Electronic Wien, Gesellschaft für Hochfrequenztechnik m.b.H, Wien

Electronic Wien; Logo 1951

  Bild: Electronic Wien; Logo 1951

Heutzutage ist "Electronic" wie auch schon einige Jahrzehnte zuvor zweifellos ein bereits weitgehendst abgedroschener Allerweltsbegriff. Bei uns auf deutsch "Elektronik" geschrieben und für so gut wie alles stehend was unsere moderne Welt, eben basierend auf der Elektroniktechnik ausmacht.

Doch das war wie man sich denken kann nicht immer so.

 

EINLEITUNG:

Noch gab es im nichtanglezistischen Raum in den 1940er bis 1950er Jahren eine Welt die mit herkömmlicher analoger elektromechanischer Steuerungstechnik und Radiotechnik funktionierte.

Die langsam, letztlich mit dem "Mailüfterl" von Prof. Zemanek aufkommende Computertechnik war noch einem kleinen Kreis an Fachleuten vorbehalten. Von "Electronic, zudem Computern wird dann erst ab etwa 1954 in den lokalen österreichischen Allgemein-Medien berichtet.

Damals grund genug für eine neue Firma, sich im unmittelbaren Nachkriegs-Wien einfach "Electronic", in Englisch geschrieben, zu benennen und am Markt mit letztlich zwar innovativen jedoch handelsüblich verbleibenden Produkten zu reüsieren.

Andere Firmen nahmen in Folge ebenso "Electronic" in ihre Firmenbezeichnungen mit auf.

So z.B. in Deutschland ab 1959 die Sennheiser Electronic, oder bereits 1948 die Firma PEK-Elektronik (mit k).

Dazu passend eine "Jugenderinnerung" als der Autor mit einem Freund an der Wienzeile entlang in den 1980ern auf der Suche nach einem Elektronikgeschäft war und in Unkenntnis der Örtlichkeiten eine Passantin danach fragten.

Sie verwies uns auf ein nächstgelegenes Radio- und Schallplattengeschäft. Es folgte ein anschließend unter uns ausgetauschter "Spott" da wir natürlich ein Elektronik-Bauelementegeschäft im Sinn hatten.   

Inhalt:

  1. Einleitung

  2. Die Firmengründung

  3. Das Produktportefeu

  4. Gedanken zum möglichen Kundenkreis

  5. Der inländische Wettbewerb

  6. Mögliche Zusammenhänge der Fimren ELECTRONIC und FREQUENTIS

  7. Die Gründer bzw. Geschäftsführer von ELECTRONIC

  8. Quellen und Literaturnachweise

  9. Weitere Lesetipps des Autors

Die Firmengründung

Der frühe Vogel fängt den Wurm.

Die "Wiener Zeitung" vom 27. Juni 1946 führt u.a. die mit 14. Juni wirksame Eintragung der "Electronic Gesellschaft für Hochfrequenztechnik m.b.H. Wien XIX (19) Zumbuschgasse 21 auf Basis eines bereits am (!) 1. August 1945 abgeschlossenen Gesellschaftsvetrages.

Als Geschäftsführer und Betriebsleiter wird Ing. Emanuel Strunz angeführt. Die "Hintermänner", also Gesellschafter sind hier nicht transparent angeführt.

Wir dürfen hier die nach dem Krieg verfügbaren ehemaligen Wehrmachtsbestände wie auch teilzerstörter Sendetechnik mitunter als möglichen Ansatz der Wiederverwertung annehmen wie es heißt:

Wien. B 5247 Electronic Gesellschaft für Hochfrequenztechnik m.b.H. (Wien, XIX., Zumbuschgasse Nr. 21).
Gegenstand des Unternehmens: die Forschung und die Durchführung von Versuchen und Entwicklungsarbeiten sowie deren Verwertung, ferner die
Wiederinstandsetzung von Geräten auf dem gesamten Gebiete der Hochfrequenztechnik und Elektroakustik.
Gesellschaft mit beschränkter Haftung. Der Gesellschaftsvertrag ist am 1. August 1945 abgeschlossen. Ist ein Geschäftsführer bestellt, so vertritt dieser selbständig. Sind mehrere Geschäftsführer bestellt, wird die Gesllschaft durch zwei Geschäftsführer gemeinsam oder durch einen Geschäftsführer gemeinsam mit einem Prokuristen vertreten.
Stammkapital: 20.000 S.
Geschäftsführer: Ing. Emanuel Strunz, Betriebsleiter, Wien. Außerdem wird bekanntgemacht:
Die Stammeinlagen sind voll eingezahlt.

Es scheint für uns hier vorerst nur eine beliebige Namensnennung für einen Geschäftsführer zu sein was aber ein großer Irrtum wäre.

Lesen Sie weiter unten was es alles, und das ist durchaus vieles, über Herrn Emanuel Strunz und sein letztlich langes Leben bis in die 2010er Jahre (!) zu berichten gab!

Zur Adresse selbst sei für 1946 auf die noch sehr bedeutungsvolle Teilung der Stadt Wien in die vier Besatzungszonen und den Einschränkungen, insbesondere im sowjetischen Sektor verwiesen. Wien 19 lag da etwas "freier" im US Sektor.

Electronic Modulationsverstärker 20 kW sender

Frei, um sich u.a. mit damals mitunter "verdächtiger" Sendetechnik und Versuchsaufbauten beschäftigen zu können wie das [ÖVSV Heft 7,8 aus 1946] zu "Neuzeitliche Modulationsverfahren bei Rundfunksendern" mit eindrucksvollen Beispielen ausführt.

Beachtenswert, da der Aufbau sehr professionell wirkt und selbst bei Verwendung von "Surplus" Bauteilen der Wehrmacht sowie geretteter RAVAG Sendetechnik einen nennenswerten Aufwand gekostet haben wird.

Werbeschaltung 1946 für zudem der Teilnahme an der Wiener Messe.

Erste Zeugnisse der einstigen Öffentlichkeitsarbeit: Werbeschaltung 1946 für zudem der Teilnahme an der Wiener Messe

. Bild: Werbung eines Vertriebspartners in [Österreichischer Radio-Amateur; Heft 1, 1947]

Einsatz für den US Sender RWR Rot-Weiß-Rot

Ein Zeitzeuge, Herr Fritz Luger beschreibt in [Medien&Zeit 3/98] wie in jenen Tagen der Auftritt von "Electronic" war:

"Im August 1945 kontaktierte mich die US-amerikanische Besatzungsmacht, die mich veranlassen wollte, über eine Scheinfirma einen Sender am Kahlenberg unter Leitung von Oberingenieur Ballaban zu installieren.

Dieser Sender war auf der Ladefläche eines amerikanischen Autos installiert worden, das auf der Sulzwiese (Kahlenberg) stand. Die Firma nannte sich "Electronic Hochfrequenzlabor Wien 16“, und sollte als Tarnung vor den Alliierten, vor allem vor der russischen Besatzungsmacht dienen.

Ich war von dieser Idee begeistert, also nahm ich die Aufgabe ohne viel nachzudenken sofort in Angriff. Wichtig war für mich damals, daß die Stimme Amerikas, die „Befreiungsstimme“, im Osten Österreichs verbreitet werden konnte, denn so konnten alle die Wahrheit über die überstandene NS-Zeit erfahren. So kam es zum Sender RWR in Wien......"

Solcherlei Projekte konnten naturgemäß damals eher nicht in öffentlichen Medien beschrieben werden.

 

Schon mit 31.3.1947 lt. Handelsregister, also nicht einmal ein Jahr nach der Gründung folgt der Eintrag, wonach Ing. Emanuel Strunz nicht mehr Geschäftsführer ist und durch Dipl. Ing. Alfred Slama, Elektrotechniker, in Wien, Herrn Josef Grolig, Kaufmann aus Wien und Ing. Karl Drasl, Maschinenbau- und Elektrotechnik Ingenieur ersetzt wurde.

Also eine augenscheinlich ideale Verbindung an technisch wie auch kaufmännischer Kompetenz.

Als Adresse ist bereits die Thaliastraße 125, im damaligen Wiener Vorstadtbezirk 16 angeführt.

1951 firmierte das Unternehmen in der Münzwardeingasse 2 in Wien 6. Das war bekannterweise neben Wien 7 DER Bezirk mit einem radiotechnischen Erzeugungs- wie auch Verkaufsschwerpunkt im Wien der Zwischenkriegszeit wie auch der Nachkriegszeit.

Erweiterung bzw. Wandlung des Produktfokus: 

1954 bewirbt Electronic an der Münzwardeingasse 2 in Wien 6, Hochfrequenz- oder Wärme Plastik-Schweißgeräte nebst anderem an.

Das "Andere" waren u.a. auch banale Elektroheizstrahler die auch in anderen Bundesländern beworben wurden.

HF Schweißgeräte die u.a. auch von Siemens hergestellt wurden und z.B. mit der EL156 als Leistungspentode eben ein HF Schweißen ermöglichten.

HF Schweissgerät HF Schweissgerät

Symbolbilder dieser Art HF Schweißgeräte jener Zeit und das grundsätzliche Schaltungskonzept. Quelle Heft 10 das elektron

Vorerst letzte bekannte Nennungen der Firma:

In den 1970er Jahren kennt man noch eine "Electronic GmbH, 1130 Wien, Auhofstraße 58, die sich u.a. mit Kurzwellenbetriebsfunkgeräten beschäftigt. Zusammenhänge sind noch zu prüfen.

Exkurs zu HF Schweißgeräte:

Wie wohl auch andernorts, gab es am Stadtrand Wiens bis in die 1980er Jahre ehemalige Schotterabbaugruben die nach deren Ausbeutung mit Allem (Die Betonung liegt auf Allem) wieder als Müllkippen verfüllt wurden.

In einer Art "Erinnerungstour" um 2000 suchte ich diese Orte wieder einmal auf die sich allesamt stark verändert hatten.

Und so fand ich tatsächlich auf dem bereits mehrfach eingewalzten Boden ein Fragment eines HF Schweißgerätes, es könnte mitunter auch ein Medizingerät gewesen sein, mit einer erstaunlicherweise mechanisch überlebenden noch mit schöner Beschriftung befindlicher EL156 Leistungspentode darin die ich sichern konnte.

Das Produktportefeu der ELECTRONIC:

Die erste bekannte Werbeschaltung: 1946 wurde es konkret wie die Anzeige in [RADIOTECHNIK Heft 7/8 1946] belegt:

Electronic Wien 1946

Electronic Wien - Österreichischer Radioamateur 1947 Heft 1

Bild: In Farbe zu studieren mit dem durchaus eindrucksvollen schwungvollen Electronic Logo das interessanterweise den da 1945 bereits gesprengten Sendemast von Radio Wien vom Sender Wien-Bisamberg darstellt. [Aus Quelle: Österreichischer Radioamateur 1947 Heft 1]. 

Man ließ den ohnehin absehbaren dann wieder dem bereits starken Wettbewerb ausgesetzten Markt der Radioempfangsgeräte ab 1948 gleich außen vor und widmete sich den Themen der Tonaufnahme wie auch Wiedergabetechniken samt allem hierfür benötigten Zubehör.

Für die Tonaufnahme hatten seinerzeit auch die SchallFOLIENaufnahmegeräte noch ihre breite Anwendung.

In [RADIOTECHNIK 2/3 1947, S. 150/151 (per ANNO)] wird die Technik und der Aufbau zu einer solchen Schallplattenschneidevorrichtung im Rahmen einer Electronic Produktevorstellung beschrieben wo es heißt:

"Die Firma Electronic, die bereits durch die Entwicklung der Herstellung von hochwertigen Schallplattenaufnahmegeräten für die Zwecke des Rundfunks und der Schallplattenherstellung große Erfahrung auf diesem Spezialgebiet besitzt, hat nunmehr eine Amateurschneidevorrichtung entwickelt, die eine sehr geglückte Lösung für ein präzises und leicht zu handhabendes Gerät dieser Art darstellt.

Zum Antrieb der Spindel für den Rillenvorschub des Schneidekopfes wurde von der früher für diesen Zweck häufig benützten biegsamen Welle bewußt abgegangen und hierfür eine neuartige Konstruktion gefunden, die eine sehr bequeme Handhabung der Aufnahmevorrichtung. beim Auswechseln der Schallfolien ermöglicht.

Hierzu ist die über der Plattenmitte angeordnet senkrechte Antriebsspindel, die die Drehbewegung über eine Zahnradübersetzung auf die Spindel für den Schneidekopf überträgt, längsverschiebbar, wobei durch eine Längsnut die Kupplung mit dem Getriebe in jeder Lage bestehen bleibt.

Durch eine Klemmvorrichtung am unteren Ende der senkrechten Achse, die durch Verdrehen einer randrierten Schraube drei Klemmzapfen konzentrisch gegen die Plattentellerachse preßt, wird die senkrechte Achse mit der Plattentellerachse gekuppelt und gleichzeitig die Folie an den Plattenteller angedrückt. Ein in geringen Grenzen verschiebbares Kardangelenk gleicht kleine Ungenauigkeiten in der gegenseitigen Lage der Achsen des Plattentellers und der senkrechten Welle aus.

Die Lagerung der senkrechten Achse und der Schneidespindel samt dem Zahn­ radgetriebe sind durch eine geschmackvoll geformte Abdeckung umschlossen und starr mit einem ähnlich geformten Gehäuse auf der anderen Seite der Schneidespindel verbunden, die die zweite Lagerung für die Schneidespindel enthält.

Die Höhe der Schneidespindel gegenüber der Plattenebene und damit die Neigung des Schneidekopfes läßt sich dadurch einstellen, daß die eben besprochene zweite Lagerstelle der Schneidespindelauf der senkrechten Metallsäule verschiebbar ist und auf dieser in jeder Lage durch eine Klemmvorrichtung festgehalten werden kann. Die Metallsäule endigt in einer Grundplatte, die mit vier Schrauben auf der Montageplatte des Laufwerkes befestigt wird.

Als Führung für den Schneidekopf dient eine Rundmetallstange, die gleichzeitig die erwähnte starre Verbindung zwischen den beiden Lagerstellen der Schneidespindel bildet. Ein verschiebbares Laufgewicht gestattet eine mehr oder weniger starke Entlastung des Gewichtes des Schneidekopfes und damit die Einstellung des günstigsten Schneidedruckes. Den Vorschub des Schneidekopfes vermittelt eine Schneide, die auf der Gewindespindel aufliegt und die unabhängig von der Neigung des Schneidekopfes in Eingriff bleibt. Das Gewinde der Spindel als auch der mit dieser in Eingriff stehenden Schneide haben Sägezahnprofil.

Electronic Wien Schneideanlage

Dadurch bleibt der genaue Rillenabstand auch bei den unvermeidlichen kleinen Bewegungen des Schneidekopfes in senkrechter Richtung gewahrt. Mittels eines Bedienungshebels läßt sich die Schneide von der Spindel und gleichzeitig der Schneidekopf von der Platte abheben, um diesen frei entlang seiner Führung verschieben zu können. Eine Handkurbel auf der Spindelachse erlaubt das Schneiden der Endrillen von Hand aus.

Das beschriebene Aufnahmegerät ist in erster Linie für die Verwendung der Electronic-Schneideköpfe eingerichtet. Die Verwendung durch Schneideköpfe anderer Herstellerfirmen bedingt geringfügige mechanische Änderungen der Befestigung.

Die spezielle, für dieses Aufnahmegerät entwickelte Schneidedose mit der Typenbezeichnung FSK 46 A benötigt für die übliche Lichtbandbreite von 15 mm im Durchschnitt eine Wechselstromleistung von 2 W, die also noch von der Endstufe normaler Rundfunkempfänger geliefert werden kann.

Der Anpassungswiderstand der Schneidedose FSK 46 A ist so gewählt, daß sie direkt an Stelle der Schwingspule des niederohmigen dynamischen Laut­ sprechers eingeschaltet werden kann, so daß kein eigener Ausgangsübertrager für den Anschluß der Dose erforderlich ist. Die Resonanzfrequenz der Schneidedose liegt bei 4.000 Hz.

Ist in Sonderfällen eine besonders gute Aufzeichnung höchster Ton­ frequenzen erwünscht, so kann an ihrer Stelle die Type FSK 46 ohne Änderung eingesetzt werden, die eine höheren Resonanzfrequenz aufweist, die aber zur vollen Aussteuerung eine Niederfrequenzleistung von etwa 3 W erfordert.

Zum Antrieb genügt ein kräftiger Wiedergabemotor mit einer Leistung von mindestens 15 W. Im Interesse eines gleichmäßigen Laufes soll das Plattentellergewicht nicht zu gering sein. Falls besonders hohe Ansprüche gestellt werden, empfiehlt sich die Verwendung eines kräftigeren Motors und eines möglichst schweren Plattentellers (5 bis 10 kg).

Mit dem beschriebenen Aufnahmegerät wird den Schallplattenamateuren ein Gerät in die Hand gegeben, das sich gegenüber den bisher bekannten Ausführungen durch eine besonders zweckmäßige Konstruktion auszeichnet und das bezüglich seiner Ausführung hohen Anforderungen an Präzision nachkommt..."

Weiter ging es in Heft 6/7 1947:

"Aus dem Produktionsprogramm der Electronic

Die Firma Electronic, die im vergangenen Jahr (1946) hauptsächlich durch ihre Schallplattenaufnahmegeräte und Hilfsgeräte, wie Tonfilter, Misch- und Regieplätze, sowie durch das Reportagemikrophon bekannt geworden ist, hat sich auch für die kommende Erzeugungsperiode vorwiegend auf die Herstellung hochwertiger Geräte der Elektroakustik spezialisiert.

An Schneidegeräten sind zwei neue Modelle entwickelt worden, und zwar ein Schneidegerät in einfacher Ausführung unter Verwendung der Amateurschneideführung als Einbaueinheit mit Synchronmotor, einem mechanischen Filter zwischen Motor und Plattenteller, einem schweren Plattenteller und dem Tonabnehmer MT 471.

Das zweite Gerät ist ein Spezialgerät mit 40-cm-Plattenteller für 33 bis 78 Touren und einer stufenweisen Umschaltmöglichkeit des Rillenabstandes.

Zum Antrieb dient ein neu entwickelter Dreiimpulsmotor mit besonders gleichmäßigem Drehmoment.

Als Tonabnehmer ist die Type MT 473 verwendet. Der in diesem Gerät verwendete Drehstromimpulsmotor stellt eine interessante Weiterentwicklung des Wechselstromsynchronmotors dar, der sich neben dem schon erwähnten gleichmäßigen Lauf durch ein großes Durchzugsmoment von zirka 18.000 cm/auszeichnet. Für die Schallplattenwiedergabe befinden sich Plattenspieler für Wechselstromnetzanschluß unter Verwendung der Electronic- Tonabnehmer in Schrank- und Schatullenausführung in Vorbereitung.

Das drahtlose Reportagemikrophon, das seine Bewährungsprobe bei zahlreichen Übertragungen von sportlichen und gesellschaftlichen Veranstaltungen erbracht hat, wurde in einer neuen Ausführungsform, die noch kleiner und handlicher als bisher ist, entwickelt.

Auf Grund der beim Bau des drahtlosen Mikrophons gewonnenen Erfah­ rungen wurde die Fertigung von Kondensatormikrophonen aufgenommen, die vorerst mit Kugelcharakteristik hergestellt werden.

In Fortsetzung der Reihe der ortoakustischen Geräte wurde eine neue Ausführung eines Tonveredlungsfilters unter der Bezeichnung FT 3 gebaut.

Das Filter ist stufenweise regelbar und besitzt eine eingebaute Verstärkerstufe, um den Verlust durch das Filter auszugleichen. Es ist für eine Höhen- und Tiefenanhebung von max. 1: 10 bemessen.

Für die Herstellung von Schallplattenaußenaufnahmen wurde eine transportable Aufnahmeeinrichtung konstruiert. Sie enthält, in je einem Koffer eingebaut, das Aufnahmegerät und den dazugehörigen Verstärker.

Dieser ist so ausgeführt, daß er neben der Anschlußmöglichkeit für das Mikrophon einen Rundfunkteil, einen Eingang für Schallplatten oder für eine fremde Tonfrequenzquelle besitzt. Dieses Aufnahmegerät ist in Verbindung mit der Amateurschneideführung- aufgebaut und mit dem Schneidekopf FSK46A bestückt. Zukaufquelle

In sinngemäßer Ergänzung der von der Firma gepflegten Richtung zur Schaffung hochwertiger elektroakustischer Geräte hat die Electronic den Vertrieb der Erzeugnisse der Firma R. A. Rothermel übernommen, die auf die Herstellung von Kristalltonabnehmern, Mikrophonen und Abtasteinrichtungen spezialisiert ist.

Anmerkung: Hier wurde "die Katze aus dem Sack gelassen", da uns dies das Verständnis über die Herkunft vieler augenscheinlichen Zukaufprodukte erläutert. RA Rothermel Ltd. war ein britisches Unternehmen, tätig im Rothermel House, Canterbury Road Kilburn, London, N.W.6 mit schon damals als Hi-Fi bezeichneten Produkten der Audiotechnik. 

Am Messestand der Firma Electronic werden Erzeugnisse dieser Firma, und zwar Klangzellenkristallmikrophone, Kristalltonabnehmerelemente, auswechselbare Saphir­Dauerspielnadeln auch zur Verwendung in normalen Tonabnehmern, ferner das Gerät „Vibromik“, ein Kristallabtastgerät zur elektrischen Verstärkung von klangschwachen Musikinstrumenten, wie Gitarren usw., zu sehen sein.

Wir werden noch Gelegenheit haben, auf dieses interessante Gerät ausführlicher zurückzukommen.

Electronic-Regieplätze

Auf Grund der ausgedehnten Erfahrung der Firma Electronic bei der Einrichtung elektroakustischer Anlagen wurde zur leichten und über­ sichtlichen Bedienung und Zusammenstellung von Schallwiedergabe- und Aufnahmeeinrichtungen eine Reihe von Regieplätzen und Mischpulten entwickelt, von denen im nachstehenden der Amateurregieplatz AMR 1947 genauer besprochen sei.

(Anmerkung: Inwieweit AMR 1947 und KMR 47 unterschiedliche Modelle sind ist noch zu prüfen)

Electronic Regieplatz

Das Gerät dient zur Verstärkung und gleichzeitigen .Mischung der von drei verschiedenen Tonquellen gelieferten Spannungen. Die von ihm abgegebene Ausgangsspannung genügt für die Durchsteuerung eines normalen Kraftverstärkers.

Die drei Eingänge sind getrennt regelbar; die zusammengehörigen Regler und Eingangsklemmen sind durch eine gleichartige Farbkennung bezeichnet.

Die Eingänge sind hochohmig. Bei Verwendung niederohmiger Quellen ist ein Anpassungsübertrager vorzuschalten.

Hochohmige Mikrophone sowie hoch- und niederohmige Tonabnehmer kön­ nen direkt an die Eingangsklemmen gelegt werden.

Bei der Anschaltung eines Rundfunkempfängers erweist es sich als zweckmäßig, die Spannung aus der Niederfrequenzvorstufe zu entnehmen oder bei Entnahme aus der Endstufe einen Abwärtstransformator vorzuschalten, wozu der eingebaute Ausgangstransformator für den niederohmigen dynamischen Lautsprecher dienen kann.

Die Spannung am Reglereingang darf höchstens 0,5 V betragen. Die für 500 mV Ausgangsspannung erforderlichen Eingangsspannungen sind für die verschiedenen Eingänge nicht gleich und betragen für den Blaupunktregler 1,5 mV, für den Grünpunktregler 80 mV und für den Schwarzpunktregler ebenfalls 80 mV bei voll aufgedrehten Eingangs- und Summenreglern.

Der Ausgang ist ebenfalls hochohmig und darf mit minimal 50 kOhm abgeschlossen werden. Bei kleineren Abschlußwiderständen tritt ein unzulässiger Abfall der hohen Frequenzen auf.

Bei größerer Entfernung ist zwischen Ausgang des Regieplatzes und des Verbindungskabels ein Übertrager für 600 oder 200 Ohm Sekundäranpassung zu schalten und ein ähnlicher Aufwärtstransformator am anderen Ende des Kabels vor dem Verstärkereingang vorzusehen, falls dieser nicht selbst für den niederohmigen Eingang eingerichtet ist.

Zur Kontrolle der Aussteuerung des Verstärkers ist in den Regieplatz ein Tonfrequenzspannungsmesser eingebaut, dessen Skalenteilung in Prozent geeicht ist. Er ist von der Fabrik aus auf 7 V Maximalspannung eingestellt, da dieser 'Wert der Aussteuerungsgrenze der Electronic-Tonschreiber entspricht. Der Aussteuerungsmesser ist parallel zur Schneidedose anzuschließen. Der Meßbereich ist durch eine Einstellschraube veränderlich, falls ein anderer Bereich benötigt wird.

Die Heiz- und Anodenspannung für den Verstärker im Regieplatz ist aus dem vorhandenen Kraftverstärker oder einem separaten Netzgerät zu entnehmen. Der Strombedarf beträgt 6,3 V, 0,4 A für die Heizung und 200 V, 0,4 mA für die Anodenspannung. Das Gerät enthält in der ersten Stufe die Röhre EBC 3 und in der zweiten Stufe die Röhre EF 6.

Steht nur eine Heizspannung von 4 V zur Verfügung, so können ohne Änderung auch 4 V Röhren AC 2 oder ABC 1, bzw. AF 7 eingesetzt werden. Die Abmessungen des beschriebenen Regieplatzes betragen 410 x 290 x 450 mm, das Gewicht 7 kg...."

 

Werbung der länger im Vertriebsprogramm verbliebenen Tonabnehmer aus Öst. Radioamateur vom Heft 1/1948.

Werbung für die länger im Vertriebsprogramm verbliebenen Tonabnehmer aus Öst. Radioamateur vom Heft 1/1948.

Die Firma galt als Hersteller von Schallplattenaufnahme- und Wiedergabegeräten, das waren Schneidemaschinen für Schallplatten, Schneideköpfe, Studioeinrichtungen, Regieplätzen, Mischtischen, Orthoakustischen Geräten, Tonabnehmer, Tonveredelungsgerät, Tonveredelungsfiltern, Mikrofonen und drahtlosen Reportagemikrophonen (!).

Als Hersteller von Studiogeräten wie Simplex Plattenlaufwerke und Drahtmagnettongeräte bekannt.

Werbung für das Simplex Langspiellaufwerk und dem MT476 Tonabnehmer.

Werbung für das Simplex Langspiellaufwerk und dem MT476 Tonabnehmer. Öst. Radio-Amateur vom Heft 4/1952.

Als Schwerpunkt, und hierbei "erkennen" wir Sammler auch immer wieder Produkte in einschlägigen Verkaufsportalen aler Technik die Schallplattentonabnehmer wie auch insbesondere die Drahttongeräte, die man seinerzeit, als sie noch kaum im Inland selbst hergestellt wurden durch Importe die Marktbedürfnisse abdeckten.

Aufsteckbarer Tonabnehmer von Electronic

 "Zur Adaptierung von Koffergrammophonen, die in letzter Zeit wieder auf dem Markt sind, für elektrische Schallplattenwiedergabe erzeugt die genannte Spezialfirma neben kompletten Tonarmen einen aufsteckbaren Tonabnehmer unter der Typenbezeichnung MT 475.

Der Tonabnehmer enthält das gleiche System wie die hochwertigen Tonarme der Herstellerfirma, das sich durch sehr geringes Gewicht des schwingenden Systems und kleine Rückstellkräfte auszeichnet.

Die Ausgangsspannung beträgt 0,5 V an einem Anpassungswiderstand von 20 kOhm bei 30 mm Lichtbandbreite und reicht aus, jedes normale Rundfunkgerät voll auszusteuern. Die erwähnten Eigenschaften des Systems ergeben eine weitgehende Schonung der Schallplatte.

Die Befestigungsschelle des Tonabnehmers hat einen Durchmesser von 22 mm und ist verstellbar. Der Tonabnehmer läßt sich daher auch auf Tonarmen von akustischen Geräten montieren, deren Durchmesser von dem Normalwert von 22 mm abweicht. Als Abspielnadeln werden starke, kurze Ausführungen mit breit zulaufender Spitze empfohlen.

Selbstverständlich ist auch die wahlweise Verwendung von Dauerspielnadeln möglich. Hersteller: Electronic, Ges. m. b. H„ Wien, XVI., Thaliastraße 125."[Werbetext aus RADIOTECHNIK Heft 4/1948]

Deutlich banaler sind Inserate, zudem Endkunden in den Bundesländern ansprechend, für Tischventilatoren bzw. Heizstrahler.

Als Erweiterung des Portefeuts mag man die vielfache Werbung in den Zeitungen wie der "Arbeiter-Zeitung" vom Dezember 1954 sehen in der gar ein neuer "Freund" in Form eines Heizstrahlers offeriert wurde.

Bild: Als Erweiterung des Portefeuts mag man die vielfache Werbung in den Zeitungen wie der "Arbeiter-Zeitung" vom Dezember 1954 sehen in der gar ein neuer "Freund" in Form eines elektrischen Heizstrahlers offeriert wurde.

 

Ein eigenes gewerbliches Klientel wird mit den HF Schweißmaschinen angesprochen.

HF Schweißgeräte

Bild: Werbeschaltung für Plastik-Schweißgeräte in einer Zeit in der die "Plastiksackerln" gerade erst anfingen populär zu werden. Salzburger Nachrichten 12/1954. Plastik Sackerln, die wie uns Schülern ein Werkstättenleiter zu berichten wusste damals ob deren Wert und Seltenheit noch vielfach verwendet und auch noch ausgewaschen wurden für den nächsten Einsatz.

 

Die Drahttongeräte:

Hin und wieder werden dieserlei Geräte am Nostalgie-Markt angeboten und man kann Einsicht in den elektromechanischen Aufbau nehmen.

Die Geräte wirken nach einem zwar handwerklich durchdachten Konzept. In den Details sieht man die eher geringen Stückzahlen in der Art der Fertigung an.

Die Verwertung von Wehrmachtsbauteilen wie hochwertigen Sika und Bosch Kondensatoren fallen dabei auf.

Das überlegte Grundkonzept im DM 1010: Schallplattenspieler mit Drahttongerät kombiniert. "Electronic" hier zudem etwas falsch geschrieben.

Bild: Das überlegte Grundkonzept im DM 1010: Schallplattenspieler mit Drahttongerät kombiniert. "Electronic" hier zudem etwas falsch geschrieben.

Es gab mehrere Versionen davon. Drahttongeräte hatten systembedingt einen sehr hohen Kopfverschleiß was ihre Marktdauer zugunsten der Magnettonbänder stark verkürzte.    

Electronic-Drahtmagnetophon Werbetextbeschreibung aus [Radiotechnik Heft 6/1950].

Auf der vergangenen Frühjahrsmesse zeigte die Firma Electronic ein Laufwerk für Drahtmagnetophone, das nunmehr serienmäßig erzeugt wird.

Die Aufwicklung des Drahtes erfolgt auf einer Metalltrommel, die mit 78 Touren pro Minute läuft und gleichzeitig als Auflage für eine Schallplatte dient.

Der kombinierte Kopf ist im Gegensatz zu den amerikanischen Ausführungen fest montiert. Das Auf- und Abbewegen des Drahtes erfolgt durch zwei vor und hinter dem Kopf angeordneten Führungen.

Zum Rückwickeln ist ein eigener Motor vorhanden, der den Draht mit etwa der zehnfachen Geschwindigkeit zurückspult.

Drahtmagnetophon Type DM 1010

Mit diesem Laufwerk wird ein hochwertiges komplettes Gerät hergestellt, das alle notwendigen Verstärker eingebaut hat und sehr einfach zu bedienen ist. Der dreistufige Vorverstärker mit den Röhren EF 40 und ECC 40 wird für die Wiedergabe und Aufnahme umgeschaltet und läßt sich im letztgenannten Fall durch ein hochwertiges Mikrophon aussteuern.

Außer dem Mikrophonanschluß sind noch zwei weitere Eingänge für Tonabnehmer und eine Fremdquelle vorgesehen, wobei alle drei Eingänge getrennte Regler haben.

Für die Aufnahme und Wiedergabe sind getrennte Endröhren vorhanden, in deren Eingangskreisen die erforderlichen Entzerrer geschaltet sind.

Mit Einschluß der Oszillatorröhre für die Löschung und Vormagnetisierung besitzt das Gerät demnach sieben Röhren bzw. Systeme. Drahtmagnetophon 1010

Bild: Drahtmagnetophon 1010. Beachte die zu obigen Bild gleicher Type etwas andere Bauart!

Die Bedienung erfolgt durch einen einzigen Schalthebel, der alle erforderlichen mechanischen und elektrischen Umschaltungen vornimmt.

Er weist vier Stellungen auf: Wiedergabe-Stillstand-Rückwickeln-Aufnahme.

Die Stellung Aufnahme ist normalerweise gesperrt und wird nur bei Drücken eines roten Knopfes ausgelöst, so daß ein irrtümliches Löschen verhindert wird.

Zum Abspielen oder Überspielen von Schallplatten ist ein Tonarm vorgesehen. Das beschriebene Gerät erfüllt durch seine mechanische und elektrische Ausführung alle Anforderungen, die an ein hochwertiges Gerät dieser Art gestellt werden können.

"Fräulein Trude zum Diktat"

 Drahtmagnetophon Type DM 1014 für Diktatzwecke

Dieses speziell für die Aufnahme von Diktaten gebaute Gerät ist entsprechend seinem Verwendungszweck ausgeführt.

Das Laufwerk ist ähnlich wie bei dem früher beschriebenen Modell, es entfällt jedoch der Tonarm. Als Aufwickeltrommel kann auch eine normale Drahtspule benützt werden.

 Es ergibt sich dabei eine geringere Drahtgeschwindigkeit, wobei die Qualität für Sprachwiedergabe jedoch vollkommen ausreicht.

Dafür hat man den Vorteil, die Auf- und Abwickelspule jederzeit vertauschen zu können und braucht eine abgespielte Spule nicht zurückzuwickeln, sondern kann diese direkt für eine neue Aufnahme verwenden.

Bei der Konstruktion ist auf eine möglichst kleine Grundfläche Bedacht genommen, so daß das Gerät auch bei beschränkten Raumverhältnissen aufgestellt werden kann.

Hersteller: Electronic, Ges. für Hochfrequenztechnik m. h. H., Wien VI, Münzwardeingasse 2. 

Die Schallplattenspieler

Werbung für die RIO Plattenspielerschränke aus der "Wiener Zeitung" von November 1950.

Bild: Werbung für die RIO Plattenspielerschränke aus der "Wiener Zeitung" von November 1950.

 

 

 

 

 

Gedanken zum möglichen Kundenkreis:

So werden, soferne nicht direkt aus den Entsendungsländern bedient, Stationen wie die der österreichischen RAVAG, nachmals ORF mit einem aufkommenden Studio- wie auch Senderaufbau nebst dem beliebten Sender RWR Rot-Weiß-Rot womöglich dazugehört haben.

Siehe dazu zu dem direkten "Kick-Off" Kontakt des ersten Geschäftsführers zur RAVAG Geschäftsführung 1945!

Aus der erhaltenen 1951er Preisliste läßt sich eigentlich schon an den unterschiedlichen Preisen der mögliche Kundenkreis in etwa zuordnen.

Electronic Preisliste 1951 Electronic Preisliste 1951

Bilder: Preisliste ELECTRONIC Wien, März 1951, Mit Dank für die freundliche Zurverfügungstellung von Radiobote Autor und Sammlerfreund E. Macho.

 

 

Der inländische Wettbewerb für Produkte der Electronic Wien:

Hier kennen wir u.a.

Zusammenhänge der Firmen "Electronic" und "Frequentis"

Hier bleiben wir an Mutmaßungen vorerst hängen. Als verbindendes Element dient uns die Adresse Thaliastrasse 125, die für etwa 1948 für beide Adressen gilt.

Es handelt sich dabei um die Austria Tabakwerkefabrik in Wien 16, deren großzügigen Objekte als Untermieter eben diese Firmen beherbergten.

Dazu passt auch für >Frequentis< die Entwicklung und Fertigung einer Tabakfeuchtemesseinrichtung.

 

Die Gründer bzw. Geschäftsführer von Electronic Wien:

Genannt wird 1946 als "Electronic" Geschäftsführer Herr Ing. Emanuel Strunz.

Allgemein zur Person:

* 18. Dezember 1911 in Wien; † 18. November 2011 in Klosterneuburg wo er in der Türkenschanzgasse wohnte und somit fast 100 Jahre alt geworden wäre. 1968 heiratete Emanuel Strunz die 1918 geborene Rundfunksprecherin Elfriede Gerischer.

"Wir" kannten ihn bereits:

Ein Name der bereits von unserem leider verstorbenen Spezialisten in Sachen Funk und dessen Dokumentation, Herrn Prof. Wolf Harranth noch zu Lebzeiten wie auch im Nachruf gewürdigt wurde.

Wir übernehmen daher einen Teil seiner Darstellung die wir um den Teil "der Firma Electronic" und weitere zwischenzeitliche Erkenntnisse ergänzen wollen.

Hinzu kommen Ing. Strunz seine, wie sich der Autor erinnern kann, Schilderungen im ORF wie denn das damals mit dem Wiederaufbau der RAVAG noch 1945 vonstatten ging.

Den Teil, der umfassend sein Engagement für den österreichischen Amateurfunk als Österreichs ältestem Funkamateur bis zu seinem Ableben würdigt finden Sie direkt im QRP Heft der ÖVSV bzw. auf den Dokufunk Seiten zum Nachlesen.

In diese Zeit fallen Veröffentlichungen und Nennungen die von seinem Fachwissen wie auch Engagement Zeugnis ablegen:

Der österreichische Versuchssender im TGM. Ein Ereignis, das auch in weiteren Medien seinen Wiederhall fand, so auch in der "Kärntner Zeitung" vom 18. Juli 1937 über die TGM Radiostation. Benutzt wurde die bereits aus der Anfangszeit der Radioversuche in Wien bekannte Antennenanlage mit der nun mittels geeigneten Senders von 10 bis 95 Meter und 500 Watt Telefonieleistung Versuchsweise Kurzwellenausstrahlungen unter der Kennung OE1RV abgewickelt werden. Anlagenbetreuung u.a. Ing. Emanuel Strunz.

1938 wird er als Liquidator (Abwickler) der Firma "Ukawe", Ultrakurz- Wellenapparate G. m. b. H. genannt. Ein Themenbereich der sich wie der Name sagt mit den ersten Anwendungen des damals neu eroberten UKW Frequenzbereich und seinen Anwendungen, wie z.B. Behördenkommunikation für die Feuerwehr beschäftigte.

3. Februar 1942: Präzise elektronische Zeitmessung mittels Quarzsynchronuhr

 

Seine eigene Firma:

Ein eigenes Kapitel wäre dann dessen zeichensetzende Gründung der Firma >Frequentis<, ein heute (2025) börsennotiertes österreichisches Unternehmen das sich am Weltmarkt behaupten kann.

Chronik:

Emanuel Strunz wird am 18. Dezember 1911 in Wien im Umfeld einfacher Verhältnisse geboren,

Alfred, sein Vater, war ein Schuhmachermeister aus Prag, Julie, die Mutter war Hausfrau.

Mit dem Ende des Ersten Weltkriegs kam Emanuel in die Schule.

Wie es naheliegenderweise für einen technikinteressierten war, kam er während seiner Schulzeit 1924 zum ersten Mal in Verbindung mit der Funktechnik, als Radio Hekaphon, der Vorläufer der RAVAG, den Testbetrieb aufgenommen hatte.

Es folgte seiner Neigung und den wirtschaftlichen Verhältnissen geschuldet der Besuch des TGM Wien, dem Technologischen Gewerbemuseum in Wien.

Eine keineswegs verstaubte Anstalt, sondern insbesondere damals am Puls der Zeit, gewissermaßen als Abbild des Fortschrittes stehend.

Einer legendären zudem kostenfrei zu absolvierenden Ausbildungsstätte, an der ihm 1931, nach erfolgreichem Abschluss, der Titel eines Ingenieurs für Elektrotechnik verliehen wurde.

1933 Jahren, tritt er dem ÖVSV (Öster. Versuchssendeverband) zunächst als Hörer mit der Nummer OE-083.

Mit 15. Mai 1934 erhält er als einer von wenigen als OE1EZ die Sendeberechtigung als Amateurfunker.

1935 wird er Technischer Referent des ÖVSV.

Es folgen in der Zeit der Arbeitslosigkeit in den 1930er Jahren mehrere Beschäftigungsverhältnisse.

Gemäß Dokufunk Prof. Harranth erhält er die erste Anstellung von

Oktober 1931 bis Januar 1932 bei der (Radio-) Fa. C.H. Zerdik in der Zollergasse im 8. Wiener Gemeindebezirk.

Vom Mai 1932 bis März 1934 ist er technischer Angestellter der Tenga GmbH am Parkring.

Der nächste Kurzzeit-Dienstgeber, von August bis November 1934, ist die renommierte Firma Czeija & Nissl, Wien 20, Dresdner Straße (Anmerkung: NICHT in Verbindung mit Oskar Czeija stehend!).

Nach langer Unterbrechung folgt von August bis November 1935 ein kurzes Gastspiel bei Minerva Radio, Wien 7, Zieglergasse.

Nächster Dienstherr, von Dezember 1935 bis Februar 1937, ist das Ultrakurzwellen-Laboratorium in der Palffygasse, Wien 17 [Themen wie u.a. Ultrakurzwellentelefonie von Ing. Arnold Dietrich im "Das Kleine Kino- und Radio Blatt], gefolgt, von März 1937 bis Juni 1938, von der UKAWE GmbH am Schwarzenbergplatz 12 im 1. Bezirk.

UKAWE Firmengründung 1937

Bild: Anzeige in "Internationale-Maschinenwelt" 27.April 1937.

Es folgte schon gleich wieder mit 29. April 1938 lt. "Wiener-Zeitung" vom 27. August 1938 die Auflösung des Unternehmens, bei dem wie es im erhalten gebliebenen Dienstzeugnis von Ing. Strunz heißt aufgrund des Vertrauens wie auch seiner Fachkompetenz im Senderbau er zum Liquidator (Abwickler) bestellt wurde. Mit der Auflösung endete zeitgleich sein Arbeitsverhältnis.

  UKAWE Abwickler

Im Juli 1938 folgt er einem Ruf nach Jugoslawien und bleibt als Leiter der Sendeabteilung bis März 1941 bei der Fabrika Godjewac A.D. in Belgrad.

Wohl nicht zufällig, da Laboratoriumseinrichtungen, wir nehmen an die, die er als Liquidator zu vermarkten hatte dorthin verbracht worden sind wie es in einem Schreiben auf Dokufunk angedeutet wird.

Ebenso hat er dort selbstständig die Abteilung zu leiten und nach damaligen Sprachgebrauch das Personal zu "erziehen".

Was dabei fasziniert, auf nur einer A4 Seite sind alle Vertragsdetails angeführt. Dies in einer Art wofür man heutzutage einen mehrseitigen "Folder" gestalten würde.

Dort erreicht ihn die Einberufung, aber er entkommt ab April 1941 dem Kriegsdienst als unabkömmlicher Konstrukteur bei Kapsch und Söhne am Johann-Hofer-Platz im Wiener 16. Bezirk und bleibt dort formal bis zum 30. Juni 1945.

Siehe auch u.a. die Biografien von Josip Sliskovic und Ing. Viktor Stuzzi, die sie ebenso zu KAPSCH führten.

Kriegsentwicklungen:

Wie es hieß war er dort u.a. mit einem "akustisches Peilungssystem zur Ortung von Heckenschützen und baute optische Geräte zur Zielerfassung" beschäftigt.

Derzeitig greifbare Unterlagen geben nichts detailiertes dazu an.

Was wir von Kapsch jener Tage jedoch kennen, das ist der "Funkleitstrahl Empfänger c" - Funkleitstrahl E.c. aus 1939/40.

Ein tragbarer batteriebetriebener Empfänger für den Soldaten, der einem lokal ausgestrahlten Funkleitstrahl folgt, dessen Empfangsstärke mittels eines Kopfhörertons Abweichungen von der Feldstärke und somit den richtigen Weg im Gelände vermittelt. [vgl. Trenkle Fritz, Die deutschen Funkführungsverfahren bis 1945, Seite 211 ff., sowie Öst. Museumsbote 2002, Heft 114]

Einsatz für den Wiederaufbau des Senders Wien der RAVAG:

Gar ein Youtube Video gibt seinen direkten Zeitzeugenbericht weiter, wonach er nach dem ebenso für uns gut dokumentierten Ende bei Kapsch, als der Kriegsentwicklungen ihr Ende nahmen dort seine Abmeldung erhielt.

 YT Video mit Emanuel Strunz zu dem Wiederaufbau der RAVAG, dem ORF ab 1945

So führte ihn, nach der Sprengung des Senders Wien-Bisamberg am 12. April 1945 durch SS Einheiten, der Weg am 15. April 1945 in der schützenden Dunkelheit wie er schildert in das zerstörte Wiener Funkhaus in der Argentinierstraße wo er Oskar Czeija dem vormaligen und wieder neu einberufenen Direktor der RAVAG antraf.

Er bot an vorhandene Sendeanlagen der ehemaligen Deutschen Wehrmacht die für Flugzeuge konzipiert und auf Kurzwelle arbeiteten auf die Mittelwellenfrequenz mit ca. 100 W Sendeleistung umzuarbeiten.

Für eine geeignete Antenne wurden ebenso heimlich vor den sowjetischen Besatzungssoldaten, den Kriegshandlungen geschuldet lose herumhängende Drähte eingesammelt und zu einer improvisierenden Langdrahtantenne verbaut.

Schon professioneller ging es weiter, als es gelang den im TGM Wien gelagerten alten Mittelwellensender für die RAVAG "zu sichern" und später 1949, dann schon mit seinem eigenen Unternehmen ebenso gesichert außerhalb des Wiener Funkhauses und damit des Einflußbereiches der sowjetischen Besatzungsmacht einen "Wien II" Sender zu installieren.

 

Sein Einsatz zusammen mit weiteren Enthusiasten die für die Sache kämpften währte im Rahmen einer "Wiederaufbaugruppe" wie es hieß vom 17.4.1945 bis 31.8.1945 wie ein öffentliches Dokument auf Dokufunk preisgibt.

In dieser Zeit scheint Strunz Ideen und Konzepte gefunden zu haben, die ihn als Geschäftsführer zur Firma "Electronic" unserem Eingangsthema brachten.

Die Mitarbeit bei "Electronic" währte dort nur relativ kurz bis zur formellen Abbestellung als Geschäftsführer gemäß Firmenbucheintrag vom 31.3.1947, als er sich 1948 (Andere Quellen nennen 1. Juli 1947) mit nun seiner eigenen Firma "Frequentis" selbstständig machte.

Frequentis 1948

Bild: Gründungs Protokollierung für >Frequentis< gemeinsam mit Dipl. Ing. Walther Hamm in der Wiener-Zeitung für den 30. August 1948.

Was denn bisher noch fehlte war ihm eine formelle Gewerbeberechtigung für die er als Profi in Sachen Senderbau ebenso wie andere noch drei Tage lang die Meisterprüfung für das Rundfunkmechaniker Gewerbe mit 20. Mai 1948 erfolgreich abschließen musste.

Damals war er wohnhaft in Wien 2, der Zirkusgasse 38.

Aus der Tatsache heraus, dass es in Österreich fast keine intakten Sendeanlagen mehr gab, entstand seine Idee, eine Firma zu gründen um den Wiederaufbau von Antennen- und Sendeanlagen voranzutreiben.

Sein erstes Projekt um 1950 war der Aufbau des Senders „Wien II“ in der Thaliastraße Wien 16. Aus den Resten der alten zerstörten Stationen baute Strunz eine neue Sendeanlage, die er an die damalige österreichische Rundfunkanstalt RAVAG vermietete.

Ultraschall-Apparate für Medizin aber auch die Hochfrequenz-Oberflächen-Stahlhärtung

Bild: Auszug aus dem einstigen Produktprogramm waren die Ultraschall-Apparate für Medizin aber auch die Hochfrequenz-Oberflächen-Stahlhärtung [Quelle: Berichte und Informationen des österreichischen Forschungsinstituts für Wirtschaft und Politik 29. Juli 1949]

Er diese Firma erfolgreich auf rund 40 Mitarbeiter bis in die 1980er Jahre ausbaute und dann mittels Management Buyout im Alter von 75 Jahren 1988 an seinen bisherig mitwirkenden Geschäftsführer veräußerte der das Unternehmen erfolgreich bis heute (2025) ausbauen sollte.Frequentis Ultraschall

"Ingenieure der Firma produzierten damals verschiedenste technische Produkte, die im Zuge des Wiederaufbaus notwendig waren, wie beispielsweise Funkanlagen inkl. Zubehör für Elektrizitätswerke, Zolldienste, Gendarmerie/Polizei und Feuerwehr.

"Unter seiner Federführung entstanden in den Folgejahren eine Vielzahl von Produkten, wie zum Beispiel Tabakfeuchtemessgeräte, Ultraschalltherapiegeräte, Radioaktivitäts-Messgeräte, Kommunikationssysteme und Sicherungssysteme für Seilbahnen.

Bild: Umfangreicher Aufsatz von Emanuel Strunz zu den Möglichkeiten der neuen Ultraschall Anwendungen mit Frequentis als Nennung einer der am Markt tätigen Anbieter. [Aus RADIOTECHNIK Heft 1/1950].

1955 folgte der erste Flugsicherungs-Auftrag für den Flughafen Wien-Schwechat. Für die Olympischen Winterspiele 1964 in Innsbruck entwickelte er ein Fernsehsynchronisationssystem" wie es in Firmenrückblenden heißt.

Frequentis Werbung 1980 

Bild: Frequentis Werbung 1980 zum Anlass zu 25 Jahre Fernsehen in Österreich

Quellen (Auszug):

  1. Diverse Eintragungen zu >Electronic< in Anno

  2. "Electronic" Preisliste aus 1951, Sammlung Macho

  3.  Artikel in ÖVSV QRP sowie

  4. auf Dokufunk zu Ing. Emanuel Strunz

  5. Gründungschronik der >Frequentis< Gesellschaft

 


Suchbegriffe: Electronic Gesellschaft für Hochfrequenztechnik m.b.H, Wien, Ing. Emanuel Strunz, Frequentis, UKAWE GmbH, Kapsch, RAVAG, Ultraschall,


Lesetipps aus dem Repertoire des Autors:

   
Rosa HORSKY - Eine Frau der Technik der ersten Stunde des Radios in Österreich
100 Jahre Radio in Österreich 100 JAHRE RADIO in Österreich - Zur Ausstellung im TMW Technischen Museum Wien
   
RKF STUZZI, Wien - Radiobauteile vom Notradio zum vollwertigen Selbstbauradio anno 1950
   
   
Jubiläum 60 Jahre ORF Stereorundfunk 1964 - 2024 in Österreich
   
REX-Radio - Das Wiener Unternehmen Ing. E. Czasch & Ing. F. Brüch - Von Netzanoden, Detektoren und mehr
   
Der PHILIPS Gegensprechzusatz alias einer Heimsprechanlage AF A7.800 für Röhrenradios im PHILIPS Super-Adagio BA531
Interessantes Zubehör: Der Radio-GARANT Überspannungsschutzstecker
   
VIBUR - Vergessenen österreichischen Radioherstellern auf der Spur
   
HORA Radio Wien HORA Radio - Ein vergessener Wiener Radiohersteller
   

© Textzusammenstellung 3/2025; W. Scheida/Wien Medienhistoriker, zu  www.scheida.at gehörend

Letzte Überarbeitung: 09.04.25