Outing: „Ich tat es nur fürs Geld“: Von ALUFANTEN, ersten Umweltanliegen, verschwundenen Geschäften und mehr

Kohlensäurehaltige Erfrischungsgetränke, vordergründig die klassische Coca-Cola 0,33 L Dose, auch Fanta oder Sprite, bisweilen ein 7UP oder Mirinda, immer aber schon weniger ein PEPSI Cola waren zwar auch in meiner Kindheit sehr beliebt, aber für mich bestenfalls nur sehr limitiert „alle heiligen Zeiten“ verfügbar.

Dies lag einmal am Gesundheitsbewußtsein der Mutter, wonach dieses „Zuckerzeugs“ nichts für Kinder im Wachstum sei. Aber auch an den Preisen, die diese Fertiggetränke im Vergleich zum selbstgemachten Hollunderblütensirup, mitgebracht von OMA kosteten.

Ausnahmen davon belegten das „Mezzo-Mix“ Cola-Orange, jedoch in der 1 L Glasflaschenfüllung das es hin und wieder gab.

Alufanten Dosenrücknahmeautomat in den 1980er Jahren
Alufanten Dosenrücknahmeautomat in den 1980er Jahren. Bildquelle: „Der Wirtschaftsingenieur 19 (1987) 1“ [3]

Später, als etwa 14 jähriger kam ich dann an die öS 3,90 Schilling teuren, besser gesagt billigen „Goldana Cola“ Einweg 0,25 L Fläschchen heran, die es bei Hofer (Aldi) gab und die ich mir vom eigenen Taschengeld leisten konnte.

Meine Zähne haben es mir in Summe gedankt ;-(

Ein Teil des Geldes für dieses Extra an Cola Getränken und natürlich auch anderem was man sich so kaufte, stammte aus dem ALUFANTEN, einem Automaten der als Besonderheit etwas annahm, anstatt etwas auszugeben.

Doch mehr dazu später.

KONSUM – PAM PAM – CARREFOUR – LÖWA – KLEINMARKT – FÜR SIE – KAINDL

Kaum einer, der in den 1970er Jahren nicht zumindest passiv mit der KONSUM Geschäftskette sozialisiert worden wäre.

Logo der ehemaligen Handelskette "Konsum"
Date 	1987
Source 	Hard+Soft 1987
Author 	Betreuende Werbeagentur der Kette Konsum

Was am Land zumeist der ADEG war, das war in Wien und den Großstädten der „KONSUM“.

Eine wie sich später auch öffentlich herausstellen sollte, politisch verfilzte, von Gewerkschaften und Betriebsräten an die Spitze getriebene Ineffizienz in den Kostenstrukturen und mehr.

Gegen Ende deren hohen Zeit wurde in 1220 Wien zudem noch ein gigantisches neues Großlager gebaut.

Bis es aber mit dem Konkurs Anfang der 1990er Jahre und der Zerschlagung des Unternehmens soweit war, waren wir wie viele andere Bewohner Wiens auch mehr oder weniger regelmäßige Kunden beim KONSUM.

Noch mehr in Wien 20 der Brigittenau, wo gleich im Innenhof der Gemeindebauanlage im Winarskyhof in einem ehemaligen Kino unweit unserer Wohnung sich ein solcher befand.

Für mich als Kind interessierte dabei das Reiten am Münzautomaten-Löwen oder anderer Kunstgebilde vor dem Geschäft für 2 x öS 1,- Schilling natürlich mehr als das tägliche Allerlei im Geschäft.

Später, wir waren in den 22. Bezirk übersiedelt, war es schon ein nicht unbeträchtlicher Fußweg und ein Schleppen der Waren, das Bezahlen einer Autobuskurzstreckenkarte war Tabu, in Richtung des Reservegartens in Wien-Hirschstetten, wo vor dem damals noch existierenden Städtischen Freibad in der Emichgasse ein Geschäftsensemble, einschließlich einer Geschäftsstelle der „Zentralsparkasse“ und einer „FÜR SIE“ Filiale lag.

„Aktionsbutter – öS 4,- Schilling billiger“ war u.a. der per Postwurfsendung bzw. Feibra Reklamezustellung an die Türe beworbene Aufhänger der Mama bewog mich dort hin zu schicken, bzw. sie uns Kinder gleich dorthin mitnahm.

Ein Bekannter der Familie war zudem Filialleiter einer KONSUM Filiale, jedoch irgendwo in der Stadt, der einige Jahre vor seiner Pension dann gezwungen war erneut bei dem Filialanbieter „SPAR“ eine ähnliche, aber sicher nicht mehr so gut bezahlte Stellung anzunehmen.

„Fressen werden die Leute immer“ – Falsche Prognosen zum KONSUM

Und dabei gab es in der populären 1970er Fernsehserie „Ein echter Wiener geht nicht unter“ ebenso auch diese Verhältnisse gespiegelt:

In einem der stets etwas deftig dargebrachten Dialoge zwischen dem Hauptprotagonisten „Edmund“ alias „Mundl Sackbauer“ und seinem schon Erwachsenen Sohn Karl, alias Karli Sackbauer kam dies so auf dem Bildschirm:

„Fressen werden die Leute immer müssen, aber ob sie sich (in wirtschaftlich schwierigeren Zeiten) neue Elektrokabel verlegen lassen das ist noch nicht heraussen“ war so eine Auseinandersetzung zwischen dem fiktiven KONSUM Lagermitarbeiter Karli und seinem Vater der Elektriker war.

Die Geschichte lehrte uns, das zwar tatsächlich weiter „gefressen“ wurde, dieses aber nicht zwangsläufig vom KONSUM stammen musste.

Neue Geschäftsmarken

Weiter ging es folglich in der Expansion des REWE Konzerns, sowie des damals noch als Einzelunternehmer agierenden Wiener Millionärs Karl Wlaschek mit seinem „Billigen Laden“ alias dem BILLA (Von meiner Oma stets „Die Billa“ genannt) und den MERKUR Filialen nebst anderen vielfach noch kleinen Feinkostgeschäften und Greisslereien, die in Folge nach und nach aus wirtschaftlichen Gründen vom Markt verdrängt wurden und so verschwanden.

Dazu passt aus dem erweiterten Familienkreis das kleine Lebensmittel-Greissler-Geschäft „Feinkost EICHLER“ wo es galt aus „Höflichkeit“ deren Restwarenbestand bei der Geschäftsauflösung zwar vergünstigt, aber letztlich zu ohnehin sonst üblichen Supermarktpreisen in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre abzukaufen.

Ein ähnliches Schicksal traf später auch die in unseren Wohnsiedlungen eingebettenen Kleinsupermarktfilialen wie dem „LÖWA“ oder dem „KLEINMARKT“, die zum Teil mit dort als Nachmieter einziehenden günstigen chinesischen Restaurants den Trend zum Fertigessen, weg vom Selberkochen markierten.

LÖWA Supermarkt in Wien 1220, Rechnung aus 1984
LÖWA Supermarktrechnung aus 1984 sowie LÖWA Prospektauszug aus 1976
LÖWA Markt Prospektauszug 1976

In 1200 Wien am Handelkai gab es wiederum den „PAM PAM“, einen Großraumsupermarkt wo Papa einmal die Woche größere Gebinde u.a. an Zucker (zum Backen und Einwecken), Mehl und Mineralwasser mitbrachte.

Ebenso später, nicht zuletzt mit dem dann kostenpflichtigen Kundenparkplatz in Verbindung der Parkraumbewirtschaftung erledigte sich das dann von selbst.

„Das gibst’s nur bei Carrefour“ war der Werbeslogan jener Tage.

Ein Großsupermarkt den ich bewußt nur einmal mit der Familie eines Freundes besuchte, als mich der Weg mit ihnen über die Wiener Süd-Ost Tangente, an deren damaligen nördlichen Ende sie „praktischerweise“ im Kleingartenverein „Kanada“ direkt an der Autobahnauffahrt noch ganz ohne Schallschutz lebten und wir in die SCS – Shopping City Süd zu meinem ersten IKEA Besuch, wie auch eben dem „CARREFOUR“ fuhren.

Nach Kanada hatten sie es zwar nie geschafft, an diesem Tag aber zumindest bis in die SCS.

Großzügig in einer mir unbekannten Weise füllte sich sehr rasch deren Einkaufswagen. Neues Essbesteck wurde dabei so als nebenbei Handlung gleich mit in den Wagen gelegt.

Geld war in diesem Haushalt, leider in Verbindung mit einem sehr schweren, ihm, den Familienvater, deutlich nachhaltig schädigenden Arbeitsunfall auf einer Großbaustelle, einem Eisenbieger aus dem Burgenland stammend, aufgrund von Entschädigungszahlungen dann relativ gesehen „genug“ vorhanden.

Dies im Gedenken an: Alfred ✝1987, Freund Roland ✝2015 und Käthe Kern ✝2019.

KGM – Konsum Großmarkt und das HWZ – Heimwerkerzentrum im Wiener Donauzentrum

Das DONAUZENTRUM in Kagran war insbesonders seinerzeit ein beliebter Anlaufpunkt für die Bevölkerung des Bezirks. Gab es doch mit Ausnahme vom „GERNGROß“ am Spitz in Wien-Floridsdorf jenseits der Donau kaum eine alternative ernstzunehmende Auswahl an Geschäften. Schon gar nicht wenn es etwas Spezielleres betraf und man gezwungen war umständlich mit mehrfachen Umsteigen von Bus und Straßenbahn den Weg in die Stadt zu suchen.

Zudem war es vom damaligen Bezirksvorsteher dahingehend verkehrstechnisch als „Kopfbahnhof“ des Bezirks arrangiert, „damit das Geld im Bezirk bleibt“ wie man hinter der vorgehaltenen Hand zu hören bekam.

Und so gab es eben zwei große KONSUM Destinationen in diesem Donauzentrum:

Das „HWZ Heimwerkerzentrum“, das als Hartwarenhaus für Werkzeug und vieles was der typische Häuselbauer im 22. Bezirk brauchte beherbergte.

So nach und nach kaufte auch ich dort mein eigenes Werkzeug zusammen. U.a. einen Glasschneider und eine Werkzeugkiste um öS 50,-Schilling , die ich, zwar schäbig anzusehen, aber nach 40 Jahren immer noch besitze.

Ein Baumarkt in dem Sinne von BAUHAUS oder dem damaligen BAUMAX war es jedoch von der Größe und den Produkten her schon eher nicht.

Er teilte aber ein wenig das Schicksal vom Hartwarenhausfilialisten „KAINDL“ der quer Beet aller Branchen „Alles und Nichts“ hatte, ehe letzterer später ebenso mitsamt der gesamten Ladenkette in Konkurs ging.

Ebenso gab es noch den „großen“ KGM – KONSUMGROßMARKT im DONAUZENTRUM, der u.a. auch eine Elektrowarenabteilung hatte.

„Die Deutschen lassen sich das aber nicht gefallen“ blieb mir der Satz geäußert von der befreundeten Familie in Erinnerung mit der ich schon die SCS „unsicher“ gemacht hatte.

Wortstark erklärte sie, die Mutter meines Freundes, dem Verkäufer was an dem gekauften Siemens Elektronik Staubsauger nicht alles schlecht und falsch sei. Ein Gerät das technische Spielereien aufwies wovon „Normalbürger“damals nur träumen konnten. Hatte unser eigener Staubsauger ja lediglich den Ein/Ausschalter, war besagter Siemens mit einer stufenlosen Drehzahlregelung versehen und diversen weiteren Extras wie der automatischen Kabeleinzugstaste oder Schmutzbeutelfüllstandsanzeige.

Soweit der Bogen der Geschichte der über eher seltene gelegentliche Einkäufe in diesem Markt hinausgegangen ist.

Die ALUFANTEN

Der ALUFANT in der Interpretation des Jahres 2015 in der Schweiz.

Es stand nicht mehr der Automatengedanke, sondern die Aufmerksamkeit für das unentgeltliche Sammeln im Mittelpunkt. ©Bild: DonatoCaspariJohannesGraf

Was nun relevant ist, das sind die im Bereich der Flaschenrückgabe des großen DZ KONSUMS eines Tages, so wie auch an wenigen ausgewählten weiteren Standorten aufgestellten, im umgangssprachlichen Jargon sogenannten „ALUFANTEN“ sprich Altdosenrücknahmeautomaten.

Wie an obigen Foto zu erkennen, steckte man da einfach eine leere Alu Getränkedose in die Öffnung.

Eine motorgetriebene Einrichtung quetschte bzw. presste diese gleich auf rund 1/10 der Ursprungsgröße zusammen und man erhielt anfangs öS 0,25,- Schilling, also 25 Groschen je leerer Altdose.

Ein Gutscheinbon wurde am Ende des Vorganges ausgedruckt, den man dann bei der KGM Kassa einlösen konnte.

Das galt bzw. funktionierte natürlich nur für Aluminium Getränkedosen.

Stahlblechdosen wurden wieder ausgeschieden und man bekam nichts dafür. Was man beim Sammeln, soweit man es aus der Erfahrung noch nicht wusste, mit einem kleinen mitgenommenen Magneten vorweg an einer aufgefundenen Dose wohlweislich selbst beurteilte.

ALU Dose für den Alufanten
Bild: Eine häufig bereits zertretene ALU Dose auf der Straße; Leider wurde sowas vom Alufanten nicht mehr angenommen!

Leider mussten die Dosen jeweils vollständig Intakt gewesen sein. Verbeulte oder gar schon „vorgepresste“ Dosen wurden gnadenlos ausgeschieden. Selbiges galt für Dosen die von deren Vorbesitzern gar als Aschenbecher (Fachlehrer Navratil), als Mini Mülltonne oder ähnliches Mißbraucht worden waren.

Zum Vergleich: Eine 1L Pfandflasche alias AF Norm (Austria Flaschennorm) und andere „erlösten“ öS 4,- Schilling. Eine Pfand-Bierflasche öS 1,20 Schilling.

Bei aller Inflation: Diese Preise gelten über 40 Jahre später immer noch 1:1 in Eurocent umgerechnet bis heute (2023), was meiner Meinung nach dem Pfandsystemmotivationsanreiz etwas entgegenläuft!

Geschichte Teil 1: Der Hintergrund zum ALUFANTEN

Was ich als Kind damals natürlich nicht wusste bzw. mich bestenfalls nur sehr eingeschränkt interessiert hätte:

Gab es damals schon Interessensgruppen, die sich mit Umweltschutz und Kreislaufwirtschaft, ehe es Recycling hieß, beschäftigten, und die sich intensiv mit dem nicht unwesentlichen Energieaufwand und Resourcenaufwand im Allgemeinen je hergestellter Getränkedose im Besonderen beschäftigten.

Alu Getränkedosen in der Natur
Bild: Leere Getränkedosen, am Rost sind die Stahlblechdosen zu erkennen. Weiß die Aludosen. „Deponiert“ in einem Schutzgebiet nördlich Wiens aufgefunden im Jahre 2011!

Wie so oft standen dem starke wirtschaftliche Interessen entgegen:

Namentlich die Österreichische verstaatlichte Industrie mit ihrer Ranshofener Aludosenerzeugung in Enzesfeld (NÖ) [2], das ab Frühjahr 1984, andere Quellen [3] schreiben von 1983, das bisher durch Stahlblech hergestellte Dosenblech ersetzen wollte und konnte sowie in kurzer Zeit einen Marktanteil in Österreich von 80% (!) erreichte.

Neben den kolportierten 0,5 kWh Strom/je Dose, der zur Herstellung eingesetzt werden musste, kam noch der Umstand, dass die bisher gebräuchliche Magnetabtrennung von Schrottwertstoffen in der Müllverbrennung hier, da Alu nicht magnetisch ist, nicht zum Tragen kommen konnte.

In Folge dieses Alu, in Abhängigkeit der Materialstärke entweder gleich mitverbrannte oder mit der Schlacke auf die Restmülldeponie, z.B. am Rautenweg Wien 22 gelangte.

Beides bedeutete aber stets den Verlust dieses wertvollen Metallrohstoffes.

ALUFANTEN als „Lösung“ ?:

Um den Anschein eines funktionierenden Alu Recyclings zu geben, wurden natürlich nur an wenigen hochfrequenten Stellen, u.a. eben bei Einkaufszentren diese ALUFANTEN aufgestellt.

ALUFANT war natürlich ein vom Marketing geschaffener Begriff, der andeuten sollte, dass der Automat wie ein Elefant eine Dose ganz klein zerstampfen würde, da die Fachbezeichnung „Dosenrücknahmeautomat“ zu sperrig wirkte!

Das Conterfei eines Elefanten war daher ebenso am ALUFANTEN abgebildet.

Ansonsten aber wurden Aluverpackungen generell zumeist zum reinen Wegwerfprodukt.

Die Standorte der ALUFANTEN (Auszug):

  1. Wien: KGM – Konsumgroßmarkt, 1220 Wien Donauzentrum 2 Automaten
  2. Wien: Donauinsel

Pressemeldung: Donauinsel – „Alufanten“ fressen eifrig

Gemäß [1] Recht eifrige Fresser sind die auf der Donauinsel aufgestellten „Alufanten“, die Automaten zur Rückgabe von Aluminium-Getränkedosen: Innerhalb von vier Wochen haben sie über 20.000 Alu-Dosen geschluckt und dafür Geldbons ausgespuckt.

3. Wien: Wr. Christkindlmarkt (Wien 1)

Pressemeldung: 29.11.1984: Alufant am Wiener Christkindlmarkt

Gemäß [1]: Auf dem Wiener Christkindlmarkt wurde ein sogenannter Alufant aufgestellt. Das Gerät presst eingeworfene Aluminiumdosen zusammen und macht sie wiederverwertbar. Pro Dose erhält man 25 Groschen (ab Jänner 1985 20 Groschen). Darüberhinaus wird in unregelmäßigen Abständen ([3] zwischen 50. bis 100. Dose) ein Glücksbon von 20 Schilling ausgeworfen.

4. NÖ – KGM – Konsumgroßmarkt in Vösendorf

5. Salzburg: Großmarkt Interspar

Anfangs gaben diese 25 Groschen je Dose, dann nur mehr 20 Groschen, um später (1. Hälfte 1985)[2} auf gar lächerliche 10 Groschen gesenkt zu werden.

Dies da augenscheinlich die Nachfrage bzw. die Mitwirkung ohnehin groß genug erschien als das man dafür noch höhere Beträge hätte geben müssen.

Anmerkung: Erst nach und nach etablierte sich in allen zuerst größeren Städten und Gemeinden Österreichs, letztlich Flächendeckend ein weitgehend allumfassendes Sammelsystem u.a. auch für alle Arten von Altmetallen.

Alles nur ein PR-Gag?

Wie ich erst jetzt in Verbindung mit den Recherchen erfahre, waren die ALUFANTEN letztlich lediglich immer schon als reines Marketing Instrument für die „Beruhigung“ einiger Zweifler gedacht, sowie zum Anstiften und der Bewustseinsbildung bei der Bevölkerung zum freiwilligen Sammeln und (kostenlosen) abgeben von Aluminium an erst neu zu schaffende Sammelstellen.

Als Mastermind zu dieser Aktion nennt [5] Herrn Wolfgang Rosam, der mit PUBLICO mehrfach den Österreichischen Staatspreis für Public Relations u.a. zu den Themen:
– „Alufant“ – das erste Aluminium-Sammelsystem in Österreich gewonnen hatte.

Der Ablauf der Aktion:

Gemäß [3] ging es am 29. Mai 1984 um 10:30h beim KGM in Vösendorf/NÖ mit dem Aufstellen von drei ALUFANTEN und dem zugehörigen Trara samt Pressekonferenz los.

Gar zwei echte Elefanten aus dem Laxenburger Schloßpark durften für die Sache ihr volles Gewicht einbringen.

An einer Schießbude konnte auf Alu Dosen geschossen werden, die anschließend ihren Platz im Alufanten fanden.

Sprachrohr der Aktion war der Generaldirektor der Vereinigten Metallwerke Dr. Rudolf Streicher, ein Mann den wir Jahre später dann als Bundespräsidentenkandidat wieder begegnen werden.

„Ein völlig offenes Reden“ u.a. auch zum Umweltschutz war von der PR Anleitung nebst Werbe-PR Geschenken angedacht.

Ungewöhnlich zudem das Erwähnen des bewußt bescheiden und spartanisch (!) gehaltenen Buffets!

Das Ganze war zudem von Anbeginn „nur“ als Modellversuch für die Akzeptanz des Alu-Recyclings gedacht und nie als Dauereinnahmequelle von Sammlern. Als Versuchsgroßraum war Wien sowie der überregionale Bereich auserkoren worden.

Die Donauinsel wie auch die Zusammenarbeit mit dem KGM waren als Zielorte aufgrund des Dosenaufkommens als Erfrischungsgetränk für Unterwegs in der Freizeit auserkoren worden.

Der Minister Dr. Steyrer wiederum war das politische Testimonial, das als Vertreter der Republik nun auch die übergeordnete Unterstützung für das Projekt zusicherte.

Hinzu kam die mediale Berichterstattung in Radio (Ö3) sowie auch als Cartoon u.a. in der Kronenzeitung im „Columbus“.

Der Erfolg:

In 10 Wochen wurden bereits über 250.000 Dosen gesammelt, was einer Recyclingquote von 65-70 Prozent entsprach. Ziel waren 50% [3].

Ebenso sprangen weitere Institutionen in Eigenregie, wie etwa Schulen, Vereine aber auch der Altstoffhandel auf diesen Zug der Wiederverwertung und des Sammelns auf.

Anmerkung: Woher die Quellenzahlen (Regional zugeordneter Verkauf von Alu Dosen und regionaler Kosum selbiger) stammen geht leider nicht hervor. Diese Angaben sind daher mit Vorsicht zu betrachten!

10 Wochen wären 70 Kalendertage für die Rücknahme, aber lediglich 60 Tage für den Verkauf (Ohne Sonntage). Pro Tag wären dann lediglich 6.000 Alu Dosen (An welchen Standorten?) verkauft worden wären.

Geschichte Teil 2 – Mein eigener Hintergrund dazu:

Alles hat eine Vorgeschichte, und so traf das Sammeln von Gegenständen mich wohl nicht zufällig.

Wie mir Papa später erzählte, soll mein vor meiner Zeit bereits verstorbener Großvater ebenso Altmetalle gesammelt und gegen Geld veräußert haben.

Ein Ablauf, der im bescheidenen Rahmen, bezogen auf wertvollere Buntmetalle wie Messing und Kupfer soweit sie mit einem Fahrrad transportierbar und legal aufgefunden werden konnten auch von mir in Unwissenheit der vergangenen „Familientradition“ ebenso zum Teil unter Zuhilfenahme von Papa beim Wegtransport zum Altwarenhändler geschätzt 2-3 Jahre Jahre gepflegt wurde.

Wie ich dann von den ALUFANTEN und dem Umstand, das man da Geld dafür bekommt erfahren habe weiß ich leider nicht mehr.

Ebenso war aber gleich klar, das sich eine ernsthafte Anzahl an ALU Leerdosen nicht im unmittelbaren Familien- oder Freundeskreis finden würde.

Als Quelle taten sich daher primär Mitschüler auf, allen voran in Verbindung mit von der Schule aus organisierten Wandertagen an denen Vorzugsweise diese Getränkedosen als Erfrischung von deren Eltern den Kindern mitgegeben wurden.

In diese Ära Anfang der 1980er Jahre fiel auch die Gründungszeit der Partei der „Grünen“ bzw. dieser Bewegung mit dem Engagement in der Hainburger Au gegen das Donaukraftwerk zugunsten des Erhaltes der Aulandschaft. Auch der Kampf gegen den sauren Regen war damals ein Thema.

Und so dachten die Mitschüler ich täte es für den gelebten Umweltschutz und gaben mir meist bereitwillig ihre leeren Dosen in der Annahme damit gleich auch selbst etwas gutes für die Umwelt getan zu haben, die ich in Folge in einem oder mehreren mitgebrachten Plastiksäcken einsammelte.

Möglich, das im Rahmen des Biologieunterrichts das Thema Kreislaufwirtschaft ebenso seinen Teil dazu beigetragen hat.

Der Gedanke war nicht so abwegig, wie u.a. ein am 9. April 1986 erschienener Artikel aus der Zeitung >Burgenländische Freiheit< [4] belegt:

„Hobt’s kan Mistkübel gfunden“ lautet dann die „Begrüßung“ des wartenden Ausflugschulbusfahrers als ich mit einem großen Sack Dosen wieder in den Bus einstieg, da dieser weder mein dahinter stehendes Konzept, geschweige denn was von Umweltschutz verstand bzw. davon überhaupt etwas wissen konnte.

Waren dann ein bis zwei rund 120 L Müllsäcke mit den Leerdosen in unserem Kellerabteil gut gefüllt, ging es damit eben mit dem Autobus, wohl mit der Gratisfahrregelung in den Ferienzeiten ins Donauzentrum zum KGM Alufanten.

An die anderen Aufstellorte wie auf der Donauinsel, es müsste bei der Reichsbrücke im Bereich des damaligen „Schuhski“ gewesen sein kann ich mich selbst aber nicht mehr entsinnen.

Inwieweit die 25 bzw. 20 Groschen tatsächlich den Altmetallgegenwert darstellten entzieht sich ebenso meiner Kenntnis.

Der bescheidene Erlös der ALUFANTEN:

Die Anfänge dieser „Einkommensquelle“ muten mehr als Bescheiden an:

  • öS 4,25 am 13.8.1984 (!). Dies im Vergleich zum Erlös aus dem herkömmlichen Flaschenpfand von öS 28,- am 22.8.1984.
  • Gesteigert auf öS 14,75 am 31.8.1984
  • Mit erstmals einem Gewinnbon insgesamt 81,25 Schilling am 4.9.1984 (245 Dosen!)
  • ös 27 Schilling am 23.9.1984 (Hier haben die Eltern die Dosen „gegen meinen Willen“ auf die Donauinsel gebracht und sich gleich was vom Erlös abgezweigt)
  • Mit 1.2.1985 waren nur mehr 20 Groschen je Dose erzielbar was mir öS 14,60 Schilling „einbrachte“
  • Im Vergleich dazu brachte mir „herkömmliches Altmetallsammeln“ (über einen längeren Zeitraum) am 30.4.1985 öS 334,- Schilling ein
  • Folglich mein „Aludosenengagement“ zumindest meinen überlieferten Aufzeichnungen nach, letztlich nur knapp mehr denn ein halbes Jahr anhielt.

Das Ende der ALUFANTEN für mich

Es dürfte womöglich ein subventionierter Gutschriftspreis gewesen sein.

Denn nach schon wenigen Monaten wenn überhaupt verschwanden diese Automaten wieder bzw. es kam zu einer Reduktion auf nur 10 Groschen, oder letztlich gar nichts mehr für die Leerdosen.

Ein Umstand der mein „Umweltbewußtsein“ in dieser Sache, vom korrekten Einwurf in einen Mistkübel abgesehen, augenblicklich erlahmen ließ. Abgesehen davon, das ich ohnehin eher selten zu Alu Dosen in Eigennutzung kam.

Zudem am Ende der Schulzeit für dieses wenige Geld auch ich nicht mehr weiter am Sammeln und dem Aufwand, einschließlich der „Geruchsnote“ im heißen Sommer interessiert war.

Das Thema Müllvermeidung, Nachhaltigkeit sowie Schonung der Resourcen aber ist all die Jahrzehnte weiter geblieben.

Interessant bleibt für mich auch, wie man als Kind solche und andere Neuerungen flexibel und schnell angenommen und verwendet hat.

Geblieben ist auch der Umgang mit all den Verpackungen: Allen Beteuerungen zum Trotz, sehe ich tagtäglich am Arbeitsplatz wie auch auf der Fahrt in den landwirtschaftlich genutzten Feldern beidseits der Straße alle Arten von (Verpackungs-)Müll.

Und so wie mir der Gesichtsausdruck einer Sammlerin (Miststirlerin) im Gedächtnis geblieben ist, die mit einem Greifhaken begierig eine Römerquelle Mineralwasser Pfandleerflasche zum Gegenwert von damals öS 4,- Schilling „an Land zog“ und ich instinktiv spürte, bei ihr geht es nicht um ein kleines Extra Taschengeld, sondern um den nötigen Teil des Lebensunterhalts.

So bin ich überzeugt, das ein landesweites Pfandsammelsystem für all die Verpackungen auf diesen Weg das Thema zumindest besser beherrschen ließe.

Den Leute die Geld brauchen wird es immer geben.

Nachtrag September 2023

In den Medien wurde jüngst bekannt gegeben, das mit Anfang 2025 in Österreich ein neues Pfandsystem für ALUDOSEN und Platikgetränkeflaschen eingeführt wird. Als Pfandhöhe werden 25 Eurocent genannt [9].

Letzteres ist angesichts der Inflation meiner Meinung nach von Anfang an zu gering.

Aber es ist ein (wieder-)Beginn in die richtige Richtung.

Quellen und Literaturnachweise (Auszug):

  1. Alufanten – „Historischer Rückblick aus dem Jahr 1984 – Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz vom 22.11.1984 gemäß https://presse.wien.gv.at Stadt Wien Webportal, abgerufen am 26.8.2023
  2. ÖNB Kurier, Landesgruppe Salzburg, Folge 2/1985 zu Ranshofen/Alufanten. Zobodat.at; Abgerufen am 26.8.2023
  3. Zeitschrift: Der Wirtschaftingenieur 19 (1987) 1; Abgerufen auf https://diglib.tugraz.at/ am 26.8.2023
  4. Burgenländische Freiheit vom 9. April 1986; abgerufen über ANNO am 27.8.2023
  5. http://www.acba.at/wolfgang-m-rosam/
  6. https://www.tagblatt.ch/ostschweiz/arbon-kreuzlingen-weinfelden/der-alufant-schluckt-leere-dosen-ld.807268
  7. johannesgraf/alufant
  8. Archiv Scheida
  9. https://kurier.at/podcasts/daily/was-bringt-das-plastikpfand/402608726; Abgerufen am 1.10.2023

Hier noch weitere Lesetipps vom Autor:

Meine erste Unterhaltungselektronik in den 1980ernAll meine frühere Unterhaltungselektronik
 für Freunde der Geschichte des Satelliten TV in Europa

©2023/08 by Wolfgang Scheida, zu www.scheida.at gehörend

Erfahrungen und Erinnerungen mit dem russischen WOLGA GAZ-M21 Oldtimer, BJ 1960

Anmerkung:

Nachstehender Artikel steht NICHT in Zusammenhang zu den aktuellen Ereignissen in den Ländern der ehemaligen Sowjetunion sondern ist nur einer neutralen Oldtimerleidenschaft gewidmet!

GAZ M-21 Wolga 1960 Oldtimer Brunn/Gebirge
GAZ M-21 Wolga 1960 Oldtimer Brunn/Gebirge

Bild: Gar unterwegs im Auftrag der Partei ? NEIN ! Nur ein Oldtimerenthusiast unterwegs in Brunn am Gebirge/NÖ anno 2001!

Einleitung:

Ein Oldtimer sollte es sein, mit dem man herumfahren und sich mit der technischen Materie auseinandersetzen kann.

Bei uns übliche West-Kandidaten wie der VW Käfer oder ein Opel Kadett waren mir schon immer zu banal. Zudem verband mich innerlich nichts mit diesen Fahrzeugen.

Die Phase mit einem “Ami-Schlitten”, zugegeben, damals noch als Youngtimer deklariert, zeigte, das höherwertige Autos nicht nur teuer im Unterhalt und den Reparaturen, sondern auch eine besondere Herausforderung waren um sie als KFZ Novize in den erforderlichen Details verstehen zu können.

Bild: „Ami“ Schlitten in Form eines 1977er Crysler LeBaron Medallion Sedan

„Da hat man die Waschmaschine und den Staubsauger gleich in Einem“ witzelte dazu mein damaliger Geschäftspartner angesichts der vielen Schläuche und Kabeln die wir seinerzeit noch nicht zuordnen geschweige denn deren Funktion verstehen konnten.

Eine ganz andere Liga dazu waren die vergleichsweise einfach gestrickten Fahrzeuge aus der ehemaligen Sowjetunion.

Der Prozess der Auswahl:

Der klassische LADA hätte es prizipiell sein können, war aber gegen Ende des letzten Jahrtausends auch auf unseren Wiener Straßen ein, wenn auch stetig seltener werdendes Fahrzeug, so aber noch immer ein Allerwelts Alltagsauto.

Lada Werbung 1979
Lada Werbung 1979

Das würde man heute 2023 schon anders sehen und bewerten. Werden doch die LADA’s der ersten 1970er Serie teurer gehandelt als das einstige Italienische Fiat 124er Original!

Blieben der auch in Österreich einst ebenso ob deren guten Ostkontakten geschuldet über Gräf & Stift verkaufte, eigentlich Ukrainische Saporoshez ZAZ 968 – SAS 968, bei uns unter >Eliette< vermarktet.

Ein verkürzt geschildert vereinfachter Westdeutscher NSU Prinz Nachbau in dem ich als Kind, einmal mit Polnischen Gästen, und einmal mit einer lokal befreundeten Familie mitgefahren bin.

In den Ausnehmungen links und rechts im hinteren Motorraum hatten die Gäste allerlei Ersatzteile wohlweislich gleich mitgeführt gehabt.

Die österreichische Familie hatte deren gleich zwei, am Gemeindebauparkplatz in „Pole Position“ in Eintracht geparkt gehabt: Je einen der Vater und der Sohn. Letzterer war Feinmechaniker von Beruf der sich zu helfen wusste…. ehe der Wagen auf dem Weg in die Berufschule an einer Eisplatte unter dem Schnee seinem vorzeitigen Ende entgegenschlitterte…

Fahrkomfort: Fehlanzeige. Weit war das Fahrwerk von einem Go-kart nicht entfernt. Dazu die berühmte „SS“ Benzinstandheizung für wahlweise Sahara oder Sibirien. Zwischenstufen gab es nicht.

Greifbar, zudem in noch nicht durchgerosteten Zustand war er am lokalen Markt um 2000 nicht (mehr), zudem als Billigauto auch in seinem Heimatland bekannt und nur deshalb so stark verbreitet weil es das einzige Fahrzeug , ein richtiges Auto soll es in der kollektiven Erinnerung nie gewesen sein, war, das man ohne Wartezeit kaufen konnte.

Zitat jener Tage in der DDR: „Wer früher einen Ochsen drosch, fährt heute einen Saporosh.“ Die schleißige Verarbeitung soll gar auch in der DDR ihm vom weiteren Import ausgecshlossen haben.

Mit der Stadt in der das Autowerk stand hatte Österreich, namentlich Linz in Oberösterreich zumindest soweit etwas als Industriestandort an einem großen strategischen Fluß gelegen gemeinsam, das es dort die Saporoshjestraße seit 1987 im Sinne einer Städtepartnerschaft gibt.

Kam dann noch der Russische Moskvich in Frage, also “Sohn Moskaus”, aus dem AZLK Werk, einer Weiterentwicklung des Opel Kapitän, dessen Fertigungsanlagen man nach dem Krieg als Reparationsleistung aus Deutschland „einkassiert“ hatte und so in der Sowjetunion mit der Produktion von weiteren PKW Autos der Mittelklasse begann.

UdSSR ALZK Moskwitsch im Alltag
Bild: Ein UdSSR AZLK-Moskwitsch im Alltag im Wien der 2000er Jahre!

Ein späteres 1960er Moskwich Kombi Modell. 2004 tatsächlich noch als Handwerkeralltagswagen „Daily Driver“ unterwegs auf Wiens Straßen! Da war schon vieles nicht mehr original daran. Wie er da noch ein legales „Pickerl“ (TÜV) bekam fragte ich mich immer wenn ich den Wagen u.a. in Wien 3 sah. Der Handwerkermeister dürfte sich mit dem Nachbefüllen von Gastrokühlanlagen verdingt haben. Ein Gewerbe, das zumindest in dieser Form mit dem FCKW Verbot der alten Kältemittel zeitgleich sein Ende fand….

Wenn schon der “kleine” 1950er Moskvich gut aussah, im Sinne von einer etwas verspielten Retro Barock Verschnörkelung, dann galt dies noch mehr für seinen großen Bruder, den Wolga GAZ-M21.

Der Russische GAZ M21 Wolga Oldtimer Baujahr 1960
„Sowjetbarock“: Viel Chrom und verspielte Verzierungen

In Österreich, wo der Moskwitsch ebenso einst verkauft worden sein soll, sah ich mit Ausnahme einer ebensolchen Kombiversion in Wien 21 beim Mediamarkt selbst nie einen auf unseren Straßen. Auch schien mir eine Auslandssuche folglich nicht allzu aussichtsreich.

An der Brünnerstraße fand man da schon „gestrandete“ die den Weg bis nach Wien aus der ehemaligen CSSR der Nachwendezeit nicht mehr geschafft haben und am Straßenrand „verendeten“.

Der österreichische Regieseur Axel Corti nahm in einem seiner Filme „Totstellen“, einer Seelenanalyse gleich auch einmal Bezug darauf: „Sein alter Moskwitsch war schon so durchgerostet….“

Die GAZ Automobilfabrik

Kommen wir eben zum GAZ-M21 aus den Gorky Automobilwerken in Nischni Nowgorod rund 400 km östlich von Moskau gelegen stammend.

Nicht unerwähnt bleiben sollte noch sein unmittelbares Vorgängermodell: Der GAZ-M20 „Pobjeda“, was soviel wie „Sieg“ bedeutet, in Anlehnung an den 1945 gewonnenen Vaterländischen Krieg zu dessen Anlaß und Ehren u.a. ein Automodell geschaffen wurde.

Es fand sich tatsächlich bei Wr. Neustadt ein Altwarensammler der da gar nicht mitbekommen hatte das er einen solchen da hatte. „Er könne kein russisch“ war die Begründung. Leider war der Wagen von Fahrbereit weit entfernt. Über Tschechien hatte er ihn importiert gehabt und so ließ ich es.

Lediglich ein Sammlerkollege hatte ebenso einen GAZ-M21, jedoch als CSSR Import in der >S< Exportausführung.

Zu erkennen u.a. an den besseren Scheibenwischerarmführungen und am stärkeren rund 80 PS Motor.

Die Oberliga in Sachen UdSSR Autos, die Rede war von „nur“ 10.000 Dollar im Jahr 2000 für einen Gebrauchten, stellte die Regierungslimousine, die Tschaika (Möwe) GAZ-13 dar.

Abgesehen von der schieren Größe des Fahrzeuges, mit dem V8 Motor, der Dreigang Druckknopfautomatik und weiteren Spielereien wäre ich letztlich nicht weit von den einstigen Herausforderungen beim „Ami-Schlitten“ entfernt gewesen weshalb ich es sein ließ.

Video: Tschaika GAZ-13 – Sony Camcorder Analogvideoaufnahme aus 1998 noch unterwegs in 1150 Wien Braunhirschengasse. Ein Zeitzeugnis! Es hatte mit Sicherheit keine gültige Zulassung oder Versicherungsschutz mehr. Das es da die UdSSR nicht mehr gab wussten scheinbar auch die Polizisten nicht und ließen ihn gewähren.

FOLGT

Bild: Leonid Breschnev, einst Liebhaber von alkoholischen Getränken aber auch von Luxusautos. Legendär seine Sammlung die sich beileibe nicht nur auf auf russische Modelle beschränkte. Berüchtigt war er für seine „scharfen“ Fahrten mit US Geschenken in Form eines Ford Lincoln aber auch der Mercedes Benz S-Klasse die sogleich zum Alteisen ob seiner Fahrweise mutierte.

Der sowjetische Flüsterwitz lautete nicht ohne Grund:

„Mutter Breschnew besucht ihren Sohn. »Hier, dies ist mein Haus«, erklärt er ihr, »dies ist mein Auto, da ist mein Swimmingpool.« Dann zeigt er ihr ein paar Fotos: »Hier, dies ist mein zweites Haus, dies ist mein Flugzeug, dies hier ist meine Villa am Schwarzen Meer, und dies ist meine Yacht.«

Mutter Breschnew ist beeindruckt. »Du lebst wirklich gut, Leoneschka«, sagt sie, »aber ich mach mir Sorgen um dich. Was passiert, wenn die Bolschewiken zurückkommen?« [Quelle: 18.07.1982, DER SPIEGEL 29/1982]

So kam ich zu meinem Wolga:

Dem Internet gedankt, fand sich ein westdeutscher Gebrauchtwagenhändler der blumig und „etwas an der Wahrheit vorbei“ das Fahrzeug, einen GAZ Wolga M-21 in einem Inserat anpries.

Auf meine Frage nach der tatsächlichen Originalität folgte nach langem Zögern ein, „ja ja paßt alles“. Machen Sie sich keine Sorgen.

Diese sollten erst später folgen wenngleich ich dies ja ohnehin für mich als reines Hobby betrachtete und keinen zwanghaften Erfolg oder eine Alltagsverläßlichkeit anstreben musste.

Dann folgte eine Kaufoption, und in Folge der Druck seitens des Verkäufers, alias „ich habe einen anderen Käufer“;

Obwohl klar war das dies nicht der Fall war, war es mir egal. Zum Einen wollte ich den Wagen sowieso. Zum Anderen gab es preislich ohnehin nichts vergleichbares am Markt.

Blick in den Maschinenraum: Die LADA Wechselstrom-Lichtmaschine ersetzte da bereits den originalen Gleichstromgenerator

Dies deshalb, da „man“ so was schon immer einmal haben wollte weil es nicht gerade alltäglich ist und diese Art von Autos jahrzehnte lang hinter dem Eisernen Vorhang vor uns „versteckt“ waren.

Der Gedanke war es, das Fahrzeug als fahrendes (bzw. stehendes) Museum zu betreiben mit Erinnerungen an den kalten Krieg sowie die Darstellung der vergangenen Erzeugnisse aus der Zeit in der ehemaligen UdSSR sowie des ehem. Eisernen Vorhangs. Das Ganze zudem ohne jegliche politische Schönfärberei, nur um hier Mißverständnisse zu vermeiden!

So organisierte ich per Spedition Lagermax eine Überstellungsfahrt von Bezirk Deutschland-Hannover nach Österreich-Brunn Geb/bei Wien, zu einem Freund welcher zufällig ein Autohaus mit Werkstatt und Spenglerei und Lackiererei hatte. Ohne diese Voraussetzungen wäre dies damals wohl auch kaum realisierbar gewesen.

Auf dessen Gelände geduldet wurde er dort eingestellt. Selbst eine Blechgarage durfte ich als neues Heim für den Wagen aufstellen.

Die theoretische Möglichkeit den Wagen auf eigener Achse Heim zu überführen, unterließ ich aufgrund seiner ausdrücklichen Warnung: „Willst du wirklich 600 km mit einem dir unbekannten zudem 40 Jahre alten Fahrzeug 600 km durch „Feindesland“ fahren?”

Der Wortinhalt mag etwas übertrieben gewesen sein, die Warnung selbst, letztlich eher wegen des tatsächlichen Zustandes war leider berechtigt, was mich froh stimmte, ihr gefolgt zu sein.

Wolga GAZ M21 I

Tagebuch einer Reparatur (Ursprünglich geplant war der Versuch einer Restaurierung die ich angesichts des Aufwandes und der Kosten und des letztlich bescheidenen Wiederverkaufswertes unterließ)

Am Samstag, den 15. Juli 2000 dann die Offenbarung:

Das Fahrzeug das erste mal in natura beim Abladen vom Transportfahrzeug gesehen. Die Heckscheibe war dabei halb herausgesprungen.

Der Russische GAZ M21 Wolga Oldtimer Baujahr 1960
Frontansicht nachdem schon einiges an Zeit und Energie hineingeflossen ist.

Jetzt hatte gesehen was man ohnehin immer schon wusste: Da gehört noch jede Menge Arbeit hinein:

Der Zustand beim Erhalt des Fahrzeuges:

Die Lackierung war ursprünglich weiß. Jetzt war sie beige!

Es fanden sich diverse Roststellen.

–     Der Motor springt gut an. Hat jedoch kein Standgas und eine schlechte Laufkultur; zugegeben: Man vergleicht mit westeuropäischen Fahrzeugen BJ 1999 ! was nicht ganz fair ist.

Die Elektrik war in einem schlimmen Zustand. Vieles wie die Hupe, das Radio und die Uhr sowie die Innenbeleuchtung geht nicht.

Erst viel später merke ich, das auch das Bremslicht nicht arbeitet!

Rückansicht mit bereits nachgerüsteten Rückfahrscheinwerfer. Blinker in Gelb sollten noch folgen. Heute würde der Originalzustand mit roten Blinklichtern beim TÜV toleriert werden!

Eine Zusatzinnenheizung mit einem Radiator und Ventilator dahinter wurde später einmal nachgerüstet. Es sieht ein wenig gepfuscht aus. Noch war zu überlegen ob ich die wieder entfernen würde!

Das Autoradio wurde einmal ausgebaut damit ich auch etwas tun kann. Interessanterweise bei einem AUTO Baujahr 1960 war ein baugleiches Radio aus dem Baujahr 1969 mit UKW OIRT Empfang von 66-73 MHz verbaut wie eben in all den Ostblockländern, ausgenommen der DDR üblich.

Das Radio scheint dann 9 Jahre später relativ fachgerecht nachgerüstet/getauscht worden zu sein ?

Das Fahrzeug wie eine Woche später festgestellt dürfte die Type I gewesen sein.

Siehe die Liste:

GAZ-M-21I „Wolga“Basis ModelBaujahre: 1958-196270 PS, OHV Motor

Dann begann auch schon der Spaß: Einmal den Motorraumdeckel geöffnet:

Es war alles relativ original bis auf einen modernen Ölfilter und einer elektrisch angetriebenen Scheibenreinigungsanlage;

Original wäre nur eine Handpumpe für das Wischwasser gewesen, sowie ein Schwebstofflamellenfilter für die Ölreinigung, der manuell vor jeder Fahrt zu betätigen wäre.

Die Gummischläuche waren auch allesamt ein wenig porös, aber was soll’s.

Lustig war es dann einmal den Kofferraum zu öffnen da ich diese Art von Autoschlüssel nur in abgewandelter Form für Computer kannte. Eine interessante Erfahrung.

Nach langen hin und her hatte ich es dann doch geschafft:

Jetzt war er offen und von jemanden der Vorbesitzer schön ausgekleidet worden.

Lediglich die Kofferraumdichtung war nicht ganz oben und musste wieder aufgesteckt werden.

Dann nahm ich einmal den Reservereifen heraus nachdem ich den originalen Wagenheber wohlwollend bereits erblickt hatte.

Und jetzt kann einmal das erste Schauern.

Die Schale mit dem Reifen war voll mit Wasser.

Reifenkunde: Schon X mal runderneuert und in erbärmlichen Zustand

Dieses musste erst einmal durch entfernen des Gumminippels am Boden abgelassen werden. Dann einmal trocken wischen und Schluß für heute.

Schlimmer war es dann eine Woche später am 22. Juli 2000;

Der Gedanke: Einfach mal starten und zur Werkstatt rüberfahren!

Kein Problem! Nur war da das Kupplungspedal so extrem leicht zum Drücken!

Der Russische GAZ M21 Wolga Oldtimer Baujahr 1960
Alles im Öl: Saftiges Getriebe und Kupplungsglocke

Fazit: Es gab keine Kupplung und ich musste mit eingelegtem Gang per Anlassermotor rüber in die Werkstatt fahren.

Eigentlich für damals schon modern: Kupplungszylinder und versottene Hydraulikschläuche

Durch eine Homepage fand sich parallel jemand mit gebrauchten Ersatzteilen für den GAZ M21 Wolga die er selbst nicht mehr benötigte da er sich auf den GAZ M20 Pobjeda (Sieg), also dem GAZ Vorgängermodell verschrieben hatte:

Da derjenige bei einer Spedition arbeitete die zufällig 3x wöchentlich Wien anfuhr, wurde man schnell handelseins und orderte ca. 12 Kisten mit Ersatzteilen rund um das Auto: Viele Motorteile, Karosserieteile, teilweise aus DDR Beständen, teilweise aus Polen und der CSSR stammend;

So wurde es erst einmal möglich die Kupplung mit neuen Dichtungsringen (Manschette) wieder instand zu setzten:

Doch erwies sich der Motor als nicht gerade kraftvoll denn es lief nur ein Zylinder!, und es dauerte etwas Zeit bis Zündkerzentausch und Zündverteiler so nach und nach einen Zylinder nach dem anderen Leistung abgeben ließ.

Für die vordere Elektrik mit Ihren aus der Isolierung fallenden Leitungen sollten neue Leitungen mit möglichts originalen Kabelschuhen kommen.

Von den vielen Löchern im Auspuff den ich glücklicherweise auch als Ersatzteil hatte ganz zu schweigen.

So fing alles an:

Oberflächlich betrachtet alles im Grünen oder besser gesagt im Ockerfarbenen Bereich:

Details die einen noch Erfreuen: Das Emblem:

Oder die originale Hirschkuh:

Da wird einem schon anders: Unterbodenschutz auf lettisch:

Der Fahrzeugrahmen hat auch schon bessere Tage gesehen:

Der Russische GAZ M21 Wolga Oldtimer Baujahr 1960
Der Rahmen: Es gibt schlimmeres. Präzisison beim Fahren sieht aber anders aus

Für meine einstige „Wolga“ Website bekam ich u.a. dieses Feedback:

„Vielen herzlichen Dank für diese Internetseite. Endlich kümmert sich jemand um diese Auto-Legende.
Ich selbst bin Jahrgang 1967 und bin Anfang der 70`ziger Jahre durch den M21 meines Vaters mit dem „Wolga-Virus“ infiziert worden.
Im Alter von 17 Jahren bekam ich den M21 Bj.64 eines Arbeitskollegen meines Vaters geschenkt!!! Führerschein machen (ging in der DDR bereits ab 17 Jahren, fahren durfte man aber erst mit 18) und Wolga fahrfertig machen beschäftigten mich ca. 1 Jahr.
Ich glaube den M21 und den danach folgenden GAZ 24 kann ich noch heute blind zerlegen und zusammenbauen ;o)
Beeindruckend waren, aus heutiger Sicht, die zahlreichen einfachen Detaillösungen an dem Wolga. Man konnte mit den wenigsten Mitteln das Fahrzeug wahrscheinlich auch in der Tundra reparieren. Ich denke da nur an diesen Sicherungskasten mit drei Drahtrollen als Sicherungsdraht.
Der Wolga begleitete mich bis zur Maueröffnung 1989. Ab 1986 war ich dann stolzer Besitzer eines GAS24 Bj.72.
Heute kann ich sagen daß die beiden Wolga die einzigen Autos waren die noch Seele und Charakter hatten. Wenn ich heute diese ganzen seelenlosen Blechbüchsen aus dem Windkanal sehe, denke ich oft an die Zeit zurück als ich noch von 30-130km/h im 3. Gang unterwegs war.  

Ich bin in all den Jahren nicht einmal liegengeblieben oder hatte sonstige unlösbaren Reparaturen.
Vom M21 sind heute nur der Chromring vom Lenkrad und der Tacho erhalten und stehen bei mir im Regal. 

Manchmal stehe ich davor und spiele ernsthaft mit dem Gedanken mir wieder einen zuzulegen…
Ich werde zukünftig die Internetseite öfters besuchen und in alten Erinnerungen schwelgen.

Vielen Dank,
Mit freundlichen Grüßen J.Z.“

Wolga GAZ-M21 – Ein Auto erzählt:

Ich wurde auserwählt die würdevolle Nachfolge des jahrelang bewährten Modells GAZ M 20 „Pobjeda“ was auf gut deutsch SIEG heißt, anzutreten.

 

 Ein Fahrzeug dem man 1970 auch mit einer Briefmarke Tribut zollte:

 Demgemäß wurde bereits 1944 ein Fahrzeug entwickelt, welches den damaligen technischen Errungenschaften Tribut zollen konnte, und zugleich die am Boden niederliegende Industrie aufbauen helfen würde.

Dies geschah dann tatsächlich ab ca. 1946 bis 1956 mit dem GAZ M20 der etwa 235 Tausend mal gebaut wurde.

Nicht vergessen wollen wir die Lizenzfertigung im Bruderland Polen unter der Bezeichnung >Warsawa<.

Nun zurück: Nach gut einem Jahrzehnt war es Zeit, sich umzusehen was es den neues im Westen gab:                           

Man sah und fand dies:

Mein kraftvolles 70 PS starkes Herz wurde 1960 in der UdSSR in Nishny Novgorod bei Gorky, ca. 300km östlich von Moskau „aus dem Stahl einer Kanone die tapfer vor Stalingrad gekämpft hatte“ gegossen, und war 2.500 cm³ groß.

 Auch das Rundherum wurde so gestaltet, das ich mich in der weiten Welt der Automobilbaukunst nicht zu schämen gebrauchte.

 Hier sehen Sie mich mit meinen Brüdern bei der Endmontage.

Zunächst wurde ich einmal wie so oft in meinem Leben und dem unserer Volksgenossen „verladen“ und vorläufig in die Lettische SSR gebracht.

Neben meinem formschönen Äußeren sind es Kleinigkeiten die heute wie selbstverständlich anmuten, aber mir damals schon mit in die Wiege oder besser gesagt auf die Karosserie montiert wurden:

  • Ein eigenes serienmäßiges Autoradio,  um allen Ortes die „Fortschritte der sozialistischen Weltrevolution“ mitverfolgen zu können.
  • eine Heizung,
  • ein Frontmotor mit Hinterradantrieb;
  • eine 3 Gang Lenkradschaltung,
  • eine elektrische Uhr,
  • ein Handschuhfach und vieles mehr.
  • Ein Fahrwerk, bereit für unzählige Schlaglöcher auf Straßen die den Namen nicht verdienten.
  • Eine umklappbare Sitzbank welche uns oft die Suche nach nicht vorhandenen Hotels ersparte.
  • eine robuste einfach gehaltene Mechanik, die selbst der sibirische Landmaschinen Mechaniker beherrschte.  Ach so nebenbei eine Frage:  und wie ist das bei Ihrem elektronisch gesteuerten Einspritzer Motor mit Steuergerät? 
  • eine 12 Volt Elektrik, ein Zigarettenanzünder und viel Chrom.

Fassen wir dieDaten kurz zusammen:

4 Zylinder, 70 PS Motor, 1.460 kg schwere 4 türige Limousine, 4,66m lang, 15“ Reifen,

Maximale Geschwindigkeit 130km/h bei einem Verbrauch zwischen 11 und 15 Liter/100km

gebaut wurde ich von 1956-1970   etwa 638.875 mal mit kleineren Anpassungen unter anderem auch an die jeweilige politische Lage.

Zuerst einmal wurden mit uns ab 1956 Taxifahrer sowie Funktionäre „unserer kommunistischen Partei“ ausgestattet.

Später kamen wir ein wenig in unseren liebgewonnenen sozialistischen Bruderländern herum. So ein Abstecher nach Bulgarien oder in die DDR.

Doch waren wir oftmals unerschwinglicher Luxus! Bei etwa 20.000 Ostmark und so blieben wir auch hier den staatlich gelenkten Personentransportgewerbe im volkseigenen Taxiunternehmen nebst staatlichen Funktionären vorbehalten.

Im West-Deutschland hätten Sie mich als Version S um damals 7.900,- DM haben können! Aber Sie wollten ja nicht. Denn man sagte mir nach, ich hätte bereits serienmäßig den „Kommunismus eingebaut gehabt  – faschistische Lügenpropaganda“!

So wurde ich aber dennoch unter anderem erfolgreich in Holland, Finnland und Skandinavien verkauft.  Man baute mir dort teilweise sogar einen kraftvollen Dieselmotor ein.

Wie gesagt ich war nicht gerade billig, und so stand ich bei vielen  Ostbürgern zumindest als

Beitrag weiter in Arbeit!

Zeitreise in vergangene moderne Zeiten – Architektur im Wandel der Zeit –

Kellergaragen im Einfamilienhaus

Geschichten über Sinn und Unsinn baulicher Modeerscheinungen im Spiegel ihrer Zeit

Da waren sie also. Die schmucken Einfamilienhäuser die ab den 1950er Jahren bis hinein in die 1980er Jahre oft mit viel Sparsamkeit und Eigenleistung Stück für Stück über Jahre gebaut und fertiggestellt wurden und sowohl innerhalb wie auch um die größeren Städte entstanden.

Bild: Architektonisch betrachtet ein „einfacher Kasten“ mit daran angebauter Garage [1]


Einleitung:

Eines hatten sie vielfach gemein:

Denn ab nun soll nicht nur die Familie ihr eigenes Dach über dem Kopf haben. Auch das sächliche, umso liebevoller verhätschelte weitere feste Familienmitglied, das eigene Auto, soll es von nun an schön geschützt und warm in einer eigenen Garage haben.

Der obligatorische VW Käfer als zusätzliches “Adoptivkind” in der Familie

Bild: Der obligatorische VW Käfer als zusätzliches “Adoptivkind” in der Familie


Übersicht:

  1. Einleitung
  2. Die verschiedenen Garagentypen
  3. Vorläufiges Fazit
  4. Quellen/Literaturnachweise
  5. Offenlegung
  6. Lesetipps

Die verschiedenen Garagentypen 

Sei es in der Sparefroh Version nur ein einfach zusammen gezimmerter Holzverschlag für den Renault R4. Angeschafft als würdiger Nachfolger des ersten fahrbaren Untersatzes, eines Messerschmidt Kabinenrollers mit dem dort stellvertretend die individuelle Mobilität begann.

Diese Bauart wurde etwas abgewandelt später gar als “Carport” bekannt. Ihnen gemein war die Absenz aller behördlichen Bauakte.

So standen wiederum in anderen Gärten nahe des Hauses oft einfach zusammensteckbare Garagen aus verzinkten Blech.

Bild: Frühe kostengünstige Interpretation eines “Carports”. Die Tore waren so gut wie immer offen gehalten, für den seinerzeitigen Renault R4, nachfolgend dem VW Polo des mittlerweile verstorbenen Besitzers in Wien Aspern

Bild: Nicht Blech reden, sondern in Form einer einfachen Blechgarage aufstellenSzene aus 1220 Wien, ehemals Eßlinger Hauptstraße xxx

Dort wo es die Finanzen wie auch die Platzverhältnisse erlaubten, da wurde dem Auto oft in der Dimension eines Drittels der Wohnfläche ebenso ein wohliges Heim angebaut.

Bild: Nettes Häuschen mit im Vergleich überproportional wirkender links angebauter Garage nahe Wien

Der Typus Kellergarage:

Vielfach jedoch kam ein gänzlich anderer Typus zur Umsetzung.

Es lag doch der Gedanke nahe, wonach im Keller ohnehin Platz wäre und in selbigen eine solche Garage zumeist mit einer kleinen Allround Werkstatt auch für die üblichen Haus- und Gartenarbeiten eingerichtet werden könne.

Die auch damals gültigen Bauordnungen besagen üblicherweise ein Hineinrücken der Hausfront von drei Metern zum öffentlichen Gehsteig. Mitunter auch fünf Meter, was aber insbesondere bei kleineren Grundstücken hinsichtlich des restlich hinter dem Haus verbleibenden Garten schon etwas eng werden lässt.

So führt eben klar erkennbar nach dem obligatorischen manuell zu öffnenden doppelflügeligen Einfahrtstor ein steiler Weg nach unten, wo das Rigol für die Regenwasseraufnahme eingelassen ist. Um dann im ebenso scharfen Winkel von 30° und mehr nach Durchfahren eines nur 1,8 Meter hohen Blechschwenktores ins Innere des Hauses zu gelangen.

Pythagoras mit seinen Winkelberechnungen hätte da seine reine Freude daran.

Kellergarage mit Montagegrube und Blechtor

Bild: Dort wartet schon die mit schwarzen Ölflecken erkennbare Holzbolenabdeckung der ebenso integrierten Montagegrube auf das hineinfahrende Gefährt.

Praktisch und gut war das allerdings so gut wie nie:

  • Abgesehen von denen, die sich eine wirklich großzügige, zudem Platzresourcenkostende Einfahrtsrampe mit einem sehr flachen Gefälle leisten konnten, war bei den meisten diese Garage für ihren eigentlich gedachten Einsatz in der Praxis schon eher früher denn später als unbrauchbar entlarvt.

Bleibt es doch nicht beim ursprünglich vorhandenen VW Käfer, der schmal und eher niedrig gebaut, nebst seinen Zeitgenossen wie Puch 500, oder dem Opel Kadett Kombi als Baustellenfahrzeug hier der Gesamtgesellschaft noch als Maß der Dinge für Otto Normalverbraucher galten.

Die Fahrzeuge wurden höher und breiter. Das Aussteigen mit dem Türöffnen in der kleinen Garage immer unbequemer und für das Auto wie auch dem Fahrer mit Kratzer an der Türe oder hängen bleibender verschmutzter Kleidung ….

So kam schon bald wieder das was man ja eigentlich schon längst wieder hinter sich haben wollte:

Die rückwärts gerichtete Mutation zum Laternenparker des Nächstens, da es auch von Gegenden mit Vandalismus oder Einbruchhäufigkeit abgesehen wenig Unterschied machte, mit dem Fahrzeug in das Grundstück hineingefahren.

Wo das Platzangebot am Grundstück oder auch dem öffentlichen Straßenraum nicht reicht oder dafür erforderliche Berechtigungen wie neuerdings ab 2022 sogenannte “Parkpickerl” nicht erlangt werden können, dort sieht man sie schon in Pole Position wie ein Geschoss auf der Rampe frei zum Abschuß hin zur Teilnahme am Verkehr gerichtet stehen!

Ein „Fahrspaß“ wie er passend zum Thema die Gesprächsthema unter Arbeitskollegen war:

Die Rede ist vom gedanklichen Nachbarn, der seinen 60 PS Diesel Mercedes Benz, zudem mit Automatik ausgestattet des frühen Morgens in seiner Keller Garage anstartet und die vom Morgentau oder gar Nachtfrost belegte rutschige Auffahrtsrampe sich mit hochdrehenden Motordrehzahlen hinauf quält.

Ausreichendes Salzstreuen vor Fahrtantritt zudem dann selbt am glatten „Steilhang“ stehend wandelt die vermeintliche Bequemlichkeit der Garage mitunter ins Gegenteil.

Garage mit Wasseranschluß
Bild: Garage mit Wasseranschluß von der Straße. Wenn sich das Niveau über die Jahrzehnte durch Straßenbauarbeiten änderte. Wie man sieht auch ohne Rigol was die Garage de fakto unbrauchbar hinsichtlich des eigentlichen Zwecks macht!

Bild: Symbolbild für den der es nach dem Hausbau und dem gröbsten Schuldenabbau zum eigenen Mercedes Benz, in der weitgehenden Grundausstattung gebracht hat. Hier der W123er mit dem 60PS/44kW Dieselmotor.

Es soll sich als praktisch erwiesen haben dieses Ansinnen gut vorbereitet zu vollbringen, indem am Vortag das Fahrzeug verkehrt herum in die Garage reversiert wurde um im Rückwärtsgang einen besseren Grip zu haben.

Die schwere Kiste Sand im Kofferraum konnte hier zudem unterstützend wirken.

Einen vermeintlichen Vorteil hatten diese Garagen für das Auto selbst:

Oder eher für den Fahrer?

Insbesondere bei zentral beheizten Häusern erhielten diese Garagen fast obligatorisch ihren großen Rippenheizkörper, damit von nun an auch das Auto im kalten Winter kuschelig warm haben sollte.

Ebenso sollte es der stolze Besitzer bei seinen Reparaturen und Wartungsarbeiten angenehm bequem und wettergeschützt haben. Der damals noch häufiger, mitunter alle 7.500 km durchzuführende Ölwechsel soll rasch und billig selbst durchgeführt werden.

Anekdote 1 – BMW Fahrer:

Leider eine Erinnerung der negativen Art: Ein einstiger etwa altersgleicher Arbeitskollege, durchaus Arbeitssam und hat so durch Fleiß und Zusatzjobs im Bereich des Multilevelmarketings nicht nur einen 5er BMW sondern auch noch ein 3er BMW Cabrio besessen.

Leider hat sich ein Wagenheber als er an einem der Fahrzeuge Wartungsarbeiten durchgeführt hatte selbstständig gemacht, und der Wagen hat sich auf ihn gesetzt was zum Tod führte.

Anekdote 2 – Doppelgarage mit Fußbodenheizung:

Letztlich ebenso ohne einem nachhaltig erfolgreichen Ausgang, jedoch zum Glück nicht so dramatisch:

Ein mir bekannter Dipl. Ing., zweifellos ein Spezialist in seinem Fachgebiet, begann in vollständiger Eigenregie ein großes Mehrfamilienhaus für sich und seine da bereits erwachsenen Kinder zu planen und zu bauen. Viele Details wurden berücksichtigt die wohl sonst einem „normalen Architekten“ eher nicht in den Sinn kommen, wie z.B. schon die Einplanung des wirkenden Erddruckes auf die Zaunmauer die eine dementsprechende Vorspannung/Gegenwinkel bekam.

Das Haus bekam eine den mehrfach zusammengelegten Parzellen geschuldet sehr großzügige Abfahrt auf die Kellerebene verpasst die in diesem Beispiel auch im Winter bereits geschilderte Probleme eher nicht aufkommen hätte lassen.

Auf dieser Zufahrtsebene auf der Untergeschoßebene gab es dann zwei großzügige Doppelgaragen jeweils mit Fußbodenheizung und Montagegrube ausgestattet.

Die Liebe des Initiators galt seinen gesammelten Strich 8 Mercedes die er wieder instand setzen wollte und denen zumeist der Rost schon stark zugesetzt hat. Mit einem davon war er zudem im Alltag unterwegs.

Wie so oft im Leben, man wird nicht jünger. Aus den Mercedes wurde wirtschaftlich bedingt erst einmal ein Renault Twingo im Sonderangebot erstanden. Es folgte der spätere Verkauf einer Grundstücksparzelle und ein eleganter Van eines anderen Herstellers, gewissermaßen als Vor-SUV zum bequemen Einsteigen wurde angeschafft.

Der Gesundheitszustand, da half auch die Pension nichts mehr, ließ die wohl intensive Nutzung dieser angedachten Ideen in Sachen Garage eher nur mehr selten aufkommen. 


Zurück zu den „Vorteilen“:

Ein besseres Anspringen, beim Dieselmotor in jenen noch wirklich kalten Wintersaisonen mitunter überhaupt erst mögliches Anspringen des Motors war die Folge, nebst der Ersparnis, sich mit ansonsten angelaufenen Scheiben und zugeschneiten Autos beschäftigen zu müssen.

An der Rampe sah dies dann anders aus: Entweder Schneeschaufeln, was bei engen Rampen kaum Platz für den Abraum bot.

Besser Situierte, die das Ganze zudem schon in der Planung kommen haben sehen, hatten da schon eine elektrische Rampenheizung in den Asphalt/Teerbelag einbringen lassen.

Bei allen Anderen und bei der allgegenwärtigen Glatteisgefahr erfolgte das Aufstreuen von Tausalz, dessen Rückstände dann schön in die hauseigene Sickergrube gelangte.

Das alles in den Jahrzehnten bis etwa 1990, als es das ausgebaute Abwasserkanalnetz noch lange nicht gab.

Nur wenige Meter vom damals ebenso obligatorischen Hausbrunnen für die Trinkwasserversorgung entfernt befindlich, hatte man doch diese Senkgrube für alle Arten von Abwässern gebaut.

Zudem selbige mit einem kleinen “extra” im Boden aufwarten konnte. Ein Extra in Form einer kopfüber einbetonierten Glasflasche welche nach der behördlichen Abnahme hin auf Dichtheit mit einem Hammer zerschlagen wurde und so die flüssigen Abwässer Senkgrubenräumgebühren sparen konnte.

Andere behalfen sich durch zum Teil völlig überraschende Aktivitäten in der Dämmerung, insbesondere bei Regen.

Da wurde schon einmal die Abwassertauchpumpe in den Garten geschleppt. Wie auch der Schlauch die Straße, oft war es damals ja nur ein besserer Feldweg querte und sich alles mehr oder weniger flüssige in die umliegenden landwirtschaftlich genutzten Felder ergoß…..

Persönlich erlebte dies der Autor noch um 1990 in einer Siedlung im Ortteil Breitenlee in Wien 22 als ein etwas verlegen dreinschauender “Täter” nett grüßte….

Das diese Gegend, bedingt durch die Großstadtmülldeponie “Rautenweg” ohnehin in Sachen Umweltbeeinträchtigungen wie Gerüche und durch starke Winde herumfliegenden losen Müll gestraft genug war, sei nur so am Rande vermerkt.

Als Stichwort dazu gehören die explodierenden Häuser in Verbindung mit den dort in Kellern aufsteigenden Methangas noch in den 1980ern erwähnt.

Ich hoffe, dass damals niemand gerade sein Auto in der Keller Garage gestartet hat. 

Kontra Kellergarage:

Gab es doch noch weitere Gründe, vom täglichen Gebrauch dieser Kellergaragen eher Abstand zu nehmen.

Das einfache dünne Kipp-Blechtor, auch wenn man von allen Formen der Dämmungsmaßnahmen ohnehin noch Lichtjahre entfernt war brachte schon damals als es noch echte Winter gab eine zugige Kälte ins Untergeschoß, wo sie oben an dem Deckenübergang zum wohlig per Kohleofen wie auch per Öl-Zentralheizung beheizten Wohnzimmer seine schwarze Schimmelschicht bilden durfte.

Im Laufe der Jahre aufgeklebte weiße Styroporplatten und am Boden hingelegte “Kotzen” als Schutz vor der Kälte sollten dabei das Schlimmste verhindern.

Das der Aufgang wie auch Abgang in die Garage von Garten oder eben der Gartenfront selbst schon zum Spießrutenlauf werden konnte, wo man an der Schräge selbst als Fußgänger ausnützen und sich “dasteßn” konnte, sei nur ein Nebenaspekt davon. 

Feuchte im Keller läßt das Auto rosten:

Eigentlich war es ja anders gedacht: Das Auto hat es nun schön trocken und warm in der Kellergarage und wird dadurch, verzinkte Karossarien und eine nachhaltige Rostvorsorge waren vielfach noch ein Fremdwort, auch länger halten.

Dies war aber bisweilen eine Fehlannahme:  

Im schlechtesten Fall stieg in diesen Räumen die Luftfeuchtigkeit an, die zudem durch mangelhafte Lüftungsvorkehrungen auch keinen ausreichenden Austausch unterzogen wurde daherhaft an. Was natürlich langfristig zu Rostschäden an dem Blechkleid führte.

Zumeist fiel erst zu spät auf, das da am Wagen etwas nicht mehr stimmte, und da ein Zusammenhang mit dem durch alte Fetzen zugestopften gemauerten Lüftungsschächte besteht.

Zugestopft deshalb, damit es eben nicht so zieht, kein Ungeziefer hereinkommt und die Wärme im Winter nicht nach außen verloren geht. 


Zeitenwende – Die faktische Unbrauchbarkeit wurde offenbar!

So kam es dann, wie der Autor beobachten durfte, ab den 1990er Jahren nach und nach zu den Rückbauten bzw. Nutzungsanpassungen dieser Art der ehemals integrierten Garagen.

Bild: Großzügige damals noch leistbare Platzverhältnisse wie hier im Burgenland unweit des Neusiedlersees ermöglichten gar alle drei Varianten:

Freie Abstellfläche für den Alltag, die am Haus integrierte Garage auf Erdgeschoßebene sowie die Kellergarage, oftmals dort für landwirtschaftliche Einstellungen benützt. 

Nicht nur weil das Auto vielfach ebenso mittlerweile einen anderen Stellenwert erhalten hatte, sondern weil diese gedachten Garagenräume tatsächlich immer weniger einer praktikablen Nutzung, auch im Hinblick auf den gesteigerten bzw. erwarteten Wohnkomfort, einer anderen Art der Kellerraum Nutzung, Stichwort Wellness, aber auch frühe Energiesparmaßnahmen mit Dämmungen standgehalten hat.

Die Tore wurden zumeist herausgerissen und durch Mauern mit Fenstern, bestenfalls einer Türe für einen verbleibenden Kellerabgang versehen.

Die Auf- und Abfahrtsrampen wurden entfernt und der Rest zu einer Ebene aufgeschüttet.

Nichts ist mehr verblieben, was letztlich an eine andere Art der ehemals gedachten Nutzung erinnern würde.

Kellergarage mit vermauertem Garagentor

Bild: Beileibe kein Einzelfall – Die Garage wird zwischenzeitlich schon lange anderweitig genutzt. Dem Garagentor wurde durch einen normalen Zugang ersetzt. Die Eingangsstufe dazu hoch gesetzt um das Niederschlagswasser endlich nicht mehr im Haus zu haben.


Quellen und Literatur (Auszug)

  1. Digitalarchiv, Erinnerungen & Fotos W. Scheida
  2. Dank für Bildspende an Frau E.B.

Lesetipps aus dem Repertoire des Autors:

  1. Fernsehen wie in der Steinzeit – Fernseher mit Design

©3/2023  – Designed by W. Scheida zu www.scheida.at/scheida/televisionen.htm gehörend

Updated: 13.06.23

Kein TAXI ! Sondern ein MAXI !

Erinnerungen an die MAXI Mietwagengesellschaft m.b.H & Co KEG, 1140 Wien, um 1995

Maxi Mietwagen 1995
Visitenkarte der MAXI Mietwagenfahrer um 1995. Die schon lange ab etwa 1996 obsolet gewordene 0663er Mobilfunkvorwahl für das damals noch analoge österreichische D-Netz. KEG stand für die damals relativ neu möglichen Komandit-Erwerbsgesellschaften.

Abgrenzung: Dieser Artikel steht NICHT in Zusammenhang mit den ebenso als >Maxi< bezeichneten Großraumtaxivans noch anderen mittlerweile mehr oder weniger zufälligen Namensgleichheiten in dieser Branche!

Einführung:

Gleich aus mehreren Erinnerungen bzw. Anlässen heraus schreibe ich diese Zeilen:

Taxi-Erinnerung 1, „Peppi“ Strobl, Wiens längstdienender Taxi Chauffeur ?

An der vorletzten Tullner Oldtimermesse im Jahr 2022 gab es einen Ausstellungsstand mit dem über 50 Jahre lang Taxi fahrenden Herrn Josef „Peppi“ Strobl und seinem ebenso knapp 50 Jahre alten Original Mercedes 220 D aus 1974 ausgestellt.

Mehr noch von Bedeutung war der persönliche Auftritt des einstigen Protagonisten der nun als Testimonial für Fotos und für den Verkauf seiner Lebenserinnerungen als Taxifahrer in Wien auch gleich Rede und Antwort in Natura stand.

Die Buchvorstellung lautete: „Der Taxler und sein blauer Mercedes“ zu bestellen auch online beim Autor Herrn Krispl. Siehe Google Suche dazu.

Josef Strobl Taxifahrer Wien Oldtimermesse Tulln 2022
Josef Strobl Taxifahrer Wien Oldtimermesse Tulln 2022

Zu kaufen gab es damit ein sehr interessantes und kurzweilig lesbares Buch was ich nebenbei erwähnt nur empfehlen kann und uns ein etwas vertieftes Wienbild und seiner Bewohner, zumindest eines aus den schon vergangenen Jahrzehnten ermöglicht.

Und wenn es zweifellos damals wie heute viele Taxifahrer und Unternehmen gibt, die sich bemühen einen guten Service zu fairen wirtschaftlichen Konditionen zu bieten, so galt dies damals wie heute nicht für alle die da unterwegs waren: 

Nicht immer war die Öffentlichkeit mit dem Standard und Service sowie der Art der Abrechnung der Taxifahrzeuge und deren Lenker zufrieden: Alte „abgeranzte„ Fahrzeuge, außen wie innen schmutzig, dazu kam das obligatorische Rauchen des Fahrers auch bei nichtrauchenden Fahrgästen, laute mitunter ungewünschte Radiomusik, schlampige Kleidung und, um 1995 ein auch in unseren Breiten schon nicht mehr ganz unwesentliches Thema, die Mehrheit der damaligen Wiener Taxis quer aller Fahrzeughersteller waren da nach wie vor auch in schon damals heißen Sommermonaten noch ohne einer Klimaanlage unterwegs.

Leider konnte Peppi Strobl ein Jahr später im Jahr 2023 aufgrund seines Gesundheitszustandes nicht mehr am Tullner Oldtimermessestand selbst anwesend sein. Herr Krispl übernahm daher die Darstellung.

Als sein ehemaliger Taxifahrerkollege und Freund schilderte mir Herr Ernst Krispl ein paar weitere persönliche Anekdoten aus dem Leben von Herrn Strobl und wir verblieben in der gegenseitigen Bestätigung darüber wie wichtig dieserlei Aufzeichnungen und Dokumentationen als Garant gegen das Vergessen sind.

Buch: Der Taxler und sein Mercedes Josef Peppi Strobl
Lesenswertes Buch: Der Taxler und sein Mercedes Josef Peppi Strobl

Dies im Gegensatz zur „Wegwerfgesellschaft“, die zu den alten Gegenständen gleich alle Erinnerungen und Dokumente ebenso mitentsorgen.

Taxi-Erinnerung 2, Verlorene Halbachse auf der Südautobahn

Eine Kurzgeschichte, die was unser damaliges Familienauto, einem Ford Cortina betreffend, an anderer Stelle nebst meinen weiteren Autoerinnerungen wiedergegeben wird.

Hier nur soviel zum Thema Taxi passendes:

Da meine Eltern immer schon ein eigenes Familienfahrzeug hatten, war ein Taxi zu benutzen eine mehr als seltene, um nicht zu sagen eigentlich gar nicht vorkommende Option.

Dies von sehr seltenen freiwilligen zudem kostenlosen Mitfahrten im Volvo 144 oder 244er Taxi zusammen mit meiner Oma in Niederösterreich durch einen bekannten Taxifahrer der sie heimbrachte abgesehen.

Ford Cortina 1975
Unser Ford Cortina um 1975. Ein sehr schönes und großes Auto das bei aller Eleganz leider auch seine technischen Macken hatte!

Und doch musste eine Taxifahrt einmal sein, als wir nämlich um 1975 von einem Kärnten Urlaub auf der Südautobahn vollbeladen „mit Sack- und Pack“ Richtung Wien heimfuhren.

Papa nach dem Besuch des ÖAMTC Stützpunktes zu dem er wegen Fahrzeugproblemen vorstellig wurde und ihm vom dortigen Mechaniker zugesprochen wurde die Fahrt fortzusetzen da es schon noch gehen werde…

Es ging aber eben nicht. Zumindest nicht allzu lange. Mitten auf der Autobahn begann sich in gefährlicher Weise die Halbachse heraus zu lösen.

So wurde ein Taxi bestellt, es müsste sich um einen Citroen Break, also der Kombiversion des Citroen DS 19 gehandelt haben wenn ich es recht in der kindlichen Erinnerung behalten habe, daß uns ohne Papa dann um sicher nicht wenig Geld die noch weite Strecke bis nach Hause nach Wien brachte.

Papa kam dann erst viel später wie auch immer mit dem Auto nach das auch bald durch ein anderes ersetzt wurde. Ebenso ersetzt wurde Anlassbezogen die ÖAMTC Mitgliedschaft durch eine beim ARBÖ was aber jeweils eine eigene Geschichte wäre.

Taxi-Erinnerung 3, Höhere Kosten als Einnahmen

An einem frühen Arbeitsplatz von mir gab es als Arbeitskollegin eine „Waldi“ also Waltraud, einer damals jungen Frau deren „Karriere“ sie in der ersten Hälfte der 1980er Jahre ins Wiener Taxigewerbe führte.

Da Taxi Konzessionen ja limitiert waren, konnte sie nur als „selbstständige“ Fahrerin ein Taxi von einem Konzessionär selbst mieten, für das sie Woche für Woche ich glaube es war von öS 8.000,- Schilling die Rede, an den Taxifahrzeug- und damit Konzessionsinhaber „abdrücken“ musste.

War es ihr geringes kaufmännisches Geschick, fehlendes Charisma, oder wie sie sagte, der Umstand, das ihr Taxifunkgerät defekt war und vom Inhaber nicht instand gesetzt wurde, das sie letztlich deutlich mehr für die Taximiete bezahlte als was sie an Umsatz, von Gewinn ganz zu schweigen, aus ihrer Tätigkeit gewinnen konnte und Woche zu Woche von ihrem Ersparten zuzahlen musste bis sie damit letztlich Schluß machen musste.

Es dürfte in dieser Branche mitunter auch anderen so ergangen sein.

Taxi-Erinnerung 4, „Alvorada Kaffee Werbung“ und Dr. Helmut Zilk

Anders als heute liebten wir als Kinder und frühe Jugendliche die Fernsehwerbung, die wir zumeist als kleine unterhaltsame Kurzgeschichten aus einer „heilen Welt“ kommend wahrgenommen hatten.

Eine durchaus herausragende hiezu war die „Alvorada – Cafe do Mocca“ Fernsehwerbung aus 1989 die diese zumindest für uns bisher unbekannte Kaffeemarke, jenseits von Julius Meinl oder Eduscho näher brachte.

Handlung: Ein Wiener Original (der Schauspieler Karl Pfeifer) als Taxifahrer führt einen weiblichen Fahrgast in sehr rasanter Weise mit seinem schon damals als Oldtimer wahrgenommenen jedoch schon etwas abgetakelten schwarzen Taxi Mercedes zu ihrem Zielort an dem der Wagen zudem wohl als einem Hauptgag eine seiner Türen verliert.

Einprägsames finales Werbezitat des Taxifahrers: „Wan I in a Kaffeehaus geh, muaß am Tisch a Alvorada steh“.

Es folgten bei uns innerfamilär wiederholt wortreiche Kommentare zu dieser lustigen, unterhaltsamen und zugleich unglaublichen Werbung.

Helmut Zilk & Taxi

Zu dem erwähnten Taxi das am Ende spielerisch auseinanderfällt passte eine frühere Aktion von Dr. Helmut Zilk in seiner Funktion als Bürgermeister der Stadt Wien der die Taxis einer Großstadt berechtigterweise als Aushängeschild einer Stadt ansah.

Mit Förderaktionen brachte er Maßnahmen und Anreize ins laufen die den damals zum Teil schäbigen und überalterten Fahrzeugbestand erneuern ließ.

Taxi-Erinnerung 5, „LEGO Taxi Station mit Tankstelle“

Diese Geschichte trifft es nun in Sachen „MAXI“ auf den vorläufigen Punkt.

Erhielt ich doch als Kind ein besonderes zudem unerwartetes Geschenk bei einem familären Zusammensein bei Oma von meiner Tante ein neues LEGO Spielzeug, das LEGO System Set „368 Taxi Station“ um 1976 überreicht:

Lego-Taxi-Station-368-1976
Bild: Meine geschenkt erhaltene Lego-Taxi-Station-368 aus etwa 1976, bzw. das was um 2021 noch davon übrig war. Es fehlen u.a. die Garagentüren

Es war zudem mein erstes „echtes“ LEGO, also nicht die später als Duplo(R) Steine bekannten groben Bausteine, sondern ein Baumodell das schon schöne Gestaltungen wie eben ein Haus, eine Garage und ein Auto darstellen konnte:

Zugegeben: Ganz erschloß sich für mich als Kind das eigentliche Anwendungsprofil des Ensembles nicht:

  1. Wer sollte denn eigentlich mit dem Taxi wohin gebracht werden?
  2. Warum hieß es überhaupt TAXI, und sollte es nicht sinnvollerweise das eigene Auto dieser Leute sein, so wie auch wir und Uropa je ein eigenes Auto hatten? Man brauchte dazu ja nur das Taxi Schild runter nehmen!
  3. Wozu braucht man für nur ein einziges Taxi eine eigene Tankstelle?
  4. Was macht die Frau als Spielfigur den ganzen Tag im Haus?

In jedem Fall gab es da gleich zwei – genauer gesagt drei MAXI!

Einmal die beiden von mir kindlich als je ein MAXI bezeichneten LEGO Spielfiguren.

Und dann MAXI, vielleicht hieß er wirklich Maximilian (?) der von mir so benannte Überbringer des Geschenks, ein wohl jugendlicher Verehrer meiner Tante der ob selbst bezahlt oder im Auftrag meiner Urgroßeltern mir dieses Geschenk vermutlich in Herzogenburg besorgten.

In jedem Fall ein tiefgründiges nachhaltiges Ereignis das meiner in Folge langjährigen Lego Leidenschaft den Auftakt gab.

Taxi-Erinnerung 5, Austropop – DÖF mit dem Song “Das Taxi” als Telefonschleife

1983 kam in Österreich der Austropop Schlager “Das Taxi”, gesungen von Autor, Entertainer und Kabarettisten Josi Prokopetz ins Radio.

Kannte ich damals doch jede Zeile daraus, so geht es in der Kurzfassung um ein Techtelmechtel, bei dem der Wiener Protagonist eben die Taxizentrale anruft, um so auf schnellstem Wege zu seiner zudem verheirateten Geliebten zu gelangen.

Die Ankunft des gerufenen Taxis verzögert sich, interne „zwischenmenschliche“ Auseinandersetzung zwischen dem Taxifahrer und der Zentrale per Funk werden in deftiger Sprache eingespielt, und letztlich wartet auch der gehörnte Ehegatte, der zum Arzt muß auch immer noch vergebens auf sein ebenso gerufenes Taxi.

Ein Ohrwurm jener Tage. Siehe Youtube für das Original.

Scheinbar fand auch eine der beiden Taxifunkzentralen Wiens gefallen an dem Song, weshalb er, ob offiziell mit AKM (GEMA) Abgabe oder einfach „so“, in deren Telefonanlage für in der Leitung wartende Anrufende abgespielt wurde.

Für einen uns als Familie bekannten zudem schon etwas betagten Mann geriet dies jedoch sehr zum Mißfallen:

Seine einzig noch verbliebene Verwandte, eine Tante, war verstorben und er wollte mit dem Taxi zur Begräbnisstätte fahren. Am Telefon bekam er aber endlos nur den Song “Das Taxi” zu hören. So kam er letztlich als einzig verbliebener Verwandter für ihn unangenehmerweise zu spät zum Begräbnis.

Es wird zudem sicher nicht das einzige Beispiel von der stets ausgesprochener “Kundenorientiertheit” dieses Gewerbes gewesen sein.

Taxi-Erinnerung 6, Taxi-Persiflage in der Fernsehkrimiserie „Kottan ermittelt“

Hier natürlich nur humorvoll inszeniert, mit vielleicht einem Hauch von Wahrheit darüber was man schon damal (nur mehr) für sein Geld bekommen konnte:

Szene: Der Kommissar, gespielt von Schauspieler und Kabaretist Lukas Resetarits, hält an der Straße ein Taxi an. Der Taxifahrer, gespielt vom jüngst verstorbenen Schauspieler und Austro-Pop Sänger Kurt Resetarits, alias Ostbahn-Kurti, seinem leiblichen Bruder, fragt ihm wohin es den gehen soll?

Er sucht in seinen Taschen, findet aber nur mehr öS 20 Schilling, ein schon damals nur mehr bescheidenes Geld fürs Taxi fahren, und ersucht den Fahrer ihm für dieses Geld soweit wie möglich Richtung Polizeikomissariat zu fahren.

Der Fahrer gibt kurz Gas und schwenkt sofort wieder rechts an den Straßenrand ein zum Aussteigen lasssen, da die öS 20 Schilling als Fahrgeld damit schon aufgebraucht waren….. Im Video wird der Humor sicher noch eindrucksvoller nachvollziehbar!

Die neue Zeit – Mietwagen – Die Alternative zum Taxi

Aus dem Umfeld der Automobilbranche (als ehem. Fordverkäufer) kommend gab es einen Wiener Entrepreneur, der sehr viele Jahre bevor wir Fahrdienste wie Uber überhaupt buchstabieren konnten ein legales Schlupfloch im Wiener Taxi Reglement fand und großflächig ausbreiten wollte.

Anstelle eines Taxis, das in Wien an der Straße, an den dafür vorgesehenen Standplätzen oder per Telefon gerufen werden konnte, trat eine jeweilige Kurzzeit Mietwagen Vereinbarung zwischen den Kunden und dem Mietwagenanbieter in Kraft:

Das MAXI

Formal wurde also genauso an einer Zentrale, wenn bekannt auch der Fahrer direkt angerufen, und der Mietwagen alias das „MAXI“ kam und führte den Fahrgast an sein Ziel.

Formal aber, durfte der MAXI Fahrer dann keinen weiteren Fahrgast am Zielort oder auf dem Weg zurück zur Zentrale aufnehmen was natürlich nicht wirtschaftlich war und in der Praxis „etwa anders“ gelebt wurde.

Der einstige MAXI Fuhrpark

Der Unternehmer baute eine gesamte Fahrzeugflotte mit den damaligen Citroen Xantia in orange/roter Wagenfarbe auf, die u.a. alle bereits serienmäßig eine Klimaanlage hatten. Netto/netto öS 200.000,- soll der Preis je Fahrzeug, für damalige Zeiten durchaus attraktiv, betragen haben.

{{Information |Description=Citroën Xantia |Source=own photo |Date=2008-02-28 |Author=Rudolf Stricker |Permission={{self|GFDL}} |other_versions= thumb|left }} [[Category:Ci
Bild: Citroen Xantia; Bildquelle: 2008 Rudolf Stricker, Wikipedia

Zum Vergleich: Die sonst übliche Mercedes E-Klasse war bei vergleichbarer Austattung (Klima, Fensterheber) etwa bei mindestens dem Doppelten angesiedelt. Alleine der Preis für Fensterheber war in der öS 10.000 Schilling Klasse. Rund öS 35.000,- der Preis einer Klimanlage.

Das Auftreten von MAXI

Zudem waren alle Fahrer mit einer einheitlichen Uniform und einem MAXI Käppchen als identitätsstiftendes Markenzeichen ausgestattet.

Diese Ausrüstung war individuell für MAXI in China dazu angefertigt worden. Restmengen lagen dann bei unserem Besuch in Wien 17 noch herum.

Mein Kontakt zu MAXI I

Das Thema um das „MAXI“ war auch zu mir und meinem damaligen Geschäftspartner vorgedrungen. Aber nicht etwa weil wir häufige Taxi Kunden gewesen wären, sondern weil die dahinter stehende Idee, einer etwas abgehalfterten Branche neuen Wind einzuhauchen uns als Unternehmerneuankömmlinge interessiert hatte.

Es dauerte nicht lange und in den Medien wurden diverse Taxiverordnungsrechliche bzw. hier Mietwagenverkehrsrechtliche Beanstandungen publik, da der Brotneid der herkömmlichen Taxi Fahrer, deren Unternehmer bzw. der Taxi-Innung selbst nicht lange auf sich warten ließ.

Unter anderem sollen „aufgeschlitzte Reifen“, sowie „Wagenbestellungen zu fingierten Adressen“ an denen dann die „echten“ Taxifahrer lachend saßen auszugsweise die Art der Reaktionen gewesen sein die man hier so beschreiben darf, wenngleich sich der Gründer das Ganze schlimmer vorgestellt hatte.

Chronik eines Endes

„Das MAXI wird’s bald nicht mehr geben“, war dann um 1995 die Aussage eines uns bekannten selbstständigen Taxilenkers, der selbst jedoch auch als normales Taxi ohnehin schon immer all die Qualitätserfordernisse wie Sauberkeit und solides Aussehen nebst Seriosität und korrekter Abrechnung erfüllte.

So kam es dann auch, und mehr oder weniger sang und klanglos verschwand dieses nicht uninteressante Mobilitätsprojekt für die Großstadt Wien in der Versenkung, ehe Global auftretende Unternehmer wie Uber etc. nicht zuletzt in Verbindung mit den erst später aufkommenden Smartphones denn Markt neu zu erobern begannen.

Mein Kontakt zu MAXI II

Ich und mein Geschäftspartner fanden dies schade, und so riefen wir einfach bei >MAXI< an und kamen gleich an den Unternehmensgründer der uns einlud ihn in seinem Domizil, und hier kommen wir zur architektonischen Stadtbetrachtung dieser Seiten, einem alten nun schon seit Jahren nicht mehr existierenden Wirtshaus in 1170 Wien, Dornbach zu besuchen.

17., Dornbach - Dornbacher Straße Ecke
Vollbadgasse - Restaurant Schwarz,
Ansichtskarte
Sperlings Postkartenverlag
Bild: 17., Dornbach – Dornbacher Straße Ecke Vollbadgasse – Restaurant Schwarz, Ansichtskarte aus dem Sperlings Postkartenverlag. Bildquelle: https://sammlung.wienmuseum.at/objekt/130358/ – Wien-Museum CCO Lizens; Abgerufen 25.6.2023

Mittlerweile ist nicht mehr viel übrig vom einstigen Wirtshaus an der Schleife der Straßenbahn an der Dornbacherstraße Wien 17. Interessanterweise gab es lt. Ansichtskartenfoto die auch damals um 1995 noch oder wieder vorhandenen Plakatwände schon Jahrzehnte zuvor!

Es war ein altes schon geschlossenes großes Wirtshaus mit einem schönen großen Gastgarten, mit alten ebenso großen und mächtigen Bäumen, nach hinten zu den Weinhängen hin an der Schleife der Straßenbahnlinie 43 von der Dornbacherstraße in die Vollbadgasse schwenkend.

Mit Freunden bzw. engen Geschäftspartnern begrüßte er uns sehr freundlich und offen und erzählte bereitwillig seine eigene wie auch die Geschichte des „MAXI“, aber auch den Fehlern die zum letztlich raschen Ende von MAXI geführt hatten.

Ein wesentlicher dürfte dabei die gewählte Gesellschaftsstruktur gewesen sein, wonach, wenn ich es richtig in Erinnerung behalten hatte,  jeder Taxifahrer bzw. Geschäftspartner zugleich Kommanditist in einer KG, einer Kommanditgesellschaft war.

Der Gründer durfte sich dann nach Ende der Unternehmung noch mit früheren Verkehrsstrafen und sonstigen offenen Abgaben seiner Fahrerkommandidisten herumschlagen. Auch sollen auf „wundersame Weise“ die noch neuwertigen Fahrzeuge übermäßig Reparaturen und damit Kosten, die eigentlich nicht Citroen anzulasten waren, benötigt haben. 

Ich glaube wir verblieben damit, dass er diese Altlasten vorerst sanieren wollte und dann eine mögliche weitere Zusammenarbeit zu prüfen wäre. Dabei blieb es dann auch.

Als wohl wertvollstes „Asset“ in Sachen Marketing hatte sich das >MAXI< die durchaus einprägsame Telefon-Kurzwahlnummer 91000 gesichert. Dies war damals keineswegs selbstverständlich, kam es doch darauf an im Fall des Falles eines Transportbedürfnisses im Kopf der anvisierten Fahrgäste auch dauerhaft präsent zu sein.

Diese Nummer dürfte auch im Umfeld der bereits parallel laufenden Telekom Liberalisierung wohl „etwas“ gekostet haben.

Vorläufiges Fazit zu MAXI

Mag sein, dass die Taxi Branche damals damit einmal mehr, wie auch fast alle anderen Branchen ebenso, unter einen erweiterten Leistungsdruck geraten ist.

Das zu jemanden mit guten Ideen auch die Führungskompetenzen und wirtschaftliche Komponente, Lobbyismus in eigener Sache nebst Glück dazu gehört hat sich hier ebenso wieder einmal mehr als bestätigt.

Kernfragen, wie die verfassungsrechtlich verankerte Wiener Taxiordnung, die sinnlose Leerzurückfahren für Wiener Taxis vom Flughafen Wien zurück in die Stadt und vice versa die der Schwechater Taxis zurück zum Flughafen erfordert und das in Zeiten der „Verkehrswende“ läßt aber weiter Fragen offen!

Ebenso die Frage warum ein Taxi KFZ besetzt mit nur dem Fahrer oder bestenfalls einem einzigen Fahrgast priviligiert die Busspur benutzen darf? Diese Transportform unterscheidet sich letztlich in nichts von einem Privat PKW.

© Wolfgang Scheida 6/2023

zu www.scheida.at gehörend!

Der Stalinez-80 Raupenschlepper

Der russische Raupenschlepper

STALINEZ 80 (auch Stalinetz 80, S-80) [Сталинец-80]

im Einsatz für die unter sowjetischer Verwaltung stehende Erdölförderung im Niederösterreich der Nachkriegsjahre

Nepper-Schlepper-Mähdrescher?

Bild: Der Stalinez S-80 Raupenschlepper unter seinem neuen Schutzdach (2023)

Einleitung:

Gewissermaßen als „Nachbau“, sei es lizensiert oder „schwarz“ geschehen, wurde seit den 1930er Jahren auch in der Sowjetunion der Raupenschlepper nach US Amerikanischem Vorbild, dem „Caterpillar“ abgewandelt nachgebaut.

War schon der einstige Führer der Sowjetunion, der selbsternannte „Stalin“, also „Der Stählerne“, so galt dies umso mehr für die nun tatsächlichen Stahl-Ungetüme die auf Ketten unterwegs waren um schwere Zugdienste in der Landwirtschaft, dem Bergbau und ab 1941 auch im „Vaterländischen Krieg“ für den Geschütztransport vollbringen zu können.

Kriegsbedingt gerieten mancherlei dieser Stalinez Geschützzugmachinen, nicht zuletzt aufgrund ihrer bauart bedingten geringen Fahrgeschwindigkeit mit weniger als 10 km/h in den Verlust bzw. in deutsche Hände.

Nach dem Krieg wiederum wurden diese Schlepper weiterhin als „Traktoren“ wie auch Zuggeräte in unwegsamen Gelände der UdSSR sowie in den neuen Satellitenstaaten der UdSSR wie auch der DDR eingesetzt.

Symbolbild: Das Modell eines US Caterpillar „D-Day Cat“ wie er u.a. eben beim D-Day im Juni 1944 bei der Anlandung eingesetzt wurde. Ein Raupenbulldozer der seine Gene wohl im Rahmen der Leih- und Pachtlieferungen der USA an die UdSSR von 1941 bis 1945 an die sowjetischen Ingenieure weitergegeben hat.

In dieser Lesart gelangten 10 Stück dieserlei Raupenschlepper mit 11,4 Tonnen Gewicht, nun die Nachkriegskonstruktion ab 1946, die wiederum dem US Amerikanischen Caterpillar D-7 (8) angelehnt war auch nach Österreich wo sie im Zistersdorfer Becken die ab 1946 bis 1955 in sowjetischer Hand befindliche Ölförderung für die Kriegsreparationen unterstützten, ehe mit 1956 sich die Bedingungen für deren Einsatz, nun unter der ÖMV – Österreichischen Mineralölverwaltung stehend, geändert hatten.

Bild: Aus der Zeit als die OMV noch die ÖMV (Slogan: Österreicher mit Verantwortung) war. Altes Logo am Tschechoslowakischen Tatra Kranwagen beim Erdöllehrpfad Prottes

Die Hintergründe hiezu, wie auszugsweise erwähnt die erheblichen Flurschäden in der Landwirtschaft sind u.a. in der TOPOTHEK in den entsprechenden Orten und Kapiteln mit einschlägigen Fotos gut veranschaulicht.

Quelle: Image title	ADN-ZB-Weiss Froe-Ki 19.7.58 Erdölförderung im Fallstein. Erdölarbeiter beim Verschrauben der Förderrohre. Diese Anlage arbeitet mit einer rumänischen Tiefkolbenpumpe.
Headline	Erdölförderung im Fallstein
Author	Weiß, Günter
Credit/Provider	Bundesarchiv
Short title	Bild 183-56906-0002
Date and time of data generation	19 July 1958

Symbolbild: Der S-80 im Einsatz 1958 bei der Erdölförderung im Fallstein (ehem. DDR). Hier mit angeflanschter Kabeltrommel für den Bohrturmbetrieb.

Quelle: Wikimedia Bundesarchiv ADN-ZB-Weiss Froe-Ki 19.7.58

Hier aber geht es um einen „Überlebenden“, der ab 1979, also gut 20 Jahre nach seiner Haupteinsatzzeit seinen endgültigen Dauerstandplatz beim Erdöllehrpfad in Prottes/NÖ der OMV gefunden hat.

Bild: Sein Aussehen der ersten 40 Jahre in Blau/Gelb mit viel Farbauftrag „konserviert“. Mit nachgebauter Kabine. Der „Vorbau“ machte u.a. die Anstartkurbel nach oben verlegt erforderlich! (Stand 2011, Foto Scheida)

Stand er dann über vier Jahrzehnte noch frei und ungeschützt, so wurde ihm zur Langzeitpräservation 2022 ein „Carport“ spendiert.

Der bisherige Standort wurde zum Flugdach für Fahrradtouristen.

Dabei scheint man bei der Übersiedelung aber nicht allzu zimperlich umgegangen zu sein, wie lose Schrauben, lose Abdeckdeckel sowie zerschnittene Bremsgestänge der Raupenantriebe interpretieren lassen.

Die Technik:

Was es hier im Gegensatz zu modernen Raupenfahrzeugen zu studieren gibt, das ist einmal der Vierzylinder Diesel-Motorantrieb der mit einem eigenen Anlasserhilfsbenzinmotor, alias einem Ponymotor gestartet wird.

Bild: Schnittbild aus Originalunterlagen zum S-80. Die Ansaugung für den Luftfilter befindet sich in der Kabine!

Technische Daten (Gemäß Wikipedia)

  • Motor: Vierzylinder-Viertakt-Dieselmotor (ohne Vorglüheinrichtung) mit Vorkammermischung
  • Motortyp: KDM-46 (КДМ-46), Zündfolge 1-3-4-2
  • Dauerleistung: 80 PS (59 kW)
  • Höchstleistung: 100 PS (74 kW)
  • Max. Drehmoment: 72 kpm (706 Nm) bei 1000 min
  • Hubraum: 13,54 l (!)
  • Hub: 205 mm
  • Bohrung: 145 mm
  • Getriebe: Schaltgetriebe, 5 Vorwärtsgänge, 4 Rückwärtsgänge
  • Tankinhalt: 235 l Dieselkraftstoff
  • Anlasser: Zweizylinder-Ottomotor Typ P-46 mit Fallstromvergaser
  • Zugkraft: etwa 60 kN

Abmessungen und Gewichte

  • Länge: 4255 mm
  • Breite: 3280 mm mit Planierschild (optional)
  • Höhe: 2980 mm
  • Bodenfreiheit: 382 mm
  • Radstand (Abstand zwischen den Achsen der Treibräder): 2373 mm
  • Leergewicht: 11,4 t
  • Motorgewicht: 2,7 t

Der Motor KDM-46

Wobei die 46 wie auch bei anderen UdSSR Erzeugnissen für das Jahr der Entwicklung bzw. Erstfertigung steht. Vergleiche mit dem den KVN-49 Volksfernseher!

Ebenso wurde dieser Motor universell auch in anderen Maschinen eingesetzt was ihm eine entsprechende Verbreitung sicherte.

Bild: Der KDM-46 Dieselmotor – Zuordnungen: 1: Wellengestänge für die Anlasskurbel von oben; 2: Luftfilter Benzinmotor, 3: Auspuffkrümmer Diesel, 4: Dieselmotor Luftfilter (Ölbadfilter); 5; Dekompressionshebel f. Dieselmotor; 8: Gangwahlhebel für den Anlassermotor; 11: Dieselfilter; 12: Kraftstoffpumpe; 13: Ölfilter; [4]

Gemäß [4] haben „Zahlreiche abteilungsübergreifende Tests des KDM-46-Dieselmotors an Traktoren S-80 und Arbeitserfahrungen an Baggern … gezeigt, dass diese Dieselmotoren ohne Wechsel der Kolbenringe seit über 2000 Stunden, ohne Reparatur der Kurbelwellenlager über 4000 Stunden und ohne Reparatur der Hauptlager über 6000 Stunden arbeiten.“

Die Lebensdauer eines Motors generell nebst den Einsatzbedingungen, der Wartungsbetreuung des Maschinisten aber auch den sorgfältigen Anstartbedingungen (Kühlmittel-/Öltemperatur) unterliegen.

Die Bedienung

So mancher Hebel ist für den Betrieb in Bewegung zu setzen:

Ähnlich zu seinen US Vorbildern, die noch wie bei einem Rasenmäher per Seilzugstarter angeworfen wurden, hat der S-80 ebenso nur einen Handkurbelantrieb zu Anlassen des Benzinmotors.

In der hier eingesetzten Version aber ist diese Kurbel nicht nach vorne anzuflanschen, sondern vom Maschinisten stehend auf der Raupenkette von oben über ein Umlenkgetriebe zu bedienen.

Eine Batterie sucht man vergebens. Die Zündung des Benzinmotors arbeitet mit einer Magnetzündung.

Die Lichtmaschine, alias der Gleichstromgenerator dient hier tatsächlich nur zur Versorgung der Beleuchtung, einer Hupe und der Scheinwerfer. Ob 6 Volt oder schon 12 Volt System ist noch zu prüfen. Üblich in jener Zeit waren 180 Watt Generatoren.

Bild: Der kleine Benzintank hinter dem Kühler für den Anlassermotor. Bereits durchgerostet da ein Souvenirjäger wohl einst den Deckel mitgenommen hat. So finden sich darin Nußschalen und anderes.

Ist der 1,4 l Zweizylinder-Benzinmotor ins laufen gebracht worden, dann wärmen sein Kühlwasser den Motorblock des wesentlich größeren Dieselmotors mit auf. Ebenso wird dessen Luft-Ansaugbrücke mit vorgewärmt.

Prottes Erdöllehrpfad Stalinez S-80 Raupenschlepper
Bild: Prottes Erdöllehrpfad Stalinez S-80 Raupenschlepper: Rechts das Zweigang Getriebe mit Gangwahl mit dem Hebelgestänge für die „bequeme“ Bedienung vom Führerhaus. Weiters der Kupplungshebel zum Antrieb des Dieselmotors. Rechts oben der Bedienhebel für den Benzin-Anlassermotor. Ein „Natürlicher Abgang“ ist beim verlustigen Ölmeßstab (links) des Benzinmotors zu beklagen.

Ab einer bestimmten Wassertemperatur kann der „Traktorist“ nun per Hebelgestänge den Dieselmotor in die Dekompression umschalten und den Dieselmotor an den laufenden Benzinmotor einkuppeln. Letzteres geschieht über ein umschaltbares Zweiganggetriebe.

Damit ist die gleichmäßige Ölversorgung noch vor dem Start gesichert bzw. kann am Manometer innen kontrolliert werden.

Nun kann die Kompression wieder zugeschaltet werden, und der Dieselmotor startet. In Folge kann der Benzin-Anlassermotor wieder abgestellt werden und die eigentliche Arbeit mit dem Schlepper beginnen.

Zustand des erhalten gebliebenen Exemplars:

„Amore Motore“, Typ KDM-46 (КДМ-46) mit 92 PS. 4 Zylinder Diesel

Prottes Erdöllehrpfad Stalinez S-80 Raupenschlepper
Bild: Prottes Erdöllehrpfad Stalinez S-80 Raupenschlepper: Links die Öleinfllußöffnung. Die beiden Diesel-Kraftstoff (?) oder Ölfilter, die Einspritzpumpe, rechts unten die Lichtmaschine, darüber mit dem fehlenden Schauglas der Betriebsstundenzähler (Zustand: 6/2023).

Fahrwerk:

Das Kettenantriebsfahrwerk ist mit Trommelbremsen ausgestattet mit denen auch die Fahrtrichtungsänderungen vollzogen werden.

Nach 40 Jahren Standzeit waren diese beim Stalinez S-80 wohl festgefressen. Man scheint dann gleich das Gestänge losgeflext zu haben. Die Bremsmechanik kann man von Hinten über die beiden abnehmbaren Deckel erreichen.

Bild: „Manipulation“ unter dem Deckel wo man wohl die Bremsen freigemacht hat. Es scheint etwas zuviel Gewalt ins Spiel gebracht worden sein. Auf die anschließende Wiederherstellung des Originalzustandes hat man bisher wohl verzichtet.

Der Betrieb:

Echte Romantik kann selbst bei aller technischer Faszination für diese Maschinen so recht keine Aufkommen.

Laut, heiß oder kalt, staubig, stinkend, mit schlechter Sicht versehen und unbequem ging es in der Wartung und dem Betrieb dieser Geräte zu.

Das Anstarten brauchte zudem „Männer“ mit Kraft.

Hinzu kam auch die Unfallgefahr falls ein damit gezogener Bohrturm einmal über den Zugmaschinen umgestürzt wäre.

Ob als Traktorist oder Maschinenführer, galt es hier alle Hebel in Bewegung zu setzen. Und davon gab es beileibe nicht wenige:

Bild: Der Führerstand im Stalinez. „Bequeme Sitzbank“ mit dem Luftfiltergehäuse davor. Eine Heizung sucht man vergebens. Instrumente sind hinter dem Luftfilter angebracht für Öldruck und Temperatur. Der Luftfilter ist ein Ölbadluftfilter und „dampft“ so auch vor sich hin was der Maschinist inhalieren darf.
Stand: 2023 – Das Führerhaus war aufgebrochen und das Glas gebrochen. Die Kabine dürfte dabei ohnehin nicht mehr die Originale gewesen sein.

Der Hersteller

Damals 1953 wird es genügt haben zu wissen, das er wie die Besatzungsmacht aus Russland kommt. Für heute kann uns diese „Erkenntnis“ aber nicht mehr reichen:

Hergestellt wurden diese Raupenschlepper in der Tscheljabinsker Traktorenfabrik (Челябинском тракторном заводе – ЧТЗ) in einer Auflage von 200.000 Stück von 1946 bis 1961. Einer Stadt im Ural rund 1.800 km östlich von Moskau gelegen.

Das Werk fertigte ab 1933 Traktoren der Vorgängermodelle u.a. den Stalinez 65, sowie Nachfolger u.a. der Typ 100. Es ist lt. Wikipedia noch heute (2023) aktiv.

Bekannt wurde diese Gegend als „Tankograd“ also Stadt der Tanks = Panzer, da kriegsbedingt ab 1943 damit der größte Panzerproduktionskomplex Tankograd gegründet wurde der vier Unternehmen umfasste: das Kirow-Werk, die Traktorenwerke Tscheljabinsk und Stalingrad sowie das Motorenwerk Charkow.

In einer solchen Struktur fungierte es vom 6. Oktober 1941 bis zum 20. Juni 1958.

Neben den Fertigungswerken selbst, entstand ähnlich anderen Industriestandorten auch zugleich ein Universitätsstandort mit dem jeweils fachlichen Schwerpunkt.

Den Anfang machte die kriegsbedingte Evakuierung des Stalingrader Mechanischen Instituts, das nach den Kampfhandlungen wieder ebendort zurücksiedelte und auf Beschluß vom 2. November 1943 in Tscheljabinsk ein eigenes Institut, das Tscheljabinsker Instituts für Maschinenbau und Ingenieurwesen (CMEI) aufgebaut wurde.

Zwei Namen hinter dem Stalinez:

Die enge Zusammenwirkung von ziviler wie auch militärischer Nutzung von Kettenfahrzeugen ist nicht von der Hand zu weisen, wenngleich es mitunter ganz wesentliche Unterschiede gibt.

Auszugsweise

Von 1944 bis 1947 war Nikolai Leonidowitsch Duchow, Doktor der technischen Wissenschaften, u.a. Chefingenieur für gepanzerte Fahrzeuge, und erster Leiter der Abteilung „Gepanzerte Kampffahrzeuge“ (1944-1947), im CMEI tätig. Er leitete u.a. die Entwicklung von selbstfahrenden Artilleriesystemen und schweren Panzern IS (Iosef Stalin), modifizierte T-34-Panzer, entwickelte einen neuen Traktor ChTZ „Stalinets-80“ mit geschlossener Kabine.

Mikhail Fedorovich Balzhi – ein enger Weggefährte und Nachfolger von N.L. Dukhov, stellvertretender Chefingenieur für die Serienproduktion von Panzern, und dann – Chefkonstrukteur eines speziellen Konstruktionsbüros. Er entwarf auch die Traktoren „Stalinets-65“ und „Stalinets-80“ sowie den Artillerietraktor C-2. [Auszugsweise zitiert gemäß 2]

Zur Art der Entwicklung und Fertigung von Maschinen in Russland 1953

Textauszug angepasst übernommen aus [3 (1953)]

„Wie so viele andere russische Kraftfahrzeuge, ist der russische Raupentraktor Stalinetz 80 grundsätzlich nach westlichem Vorbild gebaut, in diesem Fall nach dem amerikanischen dieselgetriebenen
Caterpillar D-7 aus dem Jahr 1942.

Eigentlich ist das nicht so sehr nicht weiter verwunderlich; es werden Versuchskosten und und wertvolle Zeit werden eingespart. Aber auch wenn der Stalinetz 80 eine exakte Nachbildung des Caterpillar-Traktors zu sein scheint, ist er so konstruiert, dass keine Teile mit dem Caterpillar-Traktor austauschbar sind.

Die Amerikaner, die einige russische Traktoren aus dem Koreakrieg sorgfältig untersucht haben, betrachten sie als Beispiele für gute Technik. Auch die jüngsten Änderungen am Caterpillar-Traktor werden kopiert.

Der Unterschied in der Konstruktion liegt vor allem darin, dass bei der
der russischen Konstruktion das Metrische System verwendet wurde, die Toleranzen anders sind und dass einige Teile, wie z.B. Verzahnungen,
Zahnräder und dergleichen etwas anders gestaltet sind. Alles offenbar in der Absicht, damit eine Austauschbarkeit mit den Amerikanischen Modellteilen nicht möglich sind.

Die Unterschiede in der Leistung, dem Durchschnittsdruck und Kraftstoffverbrauch sind extrem gering.

Der Motor des russischen Traktors hat Zylinderabmessungen von 205 x 145 mm im Vergleich zum Motor des amerikanischen Traktors
8″ x 5″, was etwa 16 cm³ weniger Volumen pro Zylinder ergibt.

Nicht einmal die Innenteile der Kraftstoffpumpe, wo der Prototyp
das Modell ebenfalls nach dem Metrischen System gebaut ist, sind
austauschbar.

Die Russen verwenden mehr Chrom, Nickel oder Mangan für Teile, bei denen die Amerikaner einen hohen Anteil an Molybdän vorschreiben das ein teureres Material ist. Mit Hilfe von verschiedene Arten der Wärmebehandlung erhalten sie etwa den gleichen Härtegrad, zum Beispiel für Zahnräder, wie beim amerikanischen Modell.


Außerdem bevorzugen die Russen Stahlgussteile gegenüber
Schmiede- und Druckgussstücken. In einigen Fällen haben sie diese jedoch auch verwendet, aber es wird angenommen, dass sie erst seit kurzem eine Ausrüstung für diesen Zweck besitzen.

Unter anderem stützt sich diese Ansicht auf die Tatsache, dass zum Beispiel die Getriebegabeln maschinell bearbeitet werden (neue Formen oder Gesenke).
Insgesamt haben die Russen einen realistischen Ansatz für den
Zweck der Maschinen, wie dies bereits beim Panzer T-34/85 der Fall war.
Diese Haltung drückt sich hier in der Form aus, dass die Feinbearbeitung nur nur dort erfolgt, wo sie für die Funktion absolut notwendig ist; dann ist auch die Genauigkeit voll so gut wie bei den entsprechenden
amerikanischen Teilen.

Die Toleranzen sind im Allgemeinen größer als die als bei den Modellen, außer in Fällen, in denen die Funktion eine große große Präzision erfordert.

In solchen Fällen sind die Toleranzanforderungen (Anmerkung: GOST Standard) sogar noch strenger als die der Amerikaner. Es wird angenommen, dass die Russen zweifelsohne über die Ausrüstung und ausreichende Fähigkeiten haben um hervorragende Präzisionsarbeit zu leisten, aber dass diese nur nur dort eingesetzt werden, wo sie für die Funktion absolut notwendig sind“ [Text aus 3].

Weitere Exemplare von Raupenschleppern

Ebenso waren im Erdölfeld, hier wiederum im Freiluftmuseum in Neusiedl an der Zaya nebst anderen Exponaten wie einer Feldbahn auch der Raupenschlepper vom Westdeutschen Eisenwerk-Wülfel mit dem 6 Zylinder 100 PS Motor ausgestellt.

Eisenwerk-Wülfel Raupenschlepper
Bild: Eisenwerk-Wülfel Raupenschlepper, oder das was noch davon übrig war im Erdölbergbaufreiluftmuseum Neusiedl an der Zaya (2011) Neben der angebauten Kabeltrommel ist auch der Wellenantrieb hinten zu erkennen.

Interessant wäre ein praktischer Erfahrungsbericht der damaligen Maschinisten zu den beiden, einmal der sowjetischen und einmal der westdeutschen Raupenschleppermaschine was die Unterschiede in Leistung, Qualität und Bedienung waren.

Idee: Wenn schon nicht fahrend, so könnte man doch einmal angelehnt an die „Dampftage“ der Eisenbahnen den Versuch machen den Anlassermotor wie auch Dieselmotor provisorisch wieder ins laufen zu bekommen. Vorausgesetzt die Kolben und Ventile sind mnicht alle komplett eingerostet.

Was beide Erdöllehrpfade bzw. Freiluftausstellungen gemein haben:

Sie sind zugleich ein sehr anschauliches Zeugnis der sehr energieaufwendigen Förderung und des Weitertransportes von fossiler Energie was wir bei uns vielfach nur mehr als Museum oder in „sauberer“ Form vor-Ort angesiedelt haben und in der nötigen Größenordnung für die Versorgung auf andere Kontinente verlagert haben!

Quellen & Textnachweise (Auszug)

  1. Fotoarchiv Scheida 2011 & 2023
  2. https://www.susu.ru/en/about/our-susu/history/i-stage-november-2-1943-april-26-1949 zur Süd Ural Universität; Abgerufen am 23.6.2023
  3. Teknisk Tidskrift, Jahrgang 83. 7. April 1953, S. 287ff (http://runeberg.org/tektid/1953/0297.html); Abgerufen am 23.6.2023
  4. Экскаваторы Э-505, Э-505А (Э-651). Конструкция, эксплуатация и ремонт (Смолин А.П.) – 1958 год

© W. Scheida 6/2023

Das BERGHAUS in 3124 Unterwölbling 67

Häuser erzählen Geschichte(n)

3124 Unterwölbling 67, Berghaus 1977
Foto: 3124 Unterwölbling 67, Das Berghaus. Aufgenommen 1977. Links zu erkennen das „neue Holzhaus“.
Der alte immer schon morsche Gatterzaun. Gerade mittig mit dem Fenster der „Anbau mit dem Bad“.
Der rechte vordere Teil ist dem unterhalb gelegenen Nachbarn damals der Witwe Fr. Fraissl zugehörig.
Unser „erster“ FIAT 128 Familiare Kombi bereit für die vielen Sachen die es immer von der Wohnung zur Oma hin und her zu transportieren gab. Später stand das Auto als Unfallwrack und als Ersatzteilspender für den zweiten Fiat nach einem Unfall dann jahrelang im oberen Garten aufgebockt bis es letztlich entsorgt wurde.

Da ich von einer Zufallsbekanntschaft aus Oberwölbling jüngst hörte das in der Wahrnehmung anderer Ortsbewohner das Wölblinger „Berghaus“ stets als etwas verwunschen angesehen wurde, kann ich nur sagen:

Es war einfach nur ein außerhalb des eigentlichen Ortsverbandes liegendes Haus und zudem Alt und vom Aufbau her in keinster Weise mehr zeitgemäß. Sonst war nichts wirklich Spezielles, schon gar nichts „verwunschenes“ dran.

Neudeutsch würde man es wohl als Beispiel der Orts-Zersiedelung bezeichnen. Positiv betrachtet ist es aber ein Ort der Ruhe und Besinnung wo eben glücklicherweise nicht „einer am Anderen pickt“ mit allen damit verbundenen Begleiterscheinungen.

Und dennoch hat das Haus seine Geschichte und die seiner (damaligen) Bewohner zu erzählen.

Nachfolgende Schilderung bezieht sich auf die Zeit von etwa 1963 bis annähernd etwa 2020. 

Kurzfassung zum Berghaus:

1962/63 zogen meine Oma, das Ehepaar Schweiger von Durlaß 11, 3163 Rohrbach a/d Gölsen nach Unterwölbling, wo sie das Haus bzw. den oberen Anteil davon samt entsprechendem Grund kauften.

Wie Oma sagte, soll das Haus von den Steigern/Obersteigern sogenannten besseren Leuten in der Bergbauhierarchie der damaligen Bergwerksgesellschaft bewohnt worden sein.

Ob ein genannter Josef Fischer der Erstbesitzer von 1904 tatsächlich bis 1962 darin lebte entzieht sich meiner Kenntnis. Der Kohle-Bergbau selbst soll 1941 in der Gegend sein Ende gefunden haben.

Die Gegend gesamt war damals stark vom Bergbau geprägt. Der Wegename „Flötzersteig“, aber auch die noch sichtbare Abraumhalde „hinter dem Berg“ in der Nachbarortschaft Anzenhof oder der Ortsteil „Hermannschacht“ geben bis heute Zeugnis davon ab.

3125 Anzenhof Bergbau Abraumhalde 2023
Links im Bild: 3125 Anzenhof Bergbau Abraumhalde 2023

Eindrucksvolle Details, Dokumente und Fotos dazu findet man in der freien Topothek unter Statzendorf Kohlenwerk.

Zu ihrer, also Omas Zeit in den 1960er Jahren war es aber damit ohnehin schon längst vorbei.

Sie selbst gelangte damals über einen Immobilienmakler an das Objekt.

Berghaus: Der Name

Die Bezeichung „Berghaus“ war dabei keineswegs nur ein umgangssprachlicher Phantasiename. U.a. wird „Berghaus“ fest als ortszugehörige Adresse zu Unter-Wölbling geführt.

Bezeichnungsnachweis aus: „Adressbuch von Österreich für Industrie, Handel, Gewerbe und Landwirtschaft. 12. Ausgabe 1938. Herold, Wien 1938. Mit freundlicher Unterstützung der Österreichischen Nationalbibliothek.“ über Findbuch.at

Die Aufteilung des Anwesens Unterwölbling 67a

Es gab eben den Vorhofbereich der zum Hauseingang führte. Ein zumindest anfänglich stets mit einem Gatter verschlossener kleiner Trampelpfad gab den Zugang rechts des „Aufstieges“ zum Kräutergarten. Vor einem neuerlichen anfänglich stets verschlossenem Holztor ging es links in den „Kleinen Garten“ in dem in den 1970er Jahren eine Kinderrutsche für uns an einem Baum „an die Kette“ gelegt wurde. Dort gab es auch den einzigen(?) Birnenbaum. Dieser Gartenteil war in allen drei Richtungen durch Maschendrahtzäune und Sockelmauerwerk hiezu von den weiteren Grundstückteilen abgetrennt.

Ging man durch die Holztüre weiter, so gelangte man auf eine „Anhöhe“ in der einerseits der Zugang zu all den Schuppen lag in dessen erstem auch der Hühnerstall untergebracht war.

Davor waren bis zu Schweiger Antons Tod auch die üblichen Hasenställe als Verschläge untergebracht.

Auch lagerte dort das angelieferte Schnittholz zur Verarbeitung.

Links ging es dann wieder durch eine Gattertüre weiter in den „Großen Garten“. Durch eine Stützmauer mit Zaun war dieser nach oben hin baulich abgetrennt. Dort gleich rechts war dann auch der „Misthaufen“ alias Komposthaufen.

Es folgten die Obstbäume sowie rechts die Beete für Gemüse, Kartoffeln etc.

Nach dem erste Schuppen gab es baulich zusammengehörend den zweiten, der auch innen liegend durch eine Türe verbunden war.

Im ersten wurde u.a. die Kohle eingelagert.

Im zweiten war das Zeug zum Holzmachen aufbewahrt.

Am Dachboden des Schuppens gab es u.a. eine Dezimalwaage die zum Anlaß der Marillenüberschußabgabe an einen lokalen Bauern die Oma stets abwog und die wir deshalb einmal im Jahr wieder herunterholten und aufstellten.

Dann folgte ein stets „unfertig“ wirkender Bretterverschlag ohne Dach, zudem nur als Lattenrost ausgeführt. In diesem wuchs ein weiterer Obstbaum.

Das Ende des Ensembles war ein gar gemauerter Schuppen. Zwar ohne richtiger Türe und unverputzt, aber dort war u.a. die Obstpresse eingestellt.

Vor dem Schuppen wiederum lag der große Steinehaufen mit all den in den Jahrzehnten angefallenen Bauschutt- und Abbruchmaterial.

Berghaus, Unterwölbling 67
Das Berghaus um 1995, Die Straße war da schon asphaltiert. Die Schuppen vor dem Haus bei „Fraissl’s“ sowie die „Ruine“ sind unterhalb bereits entfernt.

Einmal führte, es dürfte da Oma schon weggezogen sein, ein Gesamtfamilärer Einsatz uns hinaus:

Nun war es soweit. Was Oma stets ärgerte, dass die Landmaschinen ihren Zaun zu den Äckern hin häufig gleich „mitnahmen“.

So war der ohenhin bereits sehr rostige Zaun an der Rückseite des Anwesens von uns zumindest neu zu spannen und soweit wie möglich zu flicken.

Ebenso war das Dach des Anbaues bedrohlich eingedrückt.

Dies wurde daher großflächig zumindest teilabgedeckt und soweit es Material und handwerkliche Fertigkeiten zuließen wurde der Dachstuhl stabilisiert und wieder eingedeckt.

Das dieser Teil des Daches vom Nachbesitzer wohl als erstes erneuert wurde zeigt das es nötig war.

Erste Modernisierungen:

Es wurde relativ bald nach dem Einzug von Oma vom Plumpsklo, aufgestellt im Garten auf einen Badezimmervorbau erweitert. 

Opa, kriegsbedingt etwas beeinträchtigt, soll als Gießereiarbeiter in den Grundmannwerken Herzogenburg zudem als Alleinerhalter „gut“ verdient haben.

Ein zwar Fototechnisch schlechtes Bild aber mit sehr viel Aussagekraft: Rechts das noch im Rohbau befindliche "neue" Vorhaus mit dem richtigen Badezimmer. Angelehnt die Nachbarin auf 67 Frau Fraissl. Links die "neue" Besitzerin auf 67a Schweiger Eveline mit Kind. Stehend noch uaf den Abdeckbrettern der nun benötigten 3 Senkgruben. Hinten ihr Puch Moped das im Nebenhaus hinten seinen Platz hatte ehe dieses zum Wochenendhaus umgebaut wurde. Links hinten der Kirschbaum zu erkennen. Um 1965. Wer den Hund hatte ist mir nicht überliefert.
Ein zwar Fototechnisch schlechtes Bild aber mit umso mehr Aussagekraft:
Rechts das damals noch im Rohbau befindliche „neue“ Vorhaus mit einem dann richtigen zudem großen Badezimmer. Angelehnt daran die Nachbarin von Nr. 67, Frau Fraissl. Links die „neue“ Besitzerin auf 67a Schweiger Eveline mit Kind. Stehend noch auf den Abdeckbrettern der nun benötigten 3 Senkgruben.
Hinten ihr Puch Moped das im Nebenhaus hinten seinen Platz hatte ehe dieses von unserer Familie zum Wochenendhaus umgebaut wurde.
Links hinten sind die Äste des mächtigen Kirschenbaumes zu erkennen. Ebenso befindet sich links hinen vor dem Nebenhaus der Zugang zum Erdkeller in dem später die Brunnenwasserpumpensteuerung mit dem Quecksilberschalter und der „Vogel Pumpen“ Druckkessel aufstellt waren.
Der Hund rechts gehörte der Nachbarin. Den ursprünglich eigenen Hund in Durlaß genannt „Struppi“ ließ Oma der Überlieferung nach von einem Jäger vor der Übersiedelung erschießen.
Bild um 1965.

Für den Kanal gab es natürlich meines Wissens bis heute nur Sicker/Senkgruben.

Das „reine“ Abwasser konnte bei einem Überlauf dann frei in offenen Halbrohren fließend bis in den Graben am damals noch lange nicht asphaltierten Zufahrtsweg in Form eines kleinen sich rasch versickernden Rinnsals fließen. Oft kamen diese „Abwassermengen“ ohnehin nicht vor.

Für die „anderen Stoffe“ wurde von Zeit zu Zeit ein Bauer zum Abpumpen bestellt der mit dem Pumpenwagenanhänger kam und mit lautem Getöse diese Stoffe unter den Schachtabdeckdeckeln absaugte.

Wie es hieß als Dünger für die Felder…..

Ausbau des Stallgebäudes um 1975

Da sich unser Familienzweig am Wochenende und auch den Urlaubszeiten mehr und mehr gerne bei Oma aufhielt, der Platz mit auch „Notschlafeinrichtungen“ im Haupthaus zunehmend enger wurde, so bauten um 1975 meine Eltern unter teilweiser Mithilfe der Verwandtschaft aber auch weiterer zu bezahlenden echter Maurer aus Tirol für den Fassadenverputz den ehemaligen Stall zu einem (sehr bescheidenen) Wochenendhaus aus.

Mit Ausnahme der Fassade für die eine Mischmaschine organisiert werden musste, wurde der gesamte Mörtel per Handarbeit in einem Maurerschaffel per Hand, mit Sand und Kalk etc. beigemischt angerührt!

Das „Holzhaus“

Als Kompensation für den nun verlustig gehenden Lagerort kaufte bzw. zahlte Papa ich nehme an beim Lagerhaus Statzendorf eine Fertigteilholzhütte die geliefert dann im Eingangsbereich von Nr. 67a gleich links aufgestellt wurde.

Die frühere Waschküche übersiedelte ja schon noch in den 1960er Jahren in den neuen Badanbau.

Im geistigen Bild habe ich noch wie „Opa“ Anton Schweiger ebenso angelieferten groben Rollschotter dort zuerst verteilte, später das Dach mit Teerpappe abgedichtet wurde und eine der beiden alten Holztüren des ehemaligen Stallgebäudes, das auch Waschküche und „Bad“ war als Brückenrampe vom Wegpflaster über die Betonhalbrohre des „Rinnsals“ hin zur Türe des nun neuen Holzhauses gelegt wurde.

Uns Kindern wurde das Klettern auf das Holzhausdach verboten. Nicht nur um nicht vorne herunterfallen zu können, sondern auch um so nicht „versehentlich“ in den dahinter liegenden Fraissl Weinpresshausgarten zu gelangen aber auch um das Dach nicht zu beschädigen.

Dort waren dann nebst allerlei „Klumpert“ auch stets Omas Moped aber auch Fahrräder eingestellt.

So wie alle anderen Hütten und Verschläge auch bekam das Holzhaus ein eigenes Vorhangschloß.

Ausbau:

Dafür wurde der obere Stock mit den geschätzt 25er Wienerberger Hohlkammerziegel aufgemauert und ein neuer Dachstuhl von einer Zimmerei geliefert. Ein LKW Kran lud die fertigen Sparren am Feldweg ab die dann händisch in Eigenleistung auf den aufgemauerten Kniestock gehoben wurden.

Das Nebenhaus, alias Stall noch vor dem Ausbau um 1965. Das Kind hockt am Erdkeller mit der ausgesprochenen Warnung nicht zu weit zum Haus bvorzugehen da es dort keine Absturzsicherung beim Kellereingang gab.
Das Nebenhaus, alias der Stall noch vor dem Ausbau um 1965. Meine Tante hockt auf dem Erdkeller mit der ausgesprochenen Warnung nicht zu weit zum Haus vorzugehen da es dort keine Absturzsicherung beim Kellereingang gab. Links oben war der Zugang zum damaligen Dachboden der über eine Anstellleiter begehbar war.
Diese selbst gezimmerte Anstellleiter hielt sich „ewig“ bis die Sprossen und alles daran schon sehr gefährlich morsch wurde und ich jahrzehnte später sie im Wissen von Oma zerschlug um Unfälle zu verhindern.

Im Dachstuhl übrig blieb dann ein sehr starker langer Balken noch aus der Bauphase. „Den müssen wir noch wegtragen hieß es, sonst haben wir ein Balkenzimmer“. Der noch sehr gute Balken wurde für die nächsten Jahrzehnte zudem teilweise auch geschützt als „wertvoller Balken“ an der Abgrenzmauer hin zum „Großen Garten“ gelagert, ehe er letztlich ebenso vermorschte und verrottete.

Auf den neuen Dachstuhl kam die übliche einfache Lattung und die alten zuvor zwischengelagerten wellenförmigen Dachziegel wurden wieder aufgelegt. Während der Arbeitsschritte die zumeist nur im Urlaub bzw. an Wochenenden möglich waren wurde das Obergeschoß notdürftig vor dem Regen abgedeckt.

Damit der Dachaufbau Platz hatte, wurde am Haupthaus einer der „Ziegelerker“ abgebrochen. Siehe Foto „Blick vom Fraissl Garten auf das Haus mit Tochter der Nachbarin“ der rechts im Bild befindliche „Erker“.

Um als Kind stets „brav“ zu sein, wurde mir in Aussicht gestellt, das ich dort im Dachgeschoß dann meine elektrische Eisenbahn, aus Papas Kindheit stammende 1950er Jahre „Kleinbahn“ aufgebaut bekommen würde.

Dies geschah dann auch, mit dem Ergebnis, dass die Eisenbahnschienen durch die hohe Luftfeuchtigkeit sehr stark rosteten und so die Eisenbahn nicht allzu befriedigend fuhr bzw. häufig stecken blieb. Letztlich kam sie aus diesem Grund in etwas veränderter Form zurück nach Wien.

So kletterte ich einmal wo „unerlaubterweise“ im Bereich des auszubauenden Obergeschoßes herum, um sofort von Oma mit dem Hinweis, das dann Papa bei einem Unfall zur Verantwortung gezogen werden würde und „es dann nix mit der Eisenbahn“ werden würde, gemaßregelt zu werden.

Eine einfache, später mit Filzfließen beklebte Holzstiege ging hinauf in den ersten Stock. Die innen unverputzt gebliebenen Rohbauwände wurden mit einer Lattung versehen und bekamen Nut-Federholz als Verkleidung hinter die alte Zeitungen als „Dämmmaterial“ gestopft wurde.

Nur zwei Fenster, links und rechts brachten bescheidenes Tageslicht in den Raum. „Geteilt“ blieb der große Raum, der Boden bestand aus verlegten Pressspannplatten über die Sparren, durch den durchgehenden hochgemauerten Kamin.

Im Erdgeschoß gab es die einzige Wärmequelle, einen Meller Kaminofen mit Kohlen bzw. Koks beschickt. Im Winter üblich waren dann Thermophore oder umwickelte Ziegelsteine die man uns Kindern mit ins Bett gab. Ich glaube wenn es ganz kalt war schliefen wir vereinzelt auch im Schlafzimmer der Oma im Haupthaus.

Berghaus Unterwölbling Innenhof mit "Wochenendhaus"
Berghaus Unterwölbling 67 im Innenhof mit dem „Wochenendhaus“ um 1983. Links das Gattertor zum Aufgang in den Garten. Zwei Regenwasserfässer sammelten den Niederschlag zum Gießen.
Rechts erkennbar das außen fließende Rinnsal vom „Wochenendhaus“.
Das Foto wurde selbst experimental mit einer >Box Tengor 6×6 Rollfilm< Kamera in s/w gemacht, die wiederum einst dem vorzeitig verstorbenen Halbbruder von Oma, Onkel Egon Herndl um 1940 gehörte.

Die Sommer wiederum waren häufig von Insektenplagen wie Gelsen, Bremsen und „Hurnausern“ – Hornissen geprägt. Schon sehr bald hatten wie die Vandal Gelsenplättchen mit den elektrischen Verdampfern.

Es gab nur einen Kaltwasseranschluß, vom Brunnen gespeist im Haus. Das WC oder anderes musste man drüben bei Oma benutzen.

Im Erdgeschoß gab es einen mit Flaschengas betriebenen zweiflammigen Gasherd an dem Mama unermüdlich das Obst wie Marillen, Ribisel, Zwetschken, Stachelbeeren etc. in Rex-Gläser zu Kompott einkochte oder auch Marmelade daraus machte.

Diese Zutaten wie auch der Abtransport selbiger war die große Nutzlast im Autokofferraum aber auch dem Gepäckträger oben drauf.

Zum Ernten wurden auch wir Kinder „eingeteilt“.

Obst, insbesonders die nicht mehr verwertbaren Marillen kamen in blaue Bottichkunststofffässer wo sie ein Bauer Müller zur Schnappsverarbeitung bekam.

Ebenso bekam „er“ als Pacht oder wie auch immer geregelt, nach dem Ableben von Anton Schweiger den oberen Teil des „Großen Gartens“ bis zur Feldwegsabgrenzung zur landwirtschaftlichen Nutzung, da Oma den oberen Gartenteil ab dem „Bad, also Pool“ ohnehin nicht mehr selbst bearbeiten konnte.

Das oberhalb vom oberen Gebäude errichtete Presshaus samt Erdkeller der Fraissls mit dem kleinen Weingarten, jedoch stets ohne Wein, war all die Jahre schon nicht mehr in Verwendung und verfiel so zusehends.

Berghaus Unterwölbling 2023 - Das alte Presshaus
Das Berghaus Unterwölbling 2023 . Links das alte Presshaus. Damals bis in die 1990er Jahre wie der zugehörige Garten war er noch mit Einzäunung. Der verfallene alte Verputz ist da schon abgeschlagen worden. Die schwarze Holzhütte kam später dazu.

Der zweite Zugang zum Keller allerdings war über Nr. 67a von wo aus selten aber doch die Nachbarn in den Keller zustiegen.

Für die Schweigers war der Presshauskeller der Fraissl’s natürlich nicht zugänglich. Es dürfte auch nach dem Tod von Freissl ab den späten 1960er Jahren der Keller wie auch das Presshaus samt Einrichtung dem Verfall preisgegeben worden sein. Lediglich der eine oder andere „Gute Tropfen“ mag noch verblieben sein, den sich Herr Grill beizeiten holen ging.

Am Aufgang vom Haus in den Garten: Sitzen an der Begrenzungsmauer vom Zaun zu den Fraissl Presshaus und Weingarten. Von Links: Frau Schweiger Mutter, verm. der 2. Sohn von Frau Schweiger, Frau Fraziska Kittel, Anton Schweiger, Eveline Schweiger und zwei Kinder.
Am Aufgang vom Haus in den Garten: Sitzen an bzw. vor der Begrenzungsmauer vom Zaun zu dem Fraissl Presshaus und Weingarten bzw. dem Kellerröhrengang.
Von Links: Frau Schweiger Mutter, verm. der 2. Sohn von Frau Schweiger, Frau Franziska Kittel „Tante Franzi“, Anton Schweiger, Eveline Schweiger und zwei Kinder. Weitere erhalten gebliebene Fotos zeigten schon damals wie die Bausubstanz schon in die Jahre gekommen war.

Zum Thema “Bergwerk-Bergbau” selbst gab es nur wenige Anknüpfungspunkte:

  • Zum Einen war Oma auf die “vom Hermannschacht drenten” nicht allzu gut zu sprechen. Es soll in unbestätigter(!) Weise zudem mehrfach zu Obstklau aus ihrem Garten gekommen sein…. wenn sie unterwegs war.
  • Ich selbst kenne den Hermannschacht nur als Halde und als Müllkippe für damals buchstäblich noch alles einschließlich Schrottautos, wo auch ich zwei, dreimal als Kind Sachen herausgeholt hatte…..
St. Pöltner Bote 25. Oktober 1894
Werbeschaltung zur Unter-Wölblinger Braunkohle im St. Pöltner Bote 25. Oktober 1894 per ANNO
  • Dann das Besteigen des Spitzbodendachbodens, der damals zudem nur von der Seite der Fraissl begehbar war auf dem wirklich noch alte Schulhefte, Bücher etc. waren. Spezifisch für den Bergbau war nur eine Elektroanlagenplanung um 1920 für einen nicht näher genannten wohl eher kleinen Schacht. Dieser ging an einen ebenso wie ich Radiosammlerkollegen nach Herzogenburg.
  • Bei Oma war vom Bergbau her nichts mehr von den Vorgängern übrig geblieben. Inwieweit Fraissls in deren Schuppen noch was hatten, kann ich nicht sagen. 

Mit den Renovierungen und Adaptierungen wurden auch diese Schuppen, in denen sich u.a. die Waschküche befand, nach und nach ausgeräumt, bzw. von den Fraissl Erben abgerissen.

Kleintierhaltung wie Hasen oder Hühner gab es bei Oma nur bis zum Tod von ihrem Mann und kurze Zeit darauf. Bei Fraissls war wahrscheinlich schon früher Schluss bis auf bestenfalls Hühnerhaltung.

Unterhalb von Nr. 67 gab es früher ebenfalls ein wie man mir schilderte gleichartig gebautes Haus welches warum auch immer schon in den 1960ern vielleicht auch schon viel früher abgetragen wurde und die wenigen vorhanden gebliebenen Grundmauerreste stets nur mehr als “Ruine” bezeichnet wurden.

Unter „Bergschäden“ führt [3] an, wonach 1935 „Im „Berghaus“, (wir nehmen an es handelt sich um dieses) stürzte das Schlafzimmer der Familie Klicnik ein. Die Einrichtung konnte nicht mehr geborgen werden. Glücklicherweise war zu dieser Zeit niemand mehr im Haus anwesend.“

Dies wäre nachvollziehbar, da 1938 im Öst. Orts-Register „Berghaus“ ebenso für Unter-Wölbling ausgewiesen ist.

Herr Grill, der Fraissl’sche „Untermieter“ warnte mich als Kind eindringlich davor, dort nicht zu spielen da es dort tiefe Gruben geben soll die nur mit Brettern bedeckt seien.

Um die Mitte der 1980er Jahre, nach dem gesundheitlich/altersbedingten Wegzug von Frau Fraissl hinauf ins Dorf, wurde von den Besitzern A. die Ruine geschleift, um als Acker verpachtet zu werden. Es tauchte bei den Baggerarbeiten dabei aber nur ein alter Kleinkeller auf. 

Der Familienvater Anton Schweiger starb vorzeitig 1976 und liegt wie Oma am Ortsfriedhof „mit bester Sicht“ aufs Berghaus.

Ortsfriedhof Unterwölbling 2011 mit direkter Sichtachse zum Berghaus. Oma ging mit mir als Kind zum Friedhof "heimlich" durch die darunter liegenden Obstbaumgärten.
Der Ortsfriedhof Unterwölbling 2011 von der Straßenseite mit direkter Sichtachse hin zum Berghaus. Oma ging mit mir als Kind zum Friedhof „heimlich“ durch die daneben und darunter liegenden Obstbaumgärten kommend um die Grabpflege durchzuführen.

Ebenso am Friedhof gab es das Grab der einstigen verwitweten Besitzerin der dem Berg zugeordneten unteren Haushälfte Frau Fraissl, die etwa Anfang der 1980er Jahre nach Unterwölbling an der Hauptstraße übersiedelt war ehe sie, siehe Grabstein dann verstarb.

Für mich war sie immer eine nette schon sehr alte verwitwete Frau die man um Gefälligkeiten ersuchen konnte. Wasser hatte sie nicht im Haus. Sie musste die paar Meter zum Brunnen gehen wie der Handschwengel war. Ebenso hatte sie nur ein Plumpsklo all die Jahre.

Eine Kurzschilderung ihrer im Rahmen der gerade noch möglichen kommunizierten Haltung gegen das NS Regime blieb mir in Erinnerung.

Damals ging noch eines Ihrer Wohnzimmerfenster in den Vorgarten der Schweigers hinein wo sie dann im Haus befindlich ein Pläuschchen führen konnte.

Grabstelle Fraissl am Ortsfriedhof Unterwölbling 2011
Grabstelle Fraissl am Ortsfriedhof Unterwölbling im Jahr 2011. Der einstige Nachbar Franz Fraissl verstarb augenscheinlich schon bald nach dem Zuzug meiner Großmutter. Er hatte aber posthum immer noch starken Einfluß auf die (nicht) möglichen Freiräume.

Deren Tochter ließ den Hausteil anfangs leer stehen, ehe bald Türkische Bewohner nach und nach abwechselnd als Mieter deren Hausteil bewohnten.

Oma probierte dies später ähnlich, jedoch mit keinem Erfolg. 

Ein noch zuvor bei ihr eingezogener österreichischer Untermieter stellte sich als Alkoholiker heraus. Die vom Schwiegersohn eigens grob aufputz installierten Elektroleitungen mit einem Subzähler, u.a. für eine eigene Waschmaschine im Badezimmer wurden von ihm damit umgangen, das er gleich die AEG Waschmaschine von Oma benutzte.

Sie merkte dies erst dann an der starke Verkalkung da er die falschen Waschmittel bzw. zu geringe Dosen davon verwendete.

Mit den in unseren dann kaum mehr benutzen „Wochenendhaus“ ab etwa 1985 zogen kurzzeitig über Oma organisiert ebenso Türken ein. Deren Interpretation von Miete aber war es, für die Zeit, in der sie das Haus nicht nutzten, also die meiste Zeit auch nicht zu zahlen……..

Das Haus selbst ist leider ineinander verschachtelt aufgebaut. Also ohne wirklich baulich/feuermauer mäßig getrennten Wohneinheiten. Die oberen Zimmer der 2. Partei liegen auf den Zimmern der 1. und Vice Versa. 

Blick vom Fraissl Garten auf das Haus mit Tochter der Nachbarin
Blick vom „verbotenen“ Fraissl Garten auf das Haus mit Tochter der Nachbarin.
Erst um 2000 stellte sich im Rahmen von digitalen Vermessungen heraus, dass dieser Gartenteil wie so manch anderes eigentlich ebenso Eigentum von 67a gewesen war.

Dies u.a. hat mich seinerzeit abgehalten, selbst dieses Haus als eigenen Wohnort zu übernehmen.

Mama ihr Haus ist aus Stein...
„Mama ihr Haus ist aus Stein…“ Das war tatsächlich das damals um die Jahrhundertwende 1900 verwendete Baumaterial aus der Gegend stammend. Nur mit Kalkmörtel verbunden.
Ein Stemmen im Gemäuer war daher nicht ratsam, da dann alle weiteren Steinbrocken drohten sich loszulösen.
Mein Cousin ging die Sache viel später dann mit Diamanttrennscheiben erfolgreich an.
Einen dazu passenden Steinhaufen unweit des Berghauses als perfektes Anschauungsmaterial dazu sah ich 2023.

Dies tat dann ein weiteres Familienmitglied der soweit möglich alles renoviert und modernisiert hat, eine damals noch zeitgemäße Ölheizung mit großen Tanks im oberhalb liegenden ehemaligen Hühnerstall installiert bzw. erweitert hat und mit Familie darin wohnte ehe um etwa 2020 er nach längerem Leerstand diesen Anteil erneut verkaufte und nach Herzogenburg verzog.

Soweit Oma einst schilderte, war sie einerseits froh nicht ganz alleine und ungeschützt dort entlegen zu wohnen.

Andererseits war es ihr fallweise dennoch zu laut.

Betreffend der schon lange nötigen und überfälligen Sanierung/Erneuerung des Daches kam es augenscheinlich jedoch nie zu einer Einigung wie ich 2023 erkennen konnte.

Die Wasserleitung zum Berghaus:

In diese Zeit nach der Neuübernahme des Anwesens um 1999 fiel auch der Bau der Wasserleitung was als Familie groß gefeiert wurde.

Berghaus Familienfeier als die Wasserleitung kam.
Berghaus Unterwölbling: Eine Familienfeier 2003 als die Wasserleitung kam. Von meiner Tante eindrucksvoll als Torte in Szene gesetzt!

Dies ist insofern relevant, da die Wasserknappheit stets all die Jahrzehnte lang ein Thema war und dann mitunter der gegrabene Tiefbrunnen erneut wieder nachgegraben werden musste.

Unterwölbling Wasserleitung - Kontrollschacht 2023
Unterwölbling Wasserleitung – Kontrollschacht 2023 an der Straße vom Ort kommend.

Dass die Wasserqualität zumindest damals mit Nitrat oder sonstig belastet war ist ein anderes Thema. Extrem kalkhaltig war es in jedem Fall. Ich kann mich an einen Art „seifigen“ Geschmacken erinnern.

Entsprechend ließ sich Oma dann verbal über „die Bauern“ und ihren Kunstdünger aus.

Fr. Fraissl selbst hatte immer nur die Handpumpe am Brunnen im Hof.

Als Kind war ich noch dabei als wir, die Oma und eine anwesende Tante vom Bach unten (nun als Flötzersteig bekannt) Wasser in ein Faß schöpften da es temporär kein Brunnenwasser gab.

Ebenso wurde ich in dem später abgerissenen Schuppen der Fraissl’s vor dem Haus wegen der defekten Wasserpumpe einmal gebadet. Das Wasser wurde im eigenen Wasserofen mit oben eingelegten Wasserkessel mit Holz beheizt und angewärmt.

Der Bach in Unterwölbling Flötzersteig
Der Bach in Unterwölbling am Flötzersteig noch oberhalb der Einmündung des Regen/Abwasserkanals vom Dorf Unterwölbling. Hier entnahm Oma Wasser wenn beim Brunnen gar nichts mehr ging.

Frau Fraissl hatte „zu meiner Zeit“ stets einen Untermieter, Herrn Grill, einen hageren subjektiv groß gewachsenen Mann.

Dieser schenkte mir einst alte Röhren-Radiogeräte u.a. einen Minerva, wohl noch von Herrn Fraissl stammend. 

Er war sicher nicht unfreundlich, aber wohl stets etwas übervorsichtig.

Einmal saß ich bei ihm am Brunnenschacht auf der Fraissl Seite udn das Gespräch drehte sich um den Brunne, das er gefährlich ist wenn man hineinfällt (der Betondeckel war natürlich zu) und was da unten so ist.

Da unten lebt der Wassermann, so führte er aus. „Und wovon lebt der“ fragte ich zweifelnd? „Von Krebsen und Fischen“ folgte seine die prompte Antwort.

Der Feldweg:

Die Zufahrtsstraße war all die Jahre immer nur ein Feldweg, ehe erst geschätzt um 1985 eine asphaltierte Straße kam die zudem ein Niederschlagswassersammelbecken unten beim Flötzersteig bekam.

Schotterfeldweg zum Berghaus Unterwölbling um 1995. Der Weg sah gut 15 Jahre später kaum besser aus. Zwei Kinder der Besitzerin Schweiger.
Schotterfeldweg zum Berghaus Unterwölbling um 1967. Der Weg sah gut 15 Jahre später kaum besser aus.
Im Bild zwei Kinder der Hausbesitzerin Schweiger.
Wir wiederum, die Enkelgeneration fuhren zu dritt in einem kleinen Leiterwagen sitzend, diesen Weg hinunter. Da war es natürlich schwer die Spur zu halten und man landetete zumeist links im kleinen Entwässerungsgraben.
Als er noch lebte hat Anton Schweiger, still schweigend den Krampen und die Schaufel genommen und die zwei, drei Ablaufeisenquerrinnen zur Entwässerung freigeräumt wenn es schon kein Weg mehr war, sondern nur mehr eine fast unbefahrbare Geröllhalde.

Selten, bewusst erinnere ich mich nur einmal an eine Erwähnung Omas, soll ein „Caterpillar“ Bagger oder Grader den Weg wieder einigermaßen befahrbar gemacht haben.

Berghaus Anton Schweiger
Passendes Symbolbild zum Thema: Der Bewohner Anton Schweiger als Arbeiter tätig am Wasserleitungsbau, damals noch wohnhaft in Durlaß/Rohrbach an der Gölsen 1950er Jahre. Siehe Bilder zum Wasserleitungsbau Topothek dort!

Die Modernisierungen gingen weiter:

  • Nach dem Badanbau Mitte der 1960er Jahre,
  • dem Wochenendhaus“umbau“ um 1975,
  • der Straßenasphaltierung durch die Gemeinde geschätzt in den 1980er Jahren,
  • die Erneuerung des Badezimmers um ca. 1987
  • der Einbau des Dachaufstieges von Omas Seite her
  • der Erneuerung der Stromzuleitung geschätzt um 1990
  • es kam um 1990 auch ein Telefonanschluß ins Haus
  • Es folgte eine Erneuerung von Fenstern
  • Der Einbau einer Ölzentralheizung (die nur sehr sparsam verwendet wurde)

Die Sache mit dem Strom:

Vielleicht mag es im ländlichen Bereich „normal“ gewesen sein? Als Großstädter kannte ich dies nicht:

Regelmäßig wiederkehrend bei Gewitter kam das große Zittern ob dann ein Blitzeinschlag in die Stromzuleitung vom Dorf kommend den stets als „Trennwart“ bezeichneten FI Schutzschalter draußen im Vorhof im E-Kasten montiert auslösen würde.

Dies tat er des öftern und man musste dann ins Freie in den Vorgarten um ihn wieder hochdrücken zu können.

In dieser Zeit hieß es auch, das man besser nicht Fernsehen sollte damit der Fernsehapparat nicht auch noch was abbekommt.

Die Stromleitung war zu dieser Zeit noch die Vierdrahtleitung auf je einem Porzellanisolator angebracht, eben die paar 100 m vom Dorf kommend, ehe sie später auf die nun übliche Bündelleitung umgebaut wurde.

Einen Blitzschutz hatte das Haus aber nie. Früher soll eine aufgestellte Stange den Blitz „angezogen haben“ so Omas Erinnerung einmal zum Thema.

Bei einem meiner Aufenthalte bei Oma gab es dann das wiederkehrende Phänomen, das wenn, wie Oma sagte, ein Bauer oben im Dorf eine stärkere Maschine eingeschalten haben soll, bei ihr das Licht flackerte und dunkel wurde.

Ich machte Messungen der Netzspannung und stellte erhebliche Spannungseinbrüche fest, die sie dann ihrem Elektriker meldete.

Es wird dann seine Zeit gebraucht haben, bis sich die damalige NEWAG der Sache und diesem eher „unbedeutenden“ Kunden angenommen hatte.

Das Telefon:

Oma wurde älter, die Nachbarin war schon weggezogen oder später auch verstorben. Gesundheitlich hatte sie wenn auch nichts schwerwiegendes aber doch das eine oder andere Thema das auch im Fall des Falles ihr kein Hilferufen ermöglicht hätte.

Mobilfunktelefone gab es damals noch keine, bzw. wäre ein C-Netz Telefon in der Anschaffung bzw. dem Betrieb illusorisch gewesen, wenn es denn dort überhaupt funktioniert hätte.

Viel ist ja Funktechnisch dort nicht gegangen: Um 1986 probierte ich dort meine Uniden PC-404 CB-Funk Anlage temporär aufgebaut aus. Die möglichen Kontakte, QSL’s genannt waren bescheiden.

So gab es eine entsprechende Förderaktion und Unterstützung, sei es von Post oder dem Land oder wem auch immer, die einen Löwenanteil der nicht unerheblichen Errichtungskosten des kabelgebundenen Telefonanschlußes als Kosten übernahmen.

Das Kabel wurde dazu per Spezialpflug über die Ortschaft Unterwölbling, in den Obstgärten per Servitutvereinbarung verlegt, ehe es an einem eigens errichteten Telefonmast bei „Fraissl’s“ im Garten wieder herauskam und dem Haus zugeführt wurde.

So erhielt Oma ihr Telefon und war somit „am Netz“.

Zuvor gab es immer nur mündliche Absprachen bei den Besuchen wann man den wieder kommen würde, oder man kam zumeist ohnehin am Wochenende erwartet einfach.

Sonst wurden damals generell Postkarten benutzt um Besuche und Vereinbarungen mit Nichttelefonbesitzern zu koordinieren.

Als seltene Ausnahme gab es zudem bei Sterbefällen auch noch das Telegramm!

Wie die Sache mit dem Telefon damals so war lesen Sie auch HIER im dazu passenden Artikel des Autors!

Die Geräte aus Omas Unterhaltungselektronik, also Radio- und Fernseher usw. sind HIER nacherzählt!

Das Ende der Geschichte

Nach dem Wegzug von Frau Schweiger fand ihr Weg letztlich wieder zurück in das Grab ihres ersten Mannes Anton Schweiger im Jahr 2013 das von einer ihrer Töchter betreut wird.

Da war sie bereits geschieden nach Herrn Eser ihren zweiten Mann. Sie zog dann nach Hainfeld und war später wohnhaft im ebenso dortigen (schönen!) Pflegeheim stationiert.

Friedhof Unterwölbling Grabstelle Schweiger 2023
Friedhof Unterwölbling. Die Grabstelle der Schweiger’s im Jahr 2023

Zum einstigen Bergwerk Verwaltungshaus im nahe gelegenen Statzendorf:

In einem der oberen Stockwerke wohnte meine 1. Tante mit ihrer Familie in den 1970er Jahren, ehe sie in ein Haus nach Hainfeld zogen. Deren Mann dann ebenso leider vorzeitig Anfang 40 durch einen Unfall verstarb.

Zuvor Ende der 1960er Jahre wohnten sie als Untermieter ebenso im Hausteil der Fraissls im ersten Stock.

Aus dieser Zeit stammte auch der von ihm, dem Schwiegersohn gemauerte „Pool“ im “großen Garten” bei Oma, der von der FF Wölbling zumindest damals vor meiner Zeit mit (schmutzigen) Wasser gefüllt wurde. 

Das Ehepaar Schweiger im Großen Garten mit Blick auf das "Marterl" bei der Wegkreuzung. Die Stelle im Garten müsste dort sein, wo der Schwiegersohn (später?) den gemauerten Badepool sowie das Entleerungsbecken gegraben und bebaut hat. Dahinter das Feld bearbeitet von Bauer Petschko. Dort wo heute (2013/2023) das Carport steht.
Das Ehepaar Schweiger mit Kindern oben im „Großen Garten“ mit Blick auf das „Marterl“ bei der Wegkreuzung.
Die Stelle im Garten müsste dort sein, wo der Schwiegersohn Otto (später?) den gemauerten Badepool sowie links unten das Entleerungsbecken gegraben und gebaut hat.
Dahinter das Feld das vom örtlichen Bauer „Petschko“ bearbeitet wurde bis hin zum Feldweg. Etwa dort wo heute (2013/2023) das Carport steht.

Zu „meiner Zeit“ aber war der langsam verfallende Pool immer nur mehr eine Kloake mit dem sich darin sammelnden Regenwasser und Schlick. Der gemauerte Pool war undicht und hielt kein Wasser.

Berghaus Großer Garten um 1983
Berghaus „Großer Garten“ um 1983 als „Selfie“. Das Autowrack war da schon wieder weg. Links hinter dem Baum der „Pool“. Aufnahme in s/w 6×6 Rollfilm mit der Box Tengor vom verstorbenen Halbbruder der Oma – Egon Herndl die sie im Holzhaus aufbewahrt hatte.

Zudem konnte das für den Pool benötigte Wasser wegen der Menge nicht aus dem Brunnen entnommen werden und das mitunter verschmutzte Wasser der Feuerwehr war zudem nicht gut genug und auch nur etwas beschwerlich zu organisieren.

Als schönes Erlebnis daran blieb mir nur die Nutzung von selbigen als Grillplatz mit einer befreundeten Familie Anfang der 1980er Jahre.

Auch in dieser Wohnung in Statzendorf besuchten wir die Familie der Tante von Zeit zu Zeit.

In Erinnerung blieb mein Onkel, der um 1975 als Vorübung für seine Bundesheerübungen schon in den Sandboden wie ein Kunstwerk straßenseitig rechts gesehen ein sehr schön gearbeitetes Laufgrabensystem schaffte, ehe aus Sicherheitsgründen er dieses bald wieder verfüllen musste.

Quellen:

  1. Familienarchiv Scheida und Anverwandter
  2. Auszug zu Lebenserinnerungen Frau Schweiger, Autor Wolfgang Scheida um 2008
  3. „Kohlebergbau in der Gemeinde Wölbling“, Verfasst von Franz Küttner

© Familienchronist Wolfgang Scheida 5/2023

Erinnerungen an Karl REISINGER; Orth/Donau & Wien; 1926-2021

Ehepaar Karl und Rosa Reisinger,  Jägerzeile 6, A-2304 Orth an der Donau/Niederösterreich:

Interview am 23.11.2011 (MP3 Audio)

Umfeld:

Ich lernte das Ehepaar Reisinger geschätzt um 1985 in einem privaten Rahmen kennen.

Ehepaar Karl und Rosa Reisinger 2304 Orth/Donau 2011
Bild: Das langjährige Ehepaar Karl und Rosa Reisinger im Jahr 2011 in deren Wohnzimmer in der Jägerzeile.

Die Jahrzehnte danach, bis zum letzten persönlichen Telefonat mit Herrn Reisinger im Corona Jahr 2021 gab es verschiedentliche lose Treffen. U.a. auch Einsätze im Rahmen meiner damaligen Firma 1999.

Anlass:

Die Auseinandersetzung mit den Lebenserinnerungen meiner eigenen Großmutter, aber auch dem Umstand, wonach zu diesem Zeitpunkt schon vieles an Wissen von zum Teil erst jüngst verstorbenen Verwandten „ins Grab mitgenommen“ wurde, brachten mich auf die Idee hier bei Herrn Reisinger der immer viel zu Erzählen hatte noch zeitgerecht die einen oder anderen Lebenserinnerungen für die Nachwelt sichern zu wollen.

Er war damit Einverstanden, und es fand ein Treffen am 23. November 2011 für ein vereinbartes Zeitzeugeninterview statt.

Bewußt gestaltet und vorbereitet um einen Teil seiner Lebenserinnerungen für die Nachwelt zu bewahren.

Diese Erinnerungen bzw. Zeitrückblenden reichten an diesem Tag mit knapp zwei Stunden Interview alleine aufgrund der Informationsfülle von den 1860er Jahren schon „nur“ bis etwa 1941.

Das Ziel, jemanden der auch die Zwischenkriegszeit noch bewußt erlebt hat darüber dokumentiert erzählen zu lassen habe ich aber erreicht.

Ein längeres Bleiben erlaubte das Alter generell, der Gesundheitszustand seiner Frau sowie weiterer Verpflichtungen damals nicht mehr.

Zu einem weiteren Folgetermin ist es dann leider aufgrund meiner Situation und Beschäftigungen nicht mehr gekommen.

Den Rest der Zeit und sein Leben kann ich daher nur aus meiner eigenen Erinnerung aus der Summe seiner Erzählungen nachbilden.

Gleichzeitig war Herr Karl Reisiger insoweit in Orth präsent, sodas es genügend weitere Personen oder auch entfernte Familienangehörige Neffen/Großneffen und Nichten geben könnte die noch etwas ergänzen oder präzisieren möchten.

Was leider unbesprochen blieb, das sind jegliche Erinnerung an seine Frau Rosa Reisinger aus dem Waldviertel. Zu diesem Zeitpunkt war ihr leider krankheitsbedingt aufgrund von Demenz eine dem Inhalt folgende aktive Mitwirkung nicht (mehr) möglich.

Abgrenzung:

Nachfolgender Text ist keine wissenschaftliche Arbeit. Dies war und ist auch nicht beabsichtigt. Dennoch wurde auf eine maximal mögliche Genauigkeit unter Weglassung rein subjektiver Wahrnehmungen durch den Autor soweit als möglich geachtet.

Herr Reisinger führte zudem selbst aus, das er wie auch schon in seinen jungen Jahren sehr stark zwischen den vereinzelten Themen sprang was in der Folge eine entsprechende aufwendige Zuordnungsarbeit im Text erforderlich machte.

Auch aus diesem Grund ist ein 1:1 Einstellen des Interviews als Audiofile nicht geplant.

Namen werden nur dann angeführt, soweit sie von Herrn Reisinger genannt wurden und zur Einordnung des Textes erforderlich sind.

Örtliche Zuordnung:

Karte: A-2304 Orth an der Donau /NÖ, ©: Google Maps 2023

Der rote Punkt zeigt auf das Haus Jägergrund.

Kapitelthemen:

  1. Die Großeltern von Herrn Karl Reisinger,

Väterlicherseits: Unweit von Orth aus Mannsdorf an der Donau, die Großmutter aus Südmähren (Tschechien) stammend.

Der Großvater war ein kleiner Landwirt als sogenannter „Viertellehner“ (9 Joch Land) bezeichnet und arbeitete nebenbei auch bei den Bauern.

Er beschrieb ihn als schweigsamen die Pfeife rauchenden Mann. Letzteres auch dann wenn gar nicht wirklich geraucht wurde da dies damals so üblich war. Nicht zuletzt aus finanziellen Gründen wurde nur der billigste Tabak geraucht. Die sonstige Zeit auch nur am Pfeifenstiel gesogen.

Dem Großvater audgrund seines schweigsamen und ernsthaften Auftreten gegenüber hatten wir Kinder eine gewisse Scheu vor ihm.

Mit gesamt 5 Kindern und großem Garten kümmerte sich die Großmutter um den Haushalt und machte stets gute Powidl und Mehlspeisen. Die Großmutter als „kleine dicke Frau“ beschrieben, wurde von allen sehr gerne gehabt.

Besondere Ereignisse blieben nicht in Erinnerung. Als sie noch öfter als Kinder zu Fuß nach Mannsdorf des Sonntags sie besuchten blieb ihm nichts in Erinnerung. In späteren Jahren riß der Kontakt nach Mannsdorf ab.

Großeltern mütterlicher Seite:

Wohnend in einem großen Bau in der „Neusiedler“ Zeile in Orth, die eine „Kroaten Zeile“ Siedlung war. (Siehe auch wikipedia zu „Marchfeldkroaten“).

Diese wurden nach den Türken Kriegen zur Kompensation der Bevölkerungsverluste angesiedelt. Das Dorfleben soll damals sehr getrennt zwischen diesen Volks- und Sprachgruppen gewesen sein. Das „Alte Dorf“ der westliche Teil der Gemeinde soll über „Jahrhunderte“ weiter Deutsch geprägt geblieben sein.

Erst im 19. Jahrhundert kam es zu einer zunehmenden Assimilierung.

Der Großvater geboren um ca. 1846 heiratete als 30 jähriger seine Frau (Herrn Reisingers Großmutter), die eine Witwe war.

Es soll eine mittelgroße Bauernwirtschaft gewesen sein.

Er war ein sehr unternehmerischer Mensch gewesen. Durch neue Methoden, wie etwa dem Zuckerrübenanbau als einer der ersten im Marchfeld oder auch dem Anlegen eines großen Obstgartens brachte er bald die Wirtschaft in die Höhe.

Dessen Bäume sollen heute (2011) noch in der Neusiedlerzeile im Bereich des „letzten Hauses“ Früchte tragend stehen.

Deren Familie, der Bruder seiner Mutter hatte 12 Kinder.

Davon ist im ersten Weltkrieg einer gefallen.

Die Wirtschaft wurde gut geführt. Alle Kinder haben mithelfen müssen.

Die Mädchen gingen dann zum großen Teil mit 15 bis 16 Jahren nach Wien, um sich als Stubenmädchen oder Köchinnen, Dienstmädchen sich ihre Heiratsausstattung zu verdienen.

Der Großvater erwirtschaftete zusätzlich drei weitere Bauernwirtschaften dazu mit denen er seine Söhne versorgt hat.

Die Mädchen heirateten dann nach Ihrer Rückkehr zumeist Handwerker und blieben auch im Ort. z.B. der Schmied. Die Schmiedin war eine Schwester seiner Mutter.

Eine blieb in Wien.

Er bezeichnete diese Großfamilie als Clan, der zudem seinerzeit gut zusammengehalten hat.

Der Großvater verstarb mit 84 Jahren.

Ein Familienfoto zum 80. Geburtstag von Großvater >Anton Michalitsch< zeigt 33 Enkelkinder und zum Teil auch Urenkelkinder haben wie es ihm ein Foto dokumentieren soll (Was er für einen Folgebesuch noch heraussuchen wollte, zu dem es aber nicht mehr kam).

Anton der Älteste ist mit Nachkommen noch in der Gegend präsent.

Seine Brüder waren Leopold der Ältere und Anton der Jüngere. Sowie zwei Schwestern, eine dritte soll vorzeitig verstorben sein.

Seine Vorstellungen zur Erinnerungskultur:

Es folgten seine Ausführungen des Bedauerns, wonach die jeweiligen Nachfolger die Grabsteine mit allen Inschriften der Groß-, und Urgroßeltern Generation durch neue Steine mit nur mehr dem Letztnamen ersetzt haben.

Junge Menschen würden heute nichts mehr über ihre Vorfahrengenerationen wissen. „Wir haben heute eine Zeit in der Tradition uninteressant geworden sei“.

Anders war dies damals, wo bei Allerheiligen, von einem Grab zum Anderen gehend ihm die Mutter alle Geschichten, Namen und Details zu den Vorfahren erzählt hatte.

Der Großvater hatte noch zwei Brüder in Orth/D die ebenso wieder Nachkommen hatten die nochmals zu dieser Großfamilie dazuzurechnen wären.

Besuche waren in den Familien wechselseitig an den Sonntagen üblich. Da es damals kein Radio (erst ab 1924 in Ö. eingeführt), kein Fernsehen (frühestens ab 1955 möglich) und auch kaum Bücher oder Zeitungen gab war dies vielfach der Garant für eine hohe Aufmerksamkeit der Kinder beim Zuhören.

Es folgt eine kulturelle Betrachtung des Balkans in Zusammenhang mit der damaligen Habsburger k.k. Ausdehnung des Reiches.

Bosnische Besetzung 1908. Annektion, nach 1878.

Sein Großvater musste damals zur k.k. Armee Einrücken für 6 Jahre Militärdienst.

Er war ja aus der kroatischen Linie (Kroaten Zeile) stammend und sprach fließend kroatisch was eine auch freundlich gehaltene Begegnung mit der dortigen (den Teil der dort damals nicht türkisch sprach) Zivilbevölkerung ermöglichte.

Er soll mit starkem Fieber aufgrund der „Wasserlöcher“ folglich von der lokalen Bevölkerung im Auftrage eines Offiziers gegen ein paar Kronen (Geldwährung) von einer alten Frau gepflegt worden sein. Die Medizin die er erhielt wurde ihm stets in der Zusammensetzung geheim gehalten, bis ihm nach der Heilung „Hundedreck“ als die verwendete Medizin verraten wurde.

Der Großvater soll geduldig und die Ruhe in Person gewesen sein.

Die Ortschaften, Mannsdorf – Orth/Donau – Kopfstetten und Wien waren die Orte an die sich die Großfamilie verteilt hatte.

  1. Kindheit,

Wenn ich mit einem Cousin spielte und es Zeit zum Essen war, dann hieß es du wirst doch nicht nach Hause gehen sondern es folgte die Einladung zum Mitessen.

Die Höfe hatten eine Art großen Vorbau mit einem großen Tisch wo das Gesinde saß, und der Bauer, und seine Familie mit den Knechten nach einer strengen „Hierarchie“ geregelt gesessen sind.

Es schildert die Pferdefahrt über die Bahnstraße mit einem kleinen Pflug mit zwei Rädern und einer Pflugschare bis fast nach Breitstetten, einer Stelle „Scheibe/Scheibl“ genannt wo der Großvater nach fast einer Stunde Anfahrt mit den Fingern die Erde prüfte um dann festzustellen, dass der Boden noch zu naß gewesen sei und daher noch nicht für das Ackern geeignet sei. Dies ohne Schimpfen oder Jammern über die verlorene Zeit.

Er habe den Boden (die Mikroorganismen) nicht schädigen wollen. Dies im Gegensatz zu heutigen Traktoren und Bearbeitungsmethoden sowie Bewässerung und Kunstdünger, der Schädigung des Humus, der Insekten und Kleintiere wie Hamster etc. wie Herr Reisinger weiter kritisch ausführte.

Großvater hatte noch bis zu zwei Jahren Brachflächen unbebaut gelassen zur Erholung des Bodens.

Seine Mutter hätte noch auf diese Felder die Kühe zum Weiden geführt.

Es gab zu seiner Kindheit in den 1930er Jahren rund 200 Häuser im Ort. Deren eigene Nummer war 153.

Er schätzt etwa auf 1.500 Einwohner die es damals im Ort gab.

Er führt aus seine Erinnerungen und Überlieferungen zum Habsburgerischen „Meierhof“ in Orth bzw. den Resten die davon (2011) noch standen.

Selbst der einstige Maierhof Garten soll so groß gewesen sein, das er das heutige Ortszentrum von Orth bildete.

Neben der „Elite“ die den Hof verwaltete, Löhne auszahlte etc. gab es nach dem ersten Weltkrieg den „Maierhofer“ ein langes Haus in dem Tschechen als Arbeiter samt deren Familien wohnten.

Die Kinder gingen als Schüler ebenso in die Ortsschule wo sie allerdings bereits gutes Deutsch konnten. Es gab 70 bis 80 Arbeiter außerhalb der Saison tätig als Melker etc.

Zu der Zeit der (Ernte-)Saison kamen so wie heute die Slowaken wo bis zu 30-40 Frauen am Feld in Reihe gearbeitet hatten. Dahinter waren die Aufseher die auf das Schritthalten und auf die Qualität achteten.

Gelebt hatten diese in dieser Zeit alle im Freien.

Als Kinder von Orth hätten sie dabei von den mitgekommenen Gastarbeiterkindern Slowakisch gelernt. „Es soll dabei mitunter auch Falsches beigebracht worden sein“.

Deren eigene Hofgröße bzw. die von den kleinen Bauern jener Zeit war um die X Hektar.

Es folgten Ausführungen, wonach die einstigen Habsburgergründe und Anwesen, (nach 1918) von der Republik Österreich verwaltet wurden, ehe nach einer Vereinbarung in der Nachkriegszeit in den 1970er Jahren unter Dr. Bruno Kreisky mit den Habsburgern es zum großflächigen Verkauf der Gründe an die lokale Bevölkerung gekommen sein soll.

Es folgt grob angerissen seine Auseinandersetzung mit den (damaligen) Bürgermeister(n) über das stetige zubetonieren der besten landwirtschaftlichen Gründe was die Verursacher nur mit einem Achselzucken beantwortet hatten.

Er führte an, dass ja gerade die damligen Herrschaften und Gutsbesitzer sich die besten landwirtschaftlichen Böden gesichert hatten, und diese wussten warum.

(Vergleiche die Bodenversiegelung als Thema zum Klimaschutz im Jahre 2022/23),

  1. Zahnklinik Wien,

Herr Reisinger dürfte in seiner Kindheit mit Zahn- bzw. Kieferproblemen zu kämpfen gehabt haben. Der bzw. die nötigen ärztlichen Eingriffe wurden direkt in der Wiener Universitätsklinik Wien 9 durchgeführt wo sie in einem Schlafsaal auch die nötige Zeit genächtigt hatten.

  1. Schule

Er sei 1932 eingeschult worden. Ausgetreten sei er 1940 als knapp 14 jähriger.

Es war damals in Orth schon in Volks- und Hauptschule getrennt unterrichtet worden. Jedoch Buben und Mädchen gemischt in den Klassen. Jeder Jahrgang war dabei ebenso schon getrennt unterrichtet worden.

Als freiwilliges Angebot bot ein Lehrer einen Englisch Kurs an, der von den Kindern, rund 5-6 an der Zahl die nicht im bäuerlichen Betrieb in dieser Extra Stunde mitarbeiten mussten angenommen wurde. Andere Schüler hatten in diesem Rahmen Musikgegenstände begonnen.

Es seien grundsätzlich gute Lehrer in Orth gewesen resumiert er.

Der Unterschied sei ihm später in Mödling an der Staatsgewerbeschule bewußt geworden wo er deshalb schon viele Vorteile hatte.

Mathematik und Gramatik waren aber nie seines. Dafür Erdkunde und anderes.

Ihm und einem Mädchen wurde vom Lehrer zum Abgang von der Orth’er Hauptschule in Krems ein Platz an der Lehrerbildungsanstalt verschafft.

Das Mädchen nahm dies an.

Er aber nicht, da es für ihn eine Horrorvorstellung war Lehrer zu sein. Später bereute er seine Ablehnung, war aber mit dem Aufkommen der Studentenunruhen/Revolutionen der 1968er Bewegung wiederum froh eben nicht diesen Weg eingeschlagen zu haben, da ihm die Geduld fehlte.

Wenn jemand nicht mitkommt erklärt er gerne auch fünf mal eine Sache. Wenn sich aber jemand nicht bemüht oder nicht interessiert zeigt dann rastet er aus.

Dies stellte er später bei seiner Tätigkeit als junger Offizier der Zollwache in Schulungslehrgängen fest wo er vom Major eingeteilt wurde da dieser froh war jemanden dafür zu haben der das macht und je nach Abteilung 5 bis 20 Mann unterrichtete.

Er blieb aber nicht allzu lange als Offizier im Dienst.

Da wurde ihm klar wie es seinen Lehrern ergangen sein musste wenn Schüler zwar physisch anwesend, geistig jedoch abwesend waren.

Und wenn dann überraschend eine Frage gestellt wurde war es geschehen.

Berufswahl:

1938, wenige Wochen nach dem „Einmarsch“ wurden alle Schüler gefragt was sie den beruflich einmal werden wollten.

Er nannte Maschinenmechaniker bei der Handelsmarine um die Welt sehen zu können. Dies als Ergänzung zu dem Umstand wonach er immer schon viel und gerne gelesen hatte.

(Ich nehme an, das verweilen als Kind an der Donau zum Baden, rund 1.000 m entfernt von deren Wohnhaus könnte ihn ebenso diesen Wunsch nahe gebracht haben als er die Donauschiffe hinauf und hinunterdampfen sah).

Die Handelsmarine zu der er anschließend wollte (nicht Kriegsmarine) nahm ihn aber nicht aufgrund seiner Kurzsichtigkeit die beim Amtsarzt in Gänserndorf festgehalten wurde.

Dort wäre er für zwei Jahre auf die Handelsmarineschule gekommen und anschließend auf ein Handelsschiff. Alternativ wäre die militärische Ausbildung möglich gewesen.

In der Schule soll später auch ein Sitznachbar und Freund „aufgepasst haben“ da Herr Reisinger eine höhere Auffassungsgabe hatte und deshalb parallel zum Unterricht unter der Bank (andere Literatur) gelesen habe.

Das zweite und dritte Mal der jeweiligen Stoffwiederholungen die der Lehrer durchführte damit auch alle Schüler mitkamen habe er nicht gebraucht schilderte er.

Kurzsichtigkeit

In einer der Ferienzeiten war er körperlich sehr schwach fühlend und lustlos.

Der aufgesuchte Doktor forderte ihm auf er solle doch Baden gehen.

Erst sein Freund sagte ihm dann das er Scharlach hätte, da er die Symtome selbst schon kannte.

Der nochmalige Besuch bei Doktor Waraschitz bestätigte dies, wonach aber „es jetzt ohnehin schon vorbei sei“ nachdem zudem eine Scharlach Epidemie damals durchging.

Da er eher in den letzten Bänken in der Schulklasse saß, stellte dann einer der Lehrer die Kurzsichtigkeit von Karl fest. Es war wohl die übergangene Scharlacherkrankung die zur Kurzsichtigkeit (Anfangs 1,5 Diopdrien) führte, so seine Annahme.

  1. Bauerntum,

Er schildert über die enge Verbindung der Familien untereinander, zu denen das gegenseitige Helfen bei der Kartoffelernte und anderen landwirtschaftlich relevanten Ereignissen Zusammengearbeitet wurde.

  1. Eltern,

Das Jahr 1938. Er kommt in die Schule wo der beliebte Turnlehrer im Schulhof schon begann Sprüche wie „ein Volk, ein Reich, ein Führer“ zu üben und er als Kind gleich mitmachte.

Das Ereignis kam über Nacht von einem Tag auf den Anderen.

Beim anschließenden Marschieren über die Neusiedler Zeile rief ihm dann beim Haus des Schmieds die dort wohnende Tante zu sich wo er gleich nach dem Schließen des Tores zwei Ohrfeigen erhalten hatte.

„Was machst du uns für eine Schande“, ehe sie ihn hinten über den Hof unbeobachtet nach Hause schickte.

„In einem Jahr würde es Krieg geben“ war ihre Prophezeiung mit der sie Recht haben sollte. Worte, an die er nachdem er selbst einrücken musste oft dachte.

Politische Themen

Einer seiner Brüder wäre ein Illegaler gewesen, der bei seinem Vater Schuster hätte werden sollen.

Da ihm aber das sitzen nicht lag, begann er schon als Erwachsener eine Lehre als Maurer beim örtlichen Bauunternehmen Holler.

Anmerkung: Über das einstige (als ausgeglichen geschilderte) Arbeitstempo beim Ziegelmauern und das später übliche bzw. abverlangte Pensum hat sich Herr Reisinger schon zuvor einmal kritisch ausgelassen.

Nach wenigen Jahren der Beschäftigung kam dann für ihn die Zeit der Arbeitslosigkeit der 1930er Jahre.

(Vergleiche meine ERINNERUNGEN an die gut dokumentierten Arbeitsnachweise des Schlossers „Ferdinand Kittel“ in WIen mit ähnlichem Schicksal).

Ebenso erging es seinem Bruder, der Beschäftigt in der Lokomotivfabrik Floridsdorf ebenso die Arbeit verlor und wieder Heim kam.

Anmerkung: Für nicht ortskundige Leser: Diese Ortschaften direkt nordöstlich entlang der Donau gelegen, wurden und sind (Stand 2023) alle nicht an das Eisenbahnnetz und damit auch nicht besonders gut an Wien angeschlossen! Es gab kurzzeitige Ausnahmen, siehe Text, die aber nur sehr eingeschränkt dem Personenverkehr dienten und zudem Wien nicht direkt als den Wirtschaftsmagnet anfuhren. Aus dieser Zeit stammt auch die Namensgebung der „Bahnstraße“ in Orth mit dem früher daran angeschlossenen Bahnhof.

1909 wurde die Strecke Breitstetten-Orth eröffnet. Der Bahnhof in Orth 1992 abgerissen. Fotos dazu in der Topothek Orth/Donau.

Gemäß „Wikimapia“: Der (Bahn-)Betrieb von Breitstetten nach Orth an der Donau wurde von den Niederösterreichischen Landesbahnen abgewickelt. 1921 wurde die Bahnstrecke, wie alle NÖLB-Strecken, von den Bundesbahnen Österreichs (ÖBB) übernommen. Am 1. Jänner 1937 wurde der Verkehr zwischen Breitstetten und Orth eingestellt, aber am 21. Juni 1938 nahm die Deutsche Reichsbahn wieder den Güterverkehr auf. Dieser wurde im Dezember 1998 nunmehr endgültig eingestellt.

Zurück zu den Reisingers:

Zeitweise hatten sie Arbeit. Häufig aber nicht. Und wenn dann nur für Essen, Tierfutter oder bestenfalls ein kleines Taschengeld für gelegentliche Arbeit bei bei den Bauern.

Der Vater sprach, nicht im Bösen gemeint, wonach er alle erhalten musste (die Rede ist von der Zeit von ca. 1932-1937).

Zur Erinnerung: Nach einer gewissen Zeit war man damals mit der Arbeitslosenunterstützung „ausgesteuert“ wie es hieß und bekam nichts mehr. Man war dann also gänzlich auf sich selbst gestellt.

Leopoldsdorf im Marchfeld – Zuckerfabrik

So ging es zu den damals schon stattfindenden Einsätzen, den Kampagnen der Leopoldsdorfer Zuckerfabrik wo aber in jenem Jahr nur dem Aufseher genehme Sozialisten/Sozialdemokraten angenommen wurden. So soll er diese Parteibuch Mitgliedschaft zwecks Arbeitsplatz beantragt und erhalten haben.

Zur nächsten Saison, es soll um 1936/37 gewesen sein, sollen damals Illegale Nazis auch aus Deutschland kommend hier schon Fuß gefasst haben.

So soll er zur NS Mitgliedschaft gekommen sein um seinen Arbeitsplatz halten zu können.

Gearbeitet wurde im 8 Stunden Dreischichtbetrieb.

Der Weg zur Arbeit, unterwegs bei jedem Wetter mit dem Fahrrad bedurfte eines Lichts das damals mittels einer Karbidlampe erzeugt wurde. Dafür musste er schon eine halbe Stunde vor Fahrtantritt diese Flamme (Gaserzeugung) generieren.

Er besuchte einmal seinen Bruder, wo 100kg Säcke mit Zucker geladen bzw. von den Arbeitern getragen werden mussten. Bei nur einer Pause am Tag und bis zu über drei per Stiegen verbundenen Geschoßebenen.

Diese damals vor dem März 1938 illegale NS Mitgliedschaft dürfte durch Mitgliederlisten die bei Razzien bei den Organisatoren gefunden wurden entdeckt worden sein, was seinen Bruder eine Haft für einige Wochen einbrachte.

Ihm und anderen im Dorf ließ man sagen er sei im Krankenhaus um dies nicht publik zu machen. Er, Karl erfuhr die wahren Umstände erst viel später.

Eine Zeit soll er zuvor bei der Vaterländischen Front gewesen sein (Allgemeines Themenstichwort: Bürgerkrieg 1934).

Der eine Bruder (der ehem. Lokomotivfabrikarbeiter) fand schon 1935 wieder eine Anstellung als Traktorführer bei der „Herrschaft“.

(Ich nehme an, die der Gemeinde Wien zugeordneten Landwirtschaftlichen Gründe wie Schafflerhof etc.)

Jedoch nicht fest an einem Ort, sondern je nach Bedarf oder Anmietung (?) wurde er auch in Eßling, Groß-Enzersdorf und Fuchsenbigl etc. zum Ackern großer Flächen eingesetzt.

Er fuhr einen „normalen“ Traktor mit Eisenreifen und einen drei bis vier scharrigen Pflug.

Beim Dreschen war er ebenso mit einer dieselbetriebenen Antriebsmaschine wohl als Maschinist tätig.

Es gab damals aber auch noch ein anderes Prinzip im Einsatz:

Das Dampfpflügen:

Es wurde mit (Dampf?)Antriebsmaschinen ein langes Seil über die Äcker gespannt und laufend nachgeführt an dem ein fahrbarer Pflug mit 8-9 Scharen die zudem je nach Richtung umlegbar hing, den ein Maschinenführer lenkte. (Siehe auch Webeinträge zum Stichwort Dampfpflügen samt Bildern hiezu)

Wikipedia, Bildautor: Ramsch
Symbolbild eines Dampfpluges lt. Wikipedia, Bildautor: Ramsch

Ab 1937 soll es auch bezogen auf Österreich generell wieder wirtschaftlich bergauf gegangen sein. Er spricht von einer Aufbruchsstimmung.

So hatte der als Maurer tätige Bruder auch wieder nach und nach Arbeit gefunden.

Auch der örtliche Tischler soll sich bis zu dieser Zeit mit „Schwindeleien“ zu Gunsten seiner drei Gesellen hinübergerettet haben.

Wenn es sich für seine drei Tischlergesellen nicht mehr ausging sie mit Arbeit und in Folge mit Lohn zu beschäftigen, dann musste eben einer von ihnen „Stempeln gehen“ was für ca. 4-6 Wochen Arbeitslosen Geld einbrachte. Mit „Krankenständen“ etc. konnte diese Zeit dann u.U. auch abwechslend im Dreierrad etwas erweitert werden.

Als erste im Rad waren die dran die noch keine eigene Familie zu versorgen hatten.

Dann aber ab etwa 1937 soll er dem Vater von Karl Reisinger gesagt haben wäre dies nicht mehr nötig gewesen, da schon wieder genug Arbeit vorhanden war.

Zu „Hitler“:

Da es um 1937 und auch 1938 wirtschaftlich schon wieder bergauf ging, hätte, wenn er noch länger zugewartet hätte, Hitler die Zustimmung und den dazu aufbereiteten Boden für seine Machtübernahme in Östererich nicht vorgefunden. So die Meinung von Hrn. Reisinger die er sich in den Folgejahrzehnten in Überlegungen zu dieser Zeit gebildet hatte.

„Geteilter Ort(h)“

Der Ort war damals zweigeteilt, führt Herr Reisinger aus:

Es gab die Obererdler und die Untererdler.

Oben war: FOLGT

Unten war: FOLGT

Es gab weiters einen (politisch) Roten und einen Schwarzen Fußballverein.

In seiner eigenen Familie soll Vater und auch Mutter dazu tolerant eingestellt gewesen sein.

Ein Onkel von ihm aber, wie er sagte, ein grundsätzlich guter Mensch, soll einem seiner in seinem Anwesen wohnhaften Arbeiter nachdem er erfahren hatte, das dieser mit einer vom „Meierhof“ eine Beziehung hatte umgehend einschließlich Wohnraum/Zimmerverlust gekündigt haben.

Es soll ähnlich dem indischen Kastenwesen einen solchen Hass auf die jeweils anderen Schichten bzw. Gesinnungen gegeben haben.

Lediglich in der Schule sind sie alle nebeneinandergesessen wo die Bevökerung nichts dabei empfunden hatte.

Arbeitseinsatz zur Erntezeit

Er selbst hat in der Ferienzeit als etwa 15 jähriger um 1941 als die anderen Älteren bereits zur Wehrmacht eingerückt waren die Verpflichtung zu einem Arbeitsdienst, einem Erntedienst ausgehend von der lokalen Gemeinde erhalten.

Dies war nicht in Zusammenhang mit dem ebenfalls schon üblichen RAD Arbeitsdienst der NSDAP Unterorganisation als Vorfeld zur Wehrmachtsangehörigkeit stehend!

Eine Dreschmaschine ging von Bauer zu Bauer für den Einsatz. Es gab drei Maschinen, eine mit Dampf angetrieben, eine andere schon mit Dieselantrieb in der Neusiedler Zeile, an der Hauptstraße und einem dritten Aufstellort stehend.

Die Dreschpartie ging so von Bauern zu Bauern durch.

Anmerkung: Bilder dieser mit Dampf-Lokomobilen oder auch Lanz Bulldog etc. betriebenen per Transmissionsriemen angetriebenen Ernte „Drusch“-Einsätzen finden sich mehrfach veranschaulicht auf der Topothek!

So meldete er sich gesendet von der Gemeinde zur Arbeit.

Diese Anlagen waren zum Teil im Freien aufgestellt. Zum Teil auch unter Dach geschützt.

Es folgte die etwas detailiertere Schilderung zum Ablauf des Dreschbetriebes. Den vielen Staub oben am „Tisch“, einer Arbeit die normalerweise abwechselnd zwei Frauen, so auch seine Mutter durchführte.

Der Bauer, aus der eigenen Verwandschaft ließ ihn aufgrund der staubigen Arbeit alternativ schwere 80 kg schwere Jutesäcke schleppen ehe er vor Erschöpfung zusammen sackte.

Seine Tante die dies Mitbekam, stellte dann seinen Onkel zur Rede wie er denn Karl schon so schwere Säcke schleppen lassen konnte…….

In Folge, es sollen gesamt zur Dreschsaison rund 6 Wochen gewesen sein, wurde er wieder direkt beim eigentlichen Dreschvorgang eingesetzt.

  1. Traditionspflege,

Er bemängelte die Abkehr von der Tradition hin zur reinen Technik, zu Computern usw. was in den 1968er Jahren begonnen habe.

Er ärgere sich nur mehr über die Inhalte in Radio, Fernsehen und Zeitungsnachrichten und führte ein Beispiel von geografischen Unkenntnissen anderer an.

  1. Verwurzelung, Glaube

Herr Reisinger, katholischen Glaubens war stets ein sehr gläubiger Mensch der auch in der Bibel las.

Auch wenn er zum Thema Kirche bzw. generell zur organisierten Religion mitunter andere Meinungen vertrat.

In einer eigenen „Andachtsecke“ im Wohnzimmer war in Erinnerung an seine Mutter bzw. dem Brauchtum die „Heilige Maria“ als Statue stehend aufgestellt.

  1. Militär,

Wie wohl fast alle seiner Generation, wurde auch er zur Wehrmacht für den Kriegsdienst einberufen. Dem Jahrgang nach wohl erst etwas später im Krieg.

Zuvor gab es den Einsatz beim RAD, dem Reichsarbeitsdienst den er erwähnte.

Zuvor schon wollte er zur (Handels-)Marine gehen und hatte sich dort gemeldet.

Das örtliche „Kriegerdenkmal“ zur Erinnerung an die einstigen gefallenen Kriegsteilnehmer beider Weltkriege führt dazu ebenso mehrere Personen aus dem Familienumfeld an.

1938-1945:

REISINGERAnton
REISINGERLeopold
Kriegerdenkmal in Orth/Donau
Bild: Kriegerdenkmal in 2304 Orth/Donau

Bild: Kriegerdenkmal in Orth/Donau

Er selbst erwähnt im Vergleich mit der Militärzeit seines Großvaters in der k.k. Armee am Balkan, die zu seiner Zeit bereits üblichen Impfungen gegen Gelbfieber-Sumpffieber.

  1. Offiziersausbildung,

„Man könnte es falsch interpretieren“, waren im Rahmen eines anderen Gespräches seine Worte mit dem Hinweis auf seine in den letzten Monaten des Krieges begonnene (bzw. geplante) Ausbildung zum Offizier der Deutschen Wehrmacht zusammen mit einem Freund oder speziellen Kameraden.

Sie aber sahen diese Ausbildung zum Offizier als Erhöhung ihrer Überlebenschance an:

Nochmals die gesamte militärische Grundausbildung in der Kaserne im relativ geschützten Hinterland durchlaufend. Danach die Lehrgänge zum Offizier (Unteroffizier?), und da würde der Krieg dann ohnehin schon vorbei sein, war so deren Kalkulation.

Auch verwies er auf die Schilderungen von Verwandten die in Kriegen zuvor, (Bosnischen Krieg, 1. WK) gedient hatten und diese Erzählungen vom Leben und Überleben für ihn wichtiger waren als etwa Erinnerungen aus der Sichtweise von Generälen an eine Schlacht.

  1. Grenzschutz,

Nach dem Krieg ging Herr Reisinger zum österreichischen Grenzschutz. Ob als Grenzsoldat oder bei der Gendarmerie kann ich in Ermangelung der damals geltenden Organisationsstrukturen nicht sagen.

Schilderungen folgten, wonach er und seine unmittelbaren Kameraden sehr genau versuchten herauszufinden, ob jemand aus rein wirtschaftlichen Gründen durch illegalen Grenzübertritt in ein besseres Leben flüchten wollte. Oder ob es politisch, religiös oder sonstig motiviert „übergeordnete“ Gründe waren.

Erstere wurden gemäß den damals geltenden dienstlichen Regularien behandelt. Bei zweiterer Gruppe soll das eine oder andere Mal tolerant gehandelt worden sein.

  1. Zoll,

Die Nachkriegszeit führte Herrn Reisinger als Offizier zum Zoll. „Beschauen“ machen, vorort bei den Importfirmen war u.a. seine Tätigkeit.

So wie ich ihn kennengelernt habe, dürfte er dabei eher sehr genau geschaut haben. Er schilderte mir Jahre zuvor auch einmal einige Beispiele dazu.

Treffen mit DDR Grenzbeamten bzw. Zollkollegen erwähnte er einmal mit dem Hinweis, das der bei uns im Westen herrschende Arbeitsdruck bei allen wirtschaftlichen Annehmlichkeiten wie etwa „unsere“ besseren Autos etc, schon damals von diesen Leuten in den Zweifel gezogen wurden. (Die Restriktionen eines solchen Regimes wurden nicht erörtert)

Der Stress oder Druck belastete Herrn Reisinger auch schon damals. Viel ändern konnte er daran nicht.

Vorschläge an seine Vorgesetzten, Jahre später, ihn für ein oder mehrere Jahre, zudem eine unbezahlte Karrenz zu geben, wurde mit dem Hinweis abgelehnt „wonach dies nicht vorgesehen“ wäre. Zeit die er gerne mit seiner zweiten Frau im privaten oder gar mit einer Weltreise verbracht hätte.

Er war auch als Vortragender für Weiterbildungen im Einsatz wo er sich bestimmte Fähigkeiten angeeignet hatte, um wie wohl einst beim Militär um „vor sich hindösende“ Unterrichtsteilnehmer zu entlarfen.

Es war in der Regel auch er, der auch bei Gästen und Besuchern allermeist das Wort führte. Seine Frau generell, aber auch Gäste in der Regel eher in die Zuhörerrolle gesetzt waren.

Bezogen auf mich, er war da schon lange in Pension, spielte dies nicht zuletzt aufgrund des hohen Altersunterschiedes keine relevante oder gar störende Rolle.

Er berichtet auch von Treffen mit den Kollegen, wo er mit seiner Frau, wenn die Stimmung schon etwas angestiegen war, und die Zungen hinsichtlich „derber Witze“ und Alkoholkonsum gelöst waren, sie sich oft nicht mehr wohl gefühlt hätten und mitunter vorzeitig diese Treffen verließen.

  1. Nachkriegszeit
  1. Lebenshaltung,  eigene Wohnung, Haus, Auto

Die Lebenshaltung dürfte stets immer von Bescheidenheit und Sparsamkeit geprägt gewesen sein. Luxus war in keinster Weise erkennbar und auch in den Dialogen eher verpönt.

„Warum aber soll sich X oder Y nicht dieses oder jenes kaufen wenn er/sie es sich leisten kann“ warf ich einmal ein. Es folgte leicht vorwurfsvoll seine Interpretation, wonach auch in einem solchen Fall kein Freibrief für Luxus bzw. was er unter Dekadenz verstanden hatte vorhanden sei.

Wohnung/Haus/Garten/Landdomizil

Nach den Jahren des Aufwachsens im Elterlichen Haus in Orth, der Militärzeit etc. dürfte er sich, da wohl schon verheiratet mit seiner ersten Frau in Wien 2, eine Eigentumswohnung wohl auf Abzahlung/Bausparer gekauft haben.

Womöglich war der Sohn in erster Ehe da ebenso schon geboren,

Er müsste an dieser Wohnung wohl weiter Hauptgemeldet gewesen sein, da sein PKW und später auch das Parkpickerl immer auf Wien gemeldet war.

Die Wohnung, wiewohl zwar damals nicht mehr benötigt behielt er, da wenn er einmal nicht mehr sein sollte, seine Frau es in Wien leichter haben würde. So war es ihr Wunsch.

Das es dann gänzlich anders kam ist wohl sehr oft kennzeichnend für Lebenspläne und Überlegungen:

Seine Frau war 2011 bereits stark pflegebedürftig was er mit aufopferungsvollem Einsatz noch selbst in Orth bewerkstelligen konnte.

Die Wohnung behielt er dennoch, da sie das Geld nicht (mehr) brauchten. Es folgten in Verbindung damit Schilderungen über die Entwicklung in Wien mit Immobilien, deren zugezogenen Einwohnern etc.

Er selbst wurde geschätzt nach 2020 selbst ebenso pflegebedürftig was dann wohl von einer Betreuungsorganiation übernommen wurde und er im Haus ebenso noch verbleiben konnte.

Elternhaus Orth/Donau, Jägergrund

Erst in den späten 1960er, vielleicht gar 1970er Jahren, nachdem seine Eltern verstorben waren, erbte er wohl als jüngster Sohn das bisherig elterliche Haus samt kleinem Grundstück in Orth am Jägergrund 6 hinter dem Fadenbach und neben dem Restaurant Binder gelegen.

Es seien damalige Baumeisterfirmen an einem Sanieren oder Renovieren nicht interessiert gewesen, so seine Aussage, weshalb er das schon in die Jahre gekommene Elternhaus nicht sanierte, sondern, leider wie er sagte, daneben ein neues Haus, bzw. einen nach damaligen Verständnis moderneren Anbau hingestellt hat.

Ich habe diesen zweigeschoßigen Anbau räumlich ebenso eher bescheiden in Erinnerung. Habe aber als Gast natürlich nicht alle Räume gesehen.

Baulich markant war wohl der Wintergarten als Zugang hin zur Straßenseite.

So um 2000 dürfte er „in Sonderkonstruktion“ wie er es nannte und langer Suche nach einem geeigneten, und willigen Installateur eine Gaszentralheizung installiert haben.

Nicht aber eine wie man sie allgemein kennt mit Heizradiatoren, sondern nur um eine „überschlagene“ Temperatur im Haus wenn es kalt ist zu erhalten. Dazu hatte er lediglich im Haus umlaufende Kupferrohre die bestenfalls mit Fächern ausgestattet die Wärme auf Niedertemperaturebene abgaben.

Den Gasanschluß erhielt er erst zu diesem Zweck.

„Er könne nicht tatenlos daneben stehen und zusehen wie selbst bezahlte Arbeiter graben“ und musste stets im Rahmen seiner fachlichen wie auch körperlichen Möglichkeiten auch handwerklich mitanpacken.

Vielleicht war diese Tatkraft mit ein Grund für eine Lebenserwartung jenseits der 90.

Auch Warmwasser wurde nur sehr sparsam verwendet wenn überhaupt gewärmt.

Dies darf man schon damals als seinen (seine Frau eingeschlossen) Beitrag zum Umweltschutz aber auch der Ressourceneinsparung verstehen.

So waren ihm immer die, die von Wien mit dem Auto zum gleich nebenan zu seinem Haus liegenden zudem beliebten und auch qualitativ sehr guten Restaurant Binder aus der Stadt auf Land fuhren, bestenfalls noch eine Spazierrunde in Richtung Lobau gingen und dann wieder heimfuhren ein „Dorn im Auge“.

Später, es müsste dann nach 2011 gewesen sein, ließ er sich eine Photovoltaik Anlage zur Deckung seines Strombedarfes und eine Solaranlage zur Warmwassererzeugung einbauen.

Ich möchte annehmen, das es ihm gelungen sein müsste damit zumindest kumulativ seinen Strombedarf abdecken zu können falls es nicht gar einen Überschuß gab.

„Gartenhaus“ in Orth:

Das kleine Grundstück mit dem noch stehen gebliebenen Elternhaus sowie dem „Neubau“ ließ kaum eine Fläche mehr übrig für einen Gemüseanbau oder sonstiges Obst so seine Ausführungen.

Wie er sagte, erhielt er vom damaligen Bürgermeister ein, ich nehme an Kauf- oder Pachtgrundstück, im anderen Ortsteil von Orth jenseits der Hauptstraße, es könnte die Raiffeisenstraße gewesen sein wo eben diese Art der Gartennutzung von der Fläche her möglich war. Zudem sich dieses in Gehweite zum Wohnhaus befand.

Am Grundstück errichtete er einen „unförmigen“ Kasten der als Gartenhaus sowie Unterstand etc. diente. Optisch ergab das Gebäude für mich nie einen Sinn.

Es sei deshalb so errichtet worden, da wenn er einmal dies nicht mehr benötigt, eine Jungfamilie mit wenig Aufwand auf Basis der Grundmauern ein Wohnhaus daraus errichten würde können.

Ob dies „die Jungfamilie“ so es eine solche jemals bekommen hatte auch so gesehen hat?

Land Domizil

Er wird die Gegend und Ortschaft sicher erwähnt haben. „Irgendwo im Wald- oder Weinviertel“ hätten sie ein sehr einfaches Land- oder Bauernhaus mit Wald gekauft zu dem sie hinausfuhren um den Stress und der Enge, bzw. dem Trubel zu entfliehen.

Dort soll es zudem kein fließendes Wasser oder sonstige moderne uns selbstverständliche Annehmlichkeiten gegeben haben.

Ich nehme an auch dieses Anwesen wurde von ihm weitervererbt.

Ob er es nach dem Tod seiner Frau überhaupt noch nutzte?

Seine Autos:

Herr Reisinger war ein Freund der französischen Marke Citroen.

Er dürfte mehrere deren Fahrzeuge über die Jahrzehnte bessessen haben und war steigend enttäuscht, das sich diese Marke aber auch Autobauer generell von der einfachen Art eines Autos als Mittel der Fortbewegung verabschiedeten.

Auch das die Fahrzeuge nicht mehr (mit handwerklichen Geschick und Menschenverstand) reparierbar waren.

André Citroen als begnadeter Techniker mit seiner 2CV alias „Ente“ brachte ihn zum Schwärmen.

Ich glaube es wird auch ein Ami 8 gewesen sein den er eine zeitlang besaß.

Von einem anderen, wohl ebenso Citroen lag die „ausgeräumte“ Karrosserie jahrelang, vielleicht gar jahrzehnte lang in Vorgarten seines „Schrebergartens“.

Er dürfte dann noch den Opel Kombi/Kastenwagen seines Sohnes nach dessen Tod übernommen haben, ehe auch dieses Fahrzeug gesundheitlich bedingt von ihm nicht mehr verwendet werden konnte bis es letztlich abgemeldet von seinem Parkplatz am Anger vor dem Haus auf das Grundstück vor dem Haus verschoben wurde.

Er lobte einmal seinen eigenen defensiven Fahrstil, wonach er sich von allen beliebig und bereitwillig überholen ließ da er (sie) es nicht eilig hatten.

Als Straßenmitbenützer wünschte ich mir nicht solchereinen vor mir zu haben.

Zeitgleich prangerte er die Rückständigkeit der Autobauer an:

Das es keine Weiterentwicklung des schon aus der Zeit des Kutschenbaues bekannten Schnappschloßes bei den Türen gegeben habe. Dies deshalb, da ihm u.a. das stetige Türzuknallen der parkenden Automobilisten nahe seines Hauses störte.

Auch sein damals noch lebender Sohn aus erster Ehe war scheinbar ein Liebhaber von alten Klassikern. Der wiederum fuhr einen Ford Capri I für den ich über seinen Vater 2001 Kontakte für Ersatzteillieferungen vermittelte.

  • Umweltschutz/Landschaftspflege

Er führt aus die Überschwemmungen die es vor dem Dammbau regelmäßig gab und viele in Mitleidenschaft zog.

So hatte noch vor dem späteren übergeordneten Dammbau durch den Staat die Dorfgemeinschaft zur Zeit der Jugend seiner Mutter einen einfachen Damm, den >Neusiedlerdamm<, am Rande der Ortschaft gebaut der zumindest das ärgste Wasser der Überschwemmungen abhalten konnte.

  • Schon in den 1990er Jahren/2000er Jahren war die zunehmende Trockenheit und der Rückzug der Gewässer sowie Alt- und Nebenarme auch und insbesondere in der Lobau bis hinauf nach Orth erkennbar.

So engagierte sich Herr Karl Reisinger u.a. für die Revitalisierung des „Fadenbaches“ einem stillen Gewässer gleich hinter seinem Haus abgrenzend zur Hauptstraße gelegen.

Leider war es schon viele Jahre kein Gewässer mehr sondern ausgetrocknet. Herr Reisinger kannte natürlich die Veränderungen die er seit seiner Kindheit dort verbringend beobachten konnte.

Zeugnis von seiner Mitarbeit in Arbeitskreisen geben die Beiträge und Nennungen in der Gemeindezeitung von Orth an der Donau ab.

Im Nachhinein, müsste man sich fragen, ob eine Donau Staustufe bei Hainburg, wäre sie in den 1980er Jahren errichtet worden, womöglich diesem Problem entgegengewirkt hätte?

Was aber eine eigene hier nicht weiter zu erörternde Thematik wäre.

Ein anderes Thema waren seine Bemühungen um tatkräftig und möglichst unbürokratisch in die Jahre gekommene und damit unsichere Stege oder Spaziergängerwegbrücken wieder begehbar zu machen wo die lokale Politik weniger die Lösungen sondern nur Haftungsrisiken sah.

  1. Die letzten Lebensjahre

Eine Zeit in der es mir kaum mehr möglich war Herrn Reisinger zu sprechen oder gar zu besuchen. In diese Jahre fiel das Ableben seiner langjährigen Begleiterin und Ehefrau Rosa nach 2011, aber auch der vorzeitige Tod seines Sohnes.

Im Jahr 2021, er dürfte hier, vermutlich durch eine Pflegekraft noch in seinem eigenen Haus betreut worden sein, führte ich das letzte Telefonat mit ihm.

Er klagte bereits über sein Leid bzw. seinen Zustand.

Das er aufgrund seiner Fuß- oder Beinerkrankungen nicht mehr gehen könne. Auch die Einsamkeit in Verbindung des Verlustes seiner Frau erwähnte er.

Das Haus steht mit 2023 augenscheinlich leer.

Interessanterweise stand er einem in Familien üblichen Vererben generell sehr kritisch Gegenüber. Zumindest wie er erwähnte, sah er keine Notwendigkeiten dafür.

Dies wird auch die Eigentumswohnung in Wien 1020 betreffen.

Vorläufiges Glossar

Obige Darstellung kann nur einen sehr kleinen Teil bestimmter Erinnerungen an Lebensereignisse bieten.

Vieles, ist noch nicht erfasst worden oder im schlimmsten Fall dauerhaft verloren.

Nachtrag: Es wird über die ehrenamtlichen Mitarbeiter der Topothek Orth/Donau versucht aus dem scheinbar doch noch existierenden Nachlaß von Herrn Reisinger für die Ortsdokumentation wichtige Unterlagen im Einvernehmen mit den Erben zu sichern.

Quellen-Dokumente

  • Archiv Scheida, Erinnerungen, Digitalfotos, Tondokument 11/2011.
  • http://www.orth.at/Seiten/030_Gemeinde/035_2_Zeitung/PDF_ab_2012/2021_1.pdf zum Ableben Karl Reisinger
  • http://www.orth.at/Seiten/030_Gemeinde/035_2_Zeitung/PDF_ab_2012/2016_3.pdf zum Ableben Rosa Reisinger
  • https://www.fadenbach.at/news.php; Autor u.a. Karl Reisinger um 2003 ff.
  • http://www.orth.at/Seiten/030_Gemeinde/035_2_Zeitung/PDF_ab_2012/2015_1.pdf Rosa Reisinger 85er
  • http://www.orth.at/Seiten/030_Gemeinde/035_2_Zeitung/PDF/gemz2_10.pdf Rosa Reisinger 80er
  • http://www.orth.at/Seiten/030_Gemeinde/035_2_Zeitung/PDF/gemz4_11.pdf Karl Reisinger 85er

(C) Wolfgang Scheida 5/2023, Nachtrag 6/2023

Erinnerungen an Ferdinand Karl KITTEL 1906 – 1961

Das Umfeld

Wenngleich ich ihn zwar nie persönlich kennengelernt hatte, war und ist Ferdinand Karl Kittel ein aus dem erweiterten Familienumfeld stammendes für mich aufgrund von erhalten gebliebenen Dokumenten und Unterlagen gut nachvollziehbares Beispiel für die angespannte wirtschaftliche Situation der Zwischenkriegszeit im Österreich der 1930er Jahre mit 4 1/2 Jahren Arbeitslosigkeit zudem während seiner besten Jahre, die zu den bekannten Ereignissen, Stichwort „Anschluß“ ab 1938 und in Folge in den Zweiten Weltkrieg führte.

Aus einer plötzlich positiven Wendung seiner wirtschaftlichen Situation wurde nach bzw. aufgrund des Krieges letztlich eine nicht verkraftbare gesundheitliche Entwicklung die leider zum vorzeitigen Tod führte.

Ein Ableben, das meine „Tante Franzi“, Frau Franziska geb. Forster, verwitwet (geschieden?) nach Resuzka und Kittel zudem zur Witwe und damit für fast 40 weitere noch verbleibende Lebensjahre alleinstehend machte.

Auch, und insbesonders ihr ist ein weiterer Erinnerungseintrag gewidmet.

Lebensstationen von Ferdinand Kittel

EreignisZeitOrtSonstigesDokument
Geburt28.6.1906Wien
Lehre Schlosser Franz Kolaus15.1.1921 – 15.1.1924WienLehrvertrag
Bundesheer7.4.1926 – 31.1.1934
Trauung 114.2.1932 bis 14.2.1936WienAnna Pein, verweis auf Kittel Karl Schlossermeister Wien 8, Klamat Robert, Kanonier Wien 11, Trauungsschein/Scheidung
Schlosser4.7.1938 – 30.9.1938Staatsfabrik/OstmarkwerkeZeugnis
Deutsche Wehrmacht9.1.1939 – 10.2.1939Frankfurt/OderEntlassung aus dem Heer als ObergefreiterFührungszeugnis
Deutsche Wehrmacht10.11.1939 – 31.8.1940Annahme Polen mit anschließender Abrüstung nach dem Frankreichfeldzug (?)
Deutsche Wehrmacht15.9.1940 – 4.4.1945Ostfeldzug ?
Gefangenschaft5.4.1945 – 5.1.1946Wo?
Schlosser Schnitzer28.1.1946 – 10.5.1946Wien 17Zeugnis
Schlosser Josef Böhm20.5.1946 – 11.3.1950Wien 17Zeugnis
Schlosser Putz27.3.1950 – 10.10.1958Wien 7Zeugnis
Ministerium Landesverteidigung15.10.1958 – WienDienstvertrag als Schlosser. Als Invalide versichert (!)
Trauung 2 1958 – Wien

Der Künstler ?

Nicht selbstverständlich sind die erhalten gebliebenen Zeichnungen aus seiner wohl Berufsweiterbildung beim damals noch österreichischen Bundesheer 1931 aber auch den Stunden in denen er sich arbeitslos die Zeit vertreiben musste.

Ehelichung mit Anna Pein

Ferdinand Kittel war zuvor vom 14.2.1932 bis 14.2.1936 mit Anna Kittel, geborene Pein, Hausbesorgerin verheiratet. (Scheidungszeugnis).

Auf ein Kind (1961 wird Erich Kittel genannt) wird darin nicht eingegangen.

Zu dieser Zeit lebte er Arbeitslos mit ihr in Wien 4, Margarethenstrasse 31.

Foto: Ferdinand Kittel Links im Bild. Rechts oben der MINERVA 405 Radioapparat

Ehelichung mit Franziska Forster,

„Immer schon“ wohnhaft in Wien 16, Rankgasse 19/Stiege 1/13 in einer kleinen geschätzt 30 m² großen Küche Zimmer Wohnung, zum Zeitpunkt ihres Einzuges in den 1930er Jahren relativ gesehen kostengünstig da schon außerhalb des Wiener Gürtels und sogar noch weiter außerhalb der Wattgasse mit der einstigen Stadtbahnlinie liegend subjektiv am „Ende von Wien“ liegend.

Foto: Hochzeitsbild Franziska Forster, geschiedene Rerucha, und Ferdinand Kittel

Eine Substandard Wohnung wie man spätestens ab den 1970er Jahren sagen würde als Wohnungsmodernisierungen nach und nach angesagt waren.

Das Vermächtnis – als Schriftgut (gemischt mit Nachlaß Franziska Kittel, geb. Forster sowie Marie Kittel)

  1. Starkkarton Künstlermappe
  2. 18 x Werkzeichnung aus 1931/32 sowie Stilblüten 1937
  3. Brief Magistrat der Stadt Wien, Wr. Zentralfriedhof an Frau Kittel vom 12.6.1962:
  4. Dazu Hinweis auf Grabstelle von Marie Kittel, seiner Mutter Gruppe 183-A-Nr. 78, 22 184
  5. 2 A 665/61-4 In amtlich sachlich, fast scharfen Ton der Beschluß des Bezirksgerichts betreffend der Verlassenschaft im Wert von rund öS 3.000,- Schilling und wie die Witwe damit zu verfahren hat. Die bisherige Arbeitgeber die Leitung der Waffenanstalten, Verwaltungsstelle (R) , Wien 14, Leyserstraße 19, wird angewisen die Beträge freizugeben.
  6. 1995 Eine Grußkarte der Koglers an Tante Franzi, Die Briefmarken hat sie für wem auch immer da schon ausgeschnitten gehabt
  7. Rechnung samt Durchschlag der Wiener Stadtwerke zu den Bestattungskosten für Ferdinand Kittel vom 3.8.1961 über öS 5.838,30 Schilling
  8. Amtsquittung an Ferdinand Kittel aus 30.11.1969 zur Verlängerung der Grabstelle aus 1944 von Marie Kittel bis zum 21.12.1969 für öS 160,- Schilling.
  9. Zahlungsquittung an Franziska Rezucha über öS 1.943 Schilling für ein Produkt von Elektrolux vom 31.12.1957
  10. Bedienungsanleitung für den Electrolux Modell 70 Staubsauger – Der Superreiniger der Zukunft
  11. Reparaturrechnung zu Elctrolux vom 13.1.1972 über öS 670,- Schilling
  12. Empfangsschein über öS 79,35 Schilling vom 28.9.1961 an den Notar Dr. Viktor Müller, Wien
  13. Infozettel der MA 43, Wr. Zentralfriedhof zur Beerdigung von Ferdinand Kittel am 28.7.1961; Verweis auf Beerdigungstag von Marie Kittel am 28.12.1944
  14. Sterbeurkunde samt Stempelmarken, zweifach zu Ferdinand Karl Kittel 23.Juni 1906 bis 24.Jili 1961, Todesursache: Myocardleasion
  15. 12 x Feldpost Vordruckzettel A5 unbeschrieben
  16. 12 x Bank Austria Kontoauszuüge aus 1995/96
  17. 2 x Papierbogen gefaltet unbeschrieben A2 Format OE 1660, Ocean-Export-Kanzlei 70x100cm 60kg in Schutzumschlag
  18. Ehrenurkunde 40 Jahre Gewerkschaftsbund, Franziska Kittel, 1992, A3 gefaltet,
  19. Rote Mappe A4 40 ÖGB
  20. Umschlag mit Kohlepapier, Blaupapier udn Lohnabrechnung von Unbekannt, Öst. Nationalbank
  21. Postkarte ungeschrieben zu Ein frohes Jahr
  22. Shell Österreich Plan , Wien Plan gefaltet
  23. Wienplan Vienna gefaltet
  24. s/w Foto Mädchen sitzend mit Katze, unbeschriftet
  25. Postkarte: Österreichische Bundeshymne, Ostmärkisches Weihelied, ungelaufen
  26. A4 Schreibblock ungecshrieben div. Blätter
  27. Konvolut Briefpapier, Luftpost, Kuverts etc. in Folie
  28. Karton A4 mit A3 Text: Eine alte Frau aus unserem Bezirk erzählt (ohne Datum)