Televisionen -

Das Medienkunstwerk "Tele-Archäologie" des Video- und Medienkünstlers

Nam June Paik in Wien, U-Bahn Station Schweglerstraße

 

 
Tele-Archäologie Nam June Paik Wien-Schweglerstraße ©Peter Gugerell, Wikipedia Gemeinfrei     LD-2  
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Bild: Links: Das Medienkunstwerk 2011, Foto: ©Peter Gugerell, Wikipedia Gemeinfrei;  Rechts: Freie Interpretation einer Videocollage als fiktive Andeutung für das dort früher zu sehen gewesene. Nicht in Zusammenhang mit der Arbeit des Künstlers stehend!

Einleitung: 

Der weitere Ausbau des nunmehr 3. Teilstücks des Wiener U3-U-Bahnnetzes in den 1990er Jahren, wie auch die Ambitionen in Sachen Öffentlichkeitsarbeit des aufstrebenden Sony Konzerns mit seiner neuen Wiener Niederlassung brachten mich ab Ende 1994 zu einer indirekten Zusammenarbeit mit dem mittlerweile verstorbenen Medienkünstler Nam June Paik.

Lesen Sie dazu die Hintergründe und wie es dazu kam:

Anfang der 1990er Jahre wurde der innerstädtische Ausbau des Wiener U-Bahnnetzes mit der Linie >U3< vorangetrieben.

Getrieben buchstäblich durch die Maschinen die sich bergbauartig durch den Wiener Untergrund vorarbeiteten.

Mit dieser neuen bzw. erweiterten Linienführung sollte u.a. nun auch Rudolfsheim-Fünfhaus, der sogenannte 15. Bezirk sowie auch Ottkring, Wien 16, jeweils dicht verbaute Arbeiterbezirke mit schon damals überdurchschnittlichem Migrationshintergrund mit diesem hochrangigen Verkehrsmittel erschlossen werden.

Als ein gewissermaßen High-Light dieser neuen Linie, wurde in Zusammenarbeit der Wiener-Linien, alias vormals der Wiener-Verkehrsbetriebe mit dem örtlich recht nahe gelegenen Technischen Museum Wien, TMW, eine U-Bahn Station mit ausgewählten Ausstellungsgegenständen geschmückt um so zugleich als museale Mini-Außenstelle zu fungieren. 

Ausgewählt wurde hierfür die U-Bahn Station "Schweglerstrasse" in Wien 15, wenngleich letztlich die gesamte Linie zur "Kunstlinie" erkoren wurde, was in Wien zumindest innerstädtisch zugegebenermaßen auch auf viele andere Orte zutreffen würde.

 Tele-Archäologie U-Bahnstation Wien U3 Schweglerstrasse  Tele-Archäologie U-Bahnstation Wien U3 Schweglerstrasse

Bild: Ausgewählte Ausstellungsstücke vom TMW Technischen Museum Wien sowie eine Galerie der Erfinder in der U-Bahn Station Schweglerstraße; Alle © Wikipedia, Peter Gugerell, Gemeinfrei,

Ein sehr hoher Innnenraum im baulich bedingten Zugangsschacht ermöglichte es auszugsweise reminiszenzen an Pionierleistungen der österreichischen Luftfahrt wie die >Etrich Taube< oder des >Marcus Wagens< in Form von deren industriell gefertigten Nachfolgern gut sichtbar und eindrucksvoll aufzuhängen.

Weitere Artefakte sowie 22 Erfinderportraits und anderer honorer Größen fanden in Vitrinen bzw. Wandtafeln Platz die den täglichen Weg vieler tausender U-Bahn Benutzer seit der Stationseröffnung 1994 an den Wänden des Gangs in Richtung des Ausgangs Benedikt Schellinger-Gasse.


Übersicht:

  1. Einleitung
  2. Tele-Archäologie - Das Medienkunstwerk
  3. Exkurs zum Elektronikgiganten SONY
  4. Das technische Grundkonzept dazu
  5. Baulich
  6. "Die Matrix schlägt zurück..."
  7. Reinigungsrituale
  8. Was gab es auf dem Bildschirmen eigentlich zu sehen?
  9. Vorläufiges Ende der aktiven Darstellung
  10. Zum Künstler Nam-June-Paik
  11. Zukunftsvisionen für eine Reaktivierung des Kunstwerkes
  12. Eine selbsterfüllende Prophezeiung
  13. Aktuelle Situation 2022
  14. Schlußwort
  15. Quellen & Literaturnachweise
  16. Lesetipps
  17. Offenlegung


Tele-Archäologie - das Medienkunstwerk von Nam June Paik in Wien

Als überragenden Blickfang jedoch sollte das Medienkunstwerk des gebürtigen Südkoreanischen Künstlers Nam June Paik mit dem Titel "Tele-Archäologie" sein.

Etwas frei gestalterisch interpretiert, fährt dabei ein U-Bahn Waggon aus der Finsternis des Tunnels heraus, der sichtbar erhellend in seinen ersten drei Fenstern die Summe aller Fernsehmedialen Einflüsse der Gegenwart auf die Passanten, die damit unbewußt und ungefragt zu Komparsen des Kunstwerkes werden, losläßt.

Nur zur Abgrenzung sei erwähnt, dass die Kunstinstallation keinerlei Tonsignale, weder gespeichert hat, noch sonstwie beinhaltete und auch keine Lautsprecher besitzt. Es sich also sowohl in seiner aktiven Funktion wie nur nur passiv stehend um ein rein visuell wirkendes Gesamtkunstwerk handelt!

Involviert waren dabei einige Firmen und Institutionen:

In Summe ließ man sich dies auch etwas kosten, wenngleich die Ausgestaltung der Wiener U-Bahn Stationen beispielhaft angeführt an die Paläste der 1930er Jahre der Moskauer-U-Bahn nicht heranreicht.

 

 

Normalerweise wäre das Unternehmen GRUNDIG Electronic, verantwortlich schon damals seit über einem Jahrzehnt als Haus und Hof Lieferant für die Wiener U-Bahn Video Überwachungstechnik eigentlich als Anbieter in Frage gekommen.  Ursprünglich noch vor GRUNDIG wäre es das lokale Traditionsunternehmen EUMIG mit seiner Videotechnik gewesen.

Das es diesbezüglich schon viel früher 1977 anders kam schildert der damalige EUMIG Video-Verkaufsmann Herr Dkfm Apfelthaler im Buch "Der Fall EUMIG"[14/S161]:

Nachdem er erst sehr spät überhaupt Eingeladen wurde das EUMIG System vorzustellen wurde er mit "Schauen Sie, wie gut die Grundig-Anlage ist, die wir bekommen" von einem geladenen Beamten begrüßt. 

Anfangs in schwarz/weiß zog dann über die Jahre auch die Farbe in die Bildsysteme zur besseren Erkennbarkeit ein.

Über Hintergründe zu den Vorgängen könnte ich nur spekulieren. Das wohl attraktivste, vermutlich als Sponsoring kostenlose Angebot kam vom neuen aufstrebenden Unterhaltungselektronik-Platzhirsch SONY.

Hinzu kam, das GRUNDIG damals zwar auch die erforderlichen 37cm portable Farbfernsehgeräte, zudem aus originär Wiener Fertigung aus dem modernen Fernsehgerätewerk in Wien 12 Meidling hätte liefern können.

Als Zuspielgeräte hätten jedoch damals Grundig Laserdisc Player für eine verschleißfreie Wiedergabe aus eigener Fertigung nicht zur Verfügung* gestanden.


* Exkurs:

Im Nachhinein erinnere ich mich zufällig an Musikvideos mit Jimmy Sommerville, alias Bronsky Beat/Communards sowie Yellow - The Race, während meiner Mitwirkung bei der HIT '90 Wiener Messe auf dem GRUNDIG Stand in der Audio Abteilung.

Nebst GRUNDIG FINE ARTS und dem damals neuen GRUNDIG Satellit 500 Weltempfänger in Zusammenarbeit mit ORF Radio Österreich International wie auch der ADXB-OE, liefen auf einem Fernsehgerät als Monitor in Verbindung mit besagten FINE ARTS Hi-Fi Anlagen der damals aktuelle PHILIPS Laser Disc OEM Zukauf als GRUNDIG Acustorama aus 1989 [13] mit einigen ausgewählten Videoplatten.

Es blieb letztlich bei diesen wenigen Anwendungsereignissen. Video-/Laserdisc wurde keine Produktschiene bei GRUNDIG.

   

Bild: Der GRUNDIG CD-VIDEO PLAYER ACUSTORAMA®. Alleine es blieb beim schön gewählten Namen. In diese Zeit fiel auch die ORF Sendung "Wurlitzer" mit Peter Rapp wo eben erste Musik-Videos auf Wunschkonzert Basis abgespielt wurden.


 

Bei Grundig verfügbare, auch professionelle Videobandrecorder (wie auch beim Wettbewerb) zudem den intensiven Dauerbetrieb insbesondere hinsichtlich der Abnützung des Bandmaterials nicht lange standgehalten hätten.

Das Unternehmen SONY hatte Ende 1991 sein neues (Leasing) Sony Haus in Wien 23, damals wirklich noch am Stadtrand gleich hinter Panasonic gelegen bezogen, und machte sich auf eine feste Größe in Österreich zu werden.

Bisherige Marktakteure wie auszugsweise Philips durften da ihre Federn sprich beherrschende Marktanteile etwas dahinwelken lassen.

Unter dem damaligen SONY Vorsitzenden der Geschäftsführung Friedrich R. Lechner sowie dem Juristen Dr. Helmut Kolba als Unternehmenssprecher bzw. PR Verantwortlichen auch für Öffentlichkeitsarbeit wurde die Marke SONY wo möglich Publikums- und Öffentlichkeitswirksam plaziert.

Interessanterweise war sein Bruder Dr. Peter Kolba "auf der anderen Seite" der Geschäftsinteressen als Geschäftsführer des Vereins für Konsumentenschutz ebenso aktiv und engagiert tätig.

Ein neu errichtetes SONY Denkmal* zum bisherigen gigantischen Verkaufserfolg des "Walkman" auf der Wiener-Donauinsel, die damalige Begleitung der Michael Jackson "Dangerous World Tour" und eben die Bereitstellung/Sponsoring und Mitwirkung mit Gerätelieferungen beim Videokunstwerk gehörten auszugsweise zu den "zu meiner Zeit" stattfindenden Aktivitäten dieser Art um 1992/93.

*Zwischenzeitlich ist es sang und klanglos wohin auch immer verschwunden


Exkurs: Anekdote zum Besuch von Michael Jackson im einstigen SONY Haus

Der King of Pop verewigte sich mit seiner Unterschrift vor Vertretern des Konzerns wie auch prominenten Gästen mit einem "Edding" Schreibstift auf einem klappbaren Aufsteller der in einem großen Ausstellungsraum des Sony Hauses aufgestellt war. 

Schon kurz darauf suchte man diese Unterschrift bereits vergeblich.

Der Grund wurde in der Sony Hauszeitung welche an alle Mitarbeiter verteilt wurde, Internet, ja selbst ein Intranet gab es da noch lange nicht, angeführt:

"Die Reinigungskraft Dragica M. (Name von der Redaktion geändert) hielt die Unterschrift von Michael Jackson als eine Verschmutzung am Klappständer"...... und wischte ihn mit entsprechenden Mitteln weg.

Diese Schilderung blieb noch so einige Zeit der running Gag unter uns Technikern.


 

Geliefert wurden hiezu von Sony als Hardware:

Auch hier zur Erinnerung, das Sony Farbfernseher damals nicht irgendwelche Farbfernseher waren so wie die Geräte anderer Marktteilnehmer.

 

Tele-Archäologie U-Bahnstation Wien U3 Schweglerstrasse

Bild: Sony Black-Trinitron Portable Farbfernsehgeräte KV-M1430, Bild ©SONY by hifi-Archiv.info

Als Herzstück hatten Sony Bildröhrenfernsehgeräte, was anders gab es damals noch nicht, allesamt die berühmte Trinitron, oder gar Black-Trinitron Bildröhre verbaut, die durch die spezifische spährische Wölbung stets einen optimalen Blickwinkel wie auch eine Streulicht Spiegelung durch z.B. den Deckenlampen der U-Bahn Station zumindest sehr stark minimieren konnte.

Beim Wettbewerb kamen Flat-Bildröhrengeräte erst relativ gesehen in der Endphase der Bildröhrenära um 2000 auf den Markt. (z.B. Thompson, Philips).

Hinzu kam der bei Trinitron Röhren bauartbedingte höhere Kontrast und damit eine bessere Sichtbarkeit für Passanten auch noch später im Hinblick auf "frühe" LCD/TFT Bildschirme.

 

Bild: Die originäre Bestückung mit 3 x Sony MDP-650(D) Laser Disc Playern; Bild: ©Sony

Die Bildplatten selbst haben je 20 Minuten Spieldauer in PAL Standard gehabt.  


Exkurs zum damaligen Wachstum der Elektronikgiganten:

Einen "Fehler" den einige damalig in den 1980er Jahren stark gewachsene (Unterhaltungs-) Elektronik Unternehmen machten, das war deren mitunter kopflastige Expansionspolitik in den frühen 1990er Jahren,

Unternehmen wie auszugsweise Sharp, Sony, Panasonic etc. bauten bzw. bezogen zum Teil stark überdimensionierte neue Niederlassungen in Wien, um von hier aus insbesondere auch die neuen Märkte hinter dem bisherigen, nun geöffneten eisernen Vorhang bedienen zu können.

Es kommt aber meisten anders und zweitens als man denkt:

Die Märkte wurden effizienter und wirtschaftlicher mit Dependancen direkt in den neuen Ländern wie etwa Ungarn, Tschechien und der Slowakei bedient.

In einem weiteren Schritt war dann selbst Wien und Österreich als Ganzes zu unbedeutend um den Aufwand einer lokalen Niederlassung zu betreiben und die Verantwortung ging zumeist direkt an Deutschland als verstärkte operative Drehscheibe über.

Hinzu kamen neue Marktteilnehmer wie wiederum die "aufstrebenden Koreaner" mit insbesondere der Marke SAMSUNG die mit mindestend ebensoviel "Biss" an die Sache wie einst u.a. Sony herangingen um Marktanteile zu erobern.

Der Rest ist Geschichte.


Das technische Grundkonzept zum Kunstwerk:

Aktive visuelle Darstellung:

Hierfür gestaltete der Künstler ein zusammenhängendes Videomosaik aufgeteilt auf die drei Seiten Links, Front und Rechts mit den je 13 Stück 36cm Monitoren.

Bespielt wurde mittels dreier damals Stand der Technik gewesenen Sony Laserdiscplayern in denen je eine dicke und schwere 30 cm große Laserdiscplatte lief.

Wenn ich es richtig behalten habe, war der Inhalt, der Wahlheimat des Künstlers geschuldet US Amerikanischer Herkunft und die Originalquelle somit im NTSC Farbfernsehformat entgegen zum bei uns damals gebräuchlichen PAL 625 Standard.

Die Platten selbst waren dann bereits eine auf PAL 625 konvertierte Kopie.

Die Sony Geräte wären dennoch in der Lage gewesen selbst beide Fernsehstandards wiederzugeben.

Andere Quellen geben als Videoinhalt eine Melange aus Eindrücken des Künstlers zum Wiener U-Bahnbau sowie den Sammlungen des Technischen Museum an.

Für die praktische Umsetzungsplanung war auch sein Künstlerteampartner Mr. Mark Patsfall mitverantwortlich, der logierend im nahe gelegenen Westbahn-Hotel in der Pelzgasse 1 seine Skizzen für den Aufbau und der Detailbeschaltung anfertigte und zur Ausführung in der Vor-Internet Zeit dannach durchfaxte.

Zu dieser Zeit war mein späterer Geschäftspartner mit der praktischen Teilausführung der Beschaltung betraut worden, was schon einmal bei ihm erste Anflüge in die Parallelwelt des Unternehmertums auslöste.

Kurz dannach erfolgte dann die lokale gemeinsame Gesellschaftsgründung mit meiner Mitwirkung als Geschäftsführer wo wir uns u.a. mit der Erweiterung und Überarbeitung sowie Teilbetreuung des Kunstwerkes beschäftigten.

Nicht alles konnte dabei so umfangreich überarbeitet werden wie es Sinn gemacht hätte. So entsprachen auszugsweise die RG-59 Verkabelungslängen für die Videozuspielung, vom Künstler genau vorgegeben, nie den tatsächlichen Erfordernissen im Kunstwerk selbst, was diesen Teil stets unvollkommen wirken ließ.

Nam June Paik Tele-Archäologie in der Schweglerstrasse U3 Station

Bild: Eines der Faksimile mit einer Teilabbildung für den Schaltungsaufbau gezeichnet vom Künstlerteam Paik-Patsfall auf Briefpapier des Hotels [3/1994]

 


Baulich:

Auf das Fahrgestell eines ausrangierten Waggon Fahrgestells wurde in feinster Maurertechnik mit zudem alten Ziegeln* in einer Art Arkadenstil die Silhouette eines fiktiven U-Bahnwaggons geschaffen.

Ich persönlich erkenne darin eher die New-Yorker U-Bahn denn die Wiener-U-Bahn Waggons wieder. Aber das bleibt Ansichtssache.

Die dargestellten gemauerten Rundbögen geben entfernt wiederum das Wiener Baudenkmal der vom Wiener Architekten Otto Wagner geschaffenen Stadtbahnlinie mit den Ziegelfassaden und seinen Stadtbahnbögen wieder.

Es war das Vorgängerverkehrsmittel aus dem die spätere Wiener U-Bahn hervorgegangen war und damit auch auf dieser Ebene ein Kleinod für die Vergänglichkeit der Technik.

Die Stadtbahnbögen sind ein architektonisches Kunstwerk mit verschiedenartiger Nutzungsgestaltung, vom Lagerraum, über Sporteinrichtungen bis zu Trend-Lokalen und Möbelhäusern wenn man z.B. den Wiener-Gürtel entlang fährt. 

Wikipedia Clemens Mosch und Tokfo freie Lizenz Wikipedia Clemens Mosch und Tokfo freie Lizenz

Bilder: Die markanten Wiener Stadtbahnbögen, deren Konturen sich im Kunstwerk samt Ziegelmauerung wiederfinden. Alte vergangene Nutzung für Elektro-Medizinische-Apparate - Chirurgische Apparate von Josef Bergler, sowie angepasste als McDonalds Drive-in © Wikipedia Clemens Mosch und Tokfo freie Lizenz.

Gemäß [2] wird ein "überdimensionierter Backofen" interpretiert, was wir als Schmelzofen aller medienvisueller Einflüsse der noch Vor-Internet Zeit verstehen könnten.

Hinter diesen drei Bögen war je eine starke Glasscheibe angebracht die den Außenbereich vom Innenbereich trennt.

Zudem im abgewandten Teil des Kunstwerks, dort wo sich der verglaste Aufzugschacht befindet, eine sperrbare Zugangstüre zum Inneren verbaut ist.

Als erste künstlerische Reminiszenzen hat der Künstler hier bereits ins Mauerwerk, besser gesagt in die Mörtelverfugung diverse Fernsehtechnische Bauteile wie frühe TV-Chassis über Teile von Bildröhren und Einzelteilen wie etwa Röhren und Kondensatoren aber auch Telekommunikationstechnik in Form eines Telefons sowie erste EDV Komponenten wie eine Tastatur einmauern lassen.

Im Vergleich dazu passt der künstlerische Ansatz des französischen Künstlers Armand Pierre Fernande mit seiner 1982 geschaffenen Skulptur “Long Term Parking” bei der ebenso nur mehr Teilansichten von Autos zu sehen blieben.

Für mich als angehender Fernsehnostalgiger empfand ich es jedoch schon damals als ein Sakrileg "wertvolle", in diesem Fall allesamt ausrangierte und ausgeschlachtete Bauteile aus US-Amerikanischer Herkunft, vom Künstler wohl selbst mitgebracht zu "entwerten".

Es handelte sich dabei um zumeist US-Fernsehgerätetechnik der späten 1940er und früher 1950er Jahre. (Zur Erinnerung: In Österreich findet man als Sammler zwangsweise frühestens Geräte ab 1955 in Zusammenhang mit den dann erst stattgefundenen Fernsehbeginns des ORF's).

Im Nachhinein wurde auch klar woher die Bauteile und Auschlachtchassis kommen konnten: Hatte der Künstler doch schon früh mit eigenwilligen Interpretationen alte US-Amerikanische s/w Fernsehgeräte ausgeweidet um schon damals neuzeitliche Abspielmonitore, dann schon in Farbe dort einzubauen.

Als Beispiel diene das Werk: "Fat Boy" von Nam June Paik in 1997. Zugegeben ein Jahr nach der Tele-Archäologie Installation aber ohnehin ja nicht der erste Aufbau dieser Art für ihn. "Respektlos vor der Fernseh-Nostalgie" fügte er hier Beispielsweise sieben Stück 1940/50er US-TV's mit neuem Innenleben als Monitore versehen zu der von ihm gewünschten durchaus interessant aussehenden Skulptur zusammen [9].

Dazu wurden u.a. Industriemonitortechnik verwendet. In größeren Skulpturen kamen auch stappelbare Würfelmonitore hinter den früheren Bildröhrenmasken zum Einsatz wie man sie auch von Einsätzen in der Bühnen- und Veranstaltungstechnik her kannte.

 

In Summe alles elektronische Bauelemente wie sie sich u.a. auch in meiner Sammlung über die Jahre eingefunden und bis heute erhalten haben.

Tele-Archäologie U-Bahnstation Wien U3 SchweglerstrasseTele-Archäologie Artefakte Tele-Archäologie U-Bahnstation Wien U3 Schweglerstrasse

Bild: Mitte: Artefakt eines historischen 1940/50er US Amerikanischen Hochspannungskondensators aus einem Fernsehgerät wie er dort vermauert ist.

Links: Der US-Amerikanische 1950er s/w TV, Marke Philco Typ 50702 als Inspiration für die vergängliche Medientechnik vergangener Technikentwicklungen.

Rechts das Beispiel eines TV-Chassis, hier der Philco Typ 50T702 wie es stellvertretend im Kunstwerk zum Einsatz kam.

Um einer möglichen "Langzeit-Kanibalisierung" an den dem Kunstwerk anhaftenden Bauteilen Einhalt zu gebieten, wurde es mit einer vorgesetzten Säulenabtrennung, zwischen denen wiederum Ketten gespannt sind, geschützt.


 

*Reminiszenzen an Wien sowie Orte der Habsburgermonarchie auch als Herstellort für Ziegel 

 

Die Ziegel wiederum stehen insbesonders in Wien für die einstige Stadterneuerung sowie Expansion in der Gründerzeit zwischen 1870 und 1917 wie insbesondere viele Zuzügler aus den damaligen Habsburger Kronländern die Stadt auf über 2 Millionen Menschen anwachsen ließ und ein Bauboom, basierend auf dem Einsatz des klassischen Mauerziegels einherging.

Die Ziegel wurden zudem im heutigen Wiener Stadtbereich gewonnen, wobei das Unternehmen "Wienerberger" wohl nicht zufällig zu einem Weltmarktführer wurde was aber wiederum eine andere Geschichte wäre.

So war es treffend, das aus dem zur Baustelle unweit gelegenen "Wiener-Ziegelmuseum" gemäß [2] die Ziegel kamen die dort vermauert wurden.

Hinzu kamen vielfach Ziegelmuster und Wappen aus Ländern der Habsburgermonarchie die ebenso über das Wiener Ziegelmuseum dem Kunstwerk seinen Stempel oder besser gesagt die jeweiligen eingebrannten Wappen aufdrückten.

 


Baulich Innen:

Im Inneren gibt es einmal eine Abtrennung per Stahlgitterwand die einen allgemeinen Elektrotechniker Zugang zu Elektrischen Schaltkästen ermöglicht.

Erst eine weitere mit Schloß versehene Türe ermöglicht den SEHR ENGEN, im Fall des Betriebes zudem sehr heißen Zugang in den eigentlich "künstlerisch-technischen" Bereich.

Jeweils hinter den drei Scheiben aufgestellt stehen zusammengeschweißte Gestelle, die eingeschränkt aber doch in Schienenführungen nach hinten geschoben werden konnten.

Auf diesen Gestellen mit insgesamt vier Ebenen stehen je drei 36 cm Sony Portable Farbfernsehgeräte in Reihe.

Vier Reihen in der Höhe sowie dann noch ein weiterer oben drauf. Also 13 TV's je Seite. Macht 39 Fernsehgeräte, die mit a' rund 47 Watt schon alleine rund 2.000 Watt an Wärmeverlußt erzeugen!

Diese Wärme war letztlich auch ein Grund für wiederkehrende Ausfälle der im Dauergebrauch stehenden Geräte.

Evolution:

Um dieses Thema zumindest etwas in den Griff zu bekommen wurden später seitens des Betreibers Lüftungsventilatoren nachgerüstet.

Anfangs einfach am Boden gestellt, bzw. auf einer der unzähligen Leerverpackungen der Sony Geräte gestellt wurden die drei Sony Laserdisc Player sowie die vier Stück Video Verstärker auf FBAS/Composite BNC Basis gemäß dem Plan des Künstlers in einer Matrix mit den Sony Portable TV's verschaltet.

Die Geräte liefen 24/7 bzw. mussten täglich von einem Mitarbeiter der Verkehrsbetriebe per Fernbedienung eingeschaltet werden was mitunter Konflikte in den bei den Geräten ankommenden Infrarot Schaltbefehlen mit sich bringen konnte.

Hinzu kam schon in der Gestehungsphase die Erkenntnis, dass die vom Künstler selbst mitgebrachten Videoverstärker, zudem billigster Machart, abgesehen von nichtvorhandenen CE-EU Zulassungen oder ÖVE/VDE Kennzeichnungen gar einen Isolationsmangel zwischen primärer Netzanschlußseite und Video Masse hatte was auch für den daran arbeitenden Techniker ein Thema werden konnte.

  Tele-Archäologie Verbesserungen 1995

Bild: Faksimile der damaligen Anbots-Kommunikation zum Kunstwerk und möglichen Verbesserungen im Februar 1995 [3]

Schon zuvor kam seitens der Betreiber die Erkenntnis, das ein Dauerbetrieb der Geräte einerseits, damals gab es noch um 1h früh den U-Bahn Betriebsschluß sinnlos sei, bzw. der Arbeitsaufwand zum täglichen hochfahren unbefriedigend sei.

Nur zum Verständnis:

24/7 Betrieb wären im Jahr alleine 8.760 Stunden. Bei angenommenen 30.000h Stunden die ein Fernsehgerät "schaffen" konnte wäre schon auf diese Art nach nur 3,5 Jahre Schluß. Und dann?

Bei den Laserdisc Playern wäre/ist dies zudem schon früher der Fall gewesen.

Es ergab sich ein erster brauchbarer Auftrag für die von mir und meinem damaligen Geschäftspartner gegründete Firma die sich nicht ohne Grund gemäß Gesellschaftervertrag u.a. mit "technischem Design" befassen wollte.

Zweck des Auftrages war es, einen den engen Platzverhältnissen geschuldet semiprofessionellen Aufbau der Geräte zu ermöglichen. Hierfür diente einmal ein 19" Rittal Schrank indem vier KRAMER Video FBAS Verteilverstärker eingebaut wurde,

Platz fanden ferner die drei SONY Laserdisc Player sowie eine eigens entwickelte "Sonderlösung" in Form eines verzögerten Einschalttimers, der wiederum kurzzeitig den "Repeat" Wiederholsequenz-Schaltbefehl der Fernbedienfunktion der Laserdiscplayer aktivierte die ab dann in den endlos Wiederholbetrieb gingen.

Ob dies damals auch eleganter per Sony 3,5 mm Klinken "Control-S" Systemsteuerung an der Rückseite möglich gewesen wäre entzieht sich meiner Kenntnis.

Das ganze jeweils so lange bis seitens des Betreibers gegen 1h Früh ein übergeordneter Timer die Anlage wieder bis zum Frühbeginn des Bahnbetriebs außer Betrieb setzte.

 


Der Betrieb:

In wiederkehrenden Anlässen wurde uns wahlweise einer oder auch mehrere Fernseher als Defekt gemeldet was in Summe aber eher gering an der Zahl war.

Häufiger als Anlaß zum Einschreiten war es, wenn ein oder gar schon zwei Videoplayer ihren Dienst versagten und die Videomonitore dunkel blieben, was nicht nur dem Stationswart, sondern auch interessierten U-Bahnnutzern auffiel.

Als Ursache galt meist eine Mischung aus einer verschmutzten Laser Abtastlinse und einer verschmutzten Laserdisc Platte. Letztere mit zunehmenden Kratzspuren an der Oberfläche die folglich eine stetig steigende zudem irreversible "Drop-Out" Rate in der Abtastung und damit Bildfehler oder gar ein komplettes Aussetzen zur Folge hatte.

VHS Video-Dropout

Bild: Zugegebenermaßen ein schon sehr starkes Fehlerbeispiel eines VHS Video "Drop-Out's" als ankündigende Chronik eines baldigen Systemausfalls. Die "nach unten gezogenen Haare" des Schauspielers sind noch Teil der in den VCR Systemen integrierten Drop-Out Kompensationssysteme. Ab einer bestimmten Aussetzrate sind dann nur mehr Streifen bzw. unbrauchbare Artefakte zu sehen. Bei zerkratzten Laser Disc's folgt jedoch mitunter der gänzliche Ausfall der Wiedergabe.  

 

Hinzu kamen durch die hohe Zahl der Betriebsstunden in Verbindung mit den SCHWEREN Platten (da Einzelanfertigungen) vorschnell das Ausleiern der Lager der Antriebsmotoren.

 

Wurden wir nun kontaktiert, führte uns der Weg in die Station, wo durch Herausgabe eines Schlüssels beim Vis-a-Vis sitzenden Stationswarts wir die defekten Geräte abbauen und zu Sony Wien 23 in die Laxenburgerstraße ins damals neue Sony Haus, noch buchstäblich am Stadtrand liegend, zur Service Abteilung geführt haben.

Nicht von seitens des dortigen Managements, jedoch seitens der operativ mit dem Annahme- und Reparaturvorgang involvierten Technikern, die wir ja aus "unserer Sony Zeit" her alle kannten wurde der Ton immer rauer was deren Unwillen diese Kisten immer wieder zudem für eine oft nur kurze weitere Spielzeit reparieren zu müssen betraf.

 

"Diese Laser Disc Player seien nicht für das Dauerabspielen dieser zudem extrem schweren LD Platten geeignet" war da so ein Satz.

Die durch die starke Luftumwälzung des U-Bahn Fahrbetriebes bedingte, trotz vorhandener Filter im Kunstwerk starke Verschmutzung, war auch in Verbindung mit den sehr beengten Verhältnissen und der Hitze für den Servicetechniker nicht gerade angenehm. Man kam zwangsläufig stets "schwarz" wieder aus dem Kunstwerk heraus. 


 

"Die Matrix schlägt zurück..."

Mit dem wiederholt erforderlichen Austauschen der Fernsehgeräte, hier im AV Monitorbetrieb geschaltet, hat sich zwangsläufig auch die vom Künstler erdachte und fest verkabelte Wiedergabe Matrix im Laufe der Monate und Jahre verändert.

Durch Kunstgriffe wurden insbesonders bei Ausfall eines LD Players die Monitore so beschalten, das sich dennoch ein gesamtes homogenes Bild für die Passanten ergab wenngleich diese Muster dann naturgemäß nicht mehr dem originalen Künstlergeist entsprachen.

Waren nach ein paar Tagen, bei Ersatzteilwartefristen mitunter auch nach Wochen die Geräte wieder zurück gebracht, so bildete man aus dem Gedächtnis die Originalbeschaltung bestmöglich nach.


 

"Müssen viele putzen machen...."

Als es mit der im Inneren vorhandenen Verschmutzung, die zudem die Betriebsstabilität der Wiedergabe mehr und mehr beeinträchtigte zu stark war boten wir einen allumfassenden Reinigungsdienst der Anlage im Inneren an.

Es waren viele Stunden und viel Staub der so erst durch den Teilabbau der Geräte im Inneren entfernt werden konnte um z.B. erstmals auch wieder die großen Sichtscheiben von Innen her reinigen zu können.

Der Technik, wie auch der elektrotechnisch möglichen Gefährdung für diesbezüglich nicht ausgebildete Techniker geschuldet konnte zudem auch keine herkömmliches Reinigungsfirma diesen Dienst erbringen.

Man darf sich die "alte" Bildröhrentechnik mit ihrer systemimmanent erforderlichen Hochspannung mit rund 25.000 Volt wie einen Staubsauger vorstellen, der obligatorisch immer alle in der Umgebungsluft schwebenden Staubteilchen anzieht.

Und das hier nicht nur einmal wie beim im privaten Haushalt stehenden Wohnzimmerfernseher, versehen mit Parkettboden, sondern gleich 39 Mal so oft!

Soviel kann da nie geputzt oder gefiltert werden, als dass dies nicht eher früher denn später zum Thema wird.

Mit der Sicherheitsglasscheibe bildet sich so über Monate zwangsläufig eine "Kontrastfilterscheibe" bis man schlußendlich von außen fast nichts mehr erkennen kann.


Und was gab es auf den Bildschirmen eigentlich zu sehen?

  LD-2  
LD-3 LD-1
LD-1
LD-1


Bild: Fiktiv simulierte Collage einer schnell abfolgenden Videosequenz. Nicht mit dem Künstler in Verbindung stehend!

Eine schnelle Abfolge von Bildsequenzen, die zudem bei einem Wien Besuch des Künstlers von U-Bahnbau wie auch Artefakten des Technischen Museums inspiriert sein sollen.

In meiner Erinnerung waren einige Sequenzen eher einer "internationalen" Art, also möglicherweise vielfach verwendbar auszumachen.

Vergleiche ich aber die Videosequenzen meiner Erinnerung mit denen seiner anderen, mit ebenso aufgeschalteten Multisequenzvideos versehenen, so habe ich tatsächlich eine andere Abfolge und Schwerpunktausrichtung bei der "Tele-Archäologie" in Erinnerung.

Zugegeben: Damals war es mir nicht möglich den tieferen künstlerischen Wert und die vom Künstler erdachte innewohnende Aussage des Dargebotenen zu erfassen.

Zu sehr war ich mit meiner eigentlichen Arbeit am Kunstwerk im Detail, sowie dem sonstigen Bemühen um ein im Idealfall zu erreichendes jeweils "perfektes" Fernsehbild beschäftigt.

Alles Punkte die eigentlich gegen die künstlich geschaffene Verfremdung und gegen "Distortions", also Verzerrungen an einem Bild sprachen.

Erst jetzt mit dem zeitlichen Abstand wird mir die dahinter stehende Arbeit und ihr Aussagewert greifbar.

Es mag die über die letzten Jahrzehnte stetig steigende Zahl des von unserer Wohlstandsgesellschaft erzeugten Elektronikschrotts ihren Beitrag zur Sichtänderung getan haben.

Weiters auch die Abkehr von analogen Fernsehen hin zu Digital überhaupt, hin zu DVB-T und weiter zu DVB-T2.

Vom gewohnten 4:3 Format hin zu 16:9, bis hin zum gänzlichen Verlassen des linearen Fernsehens hin zu über das Internet verbreitete Streaming.


Vorläufiges Ende:

Somit wurde nicht nur das Kunstwerk selbst zum Protagonisten seiner selbst hinsichtlich der Vergänglichkeit jeweils "moderner" Elektronik. Auch die Bemühungen um laufende Verbesserungen schon nach nur vier Jahren Betriebszeit stellen ein Zeitzeugnis dar.

Die anhaltende Kritik der Sony Service Techniker ließen uns 1998 das Konvertieren der schweren Laserdisc Platten in die erst zu dieser Zeit möglich gewordenen kleinen 12 cm Video CD's also DVD's andenken und in ein Angebot gießen. Zuvor war schon ein Anbot für den erforderlichen Tausch der DVD Player Hardware als Orientierung erfolgt.

 Tele-Archäologie U-Bahnstation Wien U3 Schweglerstrasse Tele-Archäologie U-Bahnstation Wien U3 Schweglerstrasse

Bild: Faksimiles der 1998er Angebots zum nun erst möglichen "Brennens", damals noch von einer Spezialfirma auf 12 cm DVD's. Links: Zuvor das Angebot für die Lieferung der neuen Hardware ebenso von Sony [3]

Wo auch immer die Zuständigkeiten letztlich gelegen haben, es kam zumindest zu "unserer Zeit" nicht mehr zu einem Auftrag.

Mein damals vorläufig letzter Einsatz war um den November 1998, wonach die weitere Betreuung zumindest temporär nachfolgend ein anderes Unternehmen durchführte.

Über die mögliche Zeitdauer, und ob zwischenzeitlich das Kunstwerk anderweitig in Betrieb genommen und am Laufen gehalten wurde liegen mir keine Informationen vor.

2004 gab es symbolisch das 10 Jahres Jubiläum der U-Bahn Station in dessen Zusammenhang das Kunstwerk als Teile der "Kunst-Linie U3" einmal mehr wieder gewürdigt wurde [5].

Zu dieser Zeit waren jedoch die Sony Laserdisc Player, da schon am Ende der Lebensdauer,  ausgemustert gewesen und durch drei Stück damals moderne Toshiba DVD Player ersetzt worden.

Idealerweise waren sie nicht mehr im Kunstwerk, sondern im geschützteren und leichter zugänglichen Bereich des Stationswartes plaziert worden.

Die ebenso schon in die Jahre gekommenen TV Geräte wurden soweit sie noch funktionierten von der dem Publikum angewandten Seite entnommen und im primären Sichtbereich lückenhaft soweit mengenmäßig funktionierend noch möglich aufgestellt.


 

Ein weiterer Versuch 2005:

Geschäftlich versucht hatte ich Mitte der 2000er Jahre mit der da schon möglichen Festplattenspeicherung des letztlich aus heutiger Sicht technisch gesehen eher bescheidenen Videoinhaltes sowie einer Umrüstung der Anlage auf LED bzw. damals noch Plasma/TFT Bildschirmen zu deren Umsetzung es ebenso nicht mehr kam.

 

Tele-Archäologie U-Bahnstation Wien U3 Schweglerstrasse Tele-Archäologie U-Bahnstation Wien U3 Schweglerstrasse Tele-Archäologie U-Bahnstation Wien U3 Schweglerstrasse Tele-Archäologie U-Bahnstation Wien U3 Schweglerstrasse Tele-Archäologie U-Bahnstation Wien U3 Schweglerstrasse Tele-Archäologie U-Bahnstation Wien U3 Schweglerstrasse

Bilder: Faksimiles von meinen diversen Vorschlägen Anfang 2005 an die einstigen Akteure gerichtet zur Reaktivierung und Verbesserung der technischen Belange im Kunstwerk. Vorschläge für einen sicheren Dauerbetrieb durch regelmäßige Wartung und Reinigung und vieles mehr. Leider bin ich zu sehr ein Techniker denn ein Lobbyist [3].

 


Zukunftsvisionen für die Reaktivierung des Medien-Kunstwerkes:

 

Was dort [2] im Text in den Augen des Autors dieses Beitrages jedoch etwas unscharf formuliert blieb, das sind die Äußerungen zum Videomaterial von einem Synthesizer:

Der Künstler hat die PAL Laser Disc's fertig zur Verfügung gestellt. Videobänder wurden in Wien im Kunstwerk nie abgespielt.

Inwieweit sich noch editierte Originalbänder im Fundus des Künstlernachlasses befinden kann aktuell nur vermutet werden.

Den Synthesizer hat der Künstler wohl in den USA nur zur Herstellung/Mischung des Videomaterials benutzt so wie er es auch für andere seiner Mediengestaltungen tat.

Aktuelle Beispiele der vielfach komplexeren Reaktivierung der NASA Apollo 13 Kommunikationstechnik belegen aber, das auch Videosynthesizer soferne ein Wille vorhanden ist wieder spielbereit gemacht werden kann oder zumindest auf Computer Basis simuliert arbeiten könnten.

Abgesehen davon, hat 2011 bereits eine solche Aufarbeitung eines Synthesizers aus dem Künstlernachlaß stammend sowie durchgeführt u.a. durch den ehmaligen Technikerkollegen stattgefunden!

Eine Wiederherstellung der Videos wäre folglich durch Rettung der Videoinformation von den Laserdisc Platten bzw. deren zwischenzeitlichen Konvertierung auf DVD's zu erfolgen.

Alternativ sehe ich die Möglichkeit die Videosequenzen nachzubilden, und, mit entsprechendem Hinweis auf deren Nichtauthentizität zum originären Werks des Künstlers abzuspielen.

Studenten der angewandten Medientechnik sind zu solchen Übungen sicherlich in der Lage wenn man sie nur läßt.

Die Wiedergabe wiederum würde man heute mit Großbildflachschirmen bzw. Videobeamern realisieren, die wiederum den TV- Look der 1990er Jahre durch eine virtuelle 4:3 Bildröhrenmaske mittels eines Keyer's laufend darstellen könnten.

Als ein nicht unwesentliches Detail dazu erscheint mir die korrekte, so wie 1994 übliche Darstellung des Bildinhaltes im nativen 4:3 Format. Eine verzerrte Darstellung auf heutzutage üblichen 16:9 Bildschirmen wäre ein Sakrileg gegenüber der originalen Darstellung.

Mehr zum Thema 4:3 Format kontra 16:9 im Beitrag des Autors: Fernsehen mit Format

Was bleiben würde, das wäre die von Anfang an erforderliche Integration eines Staubschutzes um einerseits die Verschmutzung der Bildschirme/Schutzglasscheiben zu verhindern aber auch um eine wirklich leichtgängige von Nicht-Technikern mögliche reguläre Reinigung selbiger zu ermöglichen.


Eine selbsterfüllende Prophezeihung?

Gemäß [2] heißt es: "Es war dem Künstler wichtig, darauf hinzuweisen, dass alle elektronischen Geräte sehr rasch veralten und unbrauchbar werden."... "Das Kunstwerk ist sein eigenes Denkmal". Dem ist wohl nichts mehr hinzuzufügen.

"Der Titel des Werks und seine Aussage werden dadurch bestätigt und der Aspekt der Geschichtlichkeit, über den neue Medien verfügen wird hervorgehoben.

Durch kurze Innovationszyklen, sich rasch verändernde Techniken und die Abhängigkeit von bestimmten Abspielgeräten wird der vergängliche Charakter der Medienkunst verdeutlicht" [8]

Dies würde natürlich auch erneut wieder für jede Art einer Neuauflage jedweder eingebauter Technik zum Betrieb des Kunstwerkes gelten. 


Exkurs: Unser damaliger "Dienstwagen"

Zugegeben ein Nebenthema, aber auch dies spiegelt sehr gut den vielfach unbeschwerten Geist der 1990er Jahre in dem das Kunstwerk entstanden ist und unser einstiges Entrepreneurship als frischgebackene Jungunternehmer wieder.

Für die unzähligen Fahrten und Transporte von Werkzeug und Gerätschaft wurden unsere privaten PKW's verwendet.

Einer davon, etwas ungewöhnlich und einzigartig, in jedem Fall jedoch sehr selten, war schon damals der Youngtimer mit einem V8 Motor bestückte Chrysler LeBaron Medaillion '1979 in der Limousinenausführung. Nicht zu verwechseln mit den Massenhaft präsenten gleichnamigen Chrysler LeBaron Cabriolets. Ein Fahrzeug mit einer Ausstattung wie sie um 1995 noch lange nicht in europäischen Autos unterhalb der Luxusklasse bekannt war.

Bild: Nicht nur im Prospekt sondern auch unterwegs im echten Montageeinsatz ehe er später ortsüblichen Firmentransprtfahrzeugen weichen musste

 


Anekdote zu den Fernsehgeräten:

Eines Tages fiel auf, dass von den ursprünglich 39 Stück Sony portable Fernsehgeräten zwei Stück davon nicht nachvollziehbar "abhanden" gekommen waren. Die von uns durchgeführte Anzeige bei der Polizei und deren Nachforschungen brachte letztlich keine Täter ans Licht.

Es wurden in Folge zwei neue Sony Portable TV's von Sony Austria zur Verfügung gestellt. Diese waren jedoch aufgrund der geänderten Bauform mit einem stärker ausgewölbten Griff bzw. Baugröße auch nur als Ersatz für einen der drei obersten alleinstehenden Monitore geeignet gewesen.


Zum Künstler:

Gemäß Wikipedia ist der aus Südkorea stammende Video- und Medienkünstler Nam June Paik am 20. Juli 1932 in Seoul geboren in in seiner Wahlheimat, den USA in Miami Beach am 29. Jänner 2006 verstorben. Gar als "Picasso der Videokunst" wurde er auch bezeichnet.

Damit hat er die Sprache dieser Kunstform geprägt.

Nicht als Einziger, jedoch als einer der Ersten beschäftigte er sich mit dem Fernsehen als Ausstellungsgegenstand selbst. War es doch bis dahin "nur" als Darstellungsmedium für eine externe Bildherkunft dienend.

Als eines seiner auch einer breiteren Öffentlichkeit bekanntes Kunstwerk gilt der "TV-Buddha" als ein frühes Werk aus dem Jahr 1974.

Ich mache verkürzt dargestellt drei wesentliche Richtungen in seiner Arbeit in Bezug auf das hier beschriebene lokale Kunstwerk aus:

  1. Einmal die Darstellung des Fernsehgerätes als technisch vergängliches Erzeugnis selbst in seinen unterschiedlichen Interpretationen. Nicht ohne Grund war diese Art der Kunstbeschäftigung für Paik am besten von den USA aus mit seinem wirtschaftlichen Überfluss in Verbindung mit deren frühzeitigen schon in der zweiten Hälfte der 1940er Jahre erfolgten TV Start möglich. Auszugsweises Beispiel dafür ist u.a. das Werk "Fat Boy".
  2.  Dann das Fernsehgerät bzw. seine Monitorfunktion in seinen Videoinstallationen selbst als Medium zur Darstellung seiner künstlerischen Aussage an die Betrachter. Auszugsweises Beispiel ist der "TV Buddha". Hier kommt die Funktion der in Echtzeit aufnehmenden TV-Kamera als entscheidendes Element noch hinzu.
  3. Und dann die Vielzahl an Werken, die wiederum (wesentliche) Teile seiner obig angeführten Werke sein konnten mit seiner besonderen Art der Videobespielung selbiger. Musik oder Klänge allgemein im Bild sichtbar zu machen vermag man diese Richtung beschreiben. Als Werkzeug dafür schuf er 1969-1971 mit dem einstigen Kollegen und Fernsehtechniker Shuya Abe seinen ersten Video Synthezizer.

Als mehrstündiges Werk entstand die Visualisierung der "Beatles" die versehen mit eingefügten Fernsehkameraabtastungen von Passanten auf seine Art verfremdet bzw. neu interpretiert wurden.

Paik wollte hierbei über die Manipulation eines Fernsehgeräts hinausgehen, um eine wechselseitige Rückkopplung der Signale zu ermöglichen, und um eine Maschine zu schaffen mit der letztlich frei gestaltbar wie bei einem Klavier gespielt werden konnte.

 
Das Gerät war in der Lage, die Farbe und Form von Videobildern die von externen Videoquellen wie z.B. einer Kamera eingespeist werden in Echtzeit zu verändern.

"Der Synthesizer wurde später in >Video Commune<, einer Live-Sendung auf WGBH in Boston/Massachusetts im Jahr 1970, und Media Shuttle - New York/Moscow, die 1977 auf WNET in New York ausgestrahlt wurde, verwendet.

Keiner der noch existierenden Versionen des Paik-Abe Video Synthesizers, die in den frühen 1970er Jahren produziert wurden funktionierte in den 2000er Jahren noch richtig. Woraufhin das Nam June Paik Art Center 2011 mit Abe für das "Abe Video Synthesizer Restoration Project" zusammenarbeitete, um die Funktionalität des Synthesizers wiederherzustellen" [10].

Gemäß [12] ist die Bezeichnung "Synthesizer" für diese frühe Entwicklung noch nicht angebracht und gebührt anderen Vorreitern die sich mit dieser Technik beschäftigten der Vortritt. 

Wir heute, die seit den 1990er, spätestens den 200er Jahren über Computergrafikkarten und Analoger wie auch jeder Art der Digitaltechnik, zudem leicht verfügbar und leistbar zugreifen können müssen wir uns erst in "seine Zeit" gegen Ende der 1960er Jahre hineindenken um die Leistung und die Arbeit dahinter verstehen zu können.

Wie dürfen wir uns sein Arbeitsgerät, den (analogen*) Videosynthesizer vorstellen?

Im einfachsten Fall als Überlagerungen von unterschiedlichen Eingangssignalen die letztlich so ein neues künstlich geschaffenes Ausgangssignal, sprich Videosignal und Bild erschaffen bzw. generieren.

Im Kern der Schaltung steht ein Videosignal Eingangsmischpult mit dem es möglich war sieben verschiedene Quellen zeitgleich in Echtzeit zu bearbeiten.

Weiters erkennen wir drei frei abstimmbare Frequenzgeneratoren für einfache Effekte.

Sieben daran angeschlossene Videokameras sind so kalibriert, dass sie jeweils nur eine einzige Farbe erfassen und als Videosignal abgeben.

Ergänzt wird das Gerät durch eine Taste zum Mischen und einer Möglichkleit zur Farbenmanipulation sowie Farbenumkehr.

"In seinem Manifest "Versatile Video Synthesizer" zeigte Paik einige Möglichkeiten auf, wie das Gerät eingesetzt werden könnte. Er kombinierte Merkmale der Bildvariationen mit großen Namen der Kunstgeschichte:
So könne er das Fernsehbild

 

  Für die 1994er Arbeit der "Tele-Archäologie" war mit Sicherheit bereits eine fortgeschrittene Synthezizerversion eingesetzt worden.


Nachtrag im Oktober 2022:

Die Situation um die aktuell extrem gestiegenen Energiepreise seit Anfang 2022 machen auch bei den Wiener-Linien nicht halt. So sollen in Stationen überflüssige bzw. der Sicherheit nicht abträgliche Lichtquellen abgeschaltet oder zumindest reduziert werden.

Das hier eine Dauerberieselung mit "medialen Strahlen aus einem finsteren Tunnel kommend" im Sinn einer (weiterhin stattfindenden) Abschaltung des Kunstwerkes dazugehört ist daher bis auf weiteres naheliegend. 



Schlußwort:

Es war ein interessantes Projekt an dem ich hier, relativ gesehen am Anfang meiner damaligen Berufslaufbahn stehend mit einem Geschäftspartner mitwirken konnte und Einblick in diese Art der Künstlerwelt aber auch in die Arbeitsweise der Wiener-Linien und anderer Wiener Institutionen bekam.

Dem Kunstwerk, aber auch all den täglich daran vorbeigehenden Besuchern wäre eine Neuaktivierung mit einer Technik des Standes 2022 auf Basis des Konzepts des Künstlers gewünscht.
Die Aussage des Künstlers, zur Vergänglichkeit der Technik betreffend, bleibt ja auch damit in jedem Fall weiterhin gültig!



Quellen & Literaturverzeichnis:

  1. https://de.wikipedia.org/wiki/Nam_June_Paik; abgerufen am 26.10.2022
  2. https://www.wienerlinien.at/tele-archäologie-1994; abgerufen am 26.10.2022
  3. Archiv Scheida & pers. Erinnerungen
  4. https://vormagazin.at/tele-archaeologie/; abgerufen am 26.10.2022
  5. https://www.pressetext.com/news/kunstmediator-2004-die-wiener-linien.html
  6. https://austria-forum.org/af/AustriaWiki/U-Bahn-Station_Schweglerstraße
  7. https://de.wikipedia.org/wiki/TV-Buddha; abgerufen am 28.10.2022
  8. Aneta Zahradnik in Johann Hödl (Hrsg.): Wiener U-Bahn-Kunst. Wiener Linien, Wien 2011, ISBN 978-3-200-02173-0, S. 105ff.
  9. https://www.mutualart.com/Artwork/FAT-BOY/3D5716347C8BF0CB abgerufen am 31.10.2022
  10. https://prenjpac-en.ggcf.kr/archives/artwork/paik-abe-video-synthesizer abgerufen am 31.10.2022
  11. http://www.medienkunstnetz.de/works/paik-abe-synthesizer/ zu Kat. Nam June Paik, Videa 'n Videology 1959-1973, Emerson Museum of Art, Syracuse, New York, 1974 S.55) abgerufen am 31.10.2022
  12. http://iasl.uni-muenchen.de/links/GCAPDF/GCAPDF-IV.1e.html;  abgerufen am 31.10.2022
  13. https://www.cd-museum.de/57-hardware/bildplatte-laserdisc/214-bildplatte-bis-cd-video-die-player , abgerufen am 3.12.2022
  14. Buch "Der Fall EUMIG" Gerhard Friedrich

Lesetipps:

  1. Erste Anwendungen des Synthesizers - Sigsaly - Digitales Telefonieren in den 1940er Jahren
  2. Das Bildformat 16:9 kontra 4:3 - Eine Abrechnung
  3. Gerätevorstellung zum SONY Trinitron KV-1310E aus den 1970er Jahren 

Offenlegung:

Alle Textangaben wurden ohne Namensnennungem als reine allgemeine Erzählung des TECHNISCHEN Hintergrunds zum Kunstwerk sowie meiner persönlichen individuell subjektiv wahrgenommenen Erinnerung angeführt.

 
Eine Ausnahme bilden die in der Öffentlichkeit stehenden Personen und in allgemein zugänglichen Medien ohnehin präsenten und genannten Personen sowie bereits anderweitig von Dritten veröffentlichte Texte.

Es war und ist nicht die Absicht irgendwelche lebenden oder mittlerweile verstorbene Personen oder Institutionen in einem negativen Licht darzustellen! 

Bilder, siehe Quellenangeben sowie Eigenarchiv Scheida

 

©  Wolfgang Scheida / Wien, 10-11/2022

 zu www.scheida.at/scheida/televisionen.htm gehärend

Letzte Überarbeitung: 19.01.24