kabelfernsehen in Österreich" geschildert, dort jedoch mit einem etwas anderen Schwerpunkt der Erinnerung.

Ich denke, es war bereits die Auslieferung selbst, als es mich in ein Neubaugebiet schon fast am Rande von 1210 Wien Floridsdorf, vis-a-vis des damaligen Heeresspitals hin führte.

In einer neu errichteten öffentlichen Schule sollte dieser Projektor von den Elektrikern in der Aula integriert werden. Der erforderliche, bzw. zwecks Unterhaltung des Schulwartes benötigte Kabelfernsehanschluß zu lasten des Elternvereins war da zumindest im Gespräch.

Nachdem ich das Gerät vorgeführt bzw. abgeliefert hatte, stieg ich wieder in meinen Wagen um entweder ins Büro oder schon nach Hause zu fahren. Die zum Neubaugebiet erforderlichen Straßen waren aber damals dort noch nicht fertiggestellt weshalb noch jegliche Begrenzungssteine fehlten und am Ende des Asphaltbelages es tatsächlich in einen wenn auch nicht allzu tiefen Graben ging.

Dies hatte ich übersehen, und promt war ich mit dem Heck des Wagens beim Reversieren im Graben gelandet. Versuche das Fahrzeug aus eigener Kraft zu befreien scheiterten, und so bat ich die Elektrikermannschaft mich herauszubugsieren, was auch relativ einfach gelang.

Chrysler LeBaron Medallion

Bild: Die 1979er Chrysler LeBaron Limousine als Opfer unfertiger Straßenzüge

Die Kardanwelle war da aber schon am Boden aufgeschlagen was dem Fahrzeug, einem alten zudem geliehenen "Ami-Schlitten" sicher nicht allzu gut getan haben wird.

 


Anekdote 8: Ausgebotet

Eine zudem inhaltlich erfolgreiche Vorführung und Beratung erfolgte gleich nahe dem Philips Standort Triesterstraße bei einem weiteren großen börsennotierten Konzern direkt in deren Zentrale in der Vorstandsetage. Also in doppelter Hinsicht ganz oben.

Es folgte mein kaufmännisches Angebot und dann hörte man nichts bzw. bekam keine Rückmeldung auf die üblichen Rückfragen.

Über "drei Ecken" erfuhr ich dann, dass der Kunde schon längst einen LC2000 gekauft hat jedoch gleich unter Ausschaltung von unserer Abteilung und damit auch meiner Person, indem deren Vorstand mit einem Philips Vorstandsmitglied "die Sache direkt geregelt" hatte.

Zwar bekam ich mein normales Gehalt ohnehin, gleichzeitig war aber bei Philips das Kostenstellendenken und die zugehörige Wirtschaftlichkeit aller Abteilungen zunehmend auf den Prüfstand gekommen was genau solche Aktionen als "nicht sehr angenehm" wirken ließen. Um die vertraglich geregelte anteilige Verkaufsprovision fiel ich natürlich ebenso um.

 


Das Ende mit dem LC2000 in unserer Abteilung:

Der Abteilungsleiter hatte sein Herz ohnehin nie an diesem eher zwischen dem Consumerbereich und semiprofessionellen Ebene angesiedelten Produkt hängen. Im Nachhinein war dies für ihn wohl eine gute Grundeinstellung dazu die ich als Neuling naturgemäß noch nicht haben konnte da ich mich um einmal Fuß zu fassen erst einmal in die Materie hineinsteigern musste.

Umso schmerzhafter folgte dann die lapidare Nebenerläuterung, wonach seitens der bei PHILIPS durchgeführten übergeordneten Zuordnungen der Gerätegruppen dieser LC2000 und mögliche Nachfolger viel besser in den Consumer Bereich des Philips Konzerns passen würden weshalb sowohl der Vertrieb wie auch der Service von nun an dorthin zu übergeben sei.

Was für ein Schlag ins Gesicht.

Für den Servicetechniker der bisher ohnehin bestenfalls erst ein Gerät auf der Werkbank hatte hingegen war es ein leichtes gegen die üblichen internen Kostenstellen Belastungen dieses Informations- wie auch Unterlagenpaket an die Philips Servicestelle in die Gutheil-Schoder Gasse zu transferieren.

Ich aber durfte nur mehr “gute Miene zum bösen Spiel” machen als eben ein anderer Kollege ein gut eingeführtes Produkt "mundgerecht" für die weitere Betreuung serviert bekam und ich stellvertretend für unsere Abteilung einmal mehr ein Produkt mit dem man auch wenigstens ins Gespräch kommen konnte verloren hatte.


 

Videoprojektionen - Die Anfänge

IN ARBEIT


Quellen & Literaturverzeichnis:

  1. Archiv Scheida & pers. Erinnerungen
  2. BTS LC2000 Werbefolder um 1994
  3. Diplomarbeit: 85 Jahre Philips in Österreich, 2011, Mag. Walter Riegler
  4. Zeitschrift "stcarchiv" Heft 1993/04

Lesetipps:

Offenlegung:

Alle Textangaben wurden ohne Namensnennungem als reine allgemeine Erzählung des TECHNISCHEN Hintergrunds zur Markteinführung sowie meiner persönlichen individuell subjektiv wahrgenommenen Erinnerung angeführt.

 
Eine Ausnahme bilden die in der Öffentlichkeit stehenden Personen und in allgemein zugänglichen Medien ohnehin präsenten und genannten Personen sowie bereits anderweitig von Dritten veröffentlichte Texte.

Es war und ist nicht die Absicht irgendwelche lebenden oder mittlerweile verstorbene Personen oder Institutionen in einem negativen Licht darzustellen! 

Bilder, siehe Quellenangaben und die Rechteinhaber sowie Eigenarchiv Scheida


 

©  Wolfgang Scheida / Wien, 2/2023

 zu www.scheida.at/scheida/televisionen.htm gehärend

Letzte Überarbeitung: 18.01.24