Auch Frankreich war mit begnadeten Erfindern und Forschern ausgestattet.
Und dennoch ist die Einführung eines öffentlichen Fernsehens trotz aller bereits umgesetzter Fortschritte nicht so recht in Gang gekommen.
Zuerst hat man ein Fernsehen mit der Norm von 455 Zeilen vom leistungsstärksten Fernsehsender seiner Zeit auf dem Eifelturm eingeführt, um dann eine Anpassung nach der Deutschen 441 Zeilen Norm über sich ergehen zu lassen.
Es folgte ein "analoges HDTV" in s/w mit 819 Zeilen und ein SECAM Farbfernsehsystem für gewissermaßen einem Bildschirm in "HiFi-Farben".
Auch im Design hoben so manche Fabrikate und Modelle vom Standard Zeitgeist etwas ab:
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Sonora 441 bzw. 819 Zeilen TV3 ~1950 |
Teleavia Panoramic 111 ~1958 |
Was blieb und vor allem wie es dazu kam lesen Sie in diesem Beitrag:
Einführung:
Als deutschsprachiger Hobbyhistoriker hat man kaum Zugang zu detaillierten Literaturquellen hinsichtlich der Entstehung des Fernsehens im Rest der Welt. Dies betrifft die englischsprachige Literatur, die nur einen bescheidenen und fallweise bevormundeten Auszug ins Deutsche übersetzt am Markt aufkommen lässt. Umso mehr gilt dies aber für die französischsprachige Fachliteratur über die kaum eine Übersetzung zum gegenständlichen Thema bekannt geworden ist. Dazu kommt, das beim Thema Fernsehen selbst in der Originalquellliteratur – dort sogar in ein und demselben Artikel! Widersprüche und Doppelangaben vorherrschen die ein genaues Verstehen der Historie fast unmöglich machen. Und nicht zuletzt muss man als neutraler Forscher die Texte von nationalen Einflüssen trennen bzw. diese entsprechend mitbewerten um zu einer nach heutigen Maßstäben relevanten Aussage zu kommen. Erst ein Vergleich verschiedenster Quellen konnte einen ersten (sicher noch unvollständigen und noch zu überarbeitenden) Beitrag entstehen lassen. Um die weißen Flecken hinsichtlich der Einführung des Fernsehens in Frankreich schließen zu können bestellte ich ein Konvolut bestehend aus Original Magazinen und Büchern aus der Zeit nach 1945 bis etwa 1950. Die Aufarbeitung der Inhalte brachte so ein wenig Klarheit in die vielfach vorhandenen Widersprüche auf die ich im folgenden eingehen möchte. Eine Übersicht der verwendeten Literatur finden Sie im Anhang. Stellenweise wurde ein Literaturverweis im Text integriert. Meine Arbeit bezieht sich auf den Übergang zum elektronischen Fernsehen im Zeitraum ab ~1935 bis etwa 1950, mit dem Schwerpunkt auf die Einführung des 819 Zeilen Fernsehdienstes. Eine zukünftige Arbeit kann sich dann um die Einführung des 625 Zeilen Programmdienstes sowie des SECAM Farbfernsehens widmen. Siehe dazu auch der Beitrag "40 Jahre PAL Farbfernsehen".
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Begriffe:
Für die Vertikalauflösung wird der Begriff „Zeilen“ verwendet Für die Horizontalauflösung wird der Begriff „Linien“ verwendet Für progressive Abtastung steht „p“ Für die Abtastung im 2/1 Zeilensprungverfahren steht „i“
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Die
Ausgangsbasis zum Start des französischen elektronischen
Fernsehens:
Frankreich war eine der vier führenden Nationen neben den USA, Großbritannien und Deutschland in Sachen der Fernsehentwicklung. Die Köpfe für das Fernsehen waren hier stellvertretend Fachleute wie die der Compagnie des Compteurs mit René Barthélemy und Paul Mandel sowie Henri DeFrance, der das Unternehmen Radio Industrie vertrat. Bild: 27. April 1935 - Eine Fernsehübertragung mit Mme Bretty aus der Rue de Grenelle, Paris [2]. Auszug eines Artikels von Marc Chauvièrre aus „Die Antenne“ vom 3. März 1935 [3]. „Kommentar: Besuch des Ingenieurs Marc Chauvièrre beim Fernsehlaboratorium von René Barthélemy. Compagnie des Compteurs von Montrouge und René Barthélemy bereiten sich aktiv für die ersten offiziellen Ausstrahlungen des Fernsehens mit 60 und später 180 Zeilen vor. Der Filmgeber für 180 Zeilen ist schon fertig, und die ersten Ausstrahlungen in dieser Auflösung werden im Dezember 1935 vom Post-Minister Georges Mandel eröffnet.„ Aus den anfänglichen Experimenten mit den verschiedenen mechanischen Zeilenstandards und Versuchssendungen im 60, 120 und 180 Zeilenraster definierte man im Jahr 1936 einen 240/25p Zeilen Standard der auch die Verwendung elektronischer Aufnahmesysteme vorsah.
Man beachte die Parallele mit dem 1935 von J.L. Baird in Großbritannien propagierten 240 Zeilen System, welches aber von der BBC zugunsten des elektronischen 405 Zeilensprung-Systems von Marconi-EMI nicht auserkoren wurde. In Frankreich bot für Firmen wie Grammont der 240
Zeilen Standard die Möglichkeit, über den Einsatz von
Programmzubringerstrecken in Form von Richtfunk oder Kabel theoretisch wie
auch praktisch nachzudenken:
Ebenso machte man sich Gedanken über die Filmabtastung. Bild: Grammont Cinematographie 1936 mit 240 Zeilen [4] Bild: Sender-Empfängerprinzip 1936 [4] Als interessantes Detail ist der Einsatz eines mit 100% Trägeramplitude ausgestrahlten Synchronsignals bei positiver Bildmodulation (weiß = 100%) zu vermerken. Im Vergleich dazu verwendeten die Sendenormen in Deutschland und Großbritannien wie auch später Paris selbst einen 0 bzw. 3-5% Restträger als Synchronimpuls bei sonst positiver Videomodulation. Eine eigene Abhandlung zur Modulation finden Sie später. Ein öffentlichkeitswirksames Ereignis zu Werbezwecken, wie es dies etwa 1936 die Olympiade in Berlin für Deutschland war, oder der BBC Life Übertragung der King Georg Krönung von 1936 sowie die Wimbledon Übertragung 1937 sucht man in Frankreich vergebens. Darin lässt sich mitunter erkennen, weshalb auch in der Nachkriegszeit das Medium Fernsehen nicht auf eine Akzeptanz oder gar auf eine Erwartungshaltung in der Bevölkerung zurückgreifen konnte wie dies in Deutschland oder auch England der Fall war. Weitere Gründe werden später angeführt. In Frankreich ist man selbst unschlüssig darüber wann eigentlich die Eröffnung des offiziellen Fernsehdienstes begann, und so gibt die Literatur wahlweise den 26. April 1935 [8] mit 60 Zeilen, den 27. Januar 1936 aber auch den April 1938 [8] nun mit 455 Zeilen als Sendebeginn an. Bild: Grammont Gemeinschaftsfernsehen 1936 "Telecinema" offenbar im Kurzschlußverfahren [4] Die Unklarheit selbst über das Datum lässt auf einen reinen Versuchsbetrieb mit einigen Laborempfängern schließen, die gemäß obigen Ausführungen mit 240 Zeilen begonnen hatten bis sie 1938 auf 455 Zeilen standardisiert wurden. Im Juli 1938 definiert ein Regierungsdekret für drei Jahre (also bis Juli 1941) die Norm auf 455 Zeilen. Gesendet wurde über den Eiffelturm in Paris dem damals leistungsstärksten UKW Fernsehsender der Welt mit 30 kW Bildträgerleistung und einem 6 kW Tonträger. Interessant, dass dieses 5/1 Verhältnis auch bei der FM Ton Übertragung seine Gültigkeit in der OIRT Norm behielt. (nach CCIR B/G sind es 10/1) Weitere Details: Zweiseitenband Übertragung auf der 46 MHz Bildträgerfrequenz und 42 MHz Tonträgerfrequenz im AM Standard; Dies entspricht einem 4 MHz Bild-Tonträgerabstand; Die Abstrahlung erfolgte mit vertikaler Polarisation, >=3 MHz Videobandbreite, >= 7 MHz Kanalbandbreite von 42 bis etwa 49 MHz. Damit hatte der Paris Sender die größte Entwicklungsreserve hinsichtlich der maximal möglichen Linienauflösung eines Fernsehsystems, (Vergleiche: Deutsche Norm bis max ~2.5 MHz, Britische bis etwas über 3 MHz), Stichwort: Kellfaktor. „Die Ausstrahlungen werden ab dem 4. Januar 1937 von 11 Uhr bis 11 Uhr 30 und von 20 Uhr bis 20 Uhr 30 während der Woche und von 17 Uhr 30 bis 19 Uhr 30 am Sonntag regelmäßig durchgeführt. Parallel dazu im Kurzschlussverfahren verwenden die Unternehmen ihre eigenen Labors. Das sind: 441 Zeilen für Grammont, 450 Zeilen für die Compagnie des Compteurs, und 455 Zeilen für Thomson-Ducretet. Im Jahre 1939 zählt man nur 200 bis 300 Fernsehempfänger, davon waren einige wenige an öffentlichen Orten aufgestellt.“ Mit dem Kriegsbeginn ab Ende 1939 wurden daraufhin wie auch in England die Fernsehsendungen eingestellt. Zudem ist mit dem Einmarsch der Deutschen in Paris 1940 durch Sabotage der Résistance der Sender durch Zerstörung einiger Röhren beschädigt worden. Von Ende 1939 bis Mai 1941 interessierte sich niemand für das Schicksal dieses Senders, bis ein Befehl des höheren Nachrichtenführers, Frankreich den Auftrag erteilte den Sender zum Zwecke der Ersatzteil- und Rohstoffgewinnung zu demontieren [8]. Es berichtet Walter Bruch von kommunistischen Sabotageakten am von der AEG verlegten HF Koaxialkabel am Fuß des Eifelturms zur Antenne um den 24. Mai 1937, was während der Pariser Weltausstellung das französische Fernsehen nicht in Betrieb gehen ließ und es am Messepavillon eine rein deutsche (Telefunken) Angelegenheit werden ließ [12/S230, 235].
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Der Fernsehsender Paris 1943/44Es soll der Leidenschaft für das Leben in Paris zuzuschreiben sein, dass gegen Ende 1941 der dafür verantwortliche nunmehrige Wehrmachtsangehörige und ehemalige Sendeleiter des Berliner Fernsehens, Kurt Hinzmann von der RRG Reichsrundfunkgesellschaft, sich seit dem 22. Juli 1941 sehr bestimmt für eine Wiederinbetriebnahme des Senders als Alternative zur bereits in Angriff genommenen Demontage einsetzte. Ähnlich wie in Berlin selbst, wo die dafür Verantwortlichen zwecks der Erlangung des „UA- Unabkömmlich Status für den Fronteinsatz“ den Fernsehdienst mit Billigung des Propagandaministeriums für die Truppenbetreuung im Berliner Kuppelsaal wieder aufnahmen. Anmerkung: Zu dieser Zeit waren in Deutschland nicht weniger als 25 Kameras (London hatte lediglich 7) und sechs Filmabtaster vorhanden. Hinzu kamen zwei transportable Studios [1/116] Federführend durch die Deutschen, wurde 1942 ein Vertrag mit der bereits aus der Vorkriegszeit (1939 [8]) mit Telefunken in Zusammenarbeit stehenden Gesellschaft, der Compagnie des Compteurs abgeschlossen. Die Lieferung der Studiogeräte erfolgte aus Deutschland von Telefunken und der Fernseh-GmbH [1/S116]. Somit ging der „Fernsehsender Paris“ am 7. Mai 1943 nach der Reparatur und Umstellung auf die deutsche 441 Zeilen Norm auf Sendung.
Die wirklich interessanten Details und Hintergründe kann man einem gut recherchierten Aufsatz und der Zusammenfassung einer Dissertation von Frau Petra Truckendanner mit dem Titel "Der Fernsehsender Paris (1942 - 1944)" entnehmen. Die Umstellung
auf die deutsche Norm:
Deutsche Norm bedeutete auch eine Umstellung des Tonsenders von 42 auf 43,2 MHz was nunmehr einen Bild-Tonträger Abstand von 2,8 MHz ergab. Die betroffenen Geräte des Französischen Altbestandes waren aufgrund des vorherrschenden Geradeaus-Paralleltonverfahrens sicher leicht auf die neue Frequenz abzustimmen. In der Literatur wird jedoch von mäßiger Bildqualität mit dem neuen Sender berichtet für dessen Ursache ein Übersprechen des im ehemaligen Videobandes (<=3MHz) nunmehr befindlichen Tonsenders gelten kann. Ein Begrenzen der maximal möglichen Videobandbreite im Empfänger auf etwa 2,5 MHz wird diesen Effekt behoben haben. Was blieb, ist der Verlust von bis zu einem Viertel der Bildauflösung bedingt durch das Fehlen von ~500 kHz Videobandbreite. Hier stellt sich die Frage, warum für Paris nicht auf dem alten 4 MHz Bild/Tonträger Abstand verblieben wurde, da die brutto Studiobandbreite für das deutsche 441 Zeilen Signal ebenfalls rund 3 MHz beträgt und dieser Mehrwert beschnitten werden musste. Die örtlichen Baumaßnahmen auf Kosten der französischen Behörden wurden durch Franzosen durchgeführt. Das Studio entstand im vom Eiffelturm etwa 800 m entfernt liegenden Vergnügungszentrum „Magic City“ dessen Sender man mit einem Breitbandkabel und einer Zuspiel-ZF von 8,4 MHz modulierte.
Nationalsozialisti
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Die Sendungen:
Der am 7. Mai 1943 versuchsweise und am 29 (30. [9]). September 1943 offiziell in Betrieb genommene Fernsehsender Paris wird von Deutschen gelenkt, wobei die französischen Behörden und Mitwirkenden absichtlich im Glauben gelassen wurden sie wären am Aufbau eines eigenständigen nationalen Fernsehdienstes beteiligt [8/S109]. Der Fernsehsender Paris sendete in deutsch und in französisch an verschiedenen Wochentagen von 10 Uhr bis 12 Uhr, von 15 Uhr bis 17 Uhr und allen Abenden von 20:30 bis 22 Uhr. Das tägliche Programm besteht aus 6 Stunden (andere Quellen sprechen von 5 - 8 h täglich [7/S100]) davon 1,5 h live Material als Unterhaltung für die Verwundeten. Das Programm wurde für die deutschen Krankenhäuser, Lazarette und wichtigen Staatsangehörigen in Paris mit einigen Hundert bis 1.000 Empfängern [8], darunter etwa hundert für die französischen Fernsehteilnehmern gestaltet. Die Empfänger wurden nach deutschem Baumuster durch die französische Industrie hergestellt. Andere Schätzungen sprechen von einigen hundert Stück bis selbst an die 1.000 Geräte im privaten Einsatz, was einen Bestand von bis zu 2.000 Geräten mit Kriegsende darstellen dürfte. Während der Programmpausen sendete der Tonsender das reine Rundfunkprogramm des Deutschlandsenders weiter [8/S112]. Ausgestattet war das Fernsehen gemäß dem Collingwood Memorandum wie folgt: "Ein großes Studio von den Deutschen gebaut, mit einem Kontrollraum für sechs Kameras und einem Auditorium für 250 Besucher....An drei zusätzlichen Studios wurde gearbeitet - davon zwei kleine mit ~9 x 4.5 m und eines mit 40 m x 18 m und 7.5 m hoch mit einem Schwimmbecken in der Mitte." (Das war etwa 4 mal mehr Platz als es die Fernsehstudios am Alexandra Palace in London waren) Eine Funkeinheit der Post mit rund 20 Mann sowie etwa 80 Spezialisten der Radiodiffusion Francaise betreuten die Technik [7/101]. Das Ende:
Am 16. August 1944 eine Woche vor dem Einmarsch der Alliierten beendet der Fernsehsender Paris seine Ausstrahlung und die deutschen Kameras wurden „Heim ins Reich“ geschafft, während die 441 Zeilen Filmabtaster in Paris blieben.[1/S116] Am 20. August 1944 verlies das deutsche Personal Paris [7/S101]. Die Kosten von 120.000 RM monatlich teilten sich die Post, Propagandaabteilung und Wehrmachtskommandantur [7/S101]. Die Kosten (>17 Mio. Francs [9]) für die Wiederinstandsetzung und den Betrieb des Fernsehsenders sowie den Ausbau des Studios hatte die RDN (Radiodiffussion Nationale) zu tragen, während das Reichspostministerium die Finanzierung der Studiotechnik übernahm [9]. Man empfand das Fernsehen während der Okkupation auch nicht als französisches Fernsehen sondern als ein deutsches Besatzungsfernsehen was allein deshalb sicher von vielen abgelehnt wurde.
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Der Britische Geheimdienst als Zuseher des Französischen FernsehensWie John Smith [1] in seinem Buch ausführt, war ab dem Ende 1942 der Britische Geheimdienst für zwei Jahre gewissermaßen Zaungast bei den Sendungen aus Paris. Der Grund: In den Nachrichtensendungen wurde auch über die Folgen der Kampfhandlungen bzw. Bombenabwürfe der Allierten berichtet, aus dem wiederum der Geheimdienst rückschlüsse auf den Erfolg der britisch/amerikanischen Aktivitäten schließen konnte. Dabei handelte es sich um zwei zivile Fernsehapparate die sie aus den Vorkriegsbestöänden der EMI erhalten haben und an der Südküste auf den Klippen von Beachy Head aufbauten. Nach vergeblichen Versuchen, da das Britische Radar ebenso auf 45 MHz - einem benachbarten Frequenz sendete und zudem bei Britischen TV Empfängern die ZF auf 45 MHz lag, baute man eine große mit 32 herkömmlichen Fermsehantennen gestockten Antennenanlage, befestigt zwischen zwei 32 m hohen Masten und mit einem Reflektor in Richtung Paris auf.
Bild: Testbild-Senderkennung Fernsehsender Paris 1943/44 wie sie in England empfangen wurde
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Wo
stand das französische Fernsehen nach 1945 ?
Nach der Rückgabe des Senders an die Franzosen konnte Frankreich aus dem ehemaligen Studio des Fernsehsenders Paris bereits ab Oktober 1945 als erstes Land in (Mittel-)Europa wieder Programme ausstrahlen. Anmerkung: Diesen Anspruch erhebt auch die UdSSR (7. Mai 1945) Bild: Senderkennung nach der Befreiung - Television Francais Der Tonsender wurde nach der Besetzung wieder auf 42 MHz zurückgebaut. Allgemein befand sich das französische Fernsehen nach dem Krieg in einer besseren Ausgangslage als noch vor 1939, sowohl was die technischen wie auch baulichen Einrichtungen sowie die Größe selbst betraf. [1/S116] Verschiede Daten:
Die Basis:Es wäre also möglich gewesen auf Basis des bestehenden Geräteparks ein nationales Fernsehen wie es auch die Briten mit Ihrem Vorkriegs 405 Zeilenstandard getan haben aufzubauen. Dies ist aber nicht geschehen, sondern der oben zitierte Sender strahlte als "Pariser Insel" mit einer zum Aufwand nicht in Verhältnis stehender geringen öffentlichen Wahrnehmung seine Programme aus. Zum
Betrieb konnten nun auch zwei während der Besatzungszeit produzierte und
erst nach der Befreiung fertiggestellte Kameras der Compagnie française
de télévision (CFT) eingesetzt werden [10/S116]. Es fehlte an Geld sowie einer vermittelnden Vision daraus multiplikativ das Land mit einer Senderkette und Regionalstudios zu umspannen. Wie erwähnt, hat das Fernsehen in Frankreich nicht die öffentliche Verbreitung erhalten wie dies in Berlin oder gar London mit einem echten Publikumsbetrieb geschehen war. Darüber hinaus gab es im Gegensatz zu London (~20.000 Fernsehempfänger) keinen namhaften Vorkriegsgerätebestand auf dessen Basis sich ein privates Breitenpublikum bilden hätte können. Hinzu kam, das alles vorhandene, die 400 Zeilentechnik wie auch die Programmgestaltung während der Besetzung zwangsläufig mit der deutschen Okkupation bzw. der französisch/deutschen Kollaboration assoziiert wurde und auf ressentiments stieß und man bereits nicht unbedeutende Gelder in die Forschung von hochauflösenden = schärferen detaillierteren Bildern noch in den Kriegsjahren investiert hatte. Ein endgültiges nationales Fernsehen sollte daher auch wesentlich von französischer Technik getragen werden. Das das Fernsehen bezogen auf den Zuseher in erster Linie durch den Programminhalt denn der Technik definiert wird sei hier nur so am Rande erwähnt.
PDF Liste der ersten französischen Nachkriegs TV Geräte 1948 Link: Oben siehe den Link zu den 1948 im Grand Palast vorgestellten 450 Zeilen Fernsehempfängern Der Wunsch der französischen Nation etwas „besonderes“ haben zu wollen dürfte ebenfalls in der Frage wie es mit dem Fernsehen nach dem Krieg weitergehen soll mitgespielt haben. Die Übernahme zum Beispiel der britischen 405 Zeilen wurde nicht realisiert. Nicht zuletzt deshalb, da
Wie Eingangs angeführt, hatten Frankreichs Fernsehpioniere auch während des Krieges - teilweise auch im Auftrag der Deutschen weitere Forschungen an der Fernsehtechnik durchgeführt. Der CBS Korrespondent Charles Collingwood schrieb über seinen Besuch der Labors in Montrouge: "Die Ingenieure der Compagnie des Compteurs René Barthélemy (und Paul Mandel) präsentierten nach der Befreiung Frankreichs eine Bildzerlegung in 1.015 Zeilen. Seit 1940 arbeitete er am 1.000 Zeilen Fernsehen, wofür das Tochterunternehmen Compagnie Francaise de Television an die 10 Millionen Francs an Forschungsgelder investierte [1/S115] Diese konnte noch auf 1.025 Zeilen verbessert werden konnte, und Henri de France, der das Unternehmen Radio Industrie vertrat, erreichte eine Bildauflösung mit 819 Zeilen die auch die Basis des neuen Standards werden sollte. Der Report führt weiters aus: Während des Krieges wurden keine Arbeiten am Farbfernsehen gemacht, weder von der Compagnie des Compteurs noch von der Radiodiffusion Francaise (Paris Studios) [1/S116]. Diese Aussage ist mit möglichen Arbeiten Henry DeFrance am Farbfernsehen abzugleichen! Die Compagnie des Compteurs arbeitete zudem unter Aufsicht der Deutschen. Dazu kam die Unsicherheit, ob nicht die Entwicklung in den USA abgewartet werden soll um sogleich mit dem Farbfernsehen beginnen zu können ohne Kompatibilitätsprobleme mit einem Altbestand riskieren zu müssen. So wusste man das was man hatte nicht richtig zu schätzen, und strebte nach höheren Qualitäten die ja auch tatsächlich im Labor als Prototypen erreicht worden sind. Unter den technischen Gegebenheiten der Jahre 1946/47 sowie der geringen Kaufkraft breiter Teile der Bevölkerung war aber die Basis im Nachkriegseuropa für ein hochauflösendes System nicht optimal. Dazu kam, das bis 1950 die Fernseh-Ausstrahlungen nur auf den Großraum Paris beschränkt blieben was eine Gemeinschaftsteilnahme der Nation am neuen Medium Fernsehen als gesamtes verhinderte. Bild: Perfektes Paris Klischee:
Französischer Balkon mit vertikalem Optex Halbwellendipol für
den VHF Band I 441/455 Zeilen Fernsehsender mit
Klemmmontage
Auch die Verunsicherung welche Technik oder Norm sich letzten Endes durchsetzen wird kann sicher kein Kaufanreiz für einen Fernsehempfänger mit einem für damals generell nicht unerheblichen Kaufpreis gewesen sein. Vergleiche mit der Zögerung des europäischen Konsumenten beim Videomarkt in den 1980er Jahren durch den Systemkampf VHS-Video2000 drängen sich geradezu auf. Einen pragmatischen Schlussstrich unter die Debatte zog dann der damalige Informationsminister und spätere Präsident Frankreichs François Mitterand mit seinem Erlass vom 20.11.1948: Darin wurde eine landesweite Versorgung mit dem zur Norm erhobenen 819 Zeilen Dienst angekündigt und zeitgleich die Garantie abgegeben, den bestehenden 441 Zeilen Dienst weitere 10 Jahre bis 1958 aufrecht zu erhalten. Doch selbst hier war ein Restrisiko vorhanden in wenigen Monaten die Norm an die der Briten anzupassen. Eine Vergleichsübersicht der neuen mit der alten Norm bietet das nachstehende Diagramm: Hier einige Normparameter: Bild: Wo das Britische System 13 Senderkanäle unterbrachte waren es beim Französischen 819 Zeilen System gerade einmal nur vier Sender! Dies gab den möglichen Käufern erstmalig die Systemsicherheit ihrer teuren Investition in ein 441 Zeilen Gerät für einen bestimmten Zeitraum. Dass dieser immer noch zu kurz für ein Investitionsgut dieser Klasse war darf angenommen werden. Zum Vergleich: Wie groß wäre die Käuferschicht für ein Benzinauto wenn man nur eine Benzinversorgung für 10 Jahre garantieren würde? (Exkurs-Nachtrag: 2022 hat uns die Realität zu dieser im Jahr 2005 damals fiktiv gestellten Frage mit Dieselfahrverboten und anderen Themen wie dem E-Auto schon längst eingeholt!) In der Praxis lesen wir eine Anzeige des Herstellers Sonora mit seinem 441 Zeilen Modell des Typs TV3 vom Dezember 1950: Darin gibt es den Hinweis auf die garantierte 441 Zeilen Ausstrahlung bis 1958 bei einem Gerätepreis von 54.500 Frs. Bild: Werbeanzeige 1950 Sonora TV3 Version 441/455 Zeilen und der Zusicherung bis 1958 verwendbar zu sein Einen Monat zuvor im November 1950, hat Sonora angekündigt erst an einer Serienerprobung der 819 Zeilen Version zu arbeiten die gemäß der Vergleichstabelle annähernd das Doppelte kosten würde. (Dies gilt auch für die meisten anderen Hersteller) Link: Geräteübersicht der 1950 in Frankreich am Markt befindlichen 441 & 819 Zeilen Geräte [6] Dennoch stand das neue Medium Fernsehen in Anbetracht der schwierigen wirtschaftlichen Lage mit Streiks und dem Kampf der Gewerkschaften keineswegs auf der Prioritätenliste ganz oben [8]. Das französische Fernsehen der unmittelbaren Nachkriegszeit stand im Schatten des schon etablierten Radios und war geprägt von permanenten Finanzproblemen und mangelnder Autonomie, was den weiteren Ausbau des Fernsehens beträchtlich hemmte. Obwohl das französische Fernsehen anderen Ländern zu Beginn in der technischen Umsetzung überlegen war und man unmittelbar nach dem Krieg schon durch das fertig eingerichtete Fernsehstudio in Magic City über eine gute Ausgangslage verfügte, gelang es offenbar nicht, den Vorsprung entsprechend zu nutzen. Die weitere Entwicklung verlief relativ langsam, ein Phänomen, das noch lange danach zu Diskussionen Anlaß gab: Aufstellung: Das Fernsehprogramm im November 1950 für den 441 & 819 Zeilen Sender sowie Lille
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Und das wurde
von den Fachleuten diskutiert:
Eine
analoge für die öffentliche Ausstrahlung konzipierte s/w Fernsehnorm
besteht auszugsweise aus den Parametern für die · Zeilenzahl
(405, 525, 625, 819 z.B.)
Die Wahl der Videomodulation – Die Wahl des Wertes des Synchronpegels:;Warum wurde auch beim 819 Zeilen Bild die positive Videopolarität gewählt und nicht auf die in den USA seit 1941 (auch in Europa bis zum Ende der Analogära übliche) definierte negative Modulation zurückgegriffen? Zur Klärung dieser Frage fand ich diesen Artikel welcher auszugsweise, frei übersetzt und kommentiert aus der Zeitschrift „La Radio Français“ 12/1948 mit dem Artikel „MODULATION POSITIV oder NEGATIV von Marc Chauvierre entnommen wurde:
Fazit:Eine interessante Darstellung um die Denkweise der damaligen Zeit begreifen zu können. Gleichzeitig erfahren wir die inkonsequenten Gedankensprünge die ein Durchsetzen einer selbst 10 Jahre alten Meinung des Autors (der auch Geräte entwickelt hat als wichtiger erscheinen lässt als die Fakten, die selbst er als Plädoyer zur Negativ Modulation angibt während seine eigenen „Empfehlungen“ noch aufwändigere FM Synchronisierungen sind. Hier findet sich auch die Parallele zum späteren FM-SECAM Farbfernsehsystem was Henry DeFrance entwickelt hat. Was bleibt ist die Frage, warum man nicht zumindest beide scheinbaren Vorteile der Negativ und Positiv Modulation verknüpft hat und einen Nullpegel Synchronimpuls, jedoch eine negative Bildmodulation zur Verringerung der Visualisierung von Störsspitzen gewählt hat? Der allgemeine Widerspruch stellt sich durch die hart erkämpfte Forderung von einerseits kostengünstigen Schaltungsmaßnahmen und dem zeitgleichen Zwang hochauflösendes TV als Einzigartigkeit in der Welt haben zu wollen, was alleine einen aufwendigen teuren 10 MHz ZF Verstärker erfordert, der alle anderen zuvor eingesparten Maßnahmen ad Absurdum führt. Anmerkung: Es ist nicht bekannt auf welche Zeilenzahl der Autor abzielte - Eine letztendlich gewählte hochauflösende Zeilennorm soll es nicht gewesen sein. Weiteres dazu siehe auch AM Ton.
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Der französische
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Die neue 819 Zeilen Norm
Was war neu und anders an dieser Norm und wieweit konnten die Qualitätsparameter der 819/50i Zeilen Norm tatsächlich für den normalen Fernsehzuseher von Nutzen sein? Das
Zeilenraster:
Ein wesentlicher Punkt wurde vor allem als Argument genannt: Die Reduzierung bzw. vollständige Eliminierung des sichtbaren und als störend empfundenen Zeilenrasters. Auch unsere 625 Zeilen Norm war im Schwarz-Weiß Zeitalter mit diesem erkennbaren Makel behaftet was zu technischen Sonderlösungen wie etwa den als optional erhältlichen Zeilenwobbler sowie als "Zeilenfrei" für Grundig TV Geräte geführt hat. Viel auffälliger ist diese Rasterung in nachvollziehbarer Weise bei den 405- und 441 Zeilen Systemen in Frankreich und Großbritannien zu Tage getreten. Im Vergleich mit dem bisherigen Standard ergaben 819 Zeilen bei den damals eingesetzten 22 cm und 31cm Rundröhren ein voll ausgeschriebenes Bild ohne störende (dunkle) Zwischenräume. Der Normenvergleich: Zum Verständnis über die höhere Auflösung des Systems dient ein kleines Rechenbeispiel: Die sichtbare Auflösung für den Betrachter hängt im Wesentlichen von der Darstellbarkeit der höchsten Frequenz im Bildsignal ab. Anders gesprochen bleibt offen ob der Strahl der Bildröhre diese Frequenz optisch darstellen kann. Vor 1939 gab es die Erkenntnis, dass eine Auflösung von mehr als 3 MHz nicht dargestellt werden kann. Die 819 Zeilen Norm nach CCIR L erlaubt eine zehn MHz Videosignalbandbreite. Aufgeteilt auf das aktiv sichtbare Zeilenraster ergibt dies unter zu grunde Legung der Verhältnisse wie sie auch bei der 625 Zeilen Norm angewandt werden (eine verbindliche aktive Zeilenzahl war in den Quellen nicht ersichtlich) eine aktive sichtbare Zeilenzahl von 576/625 was 755/819 entsprechen würde. Unter dem Einfluss des damals gültigen Bildbreitenverhältnisses von 5/4 ergibt dies aktiv ~944 Linien. (755 x 5/4) Alternativ folgt die Umrechnung direkt von der Systemgesamtauflösung von (10,4 MHz/(755x25))x2 auf ~1.100 horizontale Linien. Bei Verwendung einer damals als oberste Größe erhältlichen 31cm Rundkolben Bildröhre wie etwa einer MW31-XX kann bei einem angenommenen Overscan (Überschreiben) in der Bildmitte von links und rechts von je einem Zentimeter eine Bildpunktbreite/Elektronenstrahldurchmesser auf der Phosphorschicht von (310+10+10)/944= 0,35 mm bzw. (310+10+10)/1.100= 0,30 mm errechnet werden. Bei einer 22cm Bildröhre wäre es bei identen Rechnungsgrundlagen gar ein <0,25mm Strahlpunktdurchmesser. Ein Wert der mit den damaligen Mitteln kaum erreichbar scheint. Lediglich ein Modell von 1950 mit einer 36cm Röhre würde demnach mit 0,40 mm eine annähernd realistisch darstellbare Bildpunktbreite aufweisen können. Als Vergleichsreverenz diente damalig die 16mm Filmtechnik die man mit diesem Standard als äquivalent ansah. Dass in Folge die Übertragung speziell über HF nicht zwangsläufig diese Resultate vorweisen konnte kritisiert der Autor in seinem Artikel. Sendeseitig erforderte dies den Einsatz von Kameras die tatsächlich diese Bandbreite liefern konnten. Zeitgleich ist erstmalig im Vergleich zu den minderzeiligen Normen die Einseitenbandmodulation zum Einsparen von Bandbreite und der Ökonomisierung von Sendeleistung. Durch das so genannte Nyquistfilter wird sendeseitig in der HF ein Seitenband bis zu einem Restband von zwei MHz abgeschnitten. Der Träger selbst reduziert sich dabei auf 50% des Ursprungswertes. (Bild) Besonderes Augenmerk bei diesem Vorgang ist auf die Übereinstimmung der Inhalte der abgeschnittenen Flanke, sowie einer konstanten Gruppenlaufzeit des GESAMTEN Frequenzbereiches bis 10,4 MHz erforderlich! Gemäß Schramm (Filteranordnung zur Einseitenbandmodulation beim Fernsehen von Hans Schramm 26.9.1941 Hausmitteilungen Fernseh-GmbH Juni 1942 2. Band Heft 4) kostete diese Entzerr-Anpassschaltung bei der 441 Zeilen Norm einen halben Bildpunkt an Auflösung der sich als Konturenunschärfe (Plastik) bei steilen Signalflanken bemerkbar macht und bei 819 Zeilen bei dreifacher Signalbandbreite selbst bei verbesserter Technik eine noch größere Rolle gespielt haben muss. Empfängerseitig bedeutet Einseitenbandübertragung einen erforderlichen höheren ZF-Verstärkungsfaktor und bei 819 Zeilen mit gleichzeitig größerer Bandbreite mehr Filter und damit weitere Verstärkerstufen die wiederum das Grundrauschen des Empfängers erhöhen. An dieser Stelle sei auf die spätere CCIR Norm F verwiesen, wie sie im benachbarten Belgien verwendet wurde welche nur mehr 5 MHz Videobandbreite bei 819 Zeilen vorsieht. Eine Vereinfachung der Geräteschaltung auf das Niveau der B/G Norm wie auch eine bessere Frequenzökonomie für mehr Sender gingen einher. So wird die Bandbreite für die unterschiedlichen Qualitäten angegeben:
(Vergleiche: 3 MHz = VHS Auflösung beim PAL 625 Standard – 5MHz die Maximalauflösung der PAL B/G Sendenormen) Was von der Norm blieb ist also ein zum Rest Europas inkompatibler Standard. Zu einer UHF Frequenzstandardisierung mit 14 MHz Kanalbandbreite kam es nicht mehr. Hier die Senderreichweite eines 10 MHz Breitbandsignals: Bild: Ausstrahlungsdiagramm für den Großraum Paris 1950 mit 819 Zeilen und max. ~80 km Reichweite Der leise
Betrieb:
Als weiteres Pro-Argument findet man den unhörbaren Betrieb der 819 Zeilen Fernsehgeräte. Zum Vergleich geben in Abhängigkeit von der Zeilenablenkfrequenz die Ablenkschaltungen der angeführten Normen folgende Frequenzen (und somit Störgeräusche an den Zuseher/Zuhörer) von sich. (Netzfrequenzen und deren Vielfache sind hier unberücksichtigt) 405: 405x25= 10.125Hz 441: 441x25= 11.025Hz 455: 455x25= 11.375Hz 525: 525x30= 15.750Hz 625: 625x25= 15.625Hz 819: 625x25= 20.475Hz Bei 819 Zeilen liegt diese bereits außerhalb des für den Menschen hörbaren Bereichs. Bei insbesondere den 400 Zeilen Standards jedoch wird insbesondere für jüngere Menschen die Pfeiftonhintergrundkulisse eher unangenehm in Erscheinung getreten sein. |
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Zusammenfassung – Fazit:
Obwohl hervorragende Techniker und Unternehmen im eigenen Land vorhanden waren und auch eigene wie auch von Besatzungsmächten errichtete Infrastrukturen benutzbar waren die dem damaligen Europäischen Niveau entsprochen hätten, gelang es nicht einen öffentlichkeitswirksamen Publikumsbetrieb zu führen. Die Diskussionen und die damit verbundenen Verunsicherung der potentiellen Käufer von Fernsehempfängern führten dazu, dass Frankreich seinen Vorsprung ungenützt verspielte. Der langsame Aufbau eines flächendeckenden Sendernetzes und der Wahl eines in Betrieb deutlich teureren Standards – Senderseitig wie auch Empfängerseitig, führte dazu das Fernsehen in Frankreich keine wesentlich raschere Verbreitung finden konnte als dies etwa im vom Krieg zerstörten Deutschland oder dem restlichen Europa der Fall war. (Ab der 2. Hälfte der 1950er Jahre) Die damalige Aussage: „Einige schöne Mädchen auf dem Bildschirm hätten viel mehr für die Entwicklung des Fernsehens tun können als 500 Zeilen mehr…..“ kann als passendes Schlusswort gelten. Exkurs: Vergleiche dazu die schlechte Bildqualität (mindere Grafik und Bildrauschen) welche in gegenteiliger Proportion zum Erfolg beim Publikum stand, wie es bei den beliebten Sendungen wie „Biene Maya“, „Der rosarote Panther“ sowie der österreichischen (16mm Film) Erfolgsserie „Kottan ermittelt“ der Fall war und ist. Das dürfen sich auch heute die HDTV, nunmehr 2009 die 3D Befürworter ins Pflichtenheft schreiben. Anders ausgedrückt: Content-Inhalt und nicht die Technik macht den wesentlichen Erfolg aus. In Frankreich hat die Missachtung dieses Grundsatzes der Nation auf dem Gebiet des Fernsehens etwas an Ansehen und der Wirtschaft Millionen gekostet.
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Offene Fragen - und der Versuch von Erklärungen:1. Warum war das Fernsehen in Frankreich obwohl technisch vorhanden nicht im selben Maß öffentlich präsent wie in GB? 2. Weshalb wurde obwohl man die 441 er Norm nicht mehr wollte dennoch der Betrieb gestartet obwohl max. 2.000 Geräte in Betrieb waren? 3. Wieweit war Multinorm Empfang für London 405, Holland 625 damals bis 1960 möglich? – unter Berücksichtigung der anderen Video Polarität und des FM Tons! 4. Warum wurde auch beim 819 Zeilen Bild die positive Videopolarität gewählt und nicht auf Erfahrungen aus den USA mit der Negativ Normierung zurückgegriffen? Das hätte den Bau der Geräte vereinfacht/verbilligt da dann das Intercarriersystem anstelle des aufwendigeren Paralleltonverfahrens einsetzbar gewesen wäre. 1. Es werden in der Französischen Nachkriegsliteratur gleichzeitig 441, 450 und 455 Zeilen als Sendenorm genannt! Warum? Wechselte Paris nach belieben? Oder sind 450 nur ein
Überbegriff für die Zeilenzahl 441 da sich ja sonst ein
Zeilensprungverfahren schwer realisieren lässt. 1. Weshalb wurde in Frankreich nach Einführung des 819 Zeilen Systems nicht mit Bildwandlung 819/441 gearbeitet sondern mit einem aufwendigen 2. Kamerazug? 2. Wieweit verbreitet waren Selbstbau Geräte bis Anfang der 1950er Jahre in Frankreich? Umfangreiche Bauanleitungen für 441/819 Zeilen Geräte finden sich in Magazinen und Fachzeitschriften. In Frankreich erschien das Fernsehen im Jahre 1931 mit den öffentlichen Demonstrationen der Gesellschaft der Zähler von Montrouge Gesellschaft, die die Demonstrationen von Baird erlebt hat. Das Fernsehen wurde dank Minister Georges Mandel entwickelt, der die Forschungsarbeiten begünstigte, indem er einen Sender und Studios in den Räumen der höheren Telegraphieschule in Paris installieren ließ. Öffentliche Emissionsdemonstrationen fanden dann auf 400 Metern Wellenlänge mehrer Mal pro Woche während einer Stunde statt ungefähr. Aber man muß 1935 abwarten, damit alles sich beschleunigt. Dieses Jahr wird dort im Dienst einen Sender von 180 Linien gebraucht, der die Verbreitung neuer öffentlicher Emissionen erlaubt, die in öffentlichen Orten der Hauptstadt eingegangen sind. Im Mai 1936 wird die französische Fernsehgesellschaft gegründet. Von 1937 an läßt das Ministerium für das Konservatorium Künste und Berufe eröffnen eine téléphonovisionskanzel "", um insbesondere über kompetente Techniker und zu verfügen, um nicht von den deutschen Technikern abzuhängen, die vollkommen die neuen Techniken des sonoren Kinos kontrollierten (sie im Jahre 1936 hatten die Übertragung der olympischen Spiele von Berlin während 16 Tagen in Hamburg, München, Leipzig und Nürnberg gewährleistet). Im Jahre 1939 wurden seine Programme von 15 wöchentlichen Stunden über 455 Linien hervorgebracht, aber man zählte nur einige hundert Empfänger. Aber mit dem Beginn des Krieges waren die Programme gezwungen, sich anzuhalten.
1.
Oktober
1944 French television transmissions re-commence from studios in the
rue Cognacq-Jay, now under Allied control. 12/1949
LTF – 450 Zeilen Companie Francais de Television •• die hochauflösenden Emissionen haben 819 Linien in der Handelsphase am 1. Oktober eingetreten. Der Zeitplan sieht drei Emissionen pro Tag vor fünf Tage pro Woche, der den Emissionen an durchschnittlicher Definition entspricht, die unverändert bleiben. Wir werden also in 819 Linien, Tele- Paris der Mittag, die für die Techniker (Visieren und Filmgeber) der Nachmittag bestimmte Emission haben, und der Abend von den Filmen, die für die Öffentlichkeit bestimmt sind. Außerdem wird die im Fernsehen übertragene Zeitung (an denselben Stunden wie im Durchschnitt Definition) in 819 Linien übergehen Mit 1. Oktober 1950 geht der Sender 819 in Paris in die Kommerzielle Phase Der Zeitplan sieht drei Ausstrahlungen pro Tag an fünf Tagen pro Woche vor. , die bei den Emissionen an durchschnittlicher Definition muss, die bleiben inchang€es. Eine Anpassung der Auflösung ist bei den Ausstrahlungen ist erforderlich. Wir werden also in 819 Linien, Tele- Paris der Mittag, die für die Techniker (Visieren und Filmgeber) der Nachmittag bestimmte Emission haben, und der Abend Filme, die für die Öffentlichkeit bestimmt sind. Außerdem wird die im Fernsehen übertragene Zeitung in 819 Linien übergehen, (Television No 7 Oktober 1950 1950 10. April: der Fernsehsender von Lille ist provisorisch in Betrieb genommen Oktober November: Leistung auf 3 kW erhöht.
Die Einführung der als technisch fortschrittlich aber als wirtschaftlich nicht sinnvoll geltenden 819 Zeilen Norm in den Anfangsjahren dokumentiert dieser Beitrag:
Interessant, dass der Parallelsendebetrieb von 441 und 819 Zeilen tatsächlich auch mit 2 Kamerazügen/Filmabtastern etc. gefahren wurde und keine Normwandlung stattgefunden hat. Mit ein Grund warum man wohl froh war, dass der Sender 2 Jahre früher als geplant 1956 durch einen Brand geschlossen werden musste. Frage: Wie viele Geräte nach der 441 Zeilen Norm gab es zwischen 1949 und 1956 im Einsatz? Für 1949 - 1951 ist die Antwort gemäß nachstehender Übersicht gegeben: (nur 10.000 Fernsehteilnehmer im Großraum Paris und Lille)
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Das 819 Zeilen Kanalraster ( CCIR Standard E von
1949 – 1980)
Kanal 1 & 3 konnten aufgrund der Bild ZF von 28,05 MHz sowie der Ton ZF von 39,20 MHz nicht normiert werden.
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Chronologie - Zeitschiene zum französischen Fernsehen |
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Juli 1938 | Regierungsdekret definiert für drei Jahre (also bis Juli 1941) die Norm auf 455 Zeilen | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
1938 | In vier großen Kinotheatern sind die Empfangsfeierlichkeiten des englischen Königspaares über Fernsehgroßbildprojektionen zu bewundern [15] | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
7. Mai 1943 | Beginn des (deutschen Besatzungs-) Fernsehsenders Paris | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
16. August 1944 | Ende des (Besatzungs-) Fernsehsenders Paris | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
20.11.1948 |
François Mitterand erlässt die 819 Zeilen Norm sowie die gesicherte Weiterführung des 455 Zeilen Senders bis Ende 1958 |
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14. Februar 1953 | Richtfunk-Relais Verbindung PARIS – LILLE in Betrieb | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
9. Juli 1953 |
Inbetriebnahme des Konverters, der Empfängern des 441 Zeilen Dienstes erlaubt die Außenemissionen und Direktreportagen des 819 Zeilen Dienstes zu verfolgen. |
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~1954 |
Bild: Studio Strassbourg mit Thomson Ausrüstung (1954 Werbeblatt f. T. TV)
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Jänner - April 1956 | Der 441 Zeilen Fernsehsender fällt einem Brand zum Opfer
und wird nicht mehr neu aufgebaut.
Die Radiodiffusion et Television Francaise hat den 5.000 Besitzern der 441 Zeilen Geräte eine Vergütung von 220 DM zum Ankauf eines 819 Zeilen Fernsehempfängers angeboten [14]. |
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Ende 1956 | Mit Jahresende sind 13 Fernsehsender in Frankreich aktiv [13] | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
1957 | Versuchsanlage für Gemeinschaftsempfang in Nanterre mit
einem Zentralempfänger beim Portier. Anstelle von 83.000 ffrs sind so nur
49.000 ffrs für einen Fernsehempfänger zu bezahlen. [A-Der
Radiopraktiker Nr. 50/S200 14. Dezember 1957]
Bild: Um 1955 ging es langsam mit der Verbreitung des Fernsehens am Beispiel des Antennenbaus voran |
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1958 | Die Rundfunk und Fernsehgebühren betragen jährlich neu 2.000 bzw. 6.000 ffr [DDR Radio und Fernsehen Heft 12 Juni 1958 S.372] | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
18.April 1964 | 2. Kanal nach der 625 Zeilen Norm abgewandelt zur CCIR Norm L startet | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
1968 |
Für SECAM stellte man in den 1960er Jahren Mittel und Kräfte ungeahnten Ausmaßes zur Verfügung:
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1981 | Alle 3 Inlandsprogramme werden im UHF Bereich in 625 Zeilen ausgestrahlt. (Quelle FS 4/1983 Seite 55) | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
1983 | Ein 4. TV Programm ausgeführt als Pay TV wird für Dezember 1983 geplant. (Quelle FS 3/1983 Seite 31) Daher kam auch Frankreich als treibende Kraft der Einführung von Peri - Scart Anschlußbuchsen bei TV und Videogeräten in das Spiel. Denn nur dort konnte preiswert ein Canal+ Decoder ohne einen eigenen Empfangsteil besitzen zu müssen angeschlossen werden. (Quelle FS 18/1982 Seite 50) Auch verwendbar für den Anschluß eines Antiope Decoders für den franz. Videotext. (Peritelevision)
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1: Adventure in Vision: The First Twenty-five Years of Television. 1950 John Swift.
2: Fotodoku 27.4.1935 Rue de Grenelle PTT Philo Farnsworth (Archiv Scheida)
3: „Die Antenne“ vom 3. März 1935
4: L'Illustration September 1936
5: La Radio Français“ 12/1948 Artikel „MODULATION POSITIV oder NEGATIV von Marc Chauvierre
6: La Television Francaise 1950
7: Fernsehen - Von der Vision zum Programm Heide Riedel
8: Petra Truckendanner Der Fernsehsender Paris Deutsch-französisches Okkupationsfernsehen (1942 – 1944)
9: Petra Truckendanner Der Fernsehsender Paris Deutsch-französisches Okkupationsfernsehen (1942 – 1944)*Vgl. Memorandum Kurt Hinzmann über die Entstehung des Deutsch-Französischen Fernsehens 1941 - 1944 in Paris. In: Fernseh-Informationen Jg. 41 (1990), H. 21, S. 639
Gerhart Goebel: Das Fernsehen in Deutschland bis zum Jahre 1945. In: Archiv für das Post- und Fernmeldewesen Jg. 5 (1953), H. 5, S. 380.
10: Petra Truckendanner Der Fernsehsender Paris Deutsch-französisches Okkupationsfernsehen (1942 – 1944)
Vgl. Befehl 2688/42 des OKW, 20.5.1942, abgedruckt in: Fernseh-Informationen Jg. 34 (1983), H. 13, S. 375f.
Vgl. Jean-François Domini: Pour nos étrennes 1945? La télévision. In: Radio 44 Jg. 1 (1944), H. 5, S. 3.
12: Buch „Walter Bruch
– Eines Menschen Leben“ 2009
14: Magazin "Fernseh-Informationen" 1. April Ausgabe Nr. 10/1956, S. 222
15: Radio Österreich Heft 33, 14. August 1954, S.40
Kernartikel vom 13.4.2007
©2005/06 - 2009 - W. Scheida gehörend zu www.scheida.at/scheida/televisionen.htm
Updated: 05.08.23